Die Sonne strahlte vom Himmel, als sich die Auszubildenden an diesem Vormittag im Innenhof der Principia versammelt hatten. Alle waren voller vorfreude auf ihren ersten Einsatz an den schweren Steingeschützen. Nach einer kurzen Begrüßung und der Feststellung der Vollzähligkeit marschierte die Gruppe zu einem Lagergebäude neben der Fabrica. Dort wurden drei in Einzelteile zerlegte Geschütze gelagert. Für mehrere weitere Geschütze und zur Verwendung als Ersatzteile lagen Metallteile und Seile bereit; das nötige Holz würde man dann in einer Belagerung vor Ort beschaffen und herrichten. Bei einem Gewicht von über 2500 librae (= knapp 1 Tonne) wäre der Transport eines kompletten Geschützes zu aufwändig.
Die Soldaten mussten mehrmals laufen und kamen ganz schön ins Schwitzen, bis sie alle Teile für zwei Geschütze nach draußen vor das Lagertor gebracht hatten. Ein Geschützbaumeister begann mit der erklärung des Aufbaus:
"Als erstes ist der Fuß des Geschützes an einer geeigneten Stelle aufzustellen. Der Boden sollte eben sein und nicht zu weich, damit das Geschütz nicht einsinkt. Richtet ihn sofort in die Schußrichtung aus, denn ein einmal errichtetes Geschütz könnt ihr nicht mehr so einfach bewegen!
Legt dann dahinter mehrere Holzblöcke so aus, dass ihr diesesn langen Mittelteil der Ballista, die sogenannte 'Leiter' auflegen könnt."
Einige erfahrene Soldaten führten diese Schritte mit einem Geschütz vor, die Auszubildenden machten es an dem anderen nach.
"Jetzt müssen die beiden Kammern, in denen die Seilbündel mit den Armen liegen, vorne an die Leiter angesetzt werden. Ihr müsst sie aufstellen, auf die Holzblöcke neben der Leiter legen und sie dann vorsichtig auf die eisernen Bolzen schieben. Wenn ihr das auf beiden Seiten gemacht habt und sie mit Eisenkeilen und Bolzen befestigt habt, ist einer der schwersten Schritt getan."
Die Auszubildenden hatten schon einige Mühe, die schweren Kammern in die gewünschte Position zu bringen und mit der Leiter zu verbinden. "Lasst euch Zeit", mahnte der Optio. "Nicht ihr seid es, die nervös werden müssen, sondern die Feinde, die den Aufbau der Geschütze mit ansehen müssen, ohne etwas dagegen tun zu können!"
Nachdem die Kammern angebracht waren erklärte der Baumeister, wie die restlichen Hölzer und Verbindungen anzubringen und mit Bolzen zu befestigen sind.
"Jetzt, wo wir diesen Teil des Geschützes fertig haben, kommt der schwierigste Schritt: das gesamte Stück muss auf den Fuß aufgesetzt werden!" Die Soldaten stöhnten. Aber mit Hilfe einiger Balken als Tragehilfe und unter Einsatz aller gemeinsamen Kräfte schafften sie es tatsächlich, das schwere Teil auf den Fuß aufzusetzen.
"Sehr gut", lobte der Baumeister, "jetzt muss nur noch der Schlitten eingeschoben und die Rolle eingesetzt und mit dem Schlitten verbunden werden."
Nachdem dies geschafft war, prüfte der Optio sorgfältig, ob alles an seinem Platz saß, denn jetzt musst die Sehne aufgespannt werden. Dazu wurde ein festes Seil um die Spannarme gewickelt und über die Rolle so lange angespannt, bis die Geschützarme weit genug zusammengezogen waren, um die Sehne darüber zu legen. Als die Soldaten dann die Spannung auf das Hilfseil wieder abließen, zog sich die Sehne von selbst in den Kerben in den Spannarmen fest. Das Geschütz war fertig und einsatzbereit.