Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Die Antwort fiel etwas knapper aus, als Macer sich erhofft hatte, aber auch das konnte ja vielsagend sein. Anscheinend war es eine Vernunftehe, vielleicht sogar eine Zweckehe. Warum auch nicht? In senatorischen Familien gab es das, nicht selten, um Macht und Einfluss zu sichern oder die leere Familienkasse zu retten. Bei Rittern sah es wohl ähnlich aus. Die Verbindung zwischen einer erfolgreichen Geschäftsfrau und einem hochrangigen Beamten war sicher für beide Seiten von Vorteil, dachte sich Macer. "Nun, dann sei den Göttern für diese Fügung des Schicksals gedankt. Ich werde sie beim nächsten Gebet am Hausaltar um ihren Schutz für eure Ehe bitten", bekräftigte Macer seinen Glückwünsche. "Du weißt, dass ihr Sohn Pompeius Atticus ebenfalls zu meinen Klienten zählt?" erkundigte er sich dann weiter, denn wenn sich Fabius Torquatus und Iunia Axilla noch nicht allzu lange kannten, konnte es ja tatsächlich sein, dass er das noch nicht wusste.

    Macer hielt die Augen leicht geschlossen, um sich auf den Vortrag des Protokolls zu konzentrieren und nickte an einigen Stellen leicht, wenn sich die Anmerkungen in besonders hohem Maße mit seiner Erinnerung deckten. Nach dem Ende der Verlesung wollte er schon zu einer Antwort ansetzen, als ihm einfiel, dass ja insbesondere noch die Frage nach der Vernehmung der Varia im Raum stand, zu der er sich auch noch nicht in dieser Runde geäußert hatte. Also hielt er noch einmal einen Moment inne, um seine Antwort umzuformulieren, um dieser offenen Frage besser gerecht zu werden.


    "Vielen Dank für die sorgsame Protokollführung", begann er. "Wenn wir über eine gemeinsame Strategie für eine Befragung der Varia beraten wollen, so interessieren mich weniger ihre persönlichen Beweggründe, als vielmehr ihre Wahrnehmung des Nährbodens, auf den ihre Ideen fielen. Dass wir in ihr die Täterin der Morde und auch eine Miturheberin des Aufstandes vor uns haben, daran besteht wohl wenig Zweifel, aber es besteht für mich auch kaum mehr Zweifel daran, dass es bei ihr sehr persönliche Gründe waren, die sie zu ihren Taten trieben. Aber aus einem persönlichen Hass wird selten ein großer Aufstand, wenn er nicht auf einen geeigneten Nährboden fällt, möchte ich meinen. Oder umgekehrt: Rom ist einfach zu groß, um selbst bei sorgfältigster Führung zu verhindern, dass es immer wieder Einzelne geben wird, die aus persönlichen Gründen großen Hass entladen möchten. Was man jedoch meines Erachtens durch eine umsichtige Politik sehr wohl verhindern kann, ist die Existenz eines Nährbodens, auf dem der Hass eines Einzelnen zu einem Flächenbrand wird. Ich glaube, es wäre daher ein gutes Ergebnis für diese Kommission, wenn wir dem Senat darlegen können, welchen Nährboden Varia vorgefunden hat und wieso dieser geeignet war, aus ihrem Hass einen Aufstand werden zu lassen. Denn daraus wird man ableiten können, was zu tun ist, um ein weiteres Ereignis derselben Art zu verhindern", legte Macer seine Schlussfolgerung aus der bisherigen Arbeit dar. "Im übrigen fände ich es äußerst hilfreich, wenn wir weitere Zeugen finden und befragen könnten, die uns Auskunft über die Stimmung in der Subura und anderen Teilen Roms geben könnte, wie sie in jenen Tagen und auch den Wochen davor herrschte."

