Beiträge von Camillus Matinius Plautius

    Hm, immer noch weg? Das war schlecht. Jetzt stand Plautius mal wieder vor der schweren Frage der Zuständigkeit und der Vertretungsvollmacht. Wer stand höher im Rang bei Personalfragen? Er würde also erst einmal zu Tribun Iulius Seneca gehen. Der würde ihn ggf. immer noch an den Primus Pilus weiterleiten könnn, der dann sicher aber Rücksprache mit dem Legatus halten würde. Oh Mars, hilf mir. Verdammte Bürokratie.


    Plautius machte sich auf den Weg zu dem Tribun.

    Optio Plautius betrachtete den Kampf schon längere Zeit still und leise und wandte sich an den Optio neben sich und meinte laut. "Der Junge verliert zu viel Boden und lässt sich zu sehr treiben. Er sollte entweder massiv auf Ausdauer setzen - die Kraft der Jugend gegen einen alten, sichtlich erschöpften Centurio - oder alles auf ein riskantes Manöver setzen und damit Centurio Vitamalacus schlagen. Der Centurio ist total unflexibel, wenn man ihn mit etwas konfrontiert, das vom Standard abweicht."


    Plautius lächelte =) und der Optio neben ihm lächelte ebenfalls aufmunternd. =) Beide beobachteten sie Lupus aufmerksam.

    "Hm, falls du es vergessen hast. Die Stadt da hinten ist nicht Roma. Es gibt dort keinen richtigen Buchhändler. Ich beziehe meine Bücher, Schriftrollen, Tinte und Papyrus von einem dubiosen Händler namens Aron, einem Christen! Du weißt schon. Diese fanatische Sekte, welche eine ganze Reihe sonderbarer Gebote hat und die Existenz der Götter leugnet, indem sie behaupten, daß es nur einen Gott gibt. Aber er ist der Einzige, der ab und an Bücher und Schriftrollen hat. Die Auswahl ist bescheiden. Oder diese aus Roma gegen einen horrenden Preis besorgt. Dafür ist die Nachfrage bescheiden und er kommt mir ab und an im Preis entgegen."


    Plautius trank einen Schluck.


    "Allerdings wollte ich meinen Bruder Agrippa bitten mir etliche Bücher zu schicken. Vor allem Taktik, Militärgeschichte und Biographien. Ich kann also noch Wünsche auf die Liste setzen. Dein Sohn Lupus schien mir auch schon interessiert auf meine wenigen Bücher zu schielen. Kann er überhaupt lesen und schreiben? Viele Legionäre können das nicht gerade sonderlich gut und lernen es erst hier. Oder Griechisch?


    In meiner Unterkunft habe ich einige Schauergeschichten aus Thessalien, den Gallischen Krieg, eine Biographie von Alexander dem Großen. Etwas über Ackerbau, Gedichte und 2 Kochbücher. Dazu 2 mittelmäßige Werke über Militärgeschichte und Taktik. Und ein langatmiges Werk über die römische Geschichte. Der Verfasser schreibt aber etwas einseitig. Man muß also etwas objektiver lesen. Mein größter Stolz ist eine Art Wörterbuch - Latein-Germanisch, das ich selbst begonnen habe. Besser bestückt bin ich mit 6 Büchern über Architektur."


    Er wies auf die Bücher auf dem Stapel.


    "Die hier wollte ich zurück geben. Sehr trockene Literatur. Philosophie: Demokrit, Sokrates, Platon, Aristoteles - aber alles in Griechisch und sehr komplex. Von Cicero habe ich hier eine sehr abgegriffene Zusammenfassung seines Wirkens. Ist etwas mitgenommen, da ich die im gallisichen Regen schon im Gepäck hatte. Du siehst dich also dem Besitzer der vermutlich größten Bibliothek von Germanien gegenüber. =) Womit auch die Frage geklärt ist, wo mein Sold bleibt und warum ich dauernd Pleite bin. Sonst noch Wünsche deinerseits?"


    Plautius notierte sich die von Vitamalacus genannten Bücher und Autoren auf einer kleinen Wachstafel.

