Beiträge von Tiberius Annaeus Sophus

    "Er hat gegen die Barbaren gekämpft... oh ja, die Schrecken Roms, die Barbaren des Nordens. Wie viel Blut fließt dort für den Erhalt dieses Imperiums... aber scheinbar ist es notwendig. Die Germanen scheinen nie aufzugeben, nie müde zu werden, Roms Grenzen anzugreifen."


    Er nahm den Kern der Pflaume in seiner Hand aus der Frucht, legte ihn auf einen Teller und aß dann den Rest, nachdenklich ein kurze Zeit schweigend.


    "Ich bin kein Freund des Krieges, aber angesichts der Jahrhunderte, die Rom sich verteidigte und angesichts der Angriffe, die diese Barbarenvölker gegen Rom durchführten, ist es mir unmöglich, den Mut der Soldaten nicht zu würdigen. Wie könnte ich demjenigen seinen Hieb mit dem Schwert vorwerfen, der weiß, dass, wenn er nicht tötet, hunderte von Römern mit ihm sterben und Roms Glorie in den Flammen untergeht?"

    Tiberius hob ein wenig die Augenbrauen.


    "Bei den Soldaten... von den Tiberien? Ein Patrizier? Erstaunlich. Er muss sehr mutig gewesen sein."


    Er griff nach einer Pflaume und biss ein Stück ab.


    "Ein Andenken für die Nachzeit, die Nachfahren. Das ist gute römische Tradition, es freut mich zu hören, dass dies noch nicht in Vergessenheit geraten ist."

    Tiberius nickte.


    "In der Tat. Nun, wenn ihr gestattet, diese Frage zu stellen, man sagte mir, ihr hättet viel Geld in den Bau gesteckt. Es ist nun keine Kleinigkeit, ein Capitolium bauen zu lassen. War dies alles ein Zeichen der Hingabe für die Götter oder steckt mehr dahinter?"


    Sim-Off:

    Oh, verzeihung, ich hatte dieses Gespräch völlig vergessen.

    Tiberius war mit Helena zur Dedicatio gekommen und verneigte sich vor dem Duumvirn. Er sah sich auf der Baustelle um, die ihn abermals beeindruckte. Er besah sich die Rednerbühne und nickte dann zufrieden. Fast wie die Rostra in Rom, dachte er.


    "Salve, Duumvir Metellus.", begrüßte er den Duumvirn knapp.

    Tiberius schmunzelte.


    "Trotz meines hohen Alters habe ich ebenfalls noch keine Tempelweihe miterlebt. Aber dennoch will ich es versuchen. In jedem Falle werdet ihr einige Formeln vorsprechen müssen, die euch wohlbekannt sein dürften, ihr habt euch ja bereits vorbereitet, nehme ich an. Schließlich wird das wohl ein wichtiger Punkt eures Lebens sein, habt ihr doch den Bau finanziert.
    Dann werdet ihr wohl eine Markierung berühren müssen, da ein Pfosten des Eingangs ja noch nicht errichtet ist. Etwas weiteres wird es für euch nicht zu tun geben, schätze ich, auch wenn eure Anwesenheit natürlich dennoch unerlässlich ist und ihr wohl die wichtigste Person sein werdet. Und am meisten Bedeutung wird wohl in der Tat eurer Rede zugemessen werden, auf die ich im übrigen auch sehr gespannt bin."


    Er lächelte.

    Tiberius lächelte noch einmal. Er würde im Rahmen seines Wirkens in Hispania wohl die alte Gewohnheit, sich beim Wein etwas zurückzuhalten der Höflichkeit und der Hitze wegen ablegen müssen.


    "Es wäre mir eine Ehre."

    "Ah, dann legte er vermutlich den Termin erst vor kurzem genau fest. Es soll an den Iden (15.5.) stattfinden. Ach ja, ich nehme an, ihr vermutetet es schon, aber dennoch wird es euch wohl freuen zu hören, dass meine Überprüfung des Bauvorhabens im Sinne der Götter positiv verlaufen ist."

    Tiberius lächelte, als er Helena erblickte.


    "Ah, ausgezeichnet, dass ich euch persönlich treffe. Salve."


    Er trat ein.


    "Ich habe soeben mit dem Duumvirn Metellus gesprochen. Ein engagierter junger Mann scheinbar. Die Dedicatio soll schon bald stattfinden. Er sagte mir, ihr seid darüber informiert, nicht wahr?"