    Dass der Consul auf die neuerlichen Einwände nicht inhaltlich, sondern nur auf der Meta-Ebene antwortete, wundert Macer, zumal er die dort geäußerten Bedenken nicht nachvollziehen konnte. Im Gegenteil, er war recht erfreut, dass es der Consul geschafft hatte, mit einem scheinbar banalen Thema gleich so viele und durchaus umfangreiche Redebeiträge zu erwecken. Da war beispielsweise ein Iulius Centho mit deutlich gewichtigeren Themen oft auf viel weniger Resonanz gestoßen und hatte sich von Kritik nicht schrecken lassen. Und selbst bei der Diskussion um die diplomatischen Beziehungen im Osten, die der Kaiser höchst selbst angestrengt hatte, erinnerte sich Macer nicht an eine umfangreichere Beteiligung - aber vielleicht lag das ja an der einschüchternden Wirkung des Kaisers. Den restlichen Schuh konnte sich der Consul Macers Meinung nach auch selbst anziehen, denn ihm passte er in Macers Augen genauso gut. Umso mehr war auch er gespannt, weitere Meinungen zu hören. "Ich auch", stimmte er daher demonstrativ der weiteren Redeaufforderung zu.

    Macer war mehr als überrascht, dass der Consul schon heute einen Gesetzentwurf vorlegte. Der Vortrag desselben überzeugte ihn dann allerdings schnell, dass einige weitere Tage zur Reifung dem Entwurf sehr gut getan hätten. Zum Glück meldete sich andere Senatoren schnell zu Wort, so dass Macer etwas mehr Zeit hatte, seine Meinung über den Entwurf in passende Worte zu kleiden. Dann meldete er sich zu Wort, nachdem die ersten Fragen schon beantwortet waren.


    "Consul, auch ich möchte einige Anmerkungen machen, um den Entwurf zu verbessern. Mir scheinen die ersten drei Paragraphen entbehrlich zu sein, da sie einiges regeln, was entweder ohnehin klar ist oder aber aufgrund des noch zu erarbeitenden Titels des Gesetzes klar wird. In anderen Fällen regeln sie etwas, was eben nicht allgemeingültig geregelt werden kann, da es nur für öffentliche Rennen gilt, die ein gesamtgesellschaftliches Ereignis sind - um deine Worte zu nehmen, da mir keine besseren einfallen. Auch dies könnte wie von dir vorgeschlagen durch den Titel geregelt werden oder durch eine Prämbel, die den Geltungsbereich des Gesetzes genauer definiert. Letzteres erscheint mir leichter verständlich."


    Nach dieser nahezu gänzlichen Ablehnung der ersten drei Paragraphen fuhr er etwas detaillierter fort. "Den vierten Paragraphen befürworte ich ausdrücklich in seiner Intention, schließe mich hier aber Senator Aurelius an, dass das Konzept nicht nur auf Nachfrage, sondern grundsätzlich veröffentlicht werden muss. Dass es von der Teilnehmerzahl abhängt, ist dafür kein Hinderungsgrund, da wir verschiedene Stufen unterscheiden müssen: Wenn der Veranstalter einlädt, kann er natürlich nur ein grobes Konzept vorlegen und den eingeladenen Fahrern auf Nachfrage nur mitteilen, wen er noch eingeladen hat und wie es um deren Rückmeldung derzeit bestellt ist. Dies sollte jedoch ausreichend sein, damit die Fahrer eine informierte Entscheidung treffen können und es sollte beiden Seiten klar sein, dass das Konzept noch nicht final ist. Es steht meines Erachtens den Fahrern dann auch frei, eine Teilnahme nur unter der Bedingung zuzusagen, dass das finale Konzept eine bestimmte Gestalt hat. Zu bedingten Zusagen kommen wir ja später noch einmal, aber nehmen wir mal an, sie wären möglich. Dem Ausrichter steht es meines Erachtens dann wiederum frei, eine solche bedingte Zusage abzulehnen, um die von dir gewünschte Planungssicherheit zu erhalten, aber er kann sie genausogut annehmen, wenn die Bedingung dem entspricht, was er ohnehin geplant hatte. Wie auch immer dies abläuft und von Fahrern und Ausrichtern gehandhabt wird, irgendwann wird der Zeitpunkt erreicht sein, an dem eine fixe Vereinbarung zwischen Ausrichter und Fahrern besteht. Damit ist auch ein Zeitpunkt erreicht, an dem das Konzept veröffentlicht werden kann und ab dem es keine Notwendigkeit mehr gibt, dieses zu ändern. Es ist damit wie in deinem Entwurf genannt verbindlich."


