Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Irgendwo weiter hinten in der zweiten oder dritten Reihe der Besucher in der Nähe des Kolosseums stand auch Macer mit einem kleinen Gefolge unter den Zuschauern. Aus dem Alter, in dem man dringend einen Fruchtbarkeitssegen brauchte war er schon lange raus, so dass er gerne anderen die Plätze in der ersten Reihe überließ. Aber auch wenn es andere Umzüge in Rom gab, die mehr Macers Interesse weckten, so waren die Lupercalia noch immer ein angenehmer Feiertag, zu dem es sich für einen Consular gehörte, sich unter den Zuschauern blicken zu lassen. Außerdem hatte Macer gerade ohnehin nichts anderes zu tun. Da konnte er also genausogut zuschauen, wie die jungen Männer durch die Straßen zogen, Peitschenhiebe verteilten, das Publikum glücklich machten und den einen oder anderen Becher mit erfrischendem Inhalt leerten.

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    Trotz allen Mißmutes über das unschöne Ende der Vortragsserie war Macer dann doch auf dem Forum geblieben, denn mir einem vorzeitigen Verlassen desselben hätte er ja doch nur denen in die Hände gespielt, die die Veranstaltung stören wollten. Stattdessen vertrieb er sich mit Gesprächen mit seinen Begleitern die Zeit, während die Jury sich daran machte, ein Urteil zu fällen. Macer beteiligte sich nicht an Spekulationen über einen möglichen Sieger, denn einerseits hatten ihm wirklich mehrere Beiträge gut gefallen und andererseits war er natürlich ohnehin nicht ganz unparteiisch, nachdem einer seiner Klienten ebenfalls zu den Vortragenden gehörte.


    Dann war es soweit und der Name des Siegers wurde verkündet. Ein Valerier trug also den Sieg davon. "Wenn das die beiden alten Sev und Vic wüssten...", murmelte Macer vor sich hin, als ihm spontan die beiden alten Bekannten aus eben jener Gens durch den Kopf schossen. Gleichzeitig spendete er großzügigen Applaus und animierte seine Begleiter, dasselbe zu tun, denn mit dieser Wahl des Sieger war er zufrieden.

    Macer verfolgte die letzte Rede mit einem weniger erfreuten Gesichtsausdruck und schüttelte anschließend leise seufzend den Kopf. Auch seine Klienten um ihn herum waren irritiert. Auf die Frage, was das denn gerade war, gab Macer leise Antwort. "Das war ein schöner Beleg dafür, dass vieles von dem, was die Christen predigen, auch nicht weniger Lug und Trug ist als das, was andere Wanderprediger von sich geben. Sie erzählen etwas von Nächstenliebe und einem gütigen Herrn, aber sie schleichen wie Diebe unter falschem Namen und in falschen Gewändern herum, um Veranstaltungen zu kapern und zu Themen zu sprechen, um die niemand gebeten hat. Sie sind nicht besser als schlechte Barden, die in der Taverne ungefragt zu singen beginnen oder marktschreierische Haarezupfer, die in denThermen ihre Dienste feil bieten. Nur dass sie noch dazu heuchlerisch sind, indem sie Erlösung predigen, aber anderen damit nur den Tag verderben." Macer war die Enttäuschung durchaus anzusehen. Er hatte sich auf schöne, entspannte Stunden auf dem Forum gefreut und diese wurden ihm nun gestohlen von Leuten, die meinten, über seine Freizeit entscheiden zu können. "Wollen wir wetten? Morgen weiß jeder Straßenjunge, was hier gerade passiert ist, aber niemand kennt den Namen des Siegers des Wettbewerbs. Einfach nur eine Schande ist das, eine Veranstaltung so zu verderben, egal aus welchem Grund." Macer schüttelte noch einmal den Kopf und lotete mit Blicken aus, ob es sich überhaupt lohnte, noch hier zu bleiben.

