"Wann eine Amtszeit gescheitert ist, liegt immer im Auge des Betrachters", gab Macer mit einem leichten Schmunzeln zurück. "Als selbstbewusster Amtsträger wirst du deine Amtszeit selbstverständlich nicht als gescheitert betrachten, wenn du vor dir selbst behaupten kannst, jeden Tag fleissig gewesen zu sein und dein Möglichstes getan zu haben. Du wirst die vielen kleinen Erfolge sehen und die vielen Überraschungen, die im Laufe der Zeit eingetreten sind und die du meistern musstest. Gleichwohl wird dein politischer Gegner dich nicht daran messen, sondern einzig und alleine an deinen Versprechen vor der Wahl. Wenn du vor der Wahl jedem Bürger ein Ei versprochen hast, dann ist dieses Versprechen eben nicht erfüllt, wenn du am Ende behaupten kannst, jedem Haushalt ein Huhn verschafft zu haben. Selbst wenn diese Hühner mehr Eier legen, als du je versprochen hast, so hast du doch nicht exakt das geliefert, was man nach der Ankündigung erwarten konnte. Und es ist sogar legitim, dass dein politischer Gegner nach solchen Fehlern sucht, um sie gegen dich zu verwenden. Genau dasselbe würdest du ja auch als Volkstribun tun, wenn ein Magistrat eine Straße verspricht, aber abgerissene Häuser liefert", erläuterte Macer diesen Punkt und Wiederverwendung eines schon bekannten Beispiels detailliert.
Dann kam er auf die vorher gestellte Frage zurück. "Abschaffen würde ich das Volkstribunat auf keinen Fall. Das wäre ein fatales Zeichen. Dass der Kaiser in seinem Palast sehr weit weg wirkt, mag richtig sein. Gleichzeitig hat er eine Kanzlei unter sich, die weit mehr Anliegen bearbeiten kann, als alle Volkstribune zusammen und es war bekanntlich kein Volkstribun, sondern der erste Augustus, der beispielsweise die öffentliche Feuerwehr ins Leben rief, um Hausbesitzer vor gierigen Geschäftsleuten zu schützen. Ich bezweifle, dass irgendein Volkstribun das aus eigener Tasche hätte finanzieren und vor allem dauerhaft etablieren können, aber der erste Augustus hat es geschafft und damit auf einen Schlag ein großes und sicher auch viele kleine Probleme gelöst, welche vor allem das einfache Volk in engen Mietshäusern betraf. Da dürfen wir uns meines Erachtens nicht davon ablenken lassen, dass es auch schlechte Kaiser geben kann. Schlechte Volkstribune kann es nämlich ebenso geben." Macer machte eine kurze Pause, denn immerhin war er auch nach Reformvorschlägen gefragt worden, über die er kurz nachdenken musste. "Reformieren könnte man sicherlich, wie die gewählten Volkstribune mit dem Kaiser als dauerhaftem Inhaber derselben Amtsgewalt zusammenarbeiten. Er arbeitet ja auch mit dem Quaestor Principis eng zusammen, warum also nicht auch mit anderen Magistraten? Wobei ich zugeben muss, dass mir die Details der derzeitigen Zusammenarbeit nicht geläufig sind. Meine primären Interessen galten stets anderen Ämtern."