    Er machte eine kurze Pause, um auf seinen Notizen zu schauen, wie es weiter geht. "Paragraph fünf. Den verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Was soll hier geregelt werden? Der Ausrichter muss einen Fahrer nicht starten lassen, wenn dieser gar nicht starten will? Das erscheint mir trivial. Oder kann der Ausrichter die gesamte Veranstaltung absagen, wenn ein Fahrer nicht antreten möchte? Sofern er noch nichts veröffentlicht oder mit irgendeinem Fahrer fest vereinbart hat, ist auch das trivial. Falls er jedoch die Veranstaltung und ihre Modalitäten schon öffentlich angekündigt hat, dann ist er meines Erachtens auch zur Ausrichtung verpflichtet." Diesmal brauchte Macer nur einen kurzen Blick um fortzufahren. "Paragraph sechs ist leichter verständlich und meines Erachtens unnötig. Da eine Veranstaltung einen Termin hat, an dem sie stattfindet, gibt es auch einen Zeitpunkt, bis zu dem die Modalitäten des Rennens veröffentlicht werden müssen. Daraus wiederum ergibt es sich zwingend, dass alle Vereinbarungen zwischen Ausrichter und Fahrern bis dahin fixiert sein müssen. Wenn ein Ausrichter mehr Planungssicherheit haben möchte, kann er eine frühere Frist setzen, aber ich sehe keine Notwendigkeit, ihn dazu gesetzlich zu verpflichten."


    Nun atmete Macer wieder etwas tiefer durch, um sich auf den nächsten Paragraphen zu konzentieren. Dass er dabei um die richtigen Worte rang, konnte er nicht ganz verbergen. "Paragraph sieben ist mir völlig unverständlich, noch unverständlicher als Paragraph fünf. Was soll hier geregelt werden? Und was hat dies überhaupt mit Wagenrennen zu tun? In einem Gesetz zum Wagenrennen erwarte ich klare Begriffe, die auf diese Materie Bezug nehmen und keine generischen Begriffe wie 'Antragender', 'Annahmeerklärung' oder 'Absendung der Anzeige'! Der Text scheint mir fast einem Lehrwerk für Juristen entnommen, in dem dargelegt wird, wie Verträge abzuschließen sind, wenn die Vertragspartner nicht an einem Ort zusammen kommen können." Macer schaute den Consul ratlos an. "Versteh mich bitte nicht falsch: Das mag alles seine juristische Richtigkeit haben, aber mir ist gänzlich unklar, was eine solche generische Passage in einem Gesetz zum Wagenrennen verloren hat und welchen Vorteil gegenüber dem Status Quo sie bietet!" Dieselbe Frage hatte auch Iulius Dives schon in allgemeinerer Form gestellt und sie war in Macers Augen noch nicht zufriedenstellend beantwortet. "Dasselbe gilt für Paragraph acht", schob er noch hinterher, bevor er wieder einmal durchatmete.


    "Paragraph neun halte ich für falsch. Warum sollten bedingte Zusagen per Gesetz als Ablehnung gelten? Warum sollte ein Fahrer nicht sagen können 'Ich nehme teil, aber nur, wenn es ein Startgeld gibt'? Es ist dann doch dem Veranstalter überlassen, ob er auf diese Bedingung eingeht und die Zusage annimmt oder ablehnt. Umgekehrt gilt dasselbe und ist fast noch wichtiger: Jeder Ausrichter wird doch sagen 'Du darfst starten, aber nur, wenn du dich zu fairem Verhalten verpflichtest'. Auch das ist nichts anderes als ein bedingtes Angebot, das ein Fahrer annehmen oder auch ablehnen kann. Ich würde sogar soweit gehen, dass im Vertragswesen jegliches Angebot und jegliche Annahme eines solchen immer an Bedingungen geknüpft ist, aber das mögen andere hier besser erklären und entscheiden können als ich", machte Macer bewusst nur einen kurzen Ausflug ins allgemeine Vertragswesen, denn schließlich sollte hier heute um Wagenrennen diskutiert werden.


    Zur Vertragsstrafe hatten sich auch schon andere geäußert, so dass Macer hier nur seine Zustimmung zu diesen Gegenmeinungen ausdrücken konnte. "Bezüglich Paragraph zehn schließe ich mich meinen Vorrednern an, dass ein Startverbot als Vertragsstrafe völlig ausgeschlossen ist, zumal es dem Veranstalter vor Ort ohnehin nicht die von dir gewünschte Sicherheit liefert. Zudem widerspricht deine Gegenrede von gerade deinem eigenen Entwurf: Du sagtest gerade, nicht die Factio wird gesperrt, sondern der Fahrer. Dein Entwurf nennt jedoch ein Startverbot für den Vertragspartner, welcher die Factio ist. Was im übrigen noch eine weitere Unzulänglichkeit des ganzen Entwurfs aufdeckt: Was ist mit Fahrern, die keiner Factio angehören?"


