Beiträge von Tiberius Annaeus Sophus

    Tiberius schmunzelte und hob mit zuckersüßer Stimme wieder zur Rede an.


    Nun, werte Senator, beruhigt euch. Ich bin sicher, die Candidata wollte euch keineswegs anklagen. Auch in der Vergangenheit hat sich ja scheinbar gezeigt, wie besonnen sie mit Klagen umgeht.
    Aber natürlich sollte ich euch nicht mit Sarkasmus in den Dreck ziehen, Candiata, das wäre eine Methode der Demagogis, die wir uns nicht zu eigen machen wollen.
    Ich hatte euch gebeten, euch eingehend über eure Gesinnung zu prüfen, ich glaube inzwischen, ich hatte mit dieser Bitte recht. Denn, werte Zuhörer, werter Senator, haben wir nicht eben wieder einen Beweis für die Cholerik dieser Candidata gesehen? Wie sie in Rage geriet, als sie sich für ihre Thesen zu rechtfertigen hatte?
    Ich zitierte Cato als ich sagte "Rem tene, verba sequentur."
    In anderer Weise muss ich ihn aber hier scheinbar zitieren: "Habe deinen eigenen Geist im Griff!", scheint hier eine angebrachtere Forderung zu sein.
    Und wiederum richte ich eine Bitte an jemanden: Zuhörer, Wähler, Plebejer, prüft euch selbst eingehend, ob ihr jemandem zutraut, der sich selbst nicht im Griff hat, ein derartiges Amt im Griff zu haben?
    Ich frage: Kann jemand, der jeden zu vernichten scheinen will, der ihm - oder vielmehr ihr - im Weg steht, dann überhaupt den glorreichen Weg des Volkstribuns bis zum Senat begehen?
    Ich frage: Ist nicht der einzige, dem die absolute Wahrheit, die diese Candidata für sich zum Teil in Anspruch zu nehmen scheint, gebührt, der Kaiser?
    Ich frage: Stellt sie nicht gar den Kaiser in Frage, wenn sie jeden Einwand gegen sie abtut?
    Ich werde keine Antworten geben, Bürger, gebt sie euch selbst.


    Mit glimmenden Augen fiel Tiberius wieder ins Schweigen.

    Seine Augen glänzten vor Tatendrang, als Tiberius über seine guten Einstiegsmöglichkeiten informiert wurde.


    Die Questur... ausgezeichnet, ausgezeichnet. Die Schola sollte schnell erledigt sein. Vielleicht sollte ich dort eher als Lehrer antreten?


    Er belächelte die Schule, die Senecas Enkel etwas beibringen wollte und die Aussicht, sich in seinem Alter auf der Schulbank zu sehen. Nun, das Gesetz wollte es so und die Zeiten änderten sich.


    Ich danke dir für deine Hilfe. Bis ich mich wieder auf die Rückreise begebe, sollte ich vielleicht einen Tag hierbleiben. Möchtest du, dass ich jemanden in diesem Haus treffe oder mich zu einem speziellen Ort gehe? Ein so alter Familienangehöriger sollte vielleicht jemandem vorgestellt werden.

    Tiberius verzog den Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln und beugte sich dann etwas zu seinem Pater Familias.


    Richtig, aber die Zeiten ändern sich. Soll sie ruhig rufen. Die Wähler entscheiden über sie. Und die werden über richtig und falsch entscheiden können. Belächel sie ruhig... Pater.


    Beim letzten Wort kicherte er ob seines deutlich höheren Alters.

    Tiberius Stimme kam nicht gerade schreiend, aber doch vernehmlich aus dem Publikum.


    Ohne euch gleich als unqualifiziert zu sehen, werte Didia Sinona, aber die Angehörigkeit einer Familie von erfolgreichen Poltikern heißt nicht, dass ihr ebenfalls dazu fähig seid.
    Und auch eure erfolgreiche Familie ist in begrenztem Maße zu genießen. Es ist wohl bekannt, dass in Vergangenheit die Politiker allzu sehr darauf bedacht waren, die Patrizier als Politiker zu stärken und weniger das Volk, als viel mehr das Geld der Reichen und Adligen zu vertreten.
    Ist es nicht so, dass die Plebejer seit Jahrhunderten schlecht repräsentiert sind? Ist es nicht so, dass die Volkstribune seit Jahrhunderten kaum Volksversammlungen einberufen? Ist es nicht so, dass die Patrizier seit Jahrhunderten eine höhere Stimmzahl besitzen?
    Niemand möge mich falsch verstehen. Ich bin kein zweiter Gaius Graccus. Ich verlange keine Änderungen. Aber ich will sicherstellen, dass ein Volkstribun zu ändern wagt, was im Falle eines Falles geändert werden muss.
    Euer Projekt ist ehrgeizig und ihr tut etwas. Aber es könnte ebenso eine der alten Spenden für die Plebejer sein, um sie zur richtigen Stimme zu bewegen, da sie euch nachher nicht mehr abzusetzen vermögen. Denkt daran: Das Volk kann man kurzfristig kaufen, aber langfristig zählt nur Wahrheit.
    Und solltet ihr als Volkstribun hier eure wahren Beweggründe nennen, so werdet ihr auch wahrhaft berechtigt sein, diesen Titel zu führen. Denn sagte nicht schon Cato: "Rem tene, verba sequentur"?
    Habe die Sache im Griff, die Taten schließen sich an.
    So prüft euch eingehend: Seid ihr wirklich willens, das Volk zu vertreten oder seid ihr nur eine Vertreterin von Geld und Machtgier?
    Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit.