    "Ich habe sie noch nicht informiert. Ich komme gerade erst von der Baustelle und ich dachte, es sei für euch das Wichtigste, da man mich schon von dem Zeitdruck informierte, unter dem ihr zu stehen scheint. Doch werde ich das natürlich noch heute tun. Ich bin vorerst im Haus ihrer Gens zu finden, wo ihr mich wohl auch werdet finden können, solltet ihr später noch eine Frage haben.
    Ihr sagtet, es sei schon alles vorbereitet. Wann soll die Dedicatio stattfinden?"

    "Nicht jedenfalls, das ich von meinem Posten aus überblicken könnte. Höchstens weltliche Hindernisse wären noch zu überwinden, schätze ich. Da ich annehme, dass ihr diese Hindernisse in eurer Eigenschaft als Duumvir bereits überwunden habt, lautet die Antwort wohl: Nein, es steht nichts mehr im Wege."

    Tiberius setzte sich.


    "In der Tat, beeindruckend. Die Arbeiten gehen gut voran, will mir scheinen, auch wenn ich freilich nicht sonderlich viel davon verstehe."


    Er räusperte sich und ignorierte scheinbar vorerst den Becher, den man ihm hingestellt hatte.


    "Gute Nachrichten, ja, in der Tat. Auch wenn ich nicht annehme, dass es euch überraschen wird. Alles in allem sehe ich keine negativen Vorzeichen. Allerdings ist es in diesem speziellen Falle etwas schwieriger gewesen, die Sache zu deuten. Dies kann zwei Dinge bedeuten: Entweder die Götter haben ein so bedeutsames Rätsel gestellt, dass ich es nicht lösen kann und dieses Gebäude wird wohl noch in irgendeinem Sinne sehr bedeutend werden. Oder aber ich irre mich mit meiner Deutung. Wobei ich ersteres eher annehme."


    Nun nahm er doch den Becher in die Hand und lächelte.


    "In diesem Sinne trinke ich also auf die Bedeutung eures Vorhabens, Duumvir."


    Er nahm einen kleinen Schluck.

    Tiberius nickte dem Vorarbeiter zu.


    "Ich danke euch. Ich bin hier nun fertig."


    Er sah sich noch einmal um, als mache er sich noch einen letzten Eindruck von den bisher erfolgten Arbeiten.


    "Gute Arbeit habt ihr hier geleistet, gute Arbeit. Mögen die Götter euch segnen."


    Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und der Vogelfeder in der Hand verließ der Augur die Bautelle.