    Noch einmal machte Macer eine Pause und blickte auf seine Notizen, ob er noch zu einem der Paragraphen etwas sagen wollte. Dann kam er zum Abschluss. "Mit Blick auf den gesamten Entwurf und die gestrige Debatte ist mir im übrigen weiterhin nicht klar, was du anstrebst, Consul. Du sagtest, du möchtest Wagenrennen regeln und nicht das Vertragsrecht. Du sagtest ferner, du möchtest keine rechtlichen Grundlagen für zusätzliche Klagen schaffen, sondern durch klare Regeln Klagen verhindern. Ich glaube, wir alle können dieses Ziel gemeinsam am besten erreichen, wenn wir uns dazu von der doch sehr offensichtlichen Fokussierung des Entwurfs auf den Begriff und das Zustandekommen eines Vertrages lösen und stattdessen in dem Entwurf festlegen, welche Eigenschaften eines Wagenrennens wir gerne zugesichert hätten und welche Pflichten sich daraus für Ausrichter und Fahrer ergeben. Ich denke, eine solche Lex würde überschaubarer und handhabbarer werden."

    Die Antwort des Consuls stellte in der Tat einiges klar, was Macer zu Beginn der Debatte nicht klar gewesen war. Es ging also überhaupt nicht um das Vertragsrecht, sondern ausschließlich um ein Regelwerk für die Durchführung von Wagenrennen, das Teilnehmern, Zuschauern und Veranstaltern Sicherheit geben sollte. Das konnte Macer weiterhin nur sehr begrüßen, auch wenn einige der von Claudius Menecrates genannten Inhalte spontan wenig Gegenliebe seinerseits fanden. Daher melde er sich noch einmal zu Wort.


    "Ich freue mich auf deinen Entwurf, Consul, und bin auch gerne bereit, daran mitzuarbeiten", bot er sich erst einmal an. "Ich bin allerdings offenbar in einigen Punkten anderer Meinung als du. So gibt es meines Erachtens schlicht keinen Bedarf für Ersatzmannschaften, die von der Rennleitung eingesetzt werden. Nach meinem Verständnis gibt es einfach einen Zeitpunkt, der natürlicher Weise vor dem Beginn der Veranstaltung liegt und zu dem der Veranstalter benennt, wer am Rennen teilnimmt. Üblicherweise sind dies die gemeldeten Fahrer der Factiones und eventuell weitere Fahrer, die vom Veranstalter eingeladen wurden. Wer dort genannt wird, ist für den Start vorgesehen und wer dort nicht genannt wird, kann nicht starten. Wenn ein Fahrer nach diesem Zeitpunkt ausfällt, dann startet er eben nicht, aber es kommt niemand hinzu. Nur das schafft die nötige Transparenz, denn worauf gewettet werden kann, kann kein Gesetz festlegen. Wenn Titus und Gaius auf der Tribüne darauf wetten möchten, wer im zweiten Vorlauf den dritten Platz belegt, dann können wir ihnen das schlecht verbieten. Aber gerecht wird diese Wette nur sein, wenn Gaius nicht zwischendurch heimlich dafür sorgen kann, dass der Starter, auf den Titus gesetzt hat, entgegen der Ankündigung nicht im zweiten Vorlauf starten darf oder andere Konkurrenten bekommt, als vorgesehen. Einzig dass er gänzlich ausfallen kann muss von allen akzeptiert werden, denn das ist nun einmal Teil des Risikos einer Wette. Aber wenn ein Ausfall dem Veranstalter das Recht gibt, irgendwelche Änderungen an der Startaufstellung vorzunehmen, dann könnte man mit einem einzigen fingierten Ausfall eine große Anzahl verschiedener Wetten manipulieren und das kann nicht sinnvoll sein." Macer hoffte, dass die Ausführungen auch für jenen Teil der Senatorenschaft verständlich waren, die an Wagenrennen nicht interessiert waren. Andererseits nahm er an, dass es ähnliche Herausforderungen auch bei der Organisation von Gladiatorenspielen gab und das Problem damit grundsätzlich allgemein bekannt war.

