Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    "Ich bitte nun diejenigen, welche auserwählt wurden, die Büsten der verdienten Männer und Frauen zu enthüllen, die heute ins Ulpianum aufgenommen wurden." Mit der Hand wies er nach unten, wo Purgitius Macer und die beiden Flavier bereitstanden. Iulius Centho hielt sich ja noch im Schatten des Vordaches auf und musste nur hervortreten. "Beginnen wir mit Cicero Octavius Anton, dem der Vorrang des Alters gebührt." Einer der Diener trat mit einer verhüllten Büste vor, während der Kaiser zurücktrat. Die Bühne war frei für Macer.


    Die Rede des Kaisers sorgte bei Macer wieder für mehr Aufmerksamkeit, auch wenn gleichzeitig langsam seine Spannung stieg, wann wohl sein eigener Einsatz kommen würde. Lange brauchte er darauf allerdings nicht zu warten, denn der Kaiser übergab ihm zum Ende der Rede sogleich das Wort. Macer verharrte noch einen kurzen Augenblick auf seinem Platz, um sich zu sammeln und trat dann nach vorne, an jenen Platz, der für die Redner vorgesehen war. Auch dort verharrte er noch einmal und ließ den Blick über das Publikum gleiten. Nicht zu theatralisch wie ein Schauspieler auf der Bühne, aber lange genug, um das Publikum auch tatsächlich wahrzunehmen und gleichzeitig jedem die Gelegenheit zu geben, in Ruhe zu verstummen. Dann versicherte er sich, dass seine Notizen dort lagen, wo er sie sehen konnte und begann.


    "Am heutigen Tag werden mehrere Männer und Frauen geehrt, die einen Platz im Ulpianum erhalten sollen und es wäre sicher falsch, nun einen von ihnen besonders hervorheben zu wollen, denn jeder und jede von ihnen ragen soweit hervor, dass sie immer ganz und gar einmalig sein werden und doch in ihrer Gesamtheit alle in gleichem Maße ein Vorbild für alle Römer dieser und kommender Generationen", begann Macer die Rede mit einem Einleitungssatz, der dezent noch einmal die Idee des Ulpianums aufgriff und sich selber als Redner von aller denkbaren Kritik für die kommende Reden freistellte. Denn wem das folgende Lob zu überschwänglich erschien, der konnte nun versichert sein, dass Macer damit keineswegs die anderen Geehrten und Redner überbieten wollte. Wem es hingegen zu bescheiden erschien, der war nun zumindest informiert, dass diese Bescheidenheit in guter Absicht passierte. Dem so vorbereiteten Publikum konnte Macer nun die eigentliche Rede präsentieren.


    "Eine solche Hervorhebung wäre aber auch deshalb falsch, da der Mann, zu dessen Ehre ich hier heute sprechen darf, trotz der zahlreichen großen Meilensteine in seinem Lebenslauf die Bescheidenheit nicht gering schätzte. Auch wenn er sich mit vielen seiner Worte und Taten im Positiven vom Volke Roms abhob, so war es nie sein Ziel, sich über dieses Volk zu erheben. Nein, Cicero Octavius Anton, Sohn des Oppius Octavius Ecidius, einer von fünf Brüder und Vater von sechs Kindern, war ein Mann des Volkes, wie sich das Volk keinen besseren Mann vorstellen konnte! Er lebte und verkörperte jene Tatkraft, die wir alle so schätzen an jenen Männern, die sich als Politiker, als Senatoren, als Magistrate um die Geschicke Roms und seines Reiches kümmern. Er beschritt den Cursus Honorum nicht aus Opportunität oder Eigennutz, sondern mit Würde und Inbrunst für den Dienst am Volke Roms." Hier warf Macer einen schnellen Blick auf seine Redenotizen, um in der nun folgenden Aufzählung nicht durcheinander zu kommen. "Er diente als Quaestor Urbanus und verdiente sich großes Ansehen als Tribnuns Plebis, in einer Zeit, in der es innenpolitisch nicht einfach war, in der diesem Amt aber eine umso höhere Bedeutung zukam als sie es heute tut. Und er ging voran, er bekleidete dieses Amt vor so großen Namen wie Caecilius Metellus Creticus oder Matinius Agrippa - Namen, die den jüngeren unter euch vielleicht nicht geläufig sind, die für die älteren unter uns aber untrennbar mit diesem Amt verbunden bleiben werden", musste er ein wenig geschichtlich ausholen, um diesen Meilenstein in der Karriere des Octavius Anton ins richtige Licht zu rücken. "Er diente danach selbstverständlich auch als Praetor Urbanus, dann als Consul und als einem der ganz wenigen wurde ihm die Ehre zuteil, unter dem vergöttlichten Kaiser Iulianus an dessen Seite als Censor zu dienen!" Macer ließ eine kurze Pause folgen, um diese Worte wirken zu lassen, bevor er mit anderen Abschnitten aus dem Leben des Octavius Anton fortzufahren gedachte.


