Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    "Wann eine Amtszeit gescheitert ist, liegt immer im Auge des Betrachters", gab Macer mit einem leichten Schmunzeln zurück. "Als selbstbewusster Amtsträger wirst du deine Amtszeit selbstverständlich nicht als gescheitert betrachten, wenn du vor dir selbst behaupten kannst, jeden Tag fleissig gewesen zu sein und dein Möglichstes getan zu haben. Du wirst die vielen kleinen Erfolge sehen und die vielen Überraschungen, die im Laufe der Zeit eingetreten sind und die du meistern musstest. Gleichwohl wird dein politischer Gegner dich nicht daran messen, sondern einzig und alleine an deinen Versprechen vor der Wahl. Wenn du vor der Wahl jedem Bürger ein Ei versprochen hast, dann ist dieses Versprechen eben nicht erfüllt, wenn du am Ende behaupten kannst, jedem Haushalt ein Huhn verschafft zu haben. Selbst wenn diese Hühner mehr Eier legen, als du je versprochen hast, so hast du doch nicht exakt das geliefert, was man nach der Ankündigung erwarten konnte. Und es ist sogar legitim, dass dein politischer Gegner nach solchen Fehlern sucht, um sie gegen dich zu verwenden. Genau dasselbe würdest du ja auch als Volkstribun tun, wenn ein Magistrat eine Straße verspricht, aber abgerissene Häuser liefert", erläuterte Macer diesen Punkt und Wiederverwendung eines schon bekannten Beispiels detailliert.


    Dann kam er auf die vorher gestellte Frage zurück. "Abschaffen würde ich das Volkstribunat auf keinen Fall. Das wäre ein fatales Zeichen. Dass der Kaiser in seinem Palast sehr weit weg wirkt, mag richtig sein. Gleichzeitig hat er eine Kanzlei unter sich, die weit mehr Anliegen bearbeiten kann, als alle Volkstribune zusammen und es war bekanntlich kein Volkstribun, sondern der erste Augustus, der beispielsweise die öffentliche Feuerwehr ins Leben rief, um Hausbesitzer vor gierigen Geschäftsleuten zu schützen. Ich bezweifle, dass irgendein Volkstribun das aus eigener Tasche hätte finanzieren und vor allem dauerhaft etablieren können, aber der erste Augustus hat es geschafft und damit auf einen Schlag ein großes und sicher auch viele kleine Probleme gelöst, welche vor allem das einfache Volk in engen Mietshäusern betraf. Da dürfen wir uns meines Erachtens nicht davon ablenken lassen, dass es auch schlechte Kaiser geben kann. Schlechte Volkstribune kann es nämlich ebenso geben." Macer machte eine kurze Pause, denn immerhin war er auch nach Reformvorschlägen gefragt worden, über die er kurz nachdenken musste. "Reformieren könnte man sicherlich, wie die gewählten Volkstribune mit dem Kaiser als dauerhaftem Inhaber derselben Amtsgewalt zusammenarbeiten. Er arbeitet ja auch mit dem Quaestor Principis eng zusammen, warum also nicht auch mit anderen Magistraten? Wobei ich zugeben muss, dass mir die Details der derzeitigen Zusammenarbeit nicht geläufig sind. Meine primären Interessen galten stets anderen Ämtern."

    Tatsächlich schien Amasis irgendetwas richtig gemacht zu haben, denn nachdem schon sehr früh Tanco zurückgefallen war, fiel nun auch Lusorix zurück, sofern die Angaben des Ausrufers stimmten. Wenn das so weiter ginge, erledigten die Gegner die Arbeit von selber, spekulierte Macer gut gelaunt vor sich hin, während die Wolke aus Fahrern auf der Bahn langsam näher kam, ohne dass er dort einen Zwischenstand hätte erkennen können. Sein Blick ging daher immer wieder zu der praktischen Anzeige. Dort schien nun auch Menekles hinter den roten Fahrer zurückzufallen. Oder Amasis machte doch ein wenig mehr ernst und verschärfte nun seinerseits das Tempo. Für den Ausgang des Rennens machte dies einige Hoffnung, denn zweimal wollte Macer nun auch nicht unbedingt hinter einem Grünen ins Ziel kommen, auch wenn es nur die Vorläufe waren.