    Die ursprünglich gestellte Frage war nicht unbedingt geeignet gewesen, Macers besonderes Interesse zu wecken, klang sie doch nach einer rein juristischen Feinheit. Als der Consul jedoch offenbarte, dass er Anlass die vergangenen Wagenrennen zu den Ludi Palatini waren, war sein Interesse schlagartig geweckt und er melde sich bald zu Wort.


    "Consul Claudius, ein interessanter Vorstoß mit einem noch interessanteren Hintergrund. Ich finde es sehr ehrenwert und vorbildlich von dir, dass du die Turbulenzen bei den vergangenen Ludi selbst zum Thema im Senat machst", begann er mit dem ehrlichen Ausdruck seiner Anerkennung. "Jedoch ist mir die Stoßrichtig nicht gänzlich klar. Das Problem ist doch ganz offensichtlich nicht gewesen, dass die rechtlichen Modalitäten und Folgen eines Vertragsbruchs nicht klar sind, sondern dass die spezifischen Modalitäten deines Rennens vorab nicht hinreichend kommuniziert wurden. Ich weiß daher nicht, wie man mit einer wie auch immer gearteten rechtlichen Präzisierung der Frage des Vertragsbruchs hier Abhilfe schaffen könnte", fuhr er dann mit einer klaren Äußerung seiner Irritation fort. Tatsächlich verstand er noch nicht, worauf der Consul hinaus wollte. Dafür hatte er aber selber schon sehr konkrete Vorstellungen, wie seiner Meinung nach sinnvolle Konsequenzen aus den Turbulenzen bei den Ludi aussehen sollten. "Viel mehr würde ich es daher begrüßen, wenn ein Gesetz erlassen wird, welches Veranstalter von Wagenrennen verpflichtet, die Modalitäten ihres Rennens rechtzeitig vorab und in vollem Umfang zu veröffentlichen. Nur dann ist nämlich die von dir genannte Grundvoraussetzung gegeben, damit sich alle Seiten darüber im Klaren sein können welche Verpflichtungen sie eingehen, ganz gleich ob jene mit einem schriftlichen oder mündlichen Vertrag besiegelt oder nur aufgrund des Usus eingegangen werden. Ich denke dabei unter anderem insbesondere daran, die Namen aller Starter vor Beginn des Rennens zu veröffentlichen und bekanntzugeben, wenn Entscheidungen nicht nach dem Los getroffen werden, wo dies sonst üblich ist", führte Macer dann einige Beispiele aus. "Immerhin sind Factiones und Veranstalter nicht die einzigen, die Verpflichtungen eingehen. Es wird auch auf Veranstaltungen gewettet und es öffnet dem Betrug Tür und Tor, wenn auf etwas gewettet werden kann, von dem nur der Veranstalter weiß, wie es ablaufen wird." Immerhin war der Consul im Wahlkmapf mit dem Versprechen angetreten, dem Volk mit Ludi Vergnügen zu verschaffen und damit das Risiko von Aufständen zu senken. Ludi, bei denen auch nur der Eindruck entstand, sie würden nach dem spontanen Gutdünken des Veranstalters ablaufen, waren da in Macers Augen völlig kontraproduktiv.

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Ich bin gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe und habe beruflich viel zu tun. Ist also alles im IR etwas spärlicher und langsamer bei mir derzeit und wird wohl auch noch so bleiben.


    Wird leider nicht besser, sondern schlimmer. Antibiotika und so. Also noch mehr Sparflamme.

    Auch die Fahrer der Russata hörten sich die neuerlichen Verlautbarungen der Rennleitung an, auch wenn sie es etwas befremdlich fanden, dass diese von einem der teilnehmenden Fahrer vorgetragen wurden, noch dazu nicht einmal vom ältesten Fahrer eine Factio. Dann gingen die Blicke zu Proteneas, dem nominellen Spitzenfahrer der Roten, der heute aber nur den dritten Platz geholt hatte. Er saß eine Weile nachdenklich auf einer Kiste, dann stand er auf. "Wenn's freigestellt ist, ob wir da starten, dann verzichte ich. Ist besser für die Pferde und so ein Freundschaftsrennen unter den jungen Wilden mit 'nem alten Sack wie mir dazwischen ist ja auch nicht die reine Freude. Wenn ich gewinne, bringt das irgendjemand anderen um seinen gerechten Jubel und wenn ich nicht gewinne, heißt es entweder, ich hätte heute die ganze Veranstaltung nicht ernst genommen, oder meine Karriere geht dem Ende entgegen. Auf beides kann ich verzichten", erklärte er seine Gründe. Sein Ton war ruhig und ernsthaft, mit einem zum Ende hin deutlich breiter werdenden Grinsen. Er gönnte den anderen offensichtlich ehrlich ihre Extrarunde und konnte für sich darauf verzichten, dachte aber offenbar keineswegs an ein Karriereende.