    Macer war mit dem Beitrag seines Klienten sehr zufrieden und hatte kräftig applaudiert, verbarg aber auch seine Freude an den anderen Reden nicht. Weil das Tjema vorgegeben war, waren sie sich natürlich alle recht ähnlich, aber auch darüber hinaus fand Macer allerlei wiederholt vorkommende Stilmittel, sowohl im Text als auch in der Gestik. Es würde für die Jury sicher nicht leicht sein, sich auf einen Gewinner zu einigen, dachte er sich und war froh, diese Entscheidung nicht treffen zu müssen. Aber vielleicht kam ja mit sem sechsten Redner noch einer, der alle in den Schatten stellte und die Entscheidung damit doch wieder einfach machte. Macer wollte jedenfalls allen mit derselben Aufmerksamkeit zuhören und machte sich daher keine weiteren Gedanken über einen möglichen Sieger, während der letzte Redner aufgerufen wurde.


    Sein Klient Servius Quintilius Luscus hatte dagegen nach seinem Beitrag erst einmal eine Weile tief durchatmen müssen, um nach dem aufregenden und anstrengenden Moment auf der Rostra wieder ruhig und entspannt zu werden. Würde man ihn fragen, konnte er wohl nicht einmal mehr genau sagen, wieviel Applaus es nach seinem Beitrag war oder wer nach ihm aufgerufen wurde. Diesen Beitrag hatte er völlig verpasst und auch den nächsten eher halbherzig mitbekommen. Erst jetzt war er wieder locker, hatte einen Schluck getrunken und konnte sich rechtzeitig zum Abschluss wieder darauf konzentrieren, was die anderen Teilnehmer auf der Bühne ablieferten.

    Da das aktuelle Zertifikat seit dem 16.9. und bis zum 15.12. gültig ist, muss diese Meldung in irgendeiner Weise irrtümlich zu Stande kommen.


    Welchen Browser nutzt du? Kam die Meldung nur einmalig, oder kommt sie jetzt beständig?

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Aus diversen beruflichen und privaten Gründen ist mindestens bis zum Wochenende nicht mit Aktivität meinerseits zu rechnen.


    Ich bin leider noch immer mit verminderter Verfügbarkeit unterwegs. Aber es wird besser.

    Auch die zweite Rede wurde mit angenehm wenigen Worten angekündigt und Macer folgte auch ihr aufmerksam. Sie war länger als die erste, inhaltlich aber durchaus ähnlich. Aber das war bei dem vorgegebenen Thema wohl auch nicht anders zu erwarten. Die Preisrichter würden es da sicher nicht leicht haben, eine Entscheidung zu treffen, wenn alle Reden so ausfielen. Macer war irgendwie froh, selber kein Preisrichter zu sein, sondern die Reden einfach nur genießen zu können.


    Der Auftritt des Servius Quintilius Luscus stand an. Ein junge Mann aus ritterlichem Hause, weitläufig verwandt mit Iullus Quintilius Sermo. Genau diese Tatsache hatte ihm auch seinen Patron beschert, den Senator Purgitius Macer. Für sich selbst konnte Servius Quintilius Luscus einen weitaus geringeren Bekanntheitsgrad verbuchen. Drei öffentliche Auftritte als Leichenredner für mehr oder minder wichtige Verwandte standen in seinen Palmarès, allesamt außerhalb Roms gehalten. Dazu noch zwei erfolgreiche Auftritte als Prozessredner, das erschien ihm für einen Ritter nicht ganz schlecht, denn eine Karriere als Anwalt strebte er ohnehin nicht an. Jetzt also die ganz große Bühne. Seine Familie und auch sein Patron hatten ihm das als nächsten logischen Schritt verkauft. Servius Quintilius Luscus war sich da nicht ganz so sicher. Als leichte Beruhigung mochte dienen, dass es diesmal fast um nichts ging. Weder der Ruf eines Toten noch der Geldbeutel eines Angeklagten hingen diesmal von seiner Redekunst ab. Nur seinen eigenen Ruf konnte er heute ruinieren, aber das konnte er ja jeden Tag, war also vielleicht wirklich keine Besonderheit.