    Tiberius deutete eine Verbeugung an und verstummte wieder.


    Sim-Off:

    Ich weiß nicht, ob ich berechtigt bin, hier zu sprechen. Aber ich sollte es als Plebs eigentlich sein...

    Nein, die Gens anführen zu wollen würde ich mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht anmaßen. Ich war eher auf dem Weg in die zivile Politik. Langristig natürlich auf einen Magistratsposten, aber das hat Zeit. Könntet ihr mir einen Kontakt empfehlen? Vielleicht wäre der Straßenbau ein guter Anfang. Ja, ein Posten bei den Virgintisex Viri vielleicht.


    Sim-Off:

    Ich bin nicht informiert, ob es die Virgintisex Viri auch im IR gibt. Es handelt sich dabei um 16 verschiedene Beamte im Staatsdienst in Rom und Umland. 4 von ihnen waren für den Straßenbau zuständig. Ein Posten bei ihnen war meist eine Anlaufbahn für den Cursus Honorum.

    Ein Equites? Beeindruckend... Ihr sagtet eine Casa in Rom solle ich leiten? Mir soll es mehr als recht sein, obwohl ich eigentlich in Ostia lebe. Hat die Gens dort Besitzungen?

    Ich habe mich tatsächlich wohl etwas zu gut versteckt, ja...


    Er lächelte ein wenig in Erinnerung.


    Ich habe mich mit den alten Weisheiten beschäftigt. Büchern, Schriften. Tatsächlich habe ich nicht viel von der Politik erfahren. Kaiser kamen und gingen, wie Senatoren und andere. Wie es der Lauf der Welt ist. Aber wie ich sagte: Ich weiß nur sehr wenig.
    Ihr erwähntet einen Florus. Ist er der Pater Familias?

    Tiberius lachte.


    Schutzgeist bin ich schon geworden? Der "Genius Annaeus", könnte man sagen?


    Er lachte wieder.


    Nein, nein. Vom Geisterdasein bin ich noch weit entfernt. Pluto hat mich noch nicht in seinen Krallen...
    Nunja, ich muss zugeben, dass ich ein wenig unter Desorientiertheit leide. Viel ist sicher geschehen in den vielen Jahren, die ich keinen Annaeer mehr zu Gesicht bekam. Und, diese Frage stellt sich mir auch: Was kann ich tun?

    Tiberius lächelte.


    Keine schlechte Frage. Wie ich bereits sagte, der Ring stammte aus dem Haus des Lucius Annaeus Seneca Minor. Ich habe einige Zeit dort gewohnt. Nunja... er ist mein Großvater.


    Er verstummte einige Sekunden um den Satz seine Wirkung tun zu lassen.


    Ich habe ihn damals sterben sehen unter der Herrschaft Neros. Sein Geld wurde, wie du sicher weißt, an Caius Annaeus Otho gegeben und seinerseits vererbte er es nicht mir sondern deinem Ur-Großvater, Appius Annaeus Magnus. Ich bekam nichts, da ich der Jüngere war und vor dem Auszahlen der Erbschaft, die der Kaiser erst einbehalten hatte, bereits geflohen war. Nach Ostia. Ich habe den Kontakt zu meiner Familie abgebrochen, ja, mich vor ihr versteckt. Es ist daher unwahrscheinlich, dass du oder ein anderer hier mich noch kennt. Nun kehre ich zurück. Und die Götter mögen meine Zeugen sein, wenn ich sage, dass ich der bin, der ich zu sein behaupte: Tiberius Annaeus Sophus.

    Tiberius betrat mit seinem Gastgeber das Atrium. Als man ihn einen Kelch mit Wein reichte, lehnte er jedoch dankend ab. Gespannt betrachtete er seinen Gegenüber, was er wohl als nächstes sagen mochte.

    Ich danke dir. Und ja, ich bin einer. Auch wenn ich lange, lange Zeit nicht mehr dieses Haus besuchte. Ich dachte mir bereits, dass man mir misstrauisch gegenüberstünde.


