Beiträge von Decima Alessa

    An nichts konnte sie sich besser erinnern, als an den Abend, in dem ihr das peinlichste Missgeschick ihre Lebens passiert war. Dennoch war sie für diesen Augenblick dankbar, denn wären sie sonst ins Gespräch gekommen? Sie bezweifelte es.


    Ebenso musste sie feststellen, dass sie kaum etwas von ihm wusste. Als er zu ihr herüber kam, schien ihr Herz stehen zu bleiben, doch fasste sie allen Mut zusammen und sprach ihn an. "Avitus! Welch Überraschung euch hier zu sehen!" was anderes hätte sie sagen sollen?

    Ihre Gedanken nun neu sortiert und voll neuer Hoffnungen, Träume und Wünsche öffnete sie ihre Augen und erhob sich. Sie wusste nicht genau was es wahr, aber sie hatte das Gefühl beobachtet zu werden.
    Als sie sich jedoch etwas unauffällig umsah, konnte sie so niemanden erkennen, der sie explizit ansah.


    Sie schüttelte ihren Kopf um sich von dem unwohlen Gefühl zu befreien und drehte sich um. Gerade als sie auf den Ausgang, der noch einige Meter vor ihr lag, zuhielt, machten ihre Augen eine unverhoffte und überraschende Entdeckung. Schlagartig blieb sie stehen und sah in Avitus' Augen. Sie war bewegungslos. War das etwa ein Zeichen der Göttin gewesen, dass sie ihn hier wiedersehen würde? Schnell schickte sie in Gedanken einen Gruß der Dankbarkeit an die Göttin Venus und lächelte Avitus unbeholfen zu.

    Lange saß Alessa mit geschlossenen Augen im Tempel. Den Trubel um sie herum nahm sie kaum wahr so vertieft war sie in ihre Gebete und ihr Gespräch mit der Göttin.
    Es ging um ihren Vater und dass sie hoffte, dass es ihm gut ging und sie ihn vermisste. Und dann waren da noch ihre zerstreuten Gefühle, was Meridius und diesen Avitus anging. Innerlich flehte sie die Göttin an, dass sie ihn wiedersehen würde, doch wie hoch war die Chance schon? Er war einer von vielen in Rom. In einer Großstadt wie dieser, mit ihren zahlreichen ländlichen Provinzen, verliefen sich die Leute schnell und man sah bekannte Gesichte gerade einmal auf Festen.


    Sie seufzte und schloss ihre Gedanken ab, einen Moment hielt sie jedoch noch inne.

    Freudig umarmte Alessa ihre Freundin und drückte sie fest an sich. "Oh, du weist nicht, wie sehr mich das für dich und auch für Cicero freut." lachte Alessa und löste sich wieder von Fannia.


    "Gut, schone dich so gut du kannst. Ich denke meinen Auftrag kannst du ohne weiteres ausführen und dann ruh dich viel aus. Tut mir leid, wenn ich dich schon wieder fortschicke, aber ich möchte noch in die Stadt und rechtzeitig zum Abendessen zurück sein." erklärte sie.

    Fröhlich lächelte Alessa die junge Sklavin an. "Ja, komm nur herein!" bat sie. "Wir haben einen Gast, ihr Name ist Valeria. Könntest du ihr etwas Wasser und ein paar Früchte auf ihr Zimmer bringen?" wies sie Fannia an.


    Dann trat sie auf das Mädchen zu und nahm ihre Hände. "Sag, wie geht es dir? Seit meiner Ankunft in Rom habe ich kaum mit dir sprechen können. Ist wahr, bist du wirklich schwanger?"

    ...war Alessa nun auch in ihr Zimmer gegangen. Sie plante noch einen abendlichen Spaziergang in der Stadt und wollte dem Tempel der Venus einen kleinen Besuch abstatten. Sie war ja schließlich die Göttin der Liebe und Alessa diente ihr. Vielleicht würde sie dort Antworten für auf ihre verwirrten Gefühle und Gedanken finden.


    Sie rief noch rasch Fannia zu sich, damit sich diese um Valeria kümmern würde, wie sie es versprochen hatte.

    Alessa lächelte sie freundschaftlich an und nickte zustimmend. "Ja das glaube ich auch. Und darüber freue ich mich wirklich sehr." fügte sie hinzu.


    "Wenn du etwas brauchst, fühl dich wie Zuhause und ruf nach Cicero oder Fannia, sie werden dir sicher weiterhelfen. Natürlich kannst du dich auch jederzeit an mich wenden." bot sie an.