    "Alleine diese Konsequenz und Energie, mit denen er den Cursus Honorum bis zu seinem allerhöchsten Abschluss beschritt, macht ihn zweifellos zu einem Vorbild, dessen Andenken gewahrt werden sollte und dass heutigen und kommenden jungen Männern ein Beispiel sein kann, wie man sich für Rom einsetzen kann. Doch es war nicht nur der Cursus Honorum und die Curia, die ihm am Herzen lag und auf die er seine Energie verwendete. Auch außerhalb Roms hinterließ er seine Spuren und diente Italia als Magister Scriniorum und Comes, nachdem er bereits als junger Mann zweimal im Auftrag des Kaisers als Legatus Augusti in das ferne Tylus reiste, um Roms Interessen dort zu vertreten. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass er sowohl dafür als auch für seine Dienste im Cursus Honorum Ehrungen und Auszeichnungen erhielt, denn alleine die Tatsache, dass er diese Dienste verrichten durfte, war ihm die höchste Auszeichnung. Was freilich nicht bedeutet, dass er Ehrungen ablehnte, die ihm angetragen wurden. So genoss er während seines Consulats das Vorrecht, den Ehrentitel des Princeps Iuventutis zu tragen und selbst in hohem Alter bis zu seinem Tode noch einmal als Legatus Augusti dem Kaiser zu dienen." Es folgte eine erneute Pause, in der Macer schnell auf die nächste Seite seiner Notizen wechselte und den Zuhörern erneut Gelegenheit gab, das Gehörte zu verarbeiten.


    "Wer nun glaubt, wir ehren hier einen Mann, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Dienste des Volkes, des Senates und des Kaisers stand, der von früh bis spät nur an Politik, Gesetze und Diplomatie dachte, der hat den Menschen Cicero Octavius Anton noch nicht in seiner Gänze erfasst. Denn auch wenn dieser Einsatz alleine schon mehr ist, als manch anderer heute leistet, so würde er ihn noch nicht soweit hervorheben, wie wir es heute tun. Denn er verstand es auch, das Leben zu leben und er wusste auch um die anderen Dinge, die neben der Politik und Diplomatie im Alltag, in der Freizeit wichtig waren. Er wusste es, denn als Auctor der Acta Diurna war er über alle diese Dinge informiert und trug die Verantwortung, dass möglichst viele Menschen im ganze Reich möglichst umfangreich informiert waren. Er wusste es auch, denn als Dominus Factionis stand er dem Rennsport nahe, fieberte mit seinen Fahrern und dem einfach Volk um den Sieg und durchlebte die Enttäuschungen bitterer Niederlagen. All dies tat er nicht als lästige Pflicht, sondern mit derselben Freude und Energie, mit der er Roms Interessen nach innen und außen vertrat. Und so ist er uns auch darin ein Vorbild, dass man den Alltag eben nicht vergessen darf, wenn man mit hohen und wichtigen Belangen befasst ist, und dass es nicht schadet, auch mal eine Niederlage hinzunehmen, wenn man nur weiß, dass das nächste Rennen schon bald kommen wird!" Eine weitere Pause nutzte Macer für einen kurzen Blick, ob das Publikum inzwischen gelangweilt eingeschlafen war oder wie geplant dezent anerkennend und zustimmend nickte. Aber unabhängig davon näherte sich die Rede langsam auch ihrem Ende.


