Tiberius schmunzelte und hob mit zuckersüßer Stimme wieder zur Rede an.
Nun, werte Senator, beruhigt euch. Ich bin sicher, die Candidata wollte euch keineswegs anklagen. Auch in der Vergangenheit hat sich ja scheinbar gezeigt, wie besonnen sie mit Klagen umgeht.
Aber natürlich sollte ich euch nicht mit Sarkasmus in den Dreck ziehen, Candiata, das wäre eine Methode der Demagogis, die wir uns nicht zu eigen machen wollen.
Ich hatte euch gebeten, euch eingehend über eure Gesinnung zu prüfen, ich glaube inzwischen, ich hatte mit dieser Bitte recht. Denn, werte Zuhörer, werter Senator, haben wir nicht eben wieder einen Beweis für die Cholerik dieser Candidata gesehen? Wie sie in Rage geriet, als sie sich für ihre Thesen zu rechtfertigen hatte?
Ich zitierte Cato als ich sagte "Rem tene, verba sequentur."
In anderer Weise muss ich ihn aber hier scheinbar zitieren: "Habe deinen eigenen Geist im Griff!", scheint hier eine angebrachtere Forderung zu sein.
Und wiederum richte ich eine Bitte an jemanden: Zuhörer, Wähler, Plebejer, prüft euch selbst eingehend, ob ihr jemandem zutraut, der sich selbst nicht im Griff hat, ein derartiges Amt im Griff zu haben?
Ich frage: Kann jemand, der jeden zu vernichten scheinen will, der ihm - oder vielmehr ihr - im Weg steht, dann überhaupt den glorreichen Weg des Volkstribuns bis zum Senat begehen?
Ich frage: Ist nicht der einzige, dem die absolute Wahrheit, die diese Candidata für sich zum Teil in Anspruch zu nehmen scheint, gebührt, der Kaiser?
Ich frage: Stellt sie nicht gar den Kaiser in Frage, wenn sie jeden Einwand gegen sie abtut?
Ich werde keine Antworten geben, Bürger, gebt sie euch selbst.
Mit glimmenden Augen fiel Tiberius wieder ins Schweigen.