    Plautius stand alleine auf dem Exerzierplatz, was nicht sehr verwunderlich war, denn es war später Abend. Wieder und wieder übte er mit Gladius und Scutum Schlagkombinationen an einem Holzpfahl.


    Lucidus Brutus, der alte Optio, trat leise zu Plautius und zog sein Gladius. Dann rückte er seinen Scutum zurecht und wies Plautius an Kampfaufstellung zu nehmen.


    "Was geht in Dir vor, Optio? Du erinnerst mich mehr und mehr an Centurio Tiberius Vitamalacus. Du hast einen unruhigen Blick bekommen und bist hart geworden in den letzten Wochen. Hart und emotionslos." brummte der alte Optio.


    Der Optio griff schnell und hart an, aber Plautius parierte und konterte. Die Klingen prallten funkenschlagend aufeinander.


    "Du machst deine Aufgaben gut und ohne zu klagen. Du bearbeitest zusätzlich Aufgaben in Architektur, interessierst dich für den Bau von Strassen, Militärlagern und Kriegsmaschinen. Du bist schweigsam. Und doch brodelt es in Dir. Was ist es? Sind es die Gespenster der Vergangenheit? Die Toten der Schlachten in denen du gekämpft hast."


    Plautius griff schweigend an und es wurden mehrere harte Schlagwechsel geführt, aber keiner gewann die Oberhand.


    "Ist es der Winter und das Lagerleben? Oder der Durst nach Blut und neuen Schlachten?"


    Die Kämpfer schenkten sich nichts und bald waren Schilder und Klingen schartig und langsam merkte Plautius wie seine Arme und Beine müde wurden. Auch der alte Optio keuchte. Wieder und wieder griffen sie einander an.


    "Oder ist der Umstand, daß du mehr und mehr Befehlsgewalt bekommst und Männer ausbilden sollst von denen viele in der nächsten Schlacht sterben werden. Egal wie gut du sie ausbildest, weil die Götter ihr Leben fordern?"


    Plautius stoppte einen kurzen Moment, wodurch er beinahe enthauptet worden wäre. Im letzten Moment konnte er seinen Scutum hochreissen.


    "Ah, ich sehe du versuchst den Willen der Götter zu ergründen. Nun, lass Dir von einem alten Optio gesagt sein, daß du gegen den Willen der Götter nichts ausrichten kannst. Aber ich glaube, selbst die Götter können nicht auf alle gleichzeitig schauen können. Und jene, auf denen nicht der Blick der Götter ruht, jene kannst du so gut ausbilden wie es Dir möglich ist. Vielleicht lernen sie genug von Dir und du bringst Ihnen genug bei um einen solchen Moment dann zu überleben. Aber du kannst nicht alle retten und du mußt bedingungslos bereit sein sie in den Tod zu führen. Der Legatus Legiones ist das, der Primus Pilus, die Centurionen, ich und auch du wirst es sein müssen. Aber auch ich stand einmal dort wo du stehst udn dachte darüber nach. Jeder Befehlshaber tat das irgendwann. Und der Umstand, daß wir darüber nachdenken unterscheidet die Guten von den weniger Guten. Gegen die Götter und das Schicksal können wir als Ausbilder und Offiziere nicht gewinnen. Es sei denn man ist selber ein Gott. Denke darüber nach."


    Der alte Optio wandte sich an und ließ Plautius stehen.

    "Ich brauche noch einen "Ausgehschein" von meinem Centurio. Ich muß in die Stadt und schauen, ob ich bei ... hm, der Name ist nicht wichtig (Plautius macht eine abwertende Handbewegung), ein neues Buch und Schriftrollen bekomme. Die hier schicke ich mit einigen Andenken zurück nach Tarraco, wenn morgen unser Zahltag war.


    Außerdem wollte ich mal auf die Jagd gehen. Die germanischen Wälder sollen voller Wildschweine und Hirsche sein. Kann dein Sohn jagen? Und willst du mitkommen?"