    "War Cicero Octavius Anton nun also ein Mann, der höchstes Lob und höchste Anerkennung auf sich zog für seinen Lebenswandel und seinen Einsatz und alles nur in Form von Taten zurückzahlte, die einen Eintrag in Protokollen und CHroniken wert sind? Nun, es wird euch nicht verwundern zu hören, dass der Mann auch dort nicht untätig zurückstand, wo es um den stillen, ehrenden Dienst an anderen ging, den er dadurch erfüllte, als Sodalis der Augustales ein waches Auge und eine tatkräftige Hand bei der Verehrung unserer vergöttlichten Kaiser zu haben." Es war natürlich kein Zufall, dass Macer sich diesen Aspekt für diesen Punkt der Rede aufgespart hatte, wo er die Überleitung zum Ulpianum einleiten konnte. "Und nun stehen wir hier, vor dem Tempel der vergöttlichten Ulpianischen Kaiser und erinnern uns in ehrfürchtiger Anerkennung an Cicero Octavius Anton, der hier einen Platz einnehmen soll als Vorbild für diese und kommende Generationen. Wahrlich, Cicero Octavius Anton wäre zurecht stolz und glücklich über diese Aufnahme. Nicht, weil sein Name nun für immer herausgehoben sein wird aus der Menge des Volkes, sondern weil er nun einen Platz hat unter demselben Dach, unter dem auch die vergöttlichten Ulpianischen Kaiser ihren Platz haben, so dass sein Vorbild für Rom und der Dienst an den vergöttlichten Kaisern für immer untrennbar miteinander verbunden sein werden!" Noch einmal machte Macer eine Pause und blickte über die Zuhörerschaft, bevor er den Abschluss der Rede formulierte.


    "Römer! Römerinnen! Cicero Octavius Anton, der Sohn des Oppius Octavius Ecidius, war ein großer Staatsmann, ein großer Politiker, ein großer Diplomat. Eine Verkörperung der Tatkraft, wie sie uns allen ein Vorbild sein sollte. Deshalb nimmt er heute für alle Zeiten seinen Platz ein unter denjenigen, deren Beispiel das ganze Volk nach dem Willen der vergöttlichten Ulpianischen Kaiser folgen sollte. Ich danke euch, dass ich heute die Ehre hatte, hier zu seinem Lob zu sprechen. Dankt ihr den Göttern, dass sie uns Cicero Octavius Anton geschenkt habe und tut alles dafür, dass wir ihn nie vergessen werden." Mit einem letzten festen Blick ins Publikum verstummte Macer, verharrte einen Augenblick, um nicht wie ein peinlich berührter Schuljunge nach seinem ersten öffentlichen Auftritt von der Bühne zu flüchten, und schritt dann gemessenen Schrittes wieder zurück zu jenem Platz, an dem er die bisherige Zereomine verfolgt hatte.

    Joa, nachdem ich in letzter Zeit die eine oder andere Erfahrung in Sachen mobile Seiten und dynamische Layouts sammeln konnte/musste, ist nicht ganz ausgeschlossen, dass das IR da auch bald ein paar Experimente meinerseits ertragen muss. :D

    Macer schien nicht der einzige Zuschauer zu sein, der während der Zeremonie die Gedanken schweifen ließ, denn wenn er sich umblickte, glaubte er zumindest noch mehr leicht abwesende Gesichter zu entdecken. Immerhin, so kam wenigstens kein ungebührliches Gemurmel auf, das die Zeremonie hätte stören können. Was wiederum ein Zeichen großer Disziplin war, denn während der Kaiser im Inneren verschwunden war, gab es draußen ja nicht einmal etwas zu sehen und auch nichts spannendes zu erwarten. Es brachte Macer zwar zum Schmunzeln, sich vorzustellen, der Kaiser und die anderen würden plötzlich und unerwartet wieder aus dem Tempel stürzen, weil sie darin eine erschreckende Entdeckung gemacht hätten. Aber realistisch war es zweifellos nicht, dass so etwas passieren würde und so erlosch das leichte Grinsen in Macers Gesicht wieder und er wartete auf die nächste Ankündigung.