    "In der Tat hast du mit letzterem eine wesentliche Problematik an der heutigen Ausgestaltung des Volkstribunats gut erkannt", sparte Macer nach der umfangreichen Kritik nun auch nicht mit Lob für seinen Tiro Fori. "Die Rolle des Tribunus Plebis, der nicht vom Senat abhängig ist, übernimmt ja jetzt eben der Kaiser, der zwar einerseits durch ein vom Senat beschlossenes Gesetz zu seiner Macht kommt und somit theoretisch auch von diesem abhängig ist, aber andererseits in seiner Rolle als Censor auch über die Besetzung des Senates entscheidet, so dass die Senatoren umgekehrt auch von ihm abhängig sind. Letztlich entsteht durch diese wechselseitige Abhängigkeit ein Gleichgewicht, welches es dem Kaiser eben auch erlaubt, die Rolle des Tribunus Plebis besser wahrzunehmen, als es ein vom Senat gewählter Tribunus Plebis kann." Nach diesem kurzen Ausflug in die Staatstheorie schlug Macer dann rasch wieder den Bogen zurück zur fiktiven Kandidatur. "Das heißt natürlich nicht, dass jeglicher Versuch, für dieses Amts zu kandidieren, zum Scheitern verdammt ist oder es unmöglich wäre, dafür eine Rede zu schreiben. Aber diese hier ist sicher nicht das Beste, was du kannst." Mit diesen Worten reichte er die Tafel mit der Rede zurück an den Iulier.


    "Im Übrigen darf man durchaus im Senat auch das Wort 'falsch' in den Mund nehmen. Sollte jemals ein Senator in deiner Anwesenheit behaupten, du wärst abwesend, darfst du selbstverständlich aufstehen und laut sagen 'Das ist faslch!', denn alleine schon dadurch, dass du dich für alle sichtbar erhebst, erbringst du ja den hieb- und stichfesten Beweis, dass die Aussage des Senators tatsächlich falsch ist. Nur geht es eben bei vielen Dingen in der Politik nicht um Tatsachen, sondern um Meinungen. Während erstere objektiv richtig oder falsch sein können, liegt es bei letzterem immer im Auge des Betrachters, ob er sie für richtig oder falsch hält und deshalb ist es dort guter Stil, eine persönliche Sichtweise nicht als unumstößliche Tatsache darzustellen", führte Macer dann noch einmal seine Meinung zu einem rhetorischen Detail aus.