    "Ruh dich aus und vielleicht sehen wir uns später zum Essen nocheinmal" schloss sie ihre Worte und verabschiedete sich von Valeria.

    Alessa nickte verstehend. "Natürlich... du hast schon recht, dass ist allerdings komisch, wenn du auf einmal das Gegenteil behauptest. Dennoch glaube ich, dass er ein Mensch ist, mit dem man reden kann." zwinkerte sie ihrer neugewonnenen Freundin zu.


    Eh sie sich versah, kam diese auf sie zu und umarmte sie. Herzlich erwiderte Alessa die Umarmung und lächelte Valeria zuversichtlich an.
    "Du musst dich doch nicht bedanken" entgegnete Alessa und musste schmunzeln, als Valeria sie auf Meridius ansprach.


    "Es kann sein, dass ich das tue. Aber es ist höchstens eine Schwärmerei...ich bin keineswegs verliebt in Meridius, wenn du das meinst." lachte sie. "Keineswegs kann ich leugnen, dass er ein gutaussehender Mann ist und durchaus liebenswerte Seiten an sich hat, aber da ist zu einen schon mal unsere Blutsverwandschaft und dann.. dann könnte ich es mir auch kaum vorstellen, dass ich mit jemanden wie ihm glücklich werden könnte. Er sieht mir zu vielen Frauen hinterher." grinste sie neckisch.


    Sie überlegte, ob sie mit Valeria über Avitus sprechen sollte oder nicht. In Tarraco hatte sie ja schon mit Lucilla darüber geredet. Aber war das alles eigentlich spruchreif, dass sie alle schon damit einweite, was sie für den eigentlich Unbekannten empfand. Sie entschied sich erst einmal nichts zu sagen und abzuwarten, ob sie ihn in näherer Zukunft überhaupt wiedersehen würde.

    Alessa widersprach Valeria "Woher willst du wissen, ob es rechtens ist? Dass ihr wirklich Cousin und Cousine seit, weist du ja nicht sicher, also gibt es dennoch Hoffnung, denkst du nicht auch?" fragte sie.


    "Wie hat denn Livianus reagiert, als er euch erwischt hat?" fragte sie nach. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Livianus übel reagiert hatte, er war doch so ein guter Kerl.


    Sie streckte ihre Hand aus und nahm die von Valeria. "Hab keine Sorge, so lange ich hier bin, werde ich dir helfen, wo ich kann und wenn es sein muss, Meridius gut zusprechen." bot sie an und lächelte vertrauensvoll. "Du kannst dich jederzeit an mich wenden und ich werde dir gerne zur Seite stehen, wenn du dich fürchtest mit Meridius alleine zu sprechen!" entgegnete sie und stand dann auf.


    "Jetzt solltest du dich ausruhen. Ich werde Fannia bescheid sagen, dass sie dir Wasser und ein paar Früchte bringen soll." mit diesen Worten ging sie zur Türe.

    Doch die Neugier lies Alessa weiterfragen. "Was war dann? Ich...ich meine, wenn ihr euch liebt, warum seit ihr nicht zusammen? Und vor allem, warum suchst du ihn dann?" fragte sie und hatte dennoch ein verständliches Schimmern in ihren Augen.


    Irgendwie konnte sie verstehen, was über Valeria gekommen war, als sie Maximian geküsste hatte und sich danach in ihn verliebt hatte. Eines musste sie ihrem Großcousin zugestehen...er war gut im Geheimnisse hüten, sie hatte rein gar nichts davon bemerkt, dass er überhaupt in irgendjemand verliebt war. Ihr Blick fiel kurz auf die Kette, die Meridius ihr geschenkt hatte und die sie seit diesem einem Tag nicht mehr von ihrem Hals nahm. Kurz schloss sie in Gedanken die Augen, wo Avitus wohl war? Würde sie ihn wiedersehen oder war es ein einmaliges Treffen gewesen?


    Sie schüttelte kurz den Kopf und versuchte ihre Gedanken zu ordnen, dann sah sie wieder zu Valeria. "Verzeih, ich war kurz in Gedanken..." erklärte sie verlegen. Warum nur wurde sie immer wieder an Avitus erinnert, wenn sie mit einer anderen Frau über Männer oder die Liebe sprach? "Ich kann sehr gut verstehen, dass du dich in ihn verliebt hast. Er ist noch hübscher als sein Vater und ein wahrhafter Engel." lächelte Alessa.