    Tiberius schnallte einen kleinen Lederbeutel von seinem Gürtel und begann etwas unbeholfen darin herumzukramen, bis er mit einem zufriedenen Lächeln einen kleinen, rostigen Ring hervorholte.


    Lies die Inschrift nur. Dies ist der Siegelring des Lucius Annaeus Seneca minor. Natürlich hat er längst seine Gültigkeit verloren, aber ich denke, das sollte als Beweis reichen.

    Bürgerkriege. Auch wenn andere Epochen ebenfalls interessant sind. Die (wenig favourisierte) späte Kaiserzeit beispielsweise. Das Toleranzedikt sowie die Gründung Konstantinopels. Der beginnende Zerfall und der Aufstieg Ostroms (war schließlich auch eine faszinierende Kultur). Aber ich muss zugeben, dass ich einen Faible für Konstantinopel habe. :D

    Langsam und stockend wandt Tiberius dem Begrüßenden seinen Kopf zu. Dann lächelte er ein wenig.


    Ahja... wie heißt du? Vielleicht habe ich dich früher einmal gesehen... ach, wie zerstreut ich doch geworden bin. Ich habe mich gar nicht vorgestellt.


    Nun drehte er sich gänzlich.


    Mein Name ist Tiberius Annaeus Sophus. Und ich kehre zurück zu meiner Familie.

    Tiberius hielt den Atem an, als er den Fuß auf den steinernen Fußboden des Vestibulums setzte. So viele Jahre war es her. Aber hatte Cicero nicht schon gesagt, die Zeit fliege dahin? Er lächelte. Immer wieder stellten sich alte Weisheiten als allzeit gültig heraus...
    Still wartete er darauf, dass jemand ihn begrüßte und sah sich in diesem alten Haus um.

    Tiberius faltige Hände fuhren noch einmal zittrig über die schwere hölzerne Truhe. Alle Vorbereitungen waren getroffen. Er hatte lange genug dahinvegetiert. 40 Jahre lang hatte er ausgeharrt und gesehen, wie seine Vorfahren starben, Nachfolger geboren wurden und auch mehrere Kaiser die Sterblichkeit ereilt hatte. Und er selbst sah seinem Ende bereits entgegen. Sein Großvater, der große Seneca, hatte viel über den Tod nachgedacht und Tiberius war bestens mit diesen Schriften vertraut. Seneca hatte oft betont, dass der Tod eine Erlösung sei und man im grunde ohnehin jeden Tag starb, aber Tiberius vermutete, dass auch sein ehrenhafter Großvater den Tod gefürchtet hatte. Es war endlich Zeit für Taten. Das Kaisertum hatte sich entgegen seinen Hoffnungen immer noch gehalten und Kriege zerstörten die Randgebiete. Tausende starben für einen einzigen. Das musste sich ändern. Friedlich. Mit ein wenig Glück unterstützten sogar die Götter sein Vorhaben. Viele Kaiser hatten die alten Kulte entmachtet und beschränkt. Er seufzte. So viel zu tun und so wenig Zeit.
    Er trat durch die Tür des recht kleinen Hauses hinaus auf die Straße und sah auf den Sklaven, der sein Reisegepäck trug. Der erste Schritt würde es sein, wieder Kontakt zur Politik aufzunehmen. Seine Familie war der Schlüssel dazu. Er erlaubte sich ein leises Kichern.
    "Alea iacta est.", dachte er und trat die Reise nach Mantua an, um nach so vielen Jahren wieder einmal die Casa Annaea zu betreten.

    Ja, den Standpunkt der Villa habe ich bereits bemerkt. Aber ich bleibe bei Ostia, allerdings werde ich wohl oft in der Casa Annaea zu Gast sein...


    Was den Stammbaum angeht möchte ich hier auch noch einmal die Entscheidung bekannt geben. Ich werde wohl den Platz des Caius Annaeus Lucanus Otho auf dem Annae'schen Stammbaum einnehmen, womit ich mich wohl rühmen kann die Hinrichtung Senecas noch selbst als sein Enkel miterlebt zu haben... wie dem auch sei. Ich grüße alle Mitglieder der Gens Annaea :)

    Ich habe bereits vorsorglich mit dem Pater Familias Kontakt aufgenommen, daher sollte das schnell erfolgen. Ja, der Name kann so bleiben.
    Der Wohnort will wohl gewählt sein... aber bei einem Charakter dieses Alters und derartiger Weisheit kann ich mir eigentlich nur Ostia oder Rom vorstellen. Ich wähle Ostia, da der Hafen Roms wohl auch Umschlagplatz für reichlich Bücher/Schriftstücke war und daher für meinen Charakter das Ziel ist. Also noch mal kurz, Wohnort: Ostia. :)