    "Kommen wir nun zu deinem Tatenbericht", leitete er dann zum nächsten Punkt über. "Hier fallen mir vor allem drei Punkte auf: Erstens führst du eine Hilfsaktion im Winter auf. Das ist gut, aber du kannst sie noch besser einordnen. Wie steht sie im Verhältnis zu dem, was andere Amtsträger ohnehin von Amts wegen für die Bedürftigen tun? Die hattest du ja auch in deiner Kandidatur erwähnt. Hast du nun deren Maßnahmen ergänzt oder entlastet? Hast du die Maßnahmen aus eigener Initiative gestartet und wer hat sie finanziert? Mit wem hast du dich abgestimmt und gab es eine Koordination zwischen verschiedenen Beteiligten? Wenn du die entscheidende Person warst, sollte das aus dem Bericht hervorgehen und wenn andere die Sache geleitet haben, kannst du es zumindest so darstellen, dass sie es ohne dich nicht hinbekommen hätten." Macer machte eine kurze Pause, um sich den zweiten Punkt mit Blick auf die Tafel ins Gedächtnis zu rufen. "Zweitens führst du dein Veto auf gegen einen Straßenbau, der möglicherweise die Verbrechensbekämpfung erleichtert hätte. Ist das ein kluges Veto? Stehst du damit nicht als Beschützer von Rückzugsorten für Verbrecher da und stellst dich im Tatenbericht genau als solcher dar? Solltest du es nicht viel eher so darstellen, dass du dein Veto gegen Zwangsenteignungen eingelegt hast, um eine angemessene Entschädigung für jene zu erwirken, die zum Wohle Roms ihr Haus aufgeben? Warum stellst du den Streit in den Vordergrund statt des hehren Ziels, das du verfolgt hast?" Es folgte eine weitere Pause, damit Macer den dritten Punkt anschließen konnte. "Drittens bist du angetreten mit dem Versprechen, Korruption und Willkür zu unterbinden. Das war dein großes Thema in der Kandidatur. Beide Begriffe kommen in deinem Tatenbericht nicht einmal vor. Du erwähnst einen Skandal, ohne weitere Details auszuführen. Du erwähnst am End enoch einmal, dass du die Schwachen geschützt hast, ohne auch nur ein weiteres Beispiel zu nennen. Müsste nicht das, was du als wichtigstes Anliegen deiner Amtszeit versprochen hattest, auch die zentrale Rolle in deinem Tatenbericht einnehmen, wenn deine Amtszeit erfolgreich war? Könnte man nicht sogar auf die Idee kommen, deine Amtszeit als gescheitert zu betrachten, wenn du zwar viele gute Dinge getan hast, aber kaum zu dem gekommen bist, was du dir vorgenommen hattest? Immerhin läufst du damit Gefahr, dass du bei deiner nächsten Kandidatur gefragt wirst, wie viele deiner Versprechen du diesmal zu erfüllen gedenkst, wenn es schon bei der vorherigen Amtszeit so wenige waren." Macer legte die Tafel zur Seite und schaute seinen Tiro Fori fragend an. Die Kritik war diesmal deutlich konstruktiver ausgefallen, aber Macer war sich nicht sicher, in wie weit das nach dem wenig erfreulichen Urteil zur Kandidaturrede noch auf fruchtbaren Boden fiel.

    Macer nahm die erste Tafel entgegen, die ihm gereicht wurde, und studierte sie zügig, aber nicht flüchtig. Seine Gesichtszüge erweckten nicht den Anschein, dass ihn die Rede begeistern würde und als er zum Ende gekommen war, nahm er kommentarlos die zweite Tafel entgegen. Diese studierte er ebenso zügig, nahm dann noch einmal die erste Tafel zur Hand und schien die Inhalte zu vergleichen. Dann blickte er wieder kommentarlos auf, um die dritte Tafel in Empfang zu nehmen. Diese betrachtete er sichtlich flüchtiger und legte sie bald mit einem Lächeln zur Seite.


    "Danke, da hast du dir viel Mühe gemacht, gleich mehrere der Aufgaben zu erfüllen", lautete dann sein erster Kommentar. "Aber die Kandidatenliste lassen wir mal außen vor, das war ja eher aus Eigeninteresse", griff er dann die Bemerkung zum dritten Teil auf, um das Thema genauso schnell abzuschließen, wie er die Liste beiseite gelegt hatte.


    "Zunächst die Kandidaturrede." Macer machte eine Pause, schaute noch einmal wortlos auf die Tafel und blickte seinen Tiro dann direkt an, während er langsam ein und aus atmete. "Sie überzeugt mich nicht." Das war ein mildes Urteil, aber Macer sah keinen Sinn darin, drastischere Worte zu wählen. Erläutern musste er seine Ansicht danach ja ohnehin. "Du hast richtig erkannt, dass du erst einmal erläutern musst, warum dieses Amt überhaupt wichtig und einer Kandidatur wert ist und verwendest zwei volle Absätze darauf, dies zu tun. Wie du dies tust, ist allerdings in meinen Augen rhetorisch ungeschickt und inhaltlich äußerst unvollständig. Im ersten der beiden Absätze gibst du deinen Zuhörern zunächst Recht, dass sie die Sinnhaftigkeit einer solchen Kandidatur in Frage stellen, nur um ihnen dann auf den Kopf zu zu sagen, dass sie falsch denken. Bist du der Lehrmeister des Senats, der Kraft seines Wissens und seiner Erfahrung entscheidet, was richtig oder falsch ist? So wie ein Lehrer entscheidet, dass die Antwort eines Schülers falsch ist? Ich denke nicht, oder?" Er machte eine kurze Pause. "Hast du es gemerkt? Selbst ich habe gerade nicht gesagt, dass es falsch ist, ich habe lediglich gesagt, dass ich denke, dass eine bestimmte Aussage nicht zutrifft. Das ist sowohl inhaltlich ein Unterschied, als auch rhetorisch." Macer machte eine erneute Pause, diesmal etwas länger, damit das Gesagte wirken konnte.


