Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus

    "Hm, damit wärst du für geraume Zeit an Mantua gebunden."


    Antoninus rieb sich grüblerisch sein Kinn.


    "Sag meinem Bruder, er möge dich von Zeit zu Zeit nach Rom schicken, damit du hier wie dort Kontakte knüpfen kannst. Alles in allem halte ich diese Lösung für gut, du solltest recht bald nach Mantua aufbrechen."


    Antoninus nahm noch einen großen Schluck aus dem Becher. Er war gespannt, was aus seinem Sohn einmal werden würde.

    "Wenn es nach mir ginge, würde ich dich sofort in hohe Ämter oder entsprechende Dienstgrade bringen wollen, aber nach uns Traditionalisten geht es leider nicht mehr und die Lage in Rom hat sich entscheidend geändert. Auch wenn ich mit großem Einsatz an der Rückführung zu den alten Strukturen arbeite, die Fortschritte werden sicherlich klein ausfallen. Das allerdings wird mich nicht davon abhalten, gutes im Reich zu veranlassen und dem Verfall entgegenzuwirken.


    Scriba, mein Sohn, ist ein beschämender Posten, allerdings sind die Ämter am Kaiserhof auch nicht mehr die, die sie einmal waren. Jeder Plebejer von der Straße kommt nicht nur in jedes Amt, sondern sogar in den Senat. Schlimmer noch, neuerdings wird auch Frauen diese Ehre zuteil, was ich mit aller Macht stoppen will.
    Aber zurück zu dir. Ich halte viel davon, wenn ein Politiker auch einmal militärische Dienste leistet. Allerdings müsstest du wie jeder X-beliebige von der Straße als Probatus anfangen. Vielleicht wäre es schlauer und würdiger für einen Patrizier, wenn du dir schnellstmöglich ein paar Referenzen verdienst, anschließend den Cursus Honorum beschreitest und später den senatorischen Tribun einer militärischen Einheit stellst. Ein Jahr Dienst ist dann völlig ausreichend.
    Es gilt also, einen möglichst hohen Einstieg zu nehmen und es gilt, sich nach Möglichkeit nicht von zu vielen Plebejern etwas sagen lassen zu müssen. Eine Stadtverwaltung wäre da nahe liegend."

    Zitat

    Original von Clarus Helios
    Nun doch keine Vorteile. Da schüttete ihm Helios seine Lebensgeschichte, seine Gedanken, sein Herz aus und dann sowas. Nicht mal ein kleiner Vorteil war daraus zu ziehen. Aber gut, wenigstens hatte er dann wieder Ruhe.
    Ahja, die Miene musste noch gewahrt, das Spiel weiter gespielt werden. So stand er lächelnd auf.


    "Einen römischen Namen werde ich annehmen, doch dazu ist noch Zeit. Ich danke dir, Quaestor, dass du mir deine Hilfe anbieten wolltest. Auch danke ich dir für den Segen, mögen die Götter auch mit dir gehen. Vale."


    Und nachdem er ihn verabschiedet und zum Tor begleitet hatte, musste er auch alsbald wieder auf den Exerzierplatz.


    Um eine Erfahrung reicher verließ Antoninus das Officium und anschließend die Castra.

    "Wenn du Deandra und deine Mutter besuchst, dann grüße sie von mir. Sie werden sich freuen, dich zu sehen."


    Antoninus konnte sich das Wiedersehen bildlich ausmalen. Severina würde sich wie immer sehr zurückhalten und Deandra vor Freude ihre Erziehung zur Zurückhaltung vergessen. Deandra war neben den vielen leiblichen Söhnen seine einzige Tochter. Er hatte das Patriziermädchen an Kindesstatt adoptiert, sie zu einer Aurelia erzogen und war stolz auf sie. Nicht alle Aurelier erzeugten Stolz in Antininus, aber inzwischen war dieser Anteil der Gens auf ein Minimum reduziert.


    "Du würdest deinen Vater sehr froh machen, wenn ich zukünftig mit Stolz deinen Namen nennen kann. Lebe nach dem Vorbild unserer Ahnen, wertschätze die, die nach den Traditionen leben und zeige Geringschätzung denen, die mit ihnen brechen und glaube mir, mein Junge, davon gibt es einige im Reich."


    In Nachdenklichkeit verfallen verzehrte Antoninus einige Trauben.


    "Es ist gut, wenn man erkennt, wo die eigenen Stärken liegen und das beherrschen der Redekunst zeichnet den gebildeten Patrizier aus. Du sagst, du möchtest dir eine angemessene Tätigkeit suchen. Haben sich da auch schon Vorlieben herauskristallisiert?"

    Antoninus hob ebenfalls den Becher.


    "Auf Rom! Auf deine Heimkehr und die Familie! Den Stolz, die Ehre und den Ruhm für die Gens!"


    Antoninus trank und setzte den Becher mit Nachdruck ab. Seine Verbundenheit mit der Gens war stets erkennbar gewesen, genauso wie die Verbundenheit zu den römischen Göttern und den Traditionen.