    Im Zimmer von Valeria angekommen, zeigte Alessa ihr ersteinmal alles, dann schloss sie die Tür und setzte sie mit ihr an eine Sitzgruppe. "Wenn du möchtest, kannst du mit mir darüber sprechen. Du kannst dir gewiss sein, dass es nur zwischen uns beiden bleibt. Dennoch kann ich aber auch verstehen, wenn du es nicht möchtest. Schließlich kennst du mich ja erst seit heute." lächelte Alessa aufmunternd.

    Verständnisvoll lächelte Alessa ihr Gegenüber an. "Keine Sorge, von mir erfährt niemand etwas." schwor sie. Nachdem Cicero gekommen war und ihnen mitgeteilt hatte, dass bereits ein Zimmer für Valeria hergerichtet worden war, beschloss Alessa das Gespräch dorthin zu verlegen.


    "Ich bringe sie selbst zu ihrem Zimmer, danke Cicero" mit diesen Worten schickte sie den Sklaven fort und wand sich wieder an Valeria. "Komm, wir reden dort weiter...die Wände haben Ohren hier." flüsterte sie und sah sich verstohlen um.

    Alessa seufzte kurz schwermütig. Es nützte nichts, sie würde irgendwie immer wieder daran erinnert werden, dass ihr Vater nicht mehr unter den Lebenden weilte und musste sich damit abfinden.
    "Es ist schon in Ordnung, ich habe damit gerechnet, dass du es nicht weißt" antwortete sie. "Dafür kennen wir uns zu wenig" meinte sie erklärend.


    Kurz darauf stand sie auf "Gut, dann werden wir dir ein Zimmer bereiten" lächelte Alessa und rief Cicero zu sich.
    Nach den letzten Worten von Valeria, sah Alessa sie schräg an und fixierte sie. Konnte es sein, dass Valeria etwas für Maximian empfand? Auffällig oft sprach sie über ihn und fragte nach ihm. "Nein, leider weis ich es nicht" antwortete sie ehrlich. "aber ich denke schon." eine kurze Pause entstand. "Du magst Maximian, nicht wahr?" platzte sie nun doch heraus. "Denn das du mit Meridius über dein Problem sprechen musst, ist mir klar, aber mit Maximian?" fragend sah sie die junge Frau an.

    Alessa lächelte Valeria zu. Sie meinte es wirklich gut und ehrlich mit Valeria und irgendwie gehörte sie jetzt schon zur Familie, obwohl Alessa sie nicht kannte und Valeria gar nicht wusste, ob sie wirkllich eine Decima war.


    "Du musst dich nicht bedanken, es ist eine Selbstverständlichkeit. Auch, wenn das manche vielleicht nicht so sehen würden.
    Die Feierlichkeiten der Beerdigung meines Vaters sind schon vorüber, aber Meridius hatte geschäftlich noch etwas zu erledigen. Maximian habe ich zuletzt in Tarraco gesehen, aber ich glaube gehört zu haben, dass er schon vor seinem Vater wieder abreisen wil. Ich bin mir aber nicht sicher." erklärte Alessa. Dann wechselte sie das Thema.
    "Bist du müde oder hungrig? Ich kann dir ein Zimmer herrichten und etwas zu essen bringen lassen. Oder möchtest du ein Bad nehmen?"

    Anders als sich Valeria es sich wahrscheinlich dachte, verstand Alessa sehr wohl, was in ihr vorging.
    "Mach dir keine Sorgen. Ich denke du solltest dich erst einmal ausruhen und ich werde sehen, was ich für dich tun kann. Vielleicht kann ich herausfinden, wo sich Meridius oder Maximian momentan aufhalten." erklärte sie und schenkte ihrem gegenüber ein freundliches und fürsorgliches Lächeln.


    "Ich kann sehr gut verstehen, dass du durcheinander bist. Das wäre ich wohl auch. Mein Beileid wegen deiner Mutter"

    Gemeinsam betraten sie das Atrium und suchten sich einen Platz zum niedersetzen. Alessa bot mit der Geste ihrer Hand, der jungen Frau platz zu nehmen. "So...nun, ersteinmal möchte auch ich meinen Namen nennen. Ich bin Alessa, die Tochter des verstorbenen Proximus. Wie euch Cicero wahrscheinlich schon mitgeteilt hat, ist Meridius tatsächlich noch in Tarraco und es ist noch nicht gewiss, wann er wiederkommen wird. Dennoch seit ihr natürlich willkommen in unserm Haus. Ich denke Livianus wird auch nichts dagegen haben.
    Ihr seit auch eine Decima?"