    Er wusste nicht genau, wie lange es bereits her war, dass er hierher gekommen war, doch merkte er langsam, wie seine Beine einschliefen. Er hatte sich in der letzten Stunde kaum bewegt und nur hin und wieder hatte ihm einer der Arbeiter einen etwas verwirrten Blick zugeworfen. Die Vögel schienen sich am heutigen Tage von der Stadt fernzuhalten, obwohl es Frühling war und es wieder deutlich wärmer wurde. Die ersten Tiere sollten längst wieder in den nördlicheren Bereichen zurück sein.
    Er blinzelte und kniff dann die Augen zusammen. Es dauerte noch eine Weile, ehe einige schwarze Punkte am Horizont auftauchten. Keiner von ihnen schien zuerst Anstalten zu machen, in Richtung der Baustelle zu fliegen, doch nach wenigen Minuten löste sich ein Tier aus dem Schwarm, scheinbar von irgendetwas angelockt, und in seine Richtung.
    Der Vogel lenkte in eine weitläufige Kreisbahn ein, deren Mittelpunkt nicht genau zu bestimmen war, die aber die Baustelle streifte. Das Tier raste lautlos am Rande seines Sichtfeldes vorbei, um dann nach vielleicht einer Minute wieder in ihm aufzutauchen. Ohne seinen Kopf zu bewegen folgte Tiberius dem Verlauf des Fluges mit seinem Blick. Die Kreisbahn verschob sich langsam, so dass die Baustelle mehr in den Mittelpunkt rückte. Der Vogel schien das etwas nicht zu finden, dass ihn angelockt hatte. Es schien Tiberius kurz, als sei er im Begriff, wieder zum Schwarm zurückzukehren, doch dann schlug er mit den Flügeln, gewann rasch an Höhe, so dass Tiberius den Kopf verrenken musste, um ihn über sich zu sehen, und setzte dann den Flug in kleineren Kreisen und mit höherer Geschwindigkeit fort. Das Raubtier suchte seine Beute.
    Der Vogel öffnete den Schnabel und schien einen Schrei ausstoßen zu wollen, tat es aber nicht, sondern beugte den Kopf, ging in den Sturzflug und verlor rasch an Höhe, den Schnabel zum Reißen des Beutetiers geöffnet, die Krallen zum tödlichen Griff bereit. Nun verschwand das Tier wieder aus Tiberius' Blickfeld, doch er wandte sich nicht um, blickte nur starr weiter nach Süden. Er vermutete, dass es ohnehin wieder sein Sichtfeld durchqueren würde, um zum Schwarm zurückzukehren, der immer noch am Horizont entlang zog.
    Seine Vermutung bestätigte sich. Der Vogel tauchte wieder auf, ein blutiges fleischiges Etwas in seinen Klauen. Lautlos raste er zurück zu seinen Artgenossen, das tote Beutetier machte ebenfalls kein Geräusch. Nur eine kleine Feder aus dem Kleid des Vogels, vielleicht vom Beutetier abgerissen, löste sich und sank langsam auf die Erde herab.
    Tiberius löste sich mit einem Ächzen aus seiner starren Haltung und ging - nicht rennend, aber zielstrebig - dorthin, wo die Feder hinzufallen schien. Bei seinem Lauf stolperte er beinahe über einen Pflasterstein, der noch nicht richtig fest gemacht worden war, doch schritt er unbeirrt weiter, bis die Feder den Boden berührte. Sie war auf einem kleinen Haufen noch nicht weggeräumter Bruchsteine eines abgerissenen Gebäudes gelandet. Er beugte sich herab und nahm das kleine Stück mit einem Lächeln auf. Er richtete sich wieder auf und wandte sich an einen Arbeiter in der Nähe.
    "He!", rief er, "Mein Name ist Tiberius Annaeus Sophus. Ich bin ein Augur aus Rom. Wie komme ich zum Duumvir?"

    "Danke, wenn ihr bitte dafür sorgen könntet, dass ich ungestört bleibe...", sagte Tiberius knapp und trat in den abgegrenzten Bereich. Er beachtete den Mann, der ihn eingelassen hatte nicht weiter sondern bemühte sich lediglich, einen recht offenen, möglichst zentralen Bereich der Baustelle zu finden und während seiner Suche auf den Boden vor seinen Füßen zu achten. Der Bau war bereits gut vorbereitet, man rechnete offenbar in jedem Fall mit einem positiven Urteil seinerseits. Er selbst vermutete ebenfalls, dass es so ausfallen würde, doch wusste er auch: Der Wille der Götter stand über dem der Menschen und so war ein negatives Urteil nie auszuschließen.
    Der Arbeiter hatte recht gehabt, als er sagte, einige Platten seien noch nicht richtig verlegt, doch dennoch war bereits viel getan worden. Er war nicht wenig beeindruckt von der Arbeit, die man geleistet hatte, auch wenn sie ihm ein wenig verfrüht schien. Er sah sich um und seufzte kurz, bevor er sich dann, sich langsam über das bereits gepflasterte Gebiet bewegend, für eine in seinen Augen geeignete Stelle entschied. Er hob den Krummstab und zeichnete damit aus der Ferne die Abgrenzungen der Baustelle nach. Es handelte sich nicht um ein perfektes Rechteck, aber es reichte auch. Dann überprüfte er den Stand der Sonne und richtete sich selbst nach Süden. Es war nicht unbedingt notwendig, den Blick in eine bestimmte Richtung zu lenken, doch schien es ihm ob der Größe des Vorhabens angemessen, etwas enger am Ritual zu bleiben. Nun hieß es warten...

    Tiberius kam nach einiger Zeit an der Baustelle an. Er nickte der Sklavin noch kurz zu, die ihn geführt hatte und sah sich dann um. Er hatte die trabea, die Purpurtoga, angelegt und den lituus, den Krummstab, bei sich, auf den er sich nun leicht stützte, als er mit zusammengekniffenen Augen über das abgegrenzte Areal sah.
    "Salve!", rief er einem Mann zu, den er für den Vorarbeiter hielt, "Ich bin Augur Annaeus Sophus aus Rom. Es ist meine Aufgabe, hier ein Auspicium durchzuführen."