    Eine Änderung am Codex Militaris ließ Macer aufhorchen und den folgenden Redebeitrag etwas genauer verfolgen, als er es bei manch anderen tat. Natürlich kannte er nicht jedes Gesetz im Wortlaut auswendig oder hatte den Text zur Hand, so dass er auch bei diesem Vortrag nur vage erahnen konnte, wo sich Änderungen welchen Ausmaßes verbargen, aber immerhin kannte er sich gut genug aus, um recht bald das Wort ergreifen zu wollen.


    "Ein interessanter Vorschlag, Senator Iulius, der sicher einen Gedanken wert ist. In der Tat führt dein Vorschlag einige Aspekte auf, die die derzeitige Fassung wohl nicht in diesen Details enthält und deren Ausführung sicher nicht schaden kann", begann er seine Rede mit einem Ausdruck der Zustimmung.


    "Was den Absatz zur Entlassung aus dem Dienst angeht, möchte ich auch lediglich anregen, die Reihenfolge umzukehren und mit der ehrenhaften Entlassung zu beginnen, denn diese sollte ja schließlich der Regelfall sein. Ansonsten lässt sich vielleicht hier und dort noch eine sprachliche Feinheit ändern, aber das möchte ich nach einmaligem Vortrag ohne eine Schriftfassung auch gar nicht zu genau beurteilen", begann er mit dem seiner Ansicht nach leichteren Teil.


    "Der erste Teil zur Berufung in den Dienst erschien mir jedoch unnötig komplex. Wenn ich dich richtig verstande habe, ist dein Anliegen wohl die Trennung der Regelungen für Bürger und Peregrini. Dennoch hatte ich beim Zuhören den Eindruck, dass sich eine ganz erhebliche Menge Text völlig identisch für beide wiederholt, während die Unterschiede bekanntermaßen ja nur in den Einheiten und der Dienstzeit liegen, nicht wahr?", vergewisserte er sich gleichzeitig mit seiner Anmerkungen, dass er überhaupt richtig gehört hatte. "Aus Gründe der Klarheit würde ich es hier eindeutig bevorzugen, wenn gleiches auch nur einmal genannt wird und nicht zweimal. Ferner ist mir völlig schleierhaft, was die Einsetzung von Erben mit der Berufung zum Dienst zu tun hat. Wenn überhaupt, hängt dies ja mit der Pflicht der Soldaten zur Ehelosigkeit zusammen und sollte deshalb an der dazu entsprechenden Stelle aufgeführt werden. Wobei ich selbst dazu noch die Frage stellen möchte, ob es denn überhaupt eine Sache des Codex Militaris ist, denn dass man seine Söhne als Erben einsetzen kann, ist ja kein Vorrecht der Soldaten, sondern eine allgemeine Angelegenheit", führte er schließlich den letzten Punkt auf, den er als Kritik anbringen wollte, bevor er schwieg und auf eine Antwort wartete.

    Es folgte also der zweite Teil der Zeremonie und auch dieser erforderte von den Zuschauern im wesentliches stilles Zuschauen. Auch wenn Macer in seinem Leben schon viele verschiedene religiöse Zeremonien verfolgt hatte, so hatte er noch nicht oft darüber nachgedacht, dass eine so umfangreiche Zeremonie wie die heutige mit mehreren Riten nacheinander dem Publikum wenig Raum für Beteiligung bot. Im Senat konnte man sich mit Zwischenrufen einmischen, auch wenn diese nicht gerne gesehen waren, oder sich danach zu Wort melden, um Zustimmung oder Ablehnung kund zu tun. Im Theater wurde applaudiert und bei den Wagenrennen und Gladiatorenkämpfen ohnehin die ganze Zeit geschrien. Nur hier, da stand man schweigend dabei und wartete auf ein positives Zeichen der Götter oder zumindest darauf, dass der gerade Handelnde ein ebensolches verkündete.


