Beiträge von Fannia

    Sie wusste erst nicht wie sie es ihm schildern sollte, dann begann sie zu sprechen. "Die Herrin Valeria, sie hat ihr Kind geboren.. aber.. es..." sie brauchte eine Weile bis sie weitersprechen konnte und warf einen kurzen Blick auf das Baby in ihren Armen. "Das Kind war schon tod als es zur Welt kam..."


    "Es war ein schrecklicher Anblick.." stöhnte sie und die Tränen rannen nun über ihre Wangen.

    Als die junge Sklavin von ihrem Kind aufsah standen Tränen in ihren Augen. Sie streckte ihren Arm aus und griff nach Cicero's Hand um ihn neben sich auf die Liege zu ziehen, dann sah sie in seine Augen.
    "Es ist etwas schreckliches passiert.." gestand sie.

    Damit die anderen Sklaven in der Nacht ruhig schlafen konnten und vom Geschrei eines Babies nicht geweckt würden, hatte Fannia ihren eigenen Bereich bekommen, den sie mit ihrem Söhnchen bewohnte.


    Wenn sie Arbeiten zu erledigen hatte, kümmerte sich eine Amme um das Kind, ansonsten tat sie es selbst. Sie war eben aus dem Zimmer zurück in dem Valeria ihr Kind verloren hatte und war noch ziemlich bestürzt über den Vorfall. Zärtlich herzte sie ihr Kind und schmiegte es an sich. Sie würde nie zulassen, dass ihrem Sohn etwas zustieß.

    Die junge Sklavin nahm das Kind an sich, als es ihr Livianus reichte. Sie ging zum Bett hinüber und legte den leblosen kleinen Körper so auf ihre Hand, dass sie ihn in der Wasserschale baden konnte.


    Den Leichnam des Jungen gesäubert, legte sie diesen auf ein sauberes Tuch und wickelte ihn sorgsam ein. Livianus würde sich dann sicher um die Bestattung und alles weitere kümmern.


    Um das Zimmer zu reinigen, holte sie Putzsachen und noch eine weitere Sklavin zur Hilfe, die mit ihr den Boden schrubben würde.


    Als sie fertig waren, begab sie sich nun zu den Sklavenunterkünften um nach ihrem eigenen Sohn zu sehen und vielleicht mit Cicero zu sprechen, wenn er da war.

    Die Sklavin versuchte sich zu beherrschen und einen kühlen Kopf zu bewahren. "Sie ist in ihrem Zimmer Herr." erklärte sie auf seine Frage hin. "Es geht ihr körperlich glaube ich gut, aber sie hat es nicht verkraftet...ich kann das aber sehr gut verstehen.. ich weis nicht wie reagiert hätte wenn.." sie sprach nicht weiter, denn der Gedanke allein, war zu grausam.


    "Wir sollten sie nicht zu lange allein lassen Herr, sie braucht Beistand!"

    Aufgeregt eilte sie näher an den Schreibtisch heran und suchte nach den richtigen Worten. "Herr.. es ist etwas schreckliches passiert... Valeria...die Herrin.. sie hat ihr Kind bekommen.. aber...aber Herr, es...es ist ein Junge und.. oh wie schrecklich Herr, es war eine Todgeburt!" brachte sie nur stotternd und völlig aufgelöst hervor.

    Fannia wusste nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Sie wollte Valeria nicht allein lassen, nicht in diesem Zustand! Aber was sollte sie tun? Sollte sie jemanden zu Hilfe holen?


    Da Valeria nur noch abweisender zu ihr wurde und sie fast eine Stunde verzweifelt versuchte sie aufzumuntern, diese sich jedoch immer mehr verschanzte, beschloss sie nun doch zu Livianus' Büro zu gehen und es dort zu versuchen. Vielleicht hatte sie glück und er war dort.


    Eilig stand sie auf und verlies das Zimmer.

    Diese machte sich jedoch die allergrößten Sorgen über ihre Herrin und lief ihr nach, kniete sich zu ihr und legte den Arm um sie. "Bitte Herrin, reißt euch zusammen. Es ist ein schwerer Schlag für euch, das kann ich verstehn, aber ihr dürft euch jetzt nicht aufgeben! Ihr werdet wieder ein Kind bekommen und es wird gesund und munter sein." versuchte die junge Sklavin Valeria zu beruhigen. Was sollte sie jetzt nur tun? Der Herr Livianus war auch nicht im Haus...

    Was sollte sie nun sagen? Was sollte sie tun? Valeria wollte ihr Kind sehen, es in den Armen halten, liebkosen und herzen, doch das Kind war tot. "Es war ein Junge" antwortete Fannia mit zittriger Stimme und hoffte, dass Valeria verstand.


