Als das Gespräch mit den Flavii sich schon dem Ende neigte, kam ein wenig hastig eine junge Frau herbei, die sich zu der Gruppe gesellte, erst sich – und offenbar ihren Bruder – entschuldigte und sich anschließend vorstellte. Über einen eventuellen Fauxpas dieses Auftrittes ging Sextus vollkommen hinweg und verneigte sich angemessen in Richtung der Claudia. “Der Mond folgt doch meist der strahlenden Sonne, werte Claudia. So haben wir hier die Gelegenheit, ein wenig einfach in deiner anmutigen Präsenz zu schwelgen“, verteilte er stattdessen ein großzügiges Kompliment.
Zwar waren die Claudii eigentlich nur eingeladen worden, weil seine Cousine Lentidia ihn bekniet hatte und ihm versichert hatte, wie nett und hilfreich sie nach den Spielen gewesen waren und wie undankbar es doch wäre, sie nicht einzuladen. Allerdings hätte Sextus nicht angenommen, dass auch nur ein Claudier kommen würde, nicht nach dem, wie er Claudius Menecrates einschätzte. Der trug ihm wie ein altes Waschweib immer noch Dinge nach, die vor über eine Jahrzehnt stattgefunden hatten (und nicht einmal alle hatten stattgefunden!), und Sextus glaubte nicht, dass sich daran irgendwas ändern würde. Auf den alten Miesepeter konnte er also gut und gerne verzichten.
Das hieß aber nicht, dass er deshalb ungastlich zu den Verwandten des Claudius sein musste, erst recht nicht, wenn sie jung, hübsch und weiblich waren. Wer diese drei Punkte erfüllte, hatte bei Sextus generell einen erheblichen Bonus, was Charme, Freundlichkeit und Gastlichkeit anging, gleichgültig, welcher Gens dieses Wesen angehören mochte.
Allerdings blickte Sextus doch einmal dorthin, von wo die Claudia gekommen war, um zu sehen, ob die Claudia ihren älteren Verwandten nur zu erwähnen vergessen hatte. Aber nein, da war nur ein junger Mann, der sich ein wenig mit Aurelia Lentidia unterhielt und wohl langsam auf sie alle zusteuerte. Vermutlich der besagte Bruder. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, fing Sextus schon mit der Vorstellung an. “Da deine Verwandte Claudia Sassia mit dem guten Flavius Scato verlobt ist, nehme ich an, dass du die übrigen Herren hier bereits kennst? Dann bleibt mir nur noch, meine Nichte vorzustellen, Aurelia Corvina.“