    "Aber bleiben wir kurz dabei, dass du dich mit deiner stilistischen Wahl als Lehrer positioniert hast. Damit bist du nun also für den zweiten Absatz in der Pflicht, eine gute Begründung zu liefern, warum die Denkweise der Senatoren falsch ist." Macer schaute noch einmal auf die Tafel, um nun die richtigen Punkte herausgreifen zu können. "Du begründest die Notwendigkeit des Amtes mit der Existenz von Korruption und Willkür gegenüber den Schwächeren und damit, dass das Volk einen Vertreter gegenüber der Obrigkeit braucht. Lassen wir mal die auch hier vorhandenen rhetorischen Ungeschicklichkeiten beiseite, dann steht diese Begründung auf tönernen Füßen. Erstens fehlt hier der Beleg, dass diese Korruption wirklich existiert; zweitens fehlt der Nachweis, dass der Tribunus Plebis in republikanischer Zeit tatsächlich wirksam dagegen vorgehen konnte und drittens fehlt der Nachweis, dass es heute tatsächlich kein anderes Amt gibt, welches gegen die Korruption vorgehen soll und kann. Und gerade in letztgenanntem Punkt wird deine Argumentation zusammenbrechen, denn mit dem Imperator Caesar Augustus, dem per Gesetz die Vollmachten eines Tribunus Plebis übertragen wurden und der außerhalb der Hierarchien des Cursus Honorum rangiert gibt es genau ein solches Amt, welches in der Lage ist, das Volk zu vertreten und Korruption entgegen zu treten." Macer warf einen weiteren Blick auf die Tafel und ließ es so zu einer weiteren kurzen Pause kommen.


    "Der Rest des Absatzes macht es dann auch nicht besser. Du erwähnst den Ruf des Volkes, dem du folgen möchtest und erweckst dadurch den Eindruck, dass du womöglich gar nicht aufgrund eigener Überzeugnung, sondern eben weil das Volk danach ruft, der Ansicht bist, dass es einen Volksvertreter braucht. Damit schwächst du deine ohnehin schon schwache Argumentation noch mehr. Und als wenn das noch nicht genug wäre, demontierst du sie gleich danach noch weiter, indem du Beispiele nennst, wie andere Ämter sich ebenfalls für das Volk einsetzen. Damit wird es ja noch schwieriger zu begründen, warum der Tribunus Plebis wichtig ist, wenn andere Amtsträger sich ja auch schon um das Volk kümmern. Auf diesen Punkt kommen wir übrigens später im Tatenbericht noch einmal zurück", kündigte er an und schloss damit die Behandlung dieses Absatzes ebenfalls ab.


    "Der Rest ist dann eher nichtssagend und irritierend. Was hat plötzlich die Vertretung gegenüber Außenstehenden in der Rede zu suchen? Und was versuchst du dem Zuhörer mit der Passage 'Alle Senatoren sind Römer' und so weiter zu sagen? Wieso solltest deshalb du der Anwalt des Volkes werden?" Macer schüttelte leicht den Kopf und machte eine vage Geste mit der Hand, aus der zu erkennen war, dass er tatsächlich ratlos war, was ihm die Passage sagen sollte. "Die Rhetorik legt hier nahe, dass du einen logischen Schluss vermitteln möchtest, aber inhaltlich erscheint mir hier absolut nichts logisch. Stattdessen hätte ich am Ende einer solchen Rede eine Menge Fragen und Zweifel."