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    Original von Aulus Iunius Seneca
    Ich glaub, dass tatsächlich noch ne ganze Menge der alten Garde da ist oder zumindest regelmäßig zurückkommt.


    Definiere "alte Garde".


    Im Moment gibt es 26 mehr oder weniger aktive IDs, die entweder selbst vor mindestens 10 Jahren angelegt wurden, oder deren Besitzer vor mindestens 10 Jahren schon mit einer anderen ID aktiv war.


    Setzt man die Grenze auf 13 Jahre, sind es immer noch 10.

    Macer kam die vom Consul vorgeschlagene Pause ebenfalls recht, denn auch er wollte das Gehörte noch einmal im Kopf durchgehen. Der erste Teil der Aussage der Sklavin war für ihn durchaus erhellend gewesen in Bezug auf die Hintergründe der Aufstände und damit war sie in seinen Augen auch relevant für die Arbeit der Kommission. Der zweite Teil erschien ihm weniger relevant. Offenbar hatte sich Christen dem Aufstand angeschlossen, vielleicht auch viele Christen, aber wenn sie sich angeschlossen hatten, waren sie offenbar nicht der Auslöser und nach diesem wollte die Kommission suchen. Oder zumindest Macer wollte gerne danach suchen und wissen, ob es Ursachen gab, denen man begegnen konnte.

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    Original von Lucius Vinicius Massa
    Einzig der alte Macer ist immer noch da :D


    Unkraut vergeht halt nicht. :D Aber außer mir sind doch noch einige hier, die du aus deiner aktiven Zeit kennst. Manche sind auch erst kürzlich zurückgekehrt und steigen gerade wieder ein.


    Schön jedenfalls, dass auch du mal wieder rein schaust!

    Bei dieser Vorlage ließ die Antwort aus dem Fanblock der Roten nicht lange auf sich warten:


    "Bääh! Praesina!"


    Genaugenommen hatten die Russata-Anhänger gerade gar nicht allzu viel gegen die Praesina, denn im Rennen hatte sie ja keine nennenswerte Konkurrenz dargestellt. Aber eine liebgewonnen Feindschaft wollte schließlich gepflegt werden und in Sachen Circusgesang hatte man schließlich einen Ruf zu verteidigen. Die Eskapaden der Rennorganisation machten es da leicht, dass sich auch eine deutlich schwächere Factio als Feindbild qualifizierte.



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    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Eine Verschwörung hingegen nimmt einzig der Trecenarius an. Bisher hat sich keines der Ermittlungsmitglieder ebenfalls dafür ausgesprochen. Richtig ist, dass wir zum Beginn des Brandherdes zurück müssen. Den Zusammenhang zwischen den Morden und dem Aufstand hingegen sehe ich als erwiesen an. Es liegt nicht nur eine zeitliche Stimmigkeit vor, sondern vor allem ein Geständnis der Haupttäterin."


    Zum ersten Teil nickte Macer, denn auch er war von einer Verschwörung bisher keineswegs überzeugt, nach dem, was er hier gehört hatte. Zum zeiten Teil zog er jedoch die Augenbrauen skeptisch nach oben. "Ein Geständnis der Haupttäterin? Mag sein, dass ich das bisher Gesprochene nicht gänzlich korrekt verstanden habe, aber soweit ich es verstanden habe, hat besagte Person zwar die Morde gestanden und von mir aus auch die Anführerschaft des Aufstandes - wobei ich mich nicht erinnern kann, dass wir letzteres bisher explizit festgehalten haben - aber hat sie tatsächlich auch einen kausalen Zusammenhang gestanden und erläutert, worin dieser besteht?" Macer blickte fragend in die Runde, ob ihm irgendjemand etwas mitteilen konnte, was ihm entgangen war. Die große Notiztafel war auf einen schnellen Blick hin keine Hilfe. "Und selbst wenn es einen kausalen Zusammenhang gibt, muss dieser für uns nicht entscheidend sein. Nehmen wir an, sie hat nicht nur aus Hass auf Rom gemordert, sondern auch, weil die Opfer der Vorbereitung des Aufstandes im Weg waren. Dann besteht zweifellos ein Zusammenahng, aber dieser bringt uns bei der Ermittlung nur marginal weiter. Unsere Ursachen müssen wir dann jedenfalls woanders suchen, als bei den Morden."