    "Sicher gibt es auch in Rom griechische Gelehrte, aber die Zeit in der Fremde hat dir viel mehr als nur Bildung gebracht, mein Junge. Sie hat dich selbstständiger und verantwortungsbewusster werden lassen. Wir müssen nachher noch über deine Zukunft sprechen, aber zunächst erst einmal zu deiner Frage. Natürlich gibt es einen Grund, warum deine Mutter und Deandra überwiegend in Mantua leben. Der Pater Gentis dient in der Legio I als Praefectus Castrorum und ich habe vor dem Beschreiten des Cursus Honorum ebenfalls dort gedient. Die Aurelia besitzt zwei Villen in Mantua, eine in Misenum und eine in Ostia. Vermutlich kommt deine Mutter bald nach Rom. Bei Deandra bin ich mir da nicht so sicher, aber zumindest besucht sie uns regelmäßig.


    Nun sollten wir aber über deine Zukunft reden. Ich möchte bei aller zukünftiger Tätigkeit deine Bildung weiterhin fördern. Daher wünsche ich, dass du dich bei der Schola in Rom einträgst. Die Beitragsgebühr zahle selbstverständlich ich. Als erstes muss ein kostenloser Grundkurs besucht werden, aber die Kurse danach erfordern eine kostenpflichtige Einschreibung."


    Auf einem Teller wurden für Antoninus Käsestückchen, Trauben und Brot angerichtet. Er nahm den Teller entgegen und kostete davon.


    "Wurde dir in Griechenland etwas über römisches Recht beigebracht?"

    Da lachten Herz und Gesicht des Vaters, als er den Sohn umarmte. Schließlich fasste er Corvinus an den Schultern und hielt ihn mit ausgestreckten Armen, damit er ihn gut betrachten konnte.


    "Drei Jahre sind wahrlich eine lange Zeit. Es reicht, um aus einem Knaben fast schon einen jungen Mann zu machen."


    Nochmals betrachtete Antoninus seinen Sohn. Er nickte anerkennend und entließ ihn schließlich aus seinem Griff.


    "Komm, lass uns setzen."


    Antoninus wies auf Korbsessel und gab gleichzeitig den Sklaven mit einem Wink zu verstehen, dass er Getränke und eine Kleinigkeit zu essen wünschte.


    "Deiner Mutter und Deandra geht es gut, allerdings leben sie augenblicklich in Mantua. Ab und zu kommen sie nach Rom zu Besuch, aber deine Erlebnisse wirst du wohl zweimal erzählen müssen, denn so lange möchte ich nicht warten."


    Antoininus lachte noch, während er Platz nahm. Er war auf den Bericht seines Sohnes gespannt.

    Antoninus hatte gerade über seiner Arbeit gesessen, als ihn die Nachricht von der Ankunft seines Sohnes erreichte. Er klappte die Wachstafel zu und erhob sich. Natürlich war er gespannt, was aus ihm geworden war, schließlich war er noch ein Knabe gewesen, als er in Begleitung eines Verwandten aufgebrochen war, um bei renommierten Gelehrten eine umfassende und gute Ausbildung zu erhalten.


    Die Sklaven wiesen Antoninus den Weg ins Tablinum und da stand er. Drei Jahre waren eine lange Zeit und sie mochten einen Knaben stark verändern. Rein äußerlich war das auch geschehen.
    Antoninus breitete die Arme aus und trat auf Corvinus zu.


    "Willkommen daheim, Junge!"

    "Dann stimmen meine Informationen also doch. Ich war bereits der Meinung, dass im Tabularium eine fehlerhafte Eintragung vorliegen musste, weil dein Name auf den ersten Blick an einen Peregrinus denken lässt, aber du trotzdem unter den römischen Bürgern eingetragen bist. Dem wollte ich nachgehen und nun zeigt sich außerdem, dass ich mich nicht für dich einsetzen muss. Mehr als das Bürgerrecht kann für dich nicht erwirkt werden."


    Antoninus war froh, dass er Licht in das Dunkel bringen konnte. Jetzt blieb noch zu klären, ob die anderen Fälle ähnlich gelagert waren. Er erhob sich.


    "Ich danke dir für die Hilfe zur Klärung. Viel Erfolg im Dienst und der Götter Segen!"

    Zitat

    Original von Clarus Helios
    Helios setzte sich lächelnd und bedeutete dem Mann das Gleiche zu tun.


    "Untere Standeserhebungen? Was soll ich mir denn darunter vorstellen?"


    Helios dachte angestrengt nach, zu was man ihn erheben wollte. Vielleicht zum Eques, aber nein, das war keine untere Erhebung, keineswegs.


    Antoninus verspürte nun weniger die Lust, Fragen zu beantworten. Er nahm Platz und änderte den Plan.


    "Gut, beginnen wir anders. Ich bin bei der Durchsicht der Einwohnerlisten unter anderem auf deinen Namen gestoßen. Weil mir nun Name und Status bei einigen Bürgern und Nichtbürgern Italiens merkwürdig vorkamen, bin ich auf der Suche nach Erklärungen. Da du selbst am besten wissen musst, wie deine Lebensgeschichte gelaufen ist, erhoffe ich Aufklärungen von dir."


    Antoninus zückte eine Wachstafel und klappte sie auseinander. Er war bereit, mitzuschreiben.

    "Hmmm, Misenum."


    Antoninus überlegte, ob da etwas zu tun sei, aber ihm fiel nichts ein.


    "Zu Misenum fällt mir rein gar nichts ein, aber wir müssen noch über die Chronicusa sprechen. Da ich den April vollständig und den Mai in etwa bis zur Mitte bereits erstellt habe, wäre mir recht, wenn du fortsetzen würdest. Gerade im Mai wäre es auch noch möglich, dass du nennenswerte Ereignisse findest außerhalb von denen