    “Mein entfernter Verwandter, Matinius Procolus, ist seit längerer Zeit Probatus der Legio IX Hispania. In dieser Zeit hat die Legio ihn ausgebildet, er hat die Schule besucht, er wurde von ihr eingekleidet und mit Nahrung versorgt. Dazu die Möglichkeit die Thermen zu Nutzen, ein Dach über dem Kopf und medizinische Versorgung. Aber trotz mehrfacher Aufforderungen hat er seinen Eid noch nicht abgelegt. Und seid längerer Zeit wurde er auch nicht mehr bei Arbeiten gesehen worden. Ich würde ihn gerne durch die Lagerwache als “Zivilist” im Lager, der sich Dienstleistungen der Armee erschleicht, verhaften lassen. Aber das kann ich ja schlecht selber machen.”

    Plautius trank einen Schluck Wein.


    "Zunächst noch eine andere Sache. Du meintest doch einmal, daß die Leute pro erlegter Ratte Wein bekommen. In dem Fall sind Mela und Crispus auf Wochen betrunken. Hier meine Liste der erlegten Ratten. Am Besten besorgst du den Wein in Fässern. In Lagerhaus XXXIV kannst du dann gerne einlagern."


    Plautius überreichte Vitamalacus einen kleinen Handzettel mit Namen und Rattenzahlen.

    "Das ist nicht wichtig, Mann, das war ich auch nicht als ich vor 10 Jahren eintrat. Dann mal rein mit Dir und sieh zu, daß du schleunigst zur Principia kommst. Dort meldest du dich im Rekrutierungsbüro. Der Primus Pilus oder ein zuständiger Offizier werden sich um dich kümmern. Und nimm dort dann gefälligst Haltung an. Mit so einer Haltung wie jetzt wirst du bestenfalls als Stallbursche eingestellt. Bauch rein, Brust raus, Rücken gerade, Füsse zusammen! Und jetzt rein bevor wir es uns anders überlegen!" brummte die Wache streng und lächelte dann freundlich.

    "Bitte nur einen kleinen Becher Wein. Ich fühle mich in der letzten Zeit einfach zu abgespannt und möchte daher zu große Mengen Wein meiden."


    Plautius setzte sich und packte den Stapel Bücher und Pergamentrollen auf den Tisch. Dann zog er 2 Blätter daraus hervor.


    "Es geht zum einem um den Bericht bezüglich der Vorratshäuser. Und zum anderen um meinen Verwandten, den Probati Matinius Procolus."


    Er legte einen Bericht auf den Tisch.


    Zustandsbericht der Vorratshäuser:
    Alle Vorratshäuser wurden von Ratten gesäubert.
    Bei der Rattenjagd hoben sich die Probati Crispus und Mela in der Einsatzbereitschaft, dem Erfolg und der Ausdauer deutlich von den anderen Beteiligten hervor.
    Vorhandene Löcher wurden abgedichtet und repariert um den Nagern ein erneutes Eindringen zu erschweren. Der Boden aller Vorratslager wurde mit einem Ziegelsteinboden und einer dünnen Estrichschicht versiegelt. Ziegelreserven, Sand- und Kiesvorräte wurden dabei erheblich reduziert und sollten bei nächstmöglicher Gelegenheit aufgestockt werden. Die Dächer wurden überprüft und sind ebenfalls dicht.
    Die eingelagerten Vorräte reichen nach Abzug der "rattengeschädigten" Lebensmittel bei derzeiger IST-Stärke der Legio bis zu den Iden des März ohne weitere Rationalisierung.
    Die betroffenen Lebensmittel wurden aussortiert und warten in einem gesonderten Schuppen auf ihre Verbrennung. Befehl zur Vernichtung wird erbeten.