    Derart abgelenkt, bekam Macer gar nicht genau mit, auf welche Weise der Augur nun ein gutes Zeichen gefunden hatte, aber er verkündete die erfolgreiche Liberatio und Macer gönnte sich ein zufriedenes hörbares Ausatmen, dass auch dieser Teil erfolgreich absolviert war.

    Leider nicht. Die von uns verwendete Version der Forensoftware ist schon recht alt, aber weil da diverse spezielle Umbauten fürs IR drinstecken, können wir nicht einfach auf eine neue wechseln. Es gab mal die Idee, zumindest einen auf Mobilgeräte optimierten Style zu bauen, aber auch das haben wir bisher nicht umgesetzt.

    Wenn er nicht gerade zufällig den Gärtner traf und sich nach den Brennholzvorräten erkundigte, pflegte Macer es durchaus auch, sich regelmäßig nach bestimmten Dingen zu erkundigen. Manches ging im Gespräch eher beiläufig oder sogar mit einem unauffälligen Blick, wenn er zum Beispiel zu Hause war und darauf achtete, wie lange seine Sklaven für Einkäufe oder ähnliche Arbeiten brauchten. Nach anderem erkundigte er sich ganz explizit, beispielsweise nach den Lagerbeständen in der Speisekammer. Immerhin musste er ja auch mit seinem Sekretär regelmäßig die Kosten für die Haushaltsführung besprechen, da gehörte das Gegenrechnen des Verbrauchs einfach dazu. Macer hatte zwar niemandem im Verdacht, heimlich mehr zu verbrauchen als normal wäre oder gar Waren aus dem Haushalt des Senators zu veruntreuen, aber eine regelmäßige Überprüfung konnte sicher auch dafür sorgen, dass dies in Zukunft so blieb. Und auch dies war eine Angewohnheit, die Macer sich vor allem vom Militär mitgebracht hatte, wo ein sorgsamer Umgang mit den Lagerbeständen noch sehr viel wichtiger war und wo Betrug im großen Stil noch sehr viel mehr Schaden anrichten konnte.

    Bis fast zum letzten möglichen Augenblick hatte Macer letztlich doch an den Notizen zu seiner Rede bei der Einweihung des Ulpianums gefeilt. Er hatte zwar keineswegs die komplette Rede vorgeschrieben, sondern würde wie im Senat auch im Wesentlichen frei vortragen, aber um keinen der vorgesehenen Punkte zu vergessen oder an der falschen Stelle anzusprechen, machte er sich doch Notizen mit den entsprechenden Stichpunkten. Und da diese Rede etwas umfangreicher werden würde, waren es eben einige mehr. Als Besonderheit kam schließlich auch noch hinzu, dass es diesmal um den Lebenslauf eines Menschen ging und nicht um eine logische Begründung für eine Gesetzesänderung, bei der ein Punkt im Idealfall schlüssig und natürlich aus dem vorherigen folgte. Es war also leicht, irgendetwas geplantes zu vergessen oder die beabsichtige Wirkung zu verfehlen, wenn man es in der falschen Reihenfolge vortrug.


    Ganz zum Schluss übertrug Macer die Notizen dann noch in besonders großer und gut lesbarer Schrift auf etwas größere Wachstafeln, denn es machte einen schlechten Eindruck, bei der Rede lange den Blick vom Publikum wenden zu müssen, um kleine Schrift entziffern zu müssen. Idealerweise bekam das Publikum nämlich gar nicht mit, wie oft und wie lange man sich an den Notizen festhielt. Zumindest war dies Macers Idealvorstellung einer Rede, und wenn schon der Kaiser persönlich anwesend sein würde, wollte er diesem Ideal auch möglichst nahe kommen.