    Servius Quintilius Luscus atmete tief durch, während er die letzte Schritte ging. Ein kurzer prüfender Blick, ob er auch wirklich die Erlaubnis zum Start hatte, dann ging es los. "Reden wir über Roma!" Immerhin auf seine Stimme konnte er sich verlassen. Laut und klar war sie vor allem, und zumindest tief genug, um nicht als schrill oder quietschend gelten zu müssen. Melodisch war sie nicht, aber Servius Quintilius Luscus wollte auch weder singen noch ein Gedicht vortragen, so dass er überzeugt war, auf diese Qualität sorglos verzichten zu können. Eine ausladende Geste füllte die kurze Pause, die er nach dem Eröffnungssatz gelassen hatte. "Das siegreiche Rom! Das ewige Rom! Unser Rom!" Jetzt waren die Hände vor seiner Brust verschränkt, als hätte er ganz Rom umarmt und zu sich heran gezogen. "Ein Lob auf Roma sollen wir heute vortragen, hat uns unser edler Veranstalter aufgetragen, und fürwahr, das ist eine noble Aufgabe. Was haben wir unserem Rom nicht alles zu verdanken?" Kurz schaute Servius Quintilius Luscus mit aufforderndem Blick ins Publikum, dann begann er, ganz langsam und gemächlich die Renderbühne auf und ab zu schlendern, als wäre er mit einem Freund in einem Wandelgang unterwegs und würde mit ihm gemeinsam die Vorzüge eines gemeinsamen Bekannten aufzählen. "Alleine, dass wir heute hier versammelt sind und ihr meinen Worten lauscht. Wo sonst außer in Rom ist das möglich, dass man Rednern eine solche Bühne bietet, dass es so viele von euch sich leisten können, ihre Geschäfte ruhen zu lassen, um den Worten eines unbekannten Mannes wie mir zu lauschen; wo sonst hält man ganz ohne einen Feiertag nur aus der Freude an der Rede inne, um das zu preisen, was dies erst ermöglicht hat? Wo sonst findet man so einen schönen Platz für die Veranstaltung wie diesen hier, der so wundervoll passend für den heutigen Tag ist und dabei gleichzeitig nicht einmal der schönste Platz, den Rom zu bieten hat, denn Rom hat sich immer wieder selbst übertroffen und nie aufgehört, schöne Plätze und Bauwerke durch noch beeindruckendere Plätze und Bauwerke zu übertreffen und dafür können wir wirklich dankbar sein. Aber es ist nicht nur die Schönheit und die Muße, die wir Rom verdanken. Es ist auch die Bildung! Wo sonst trifft man so viele Schulen, selbst unter den einfachsten Säulengängen, so viele Lehrer, die die Geschichte, die Arithmetik, die Geometrie, die Geographie, die Grammatik und nicht zuletzt die Rhetorik lehren, ohne die wir uns heute auch schon wieder nicht versammelt hätten? Aber auch damit ist es nicht genug des Dankes, denn niemand würde sich zu einem Lehrer in den Säulengang setzen, wenn der Boden schmutzig und der Magen leer ist. Danken wir Rom für die Sauberkeit, das fließende Wasser und das wunderbare Getreide, dass aus allen Provinzen auf großartigen Straßen beziehungsweise in sprudelnden Aquädukten hierher gebracht wird, damit dieses Rom - damit unser Rom - der Ort ist, an dem es uns an nichts mangelt. Aber selbst damit ist es noch nicht genug, denn all dieses funktioniert nicht einfach nur, sondern es funktioniert sicher und zuverlässig." Den Punkt, dass man sich nachts als alte Frau alleine auf die Straße trauen konnte ließ Servius Quintilius Luscus bewusst aus, denn er wusste, dass auch Roms Straßen nachts unsicher genug waren, wenn man nicht gerade im Windschatten einer eigenen kleinen Privatarmee oder zumindest einer Patrouille der Vigiles lief. Servius Quintilius Luscus bezog sich hier aber ohnehin auf eine andere Ebene der Sicherheit und deshalb beendete er nun auch wieder seine Wanderung über die Bühne, um den nun folgenden Themenwechsel zu unterstreichen.