    Damit legte Macer die Tafel beiseite und sah seinen Tiro wieder an. "Soll ich auch gleich was zum Tatenbericht sagen, oder sollen wir erst über die Rede sprechen?"

    Viel Zeit zum Plaudern blieb nicht, denn auf den ersten Vorlauf folgte gleich der zweite. Tatsächlich war dieser mit zahlreichen starken Fahrern besetzt und versprach ein enges Rennen, aber Macer war trotzdem optimistisch, dass es der rote Fahrer auch diesmal wieder ins Finale schaffen würde. Der Start war diesbezüglich allerdings eher durchwachsen, denn Amasis sortierte sich erst einmal in der Mitte des Feldes ein. Aber vielleicht war das ja Taktik, um auf dem ungewohnten Untergrund erst einmal eine gute Linie zu finden, vermutete Macer und lauschte mangels aussagekräftiger Sicht auf die Strecke erst einmal wieder nur dem Ausrufer, der den Zwischenstand und das Geschehen verkündete. Da Tanco nach einem guten Start gleich mehrere Plätze verlor, fühlte sich Macer in seiner Vermutung bestätigt, dass es vielleicht eine gute Idee war, es etwas ruhiger anzugehen.

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    Original von Lucius Annaeus Florus Minor
    Danke Senator, es freut mich ungemein, dass es so gekommen ist. Zu lange fahren die Weissen schon hinterher! Jetzt, mit der gesparten Kraft dieses ersten Laufes, wird Athenodorus im Final sicherlich ein ernst zu nehmender Gegner sein!


    Den Optimismus des jungen Annaers hielt Macer doch für etwas zu groß, hielt sich mit dieser Meinung aber zurück, denn er gönnte jedem Anhänger der Wagenrennen seine Träume. "Dann muss ich wohl hoffen, dass wir Roten darauf eine ebenso ernste Antwort haben", griff er den Satz stattdessen kampfeslustig auf und war seinerseits optimistisch, dass Proteneas auch im Endlauf souverän vor dem Weißen ins Ziel kommen würde.


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    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Purgitius Macer wandte sich nun an ihm, um ihn zu gratulieren. "Danke, Senator, das freut mich! Auch dir und deiner Factio meinen Glückwunsch zu einem soliden dritten Platz!" Dann wandte er sich an Florus Minor um, um auch ihm nach Macer seine Glückwünsche für die geschaffte Platzierung des Läufers der Albata im nächsten Rennen auszusprechen, ehe er anschließend die Nähe von Claudius Menecrates suchte, um auch seine Einschätzung zu hören.


    "Solide, ja, das trifft es wohl", antwortete Macer dann in Richtung des Iuliers, denn überragend oder überraschend war der dritte Platz für Proteneas sicher nicht. "Vielleicht hat sich Proteneas ja auch noch ein paar Kräfte für das Finale gespart", orakelte er und griff dabei auch wieder die Vermutung von Annaeus Florus auf, der bei seinem Fahrer ja ebenso gesparte Kräfte unterstellt hatte.


    Als sich Iulius Caesoninus dann in Richtung seines Factio-Kollegen orientierte, wandte sich Macer wieder ganz Annaeus Florus zu. "Wurdet ihr euch eigentlich schon vorgestellt?", fragte er der jungen Annaer und deutete dabei mit einem Kopfnicken in Richtung des Iuliers. "Iulius Caesoninuns ist mein derzeitiger Tiro Fori", holte er die Vorstellung dann vorsorglich nach, ohne auf eine Antwort zu warten.

    Macer fieberte auf den letzten Schritten des Rennens genauso mit wie alle anderen Zuschauer und musste neidlos anerkennen, dass das ein mehr als beeindruckender Schlusspurt war, den der grüne Fahrer auf den Strand zauberte. Auch der goldene Fahrer schob sich noch vor den Vertreter von Macers Factio, aber da er seit der Mitte des Rennens wohl mehr oder weniger permanent eine Nasenspitze voraus war, ging wohl auch das in Ordnung, So konnte Macer mit dem Ausgang des ersten Vorlaufs zufrieden sein, auch wenn ihn natürlich ein Sieg des roten Fahrers mehr gefreut hätte.