    Wie sollte sie nur erklären was geschehen war? Es war doch nicht ihre Schuld, dass der Junge gestorben war, oder?

    Mit dem Kopf waren auch das Genick und die Schultern zu erreichen und das Kind konnte endlich geboren werden. Es war ein harter Kampf für Valeria gewesen, doch sie hatte es endlich überstanden.


    Nachdem Fannia das Kind in ihren Händen hielt, merkte sie, dass es nicht zu atmen begann. Sie wischte es mit einem feuten Tuch ab und sah nun, dass der Kopf blau angeloffen war. Das Kind war tot...


    Sie konnte nicht fassen, was gesehen war und begann am ganzen Leib zu zittern. Wie sollte sie das Valeria nur beibringen? Hilflos sah sie zu Fabia, die sah, was geschehen war.

    Ein Glück, dass es endlich so weit war und das Köpfchen zu sehen war, noch ein letztes Mal der Anstrengung und das Kind würde endlich geboren sein.


    Dass aber das Köpfchen des Kindes blau angeloffen war, viel noch nicht recht auf, das es von Blut völlig verschmiert war. "Haltet durch, bald habt ihr es geschafft und die Schmerzen weichen der Freude."

    Langsam machte sich Fannia sorgen um die Gesundheit von Valeria und auch um die des Kindes. Dauerte die Geburt zu lange, war es möglich, dass bei dem Kind ein Schaden bleiben würde.


    "Gut so" lobte die Sklavin trotzdem und beschwor Valeria bei der nächsten Wehe erneut zu pressen um dem Kind auf die Welt zu helfen.

    "Bei der nächsten Wehe müsst ihr fest pressen" erklärte Fannia und lies zu, dass Valeria ihre Hand so fest drückte, dass sie beinahe blau Anlief. Es war faszinierend, wieviel Kraft ein Mensch entwickeln konnte, wenn er unter Schmerzen litt.


    "Wir schaffen das, bald habt ihr es hinter euch..." versuchte die Sklavin ihre Herrin zu ermuntern.

    Fannia bat Fabia doch bitte das Messer wegzulegen, da es Valeria doch nur noch nervöser machen würde, als sie es wohl eh schon war. Komplikationen bei einer Geburt waren nichts ungewöhnliches, aber es war nie eine schöne Sache für eine Frau, diese durchstehen zu müssen.


    "Haltet durch, ihr müsst tapfer sein und stark bleiben" versuchte sie Valeria zu beruhigen.
    Zum Glück konnte sie das Kind noch so drehen, dass es auf natürlichem Weg auf die Welt kommen würde. Das war bei weitem nun eine große Erleichterung, denn das Kind herauszuschneiden, barg für Mutter und Kind immer eine große Gefahr. Nicht umsonst erlagen einige Frauen im Kindbett den Folgen einer Geburt.

    "Das Kind hat sich gedreht, es liegt nicht richtig..darum habt ihr solche Schmerzen Herrin" erklärte die eher schmächtige und unscheinbare Sklavin.


    Prüfend tastete sie noch einmal über den Bauch und versuchte mit Druck ihrer Hände, das Kind zum Drehen zu bewegen. "Wenn es sich nicht bald dreht, muss ich schneiden." gestand Fannia besorgt.

    Der Sklave, den Fabia angeschrien hatte, war zu Fannia gelaufen. Er selbst war ein Mann und es war nicht schicklich, dass männliche Sklaven einer Geburt beiwohnten.


    Fannia erinnerte sich noch gut an die eigene Geburt ihres kleinen Sohnes, welche jetzt schon knapp zwei Monate zurück lag. Sie würde Valeria mit all ihrem Wissen und mit Rat und Tat beistehen. Als ihr Sohn geboren wurde war Cicero dabei gewesen. Er hatte darauf bestanden sein Kind auf die Welt bringen zu dürfen.


    Hier sah die Sache nun anders aus. Sicher hätte sich Maximian gewünscht, bei der Geburt dabei sein zu dürfen. Aber vieles hatte sich geändert...


    Endlich kam sie zu Valeria's Cubiculum und trat mit einem Eimer heißem Wasser und Tüchern ein. Sie ging an Valeria's Seite und nahm ein Stück sauberes Holz, dass sie ihr vor den Mund hielt. "Nehmt das zwischen die Zähne und beisst fest darauf, das hilft etwas gegen die Schmerzen." erklärte Fannia, dann tastete sie den Bauch ab und spürte, dass der Körper des Kindes nicht ordnungsgemäß lag.