    "Das siegreiche Rom, ich sagte es eben schon. Roma Victrix! Ihm und nur ihm haben wir es zu verdanken, dass wir all das genießen. Gegen welche Stürme hat sich Rom nicht schon alles erfolgreich verteidigt und ist stets siegreich hervorgegangen? Die Gallier standen vor Roms Toren und doch blieb Rom siegreich! Die Punier standen vor Roms Toren und doch blieb Rom siegreich! Bürgerkriege tobten vor seinen Mauern und auch dort siegte am Ende nicht diese oder jene Partei, sondern es siegte Roma!" Bei jedem einzelnen Satzende hatte Servius Quintilius Luscus energisch mit dem Fuß aufgestampft und blickte nun mit einem kühnen, herausfordernden, fast kampfeslustigen Blick einmal über sein Publikum. "Wer würde Rom herausfordern? Es ist das Stärkste, es ist das Beste, es ist das Siegreiche - und nicht nur wir, sondern auch unsere Feinde tragen damit zum Lob auf Roma bei." Ein weiterer Blick schweifte über das Publikum und die Gesichtszüge von Servius Quintilius Luscus entspannten sich wieder, nur um sich gleich darauf weiter ins Sorgenvolle zu verwandeln. "Aber wird dies ewig so bleiben? Werden auch unsere Nachfahren und deren Nachfahren noch dieselben Dinge loben können, wie ich es heute getan habe?" Es folgte eine weitere Pause, bevor sich die Gesichtszüge von Servius Quintilius Luscus demonstrativ erhellten und er ein weiteres Mal energisch auf den Boden stampfte. Diesmal war es das Startsignal, um für den letzten Teil seiner Rede energisch über die Bühne zu schreiten. "Ja, das werden sie! Denn unser Rom, das siegreiche Rom, es ist auch das ewige Rom! Roma aeterna! So wie es Jahrhunderte den Stürmen und allen Feinden getrotzt hat, so wie es uns und unseren Vorfahren all das geboten und gesichert hat, was ich euch gerade dargelegt habe, all dies wird es auch unseren Nachfahren und deren Nachfahren bieten und sichern, denn unser Rom ist ewig. Nicht nur die Schönheit dieses Ortes steht auf den steinernen Fundamenten seiner Gebäude, nicht nur die Aquädukte und Straßen, die uns versorgen, sind aus festem Stein gebaut - nein, Roma selber, alles was dieses Rom ausmacht, alles was wir an ihm lieben und an ihm loben, alles das ist in Stein gehauen und wird so für die Ewigkeit bestehen." Servius Quintilius Luscus hatte seine Schritte zumindest halbwegs sorgfältig gewählt, so dass er nun fast wieder in der Mitte der Rednerbühne angekommen war. Ein kleiner Schritt zur Korrektur, dann schaute er mit einem Lächeln und mit ausgebreiteten Armen wie zu Beginn seiner Rede ins Publikum. "Die Worte meiner Rede werden schnell verhallen, rasch gefolgt von eurem Applaus. Das Lob auf Rom werdet ihr hoffentlich etwas länger behalten und euch stets daran erinnern, wie großartig dieses Rom ist. Aber selbst wenn eure Gedanken erloschen sind, wird Rom noch immer großartig sein, noch immer siegreich, und immer ewig. Danke, Roma!"