    "Meinen Glückwunsch zum Sieg! Ein sehr beeindruckender Schlussspurt", wandte er sich an Iulius Caesoninus, als der Beifall etwas abebbte und man wieder halbwegs hörbar miteinander sprechen konnte. "Und auch dir einen Glückwunsch dafür, dass die Weißen einen Fahrer in den Endlauf gebracht haben", richtete er seine Worte danach ebenfalls an Annaeus Florus. Kurz blickte er sich dann um, ob er irgendwo seinen Klienten Pompeius Atticus entdecken konnte, er sich über dieses Ergebnis sicher besonders freute, fand ihn aber nicht. Aber man konnte ja auch später noch gratulieren.

    Auch als die Gespanne näher kamen und Macer besser erkennen konnte, wer überhaupt wer war, wurde das Bild an der Spitze nicht klarer. Das lag aber weniger an Macers schlechten Augen, sondern daran, dass es wirklich sehr eng zuging da vorne. Macer hatte fast das Gefühl, die Fahrer fuhren einfach alle gleich gut und es kam nur darauf an, an welchem Streckenposten sie gerade vorbei fuhren und welchen subjektiven Vorsprung dieser dann zur Anzeigeanlage weitergab. Oder es lag doch noch an der ungünstigen Perspektive, dass Macer die Unterschiede nicht genauer erkennen konnte. Die Spannung stieg jedenfalls, als es auf den letzten Abschnitt ging und auch wenn Macer eigentlich nur wichtig war, dass der rote Fahrer ins Finale kam, fieberte er nun doch um das Ergebnis mit. Vom Sieg bis zum dritten Platz schien alles möglich zu sein.

    Die Fahrer kamen immer näher und langsam konnte Macer auf der Bahn auch etwas erkennen, aber die Perspektive verzerrte doch deutlich. Irgendwie sah es so aus, als wenn da alle mehr oder weniger direkt aufeinander fuhren, aber tatsächlich gab es wohl zwei Gruppen mit einer Lücke dazwischen. Dass der rote Fahrer in der ersten Gruppe war, hatte Macer nicht anders erwartet. Um den Sieg ging es ihm nur bedingt, denn immerhin war das hier nur der Vorlauf. Durchkommen, nicht im Sand stecken bleiben, keinen Unfall bauen und keine Krebse überfahren lautete wohl die Devise. Zumal die Konkurrenz durch Grün und Gold hartnäckig zu sein schien, wie Macer neidlos anerkennen musste. Vielleicht hatte Proteneas auch seinen Zenit schon etwas überschritten und fuhr ein solches außergewöhnliches Rennen nicht mit derselben Verbissenheit wie seine jüngere Konkurrenz, die ihre beste Zeit noch vor sich haben würde.

    Der Start des Rennens unterbrach die freundlichen Plaudereien, noch bevor sie richtig in Gang gekommen waren. Noch waren die Fahrer zu weit weg, als dass Macer irgendetwas hätte erkennen können, aber dafür hatte sich der Organisator ja ein ausgeklügeltes System ausgedacht, mit dessen Hilfe die Zuschauer im Zielbereich den Zwischenstand verfolgen konnten. Bisher sah es gut aus für den roten Fahrer im Feld und Macer war sich sicher, dass dieser den Endlauf erreichen würde, wenn nichts unvorhergesehens passierte. Und da es hier keine Kurven sondern nur eine gerade Linie gab, sollte es ja eigentlich sogar seltener zu kritischen Kollisionen kommen. Macer Blick wechselte daher optimistisch zwischen der Bahn und der Anzeige hin und her, während er den Sprechern lauschte und darauf wartete, dass die Fahrer einen Bereich erreichten, in dem er auch direkt etwas erkennen konnte.