    Folgende Probleme zeichnen sich derzeit ab:
    1. Die Schneelast drückt erheblich auf den Dächern der Vorratslager. Vorschlag: die Dächer weitmöglichst mit Schaufeln vom Schnee befreien. Einsatz von Probati.
    2. Lebensmittel müssen nach den Iden des März bei gleichbleibendem Verbrauch rationalisiert werden. Vorschlag: Ergänzung der Lebensmittelvorräte durch einen Jagdeinsatz erfahrener Männer in den germanischen Wäldern zwecks Frischfleisch. Desweiteren Fischfang auf dem Fluss mittels Netzen und Fischerboote.
    3. Die Rattenplage betraf konzentriert 3 Vorratshäuser. Alle in unmittelbarer Nähe zum Misthaufen von den Ställen gelegen. Weiterhin entsorgen die Legionäre dort ihren Abfall. Vorschlag: Verlagerung der Misthaufen und Abfälle außerhalb des Lagers. Nachträglicher Bau von Sickergruben und eines provisorischen Abwasserkanals im Frühling.


    gezeichnet: Optio Camillus Matinius Plautius, Legio IX, Germania


    "Und das ist schon die Kurzfassung!"

    Die Wache musterte den Neuankömmling streng.


    "Bist du ein Verwandter der Centurionen Tiberius Vitamalacus und Tiberius Germanus und willst zu denen? Oder willst du hier Probati bei der besten Legion der Imperiums werden?" grummelte die Wache und schaute noch strenger.


    Die anderen Wachen musterten den Mann mit schlecht gelaunten Gesichtern.

    Optio Plautius inspizierte die Vorratslager. Die Rattenplage war beseitigt worden bzw. intensiv eingedämmt worden. Schmunzelnd dachte er an die Leistungen der Probati Mela und Crispus und den vielen Wein, den es jetzt für sie geben würde. Eine Zeit lang hatte er vermutet, daß die beiden erfolgreichen Rattenjäger irgendwo im Lager eine heimliche Rattenzucht hatten, so erfolgreich wie sie als Jäger waren.


    Der Boden aller Vorratshäuser war mit einem festen Ziegelboden versehen worden. Da kam keine Ratte mehr durch. Alle Löcher waren gestopft worden und die Rattenzahl dezimiert worden. Auch war ein weiteres Übel von Plautius erkannt worden. Das würde er als nächstes angehen. Die betroffenen Vorräte waren relativ gering und die Plage hatte sich im Wesentlichen auf 3 Häuser konzentriert.


    Jetzt machte er sich Sorgen über den vielen Schnee auf einigen der Dächer. Man würde Maßnahmen ergreifen müssen.



    Probati! Alle angetreten bei dem Vorratshaus Nummer XXII !

    Plautius inspizierte müde die Produktionsstätten. Es gab genügend Ziegel für weitere Gebäude auf Vorrat. Genügend trockenes Brennholz war auch da. Es würde knapp bis zum Ende des Winters reichen. Sofern der nicht länger als geplant dauern würde. Dazu ein Riesenberg mit Ziegelresten und kaputten Tonstücken und Scherben, die man im Frühjahr verbauen würde, wenn man im Lager richtige Strassen bauen sollte. Gut, gut.

    Plautius betrat die Latrinen und studierte, was die Legionäre so alles an die Wand geschrieben hatten. Dann verrichtete er sein eigentliches Anliegen und nahm einen Kohlenstift aus der Tasche. Er verewigte sich auf der Wand.


    WIE IMPERATOR ULPIUS SITZ ICH HIER. DIE REPUBLIKANISCHE MASSE UNTER MIR!



    Vor den Latrinen wandte er sich an Probatus Lupus. "Wenn du die Latrinen geleert hast, dann besorge dir einmal vorsorglich Kalk, Eimer und Pinsel. Sobald es trockenes Wetter gibt und es nicht mehr so feucht ist, wirst du die Wände der Latrinen ordentlich kalken. Diese ganzen Schmierereien und Schmähungen über die Offiziere sind eine Schande für die Männer dieser Legion.

    Sim-Off:

    Geduld ist eine mächtige Waffe, mein junger Padawan. =)


    Optio Plautius betrat mit tadellos sitzender Ausrüstung gemessenen Schrittes (wenn auch leicht hinkend) das Forum und ließ einen kurzen Blick über die Reihen der Männer schweifen. Sein Gesicht war blass und hager geworden. Dunkle Ringe zeichneten sich unter den Augen ab. Er warf dem Centurio einen kurzen Blick zu und reihte sich dann ein.