    Servius Quintilius Luscus wartete einen Augenblick, dann atmete er tief durch. Sein Blick suchte nach dem einen oder anderen bekannten Gesicht im Publikum und fand unter anderem das seines Patrons, der augenscheinlich einen guten Eindruck von der Rede gewonnen hatte. Dann ging der Blick von Servius Quintilius Luscus schließlich in Richtung der Veranstaltungsregie um in Erfahrung zu bringen, ob er noch irgendetwas zu tun hatte, oder die Bühne verlassen durfte.

    Angenehmerweise gab es nicht allzu viele Vorreden, sondern es wurde schon bald der erste Teilnehmer aufgerufen. Macer verfolgte ihn mit besonderer Aufmerksamkeit und Wohlwollen, den es handelte sich um seinen ehemaligen Tiro Iulius Caesoninus. Außerdem hatte dieser den Vorteil, als erste Redner noch ein völlig unvoreingenommenes Publikum vor sich zu haben, dass ihm unweigerlich gut zuhören musste und ihn nicht schon insgeheim mit anderen Rednern vergleich konnte. Auch Macer folgte der Rede aufmerksam und befand, dass der Redner seine Sache keineswegs schlecht gemacht hatte. Daher spendete er am Ende natürlich Beifall, was alle in seinem kleinen Gefolge pflichtbewusst ebenfalls taten.

    Ziemlich schnell wurde es voll auf dem Forum und Macer war froh, mit seiner kleinen Gruppe rechtzeitig gekommen zu sein. Anscheinend wollten viele Menschen dem Wettbewerb beiwohnen, was Macer sehr erfreulich fand. Nicht nur für seinen Klienten, dem er ein großes und gut gelauntes Publikum gönnte, sondern auch für die Organisatoren, die zweifellos viel Mühe mit der Vorbereitung der Veranstaltung hatten. Und auch den anderen Kandidaten gönnte er natürlich das Publikum. Als ihre Namen verlesen wurden, applaudierte Macer ebenfalls kräftig und freute sich, dass sein ehemaliger Tiro Iulius Caesoninus ebenfalls antreten würde. So hatte er gleich zwei Reden, auf die er sich besonders freuen konnte. Die anderen Namen waren ihm zumindest spontan nicht bekannt, aber vielleicht ändert sich das noch, wenn er das Gesicht sah und sein schlechtes Personengedächtnis etwas Nachhilfe bekam.

    Auch Macer zog an diesem Tag mit einem kleinen Gefolge aufs Forum, um den Wettstreitern zuzuhören. Zum einen war er ohnehin ein Freund der gepflegten Rede und zum anderen hatte er einen seiner jungen Klienten überzeugen können, dass er an dem Wettkampf teilnehmen sollte. Langsam bahnte sich Macers Gruppe einen Weg durch die Menge, um einen guten Platz zu finden. Macer hielt nach bekannten Gesichtern Ausschau, hatte sich aber mit niemandem speziell verabredet. Nicht jeder seiner Senatskollegen und auch nicht alle seine Klienten schätzten das geschliffene Wort, so dass er erst gar nicht versucht hatte, irgendjemanden zum Mitkommen zu überreden und sich stattdessen einfach überraschen lassen wollte, wen er hier treffen würde.

    Leider ist ein guter Teil der SL derzeit aus privaten bzw. beruflichen Gründen nur selten online, da bleiben leider auch die Kaiserhof-NSC manchmal länger liegen. Wir bitten um Nachsicht und kümmern uns baldmöglichst drum.