    Solange es keine nach Rang festgelegten Plätze gab, achtete Macer nur selten darauf, ob sein Platz seinem Stand entsprach. Gerade bei Wagenrennen war es ihm wichtiger, einen guten Blick auf die Strecke zu haben und von Menschen umgeben zu sein, die wie er auch tatsächlich wegen des Wagenrennens hier waren und nicht nur, weil sie eine gesellschaftliche Pflicht erfüllten. Seine Suche nach einem Platz führte ihn daher tatsächlich in unmittelbare Nähe des jungen Annaeus Flous. "Salve, Annaeus!", begrüßte er den jungen Mann, der offenbar nach seinem Vigintivirat noch immer in der Nähe Roms weilte. Genaueres würde Macer vielleicht im Laufe des Tages erfragen können, aber für eine ungezwungene Konversation zu Beginn bot sich das Thema kaum an. "Eine erfrischende Idee, ein Rennen hier am Strand abzuhalten, nicht wahr?" erkundigte er sich stattdessen, ob der junge Mann ebenso voller Vorfreude war wie er selber.


    Später kam auch noch Macers Tiro zu ihnen und nahm ganz in der Nähe Platz. "Salve, Iulius!", begrüßte Macer auch ihn. "Ich hörte, am Strand gedeiht kein Grün", scherzte Macer selbstbewusst zurück.

    Schon unter normalen Umständen hätte Macer wohl nur höchst selten ein Rennen der Russta versäumt, aber dieses besondere Ereignis am Strand von Ostia konnte er sich nun wirklich nicht entgehen lassen. Er konnte sich nicht erinnern, schon einmal bei einem solchen Rennen dabei gewesen zu sein und war deshalb gespannt auf das Neue.


    Früh am Morgen hatte Macer sich dafür auf den Weg gemacht, während der Tross der Russata schon am Vortag angereist war. Zu groß war das Risiko, dass irgendeine kleine Wiedrigkeit den Ablauf am Morgen stört und damit de ganzen Renntag verdirbt. Macer schaute nach einem Eintreffen in Ostia kurz im Startbereich vorbei und überzeugte sich von den gut laufenden Vorbereitungen, bevor er sich dann in den Zielbereich begab. Das Opfer des Ausrichters bekam er daher nur aus der Entfernung und etwas beiläufig mit, während er für sich und seine Begleiter einen guten Platz suchte. Sicher würde es ein ungewohntes Gefühl sein, von einem Rennen nur einen Abschnitt zu sehen und dann wollte er wennschon den entscheidenden Teil sehen.

    Dass es uns an "Nachwuchs" mangelt steht außer Frage. Von den derzeitigen Spielern sind beispielsweise deutlich mehr (nämlich acht) im Jahr 2007 zum ersten Mal im IR aktiv gewesen als im Jahr 2017 (nämlich zwei). Und dass der eine oder andere einfach das Interesse oder die Zeit fürs IR verliert, ist auch ein völlig natürlicher Prozess. Das werden wir auch kaum ändern können.


    Was mich persönlich allerdings tatsächlich interessiert ist, was mit denjenigen ist, die ja teilweise über sehr lange Zeiträume recht regelmäßig (nicht unbedingt täglich, aber doch mehrfach wöchentlich) mit ihren IDs im IR eingeloggt sind, aber nichts schreiben. In den letzten 24 Stunden waren beispielsweise 18 IDs eingeloggt, aber es gab nur zwei Sim-On-Postings.


    Meine Vermutung für einen Teil der Ursache ist ja, dass der klassische Desktop-PC oder Laptop, an dem es sich bequem schreiben lässt, als Teil der Freizeitgestaltung eine abnehmende Rolle spielt. Es ist schnell und bequem, mal eben vom Sofa oder der Bahn aus an einem Mobilgerät im IR zu lesen, aber deutlich unbequemer, mit der Touch-Tastatur einen längeren Beitrag zu schreiben. Aber nur für's IR wird der PC dann eben auch nicht eingeschaltet.