    Nun noch einmal zu einer weiteren Befragung der Varia zu schreiten, schien einerseits naheliegend. Andererseits hatte Macer die Kommission von Beginn an so verstanden, dass sie alternative Wege gehen sollte. Nun die Arbeit der Stadtkohorten zu wiederholen und mit versammelter Mannschaft in den Kerker zu spazieren, um dort eine Befragung vorzunehmen, schien ihm diesbezüglich nicht das angedachte Mittel zu sein. Daher hielt er sich erst einmal mit einer Äußerung zurück.

    In der Pause nach dem zweiten Vorlauf vergnügten sich die Rennsportfans auf den Rängen mit Imbiss, Gesang und dem unvermeidlichen Fachsimpeln über die bisherigen Rennverläufe. Wer war in Form, wer hatte enttäuscht, wer hatte überrascht. Und natürlich wurden Wetten abgeschlossen. Gleichzeitig machten auch Gerüchte über die neusten Entwicklungen aus dem Fahrerlager die Runde, auch wenn deren Wahrheitsgehalt auf dem Weg von den Katakomben bis auf die Ränge üblicherweise ähnlich stark verwässert wurde, wie der Wein, der auf eben jenen Rängen getrunken wurde. Dass die Grünen bald einen neuen Fahrer haben würden und dass sie sich diesen ein wenig hatten kosten lassen, konnte man aber nach einer Zeit als hartnäckigen wahren Kern ausmachen. Das reichte den sangesfreudigen Russata-Anhängern, um ein altes Lied aus seiner toten Hose zu schütteln.



    Was für Eltern muss man haben, wie verdorben muss man sein,
    einen Vertrag zu unterschreiben, bei diesem scheiß Verein?
    Wir würden nie zu dem PRAE-SI-NA RENN-STALL gehen!
    Wir würden nie zu dem PRAE-SI-NA RENN-STALL gehen!


    Zitat

    Original von Marsyas
    Marsyas schüttelte zuerst den Kopf, dann ging er dazwischen.
    "Sagt mal, hört ihr euch eigentlich selbst zu? Ihr aus der Albata steht an der Spitze der erfolgreichsten Fahrer des Imperiums, [...]"


    Die Fahrer der Russata hatte sich aus dem Tumult weitgehend herausgehalten und nur am Rande zugehört. Sie hatten weder Lust, die Factio zu wechseln, noch war die Factio derzeit wohl aktiv auf der Suche nach neuen Kollegen, so dass man den Wechselgerüchten nur soweit folgte, um auf dem Laufenden zu sein. Als jedoch Marsyas die Stimme erhob, konnten sich die Roten einen lauten und vergnügten Protest nicht verkneifen. "Albata an der Spitze? Äh, Hallo Kollege, farbenblind? Letzter Sieg der Albata war nochmal wann genau?"

    Wieder hatte die Spannung der Szene dafür gesorgt, dass die kleine Albina kaum ein verständliches Wort heraus bekam und sich wild durch die Haare fuhr, bis der Löwe schließlich am Boden lag und der Jäger gerettet wurde. "Ist der Löwe jetzt tot, Papa?" fragte sie trotzdem zögerlich. "Ja, ich glaube schon", antwortete Macer, nachdem er die Raubkatze einen Augenblick begutachtet hatte. "Der sieht ziemlich tot aus." Auch die Sklavenschar um sie herum sah das ähnlich und äußerte sich entsprechend. "Dann hat der eine Jäger dem anderen Jäger das Leben gerettet!", stellte Albina nun wieder mit fester Stimme fest. "Er ist ein ganz toller Jäger. Jetzt muss er nur noch auch noch gegen den anderen Löwen gewinnen. Das schafft er bestimmt auch noch, oder, Papa?" Macer war sich da nicht so sicher, denn immerhin hatte der Mann nur noch sein Messer.