    Früher oder später wollte man in der Factio natürlich auch die neuen Pferde dann in einem Rennen sehen und zwar am besten in einem, in dem sie sich mit den alten Gespannen messen mussten. Für die Fahrer brachte das die seltene Aufgabe mit sich, gleich zwei Rennen nacheinander zu fahren und zwischendurch das Gespann zu wechseln. Allerdings hatte die Russata auch nicht so viel Geld in der Kasse, dass sie für jeden ihrer drei Top-Fahrer ein zweites neues Gespann zusammengestellt hatte, aber es machte auch wenig Sinn, in einem der Rennen nur die beiden besten Fahrer gegeneinander antreten zu lassen. Ein Rennen mit nur zwei Fahrern war schließlich kein richtiges Rennen, zumal man auf einer leeren Bahn überhaupt nicht sehen konnte, wie sich die Pferde auf einer vollen Bahn durchsetzen würden. Also musste noch ein wenig geplant und organisiert werden, um weitere Gegner für ein Übungsrennen zu beschaffen.

    Macer folgte dem Opfer und der Eingeweideschau mit dem gebotenen würdigen Schweigen und war vom dann verkündeten Ergebnis nicht im Mindesten überrascht. Zwar waren dererlei Überraschungen zweifellos ohnehin sehr selten und bei einem so wichtigen Opfer in Gegenwart des Kaisers sicher noch viel seltener, aber gerade das machte es so spannend, ob denn wirklich alles wie erwartet gut ging. Macer hatte sich vorab auch keine Gedanken gemacht, in welcher Reihenfolge die Art und Weise die Weihung des Gebäudes und die Aufnahme des Valerianus unter die Götter erfolgen würde, so dass auch die Zeremonie an sich für ihn durchaus spannend war. Sollte er seinen vagen Plan, vielleicht doch auch eines Tages verstärkt in den Dienst der Götter zu treten, tatsächlich wahr machen, würde er sich schließlich womöglich noch genauer mit solchen Abläufen befassen müssen. Er war daher gespannt, was als nächstes folgen würde.

    Neben der großen Politik, der Verantwortung für seine Tochter, dem Kontakt mit seinem Landgut und dem Zeitvertreib in der Factio hatte auch ein Senator wie Macer jeden Tag deutlich weniger gewichtige Dinge zu erledigen, wie sie zum Leben jedes Hausherren oder gar jedes Mensch überhaupt gehörten. Der Gang auf die hauseigene Latrine zum Beispiel, gefolgt von einem kurzen Abstecher in den Garten, wo er wiederum zufälligerweise auf den Gärtner traf, der auch für die Brennholzvorräte für das kleine hauseigene Bad zuständig war und bei dem er sich nach eben jene erkundigen konnte. Macer hatte zwar keinen Zweifel, dass seine Sklaven und sein Hausverwalter gut für dererlei Dinge sorgten, aber es gehörte für ihn eben auch zu seinen Pflichten, sich davon regelmäßig selbst zu überzeugen. Ganz so, wie er als Legionslegat zuweilen auch die Nachtwachen kontrolliert hatte und als Curator Aquarum mit zu Kontrollen der Wasserleitungen aufgebrochen war. Nur dass mögliche Verfehlungen im Haushalt weniger weitreichende Konsequenzen hatten. Aber mit dem Feuerholz war alles in Ordnung und Macer konnte daher wenig später wieder entspannt ins Haus zurückkehren und sich anderen Aufgaben widmen.

    Immer mehr Gäste trafen ein und wurden begrüßt, während sich Macer die Zeit ebenfalls damit vertrieb, diesen und jenen Senator zu begrüßen und ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Anders als man es vielleicht von einem Senator erwarten konnte, der schon viele Male vor dem Senat gesprochen hatte, war Macer durchaus nervös vor seiner bevorstehenden Rede, denn bei einem Anlass wie dem heutigen hatte auch er bisher praktisch noch nie gesprochen. Da kam es ihm durchaus gelegen, dass es nur viele flüchtige Gespräche gab, so dass niemand allzu genau seine Anspannung bemerken konnte und ihn gleichzeitig auch kein allzu tiefgründiges Gespräch zu sehr fordern konnte.