    Die Mischung aus Pragmatik und Unerfahrenheit, die der Iulier mit seinen Antworten darbot, ließ ein leichtes Schmunzeln auf Macers Gesicht erscheinen, das aber in keiner Weise überheblich oder spöttisch wirkte. Im Gegenteil, Macer schätzte die unbedarfte und tatkräftige Art, mit der sein ehemaliger Tiro zu Werke ging, auch wenn er möglicherweise nicht gänzlich wusste, worum es überhaupt ging. Auch Macer nahm für sich schließlich nie in Anspruch, von allem eine Ahnung zu haben und ließ sich auch davon nicht abhalten, trotzdem seinen Beitrag zu leisten. So auch diesmal, indem er seine Sicht auf die Aufgaben der Tresviri der Münzprägung darlegte. "Ich denke nicht, dass unsere Vorfahren die Aufsicht über die Münzen jungen Männern in die Hände gelegt haben, damit diese aus Langeweile am Edelmetallgehalt der Münzen herumspeilen. Nein, ich denke, der Gedankengang war ein gänzlich anderer und fußte tatsächlich darauf, hier absichtlich junge Männer einzustellen, die noch keine Erfahrung haben. Genau wie du mit deiner Antwort gerade offenbar hast, ist diesen nämlich durchaus die Bedeutung der Münzprägung bewusst und dass man mit einer Änderung großes Chaos auslösen kann. Letzteres wird aber keineswegs im Sinne dieser jungen Männer sein, denn sie haben ihre ganze Karriere noch vor sich und werden sie sich sicher nicht dadurch verderben wollen, dass in ihre Amtszeit eine Unregelmäßigkeit bei der Münzprägung fällt. Da sie jedoch von jenem Handwerk naturgemäß keine Ahnung haben, bleibt ihnen nichts anders übrig, als sich jeden Schritt einzeln, penibel und im Zweifelsfall mehrfach erklären zu lassen und immer wieder nachzufragen, wenn sie ihren Kontrollpflichten nachkommen wollen. Und welchen besseren Schutz gegen Manipulationen gäbe es, als wenn ständig ein junger Mann um die Ecke kommen könnte, der genau wissen möchte, was dort gerade vor sich geht, warum es vor sich geht, wer es angeordnet hat und der im Zweifelsfall alles, was er sieht und erfährt, gleich voller Stolz seinen Kollegen erzählt und womöglich auch noch seinen Eltern, älteren Geschwistern, Vorgesetzten, Hausskalven und Freunden? Und der selbstverständlich jeden noch so dezenten Bestechungsversuch entrüstet von sich weisen wird, weil er noch voller Idealismus ist und noch nicht abwägt, welches Risiko er zu seinem Vorteil in Kauf nehmen kann?" Macer stellte sich alle diese Vorgänge genauso lebhaft vor, wie er sie gerade erzählt und war überzeugt, dass zumindest der größte Teil davon nicht nur seiner Phantasie entsprang. "Würde man hingegen einen erfahrenen Politiker mit der Aufsicht betrauen, wäre die Gefahr viel größer, dass er seine Macht für seine Zwecke nutzen möchte und gleichzeitig erfahren genug ist, seine Spuren zu verwischen und die Folgen zumindest so zu gestalten, dass sie seiner ohnehin schon erfolgreichen Karriere keinen entscheidenden Schaden zufügen können."


    Macer machte eine kurze Pause, um auch das Essen genießen zu können, bevor er das Gespräch weiter führte. Dabei verkniff er sich die Bemerkung, dass nahezu alle Tätigkeiten der Magistrate einschließlich der eben besprochenen Überwachung der Münzen Verwaltungsakte sind und ging stattdessen gleich auf einen späteren Punkt sein. "Ja, sicher gibt es ein Verzeichnis der verbotenen Schriften. Soweit ich weiß, obliegt die Entscheidung, welche weiteren Werke verboten werden, jedoch den Praetoren oder sogar höheren Stellen. Die Vigintiviri sind hier nur die ausführende und kontrollieren Instanz, im Prinzip ähnlich wie bei der Münze. Kein junger Magistrat wird sich bei einer so simplen Aufgabe wie dem Abgleich eines Buchtitels mit einer Liste einen Fehler leisten wollen, selbst wenn er zu seinem Vorteil ausfällt, zumal es zweifellos zumindest den insgeheimen Wettstreit zwischen den amtierenden Vigintiviri geben wird, wer die meisten Bücher, die meisten verschiedenen Titel, den größten Fund auf einmal und so weiter für sich verbuchen kann."