    Aber das ist nur meine persönliche Vermutung und ich habe weder eine Ahnung, ob ich damit richtig liege, noch was man dagegen tun kann (Foren-Rollenspiel auf Emoji-Basis dürfte etwas schwierig werden... :D).

    Noch vor wenigen Tagen hatte Macer gegenüber seinem Tiro geäußert, dass es keine markanten Kandidaten bei den diesjährigen Wahlen gab und jetzt stand mit Aurelius Lupus doch ein solcher im Senat. Macer hatte schon von dessen Rede auf dem Forum berichtet bekommen und war deshalb mit freudigen Erwartungen in die Curia gekommen, da er auf weitere Ausführungen zu den Plänen des Aureliers gespannt war. Die Rede enttäuschte ihn dahingehend nicht und bot ihm damit auch genug Stoff für eine eigene Wortmeldung.


    "Kollegen, ich kann mich den Worten des Flavius Gracchus nur anschließen und denke ebenfalls, dass unser geschätzter Kollege Aurelius Lupus ein äußerst geeigneter Kandidat ist. Ich hatte selber das Vergnügen, von ihm während seiner Arbeiten an der Lex Mercatus involviert zu werden und bin aufgrund der damaligen Erfahrungen überzeugt, dass er auch seine neuen Pläne für eine Verbesserung unserer Gesetze gewissenhaft und gut umsetzen wird. Schon alleine für dieses Vorhaben hat er meine volle Unterstützung, sowohl bei der Wahl als auch darüber hinaus."

    "Danke, sehr freundlich, aber nicht nötig", antwortete der Bote, denn tatsächlich war der Marsch zur Villa Aurelia nicht allzu anstrengend gewesen und anders als andere Laufburschen hatte er als Abgesandter der Russata eine eher entspannten Arbeitstag. "Wir erwarten dann die weitere Benachrichtigung. Vale!", bestätigte er daher nur noch einmal und machte sich dann wieder auf den Rückweg.

    "Salve", antwortete der Bote. "Die Factio Russata hat eine Einladung zu einem Wagenrennen am Strand erhalten. Bitte richte dem ehrenwerten Senator Aurelius Lupus aus, dass wir mit zwei Fahrern teilnehmen möchten. Nämlich mit Proteneas und Amasis."

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    Original von Lucius Annaeus Florus Minor
    Eben, seit den Sommerferien konnte ich in der WiSim keine "Aufträge" mehr erfüllen, weil immer irgend etwas fehlt.


    Naja, das ist aber sicher zum Teil auch deine Entscheidung, keine Aufträge abzulehnen, um bessere neue zu bekommen, oder? Immerhin gibt es in allen Produktkategorien zahlreiche Angebote, wenn auch nicht von jeder Ware. Ich habe es zumindest in diesem Jahr schon mehrfach geschafft, Aufträge zu erfüllen.


    Im übrigen ist in der WiSim relativ gesehen mehr los als im Forum, weil viele Spieler, die selber nicht posten (warum auch immer), zumindest noch einen Vertreter für ihre Konten haben, der dort fleissig produziert.

    Auch wenn es durchaus unterhaltsam sein konnte, sich auf dem Forum herumzutreiben und den verschiedenen Rednern zuzuhören, verzichtete Macer selbst zu Wahlkampfzeiten auf einen täglichen Besuch auf dem Forum. Das bedeutete aber keineswegs, dass er nicht mitbekam, was hier gesprochen wurde, denn praktisch jederzeit waren einer oder sogar mehrere seiner Klienten hier und bekamen alles mit, um es ihm später zu berichten. So wusste Macer auch nur weniger Stunden nach dieser Rede nicht nur, was Aurelius Lupus gesagt hatte, sondern auch, dass sein Tiro Fori und einer seiner Gäste aus jüngerer Zeit unter den Zuhörern gewesen waren, so dass Macer sie später auf die Rede ansprechen konnte, wenn sich eine Gelegenheit ergab. Und weil Macers Klienten wussten, dass er sich gut mit Aurelius Lupus verstand, gaben sie am Ende der Rede auch Applaus.