    Dann macht es den Anschein, dass der Pontifex pro Magistro mit der Zeremonie beginnen wollte und auch der Kaiser trat etwas nach vorne, so dass Macer die Gespräche einstellte und seinen Blick nach vorne auf den Foculus und die Geschehnisse drumherum richtete.

    Mit den langsam wieder steigenden Temperaturen, die das Hinaufziehen des Frühlings ankündigten, nahmen auch die sportlichen Aktivitäten der Factio Russata wieder zu. Während man sich den Winter eher gesellig im Domus der Factio vetrieben hatte, gab es jetzt zunehmend mehr Aktivitäten an den Stallungen und auf den Rennbahnen. Macer hatte zwar keine Zeit, Vorbereitungs-, Sichtungs- oder Übungsrennen selber zu beobachten, verfolgte aber mit Interesse die Berichte und Meldungen über Ergebnisse, die dazu im Domus der Factio ausgetauscht wurden. Immerhin war jetzt die Zeit, sowohl Fahrer als auch Pferde auszusuchen, mit denen man den Stamm an etablierten Kräften möglichst langfristig verstärken wollte. Zwar war der Zugang von vielversprechenden Fahrern auch das ganze Jahr über üblich, aber bei Pferden war es einfach, sie im Frühjahr in die Ställe aufzunehmen und die Gespanne zu trainieren, anstatt im Laufe des Jahres häufiger zu wechseln. Entsprechend eifrig waren die Zuständigen der Russata derzeit damit beschäftigt, verschiedene Höfe im Umland Roms zu bereisen und mit Kaufvorschlägen zurückzukommen, um denn in Rom die finanziellen Spielräume für Angebote zu diskutieren.

    Es dauerte nicht länger als erwartet, da hatte Macer die Antwort seines Gutsverwalters vorliegen, der ihm ausführlich Bericht über den Zustand des Gutes und die Ereignisse des Winters erstattete. Wobei die Liste der Ereignisse selbst in ausführlicher Forem nicht lang war, denn es war nicht viel aufregendes passiert. Macer war das durchaus recht, denn ein ruhiger Winter bedeutete, dass alle auf dem Gut gesund und unbeschadet durch die kalte Jahreszeit gekommen waren und nun bereit standen, im Frühjahr wieder aktiv zu werden.


    Auch geschäftlich lief alles in den erwarteten Bahnen. Die Lager hatten sich durch kontinuierliche Geschäfte im erwarteten Maße geleert und für gute Umsätze gesorgt. Aber noch war auch genug eingelagertes Obst vorhanden, um noch weiter im gewohnten Maße verkaufen zu können, bis die erste neue Ernte möglich war, was ja immerhin noch einige Monate dauern würde. Und auch den Bienenvölkern ging es gut, so dass auch im nächsten Sommer mit guten Honigerträgen zu rechnen war. Alles in allem konnte Macer daher sehr zufrieden sein und brauchte keine eilige Inspektionsreise anzusetzen, um persönlich in die Geschäfte des Gutes einzugreifen. Also legte er den Brief erst einmal dorthin, wo er auch alle andere Angelegenheiten seines Gutes stapelte und widmete sich wieder anderen Dingen.

    "Ja, ein paar Fürsprecher machen es sicher leichter", stimmte Macer zu. "Im Idealfall ersparen sie dir sogar den Weg zur Kanzlei, weil sie deinen Namen im passenden Augenblick an der passenden Stelle ins Spiel bringen", fügte er noch hinzu und betrachtete diese Art des Erwerbs einen Privilegs ohnehin als die ehrenvollste. Ein solches für sich selber aktiv einzufordern, erschien ihm immer nur die zweitbeste Wahl zu sein. Wobei der für den Furier wohl wenig würde tun können, denn momentan verkehrte er selber recht wenig mit der kaiserlichen Kanzleit und wenn, dann musste er dies wohl erst einmal für seine Klienten und andere ihm nahe stehende Personen nutzen.

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    Original von Gnaeus Furius Philus
    Der Consular schien große Stücke darauf zu halten das man sich in der Welt schon mal umgesehen hatte. "Nun ich denke dadurch das mein Vater Tribun war sind wir viel rum gekommen. Als ich ein Kind war waren wir in Ägypten und dann bin ich in Hispania aufgewachsen und nun Germanien ich würde sagen ich hab schon das eine oder andere Bild mitgenommen. Auch wenn es natürlich etwas anderes ist wenn man in einer Leitenden Funktion in den Provinzen ist. Aber Scriba Personalis eines Stadthalter gewesen zu sein, da hast du sicher Recht, schadet auch nicht. Was es aber sicher nicht ersetzt eine Posten inne zu haben der tiefere Einsichten gewährt. Hoffentlich wird mich die Verwaltung mal mit seinem Solchen Posten bedenken." Aus Gnaeus Sicht lief dieses Gespräch wirklich nicht schlecht. Hoffentlich behielt der Consular das auch im Hinterkopf wenn sein Namen mal fiel.


    "Ja, das ist in der Tat eine schon recht beeindruckende Liste an Provinzen, in denen du warst", machte Macer aus seiner Anerkennung keinen Hehl und nickte mit entsprechendem Gesichtsausdruck dazu. Selber war nicht so weit herum gekommen, ohne dass es seiner Karriere geschadet hatte. Aber bei Senatoren war dies vermutlich etwas anders als bei Rittern. "Dann ist es sicher nur eine Frage der Zeit, bis du für einen Posten berücksichtigt wirst", zeigte sich Macer optimistisch. "Den Ritterring hast du schon verliehen bekommen?", erkundigte er sich dann noch, auch wenn bei ambitionierten jüngen Männern die Verleihung oft nur eine Formalität war.

    Zitat

    Original von Gnaeus Furius Philus
    Da Gnaeus nicht wusste was die beiden Männer schon besprochen hatten antwortet er gefasst. "Ja ich war schon mal in Germanien. Ich war der Scriba Personalis meines Patrons als dieser Stadthalter von Germanien war. Daher kenne ich es schon, auch wenn das natürlich keine außerordentlichen Kenntnisse sind."


    "Nun, immerhin kennst du damit schon mehr Provinzen, als manch anderer", stellte Macer fest. "Das ist sehr viel Wert, wenn man nicht nur Rom kennt. Rom ist die Hauptstadt und damit wichtig, aber man muss auch mal andere Städte und Gebiete gesehen haben, um manche Probleme oder Notwendigkeiten überhaupt zu verstehen", erklärte er seine Sicht der Dinge. "Wie sollte man in der Verwaltung auch einen Brief eines Statthalters richtig einschätzen können, wenn man nie mit eigenen Augen gesehen hat, was ein Statthalter in einer Provinz überhaupt tut?"

    Zweifellos hätte Macer es nicht versäumen wollen, an der Eröffnung des Ulpianums teilzunehmen, aber da er nun sogar als einer der Redner vorgesehen worden war, erschien er diesmal sowohl besonders zeitig als auch in einer besonders erlesenen Toga am Schauplatz des Geschehens. Auch wenn er das Ulpianum während dessen Bauzeit schon oft gesehen hatte und auch in den letzten Tagen mehrfach hier vorbeogekommen war, während schon die ersten Vorbereitungen begonnen hatten, so musst er doch sagen, dass das Gebäude nun, so kurz vor der Einweihung, wirklichen einen imposanten Eindruck machte. Große und repräsentative Gebäude gab es am Forum ja viele, aber das Ulpianum brauchte sich zwischen ihnen nicht zu verstecken.


    Allzu lange konnte allerdings auch nicht versonnen auf das Gebäude schauen und es auf sich wirken lassen, denn zahlreiche Menschen strömten in die Richtung des Bauwerks und auch als Senator wollte er ihnen nicht sinnlos im Weg stehen. Also setzte er sich wieder in Bewegung und begab sich dort hin, wo sich wohl auch die anderen Redner sammelten und eine Begrüßung durch den Kaiser stattfinden sollte. Seine Tochter reihte sich derweil in Begleitung ihrer Erzieherin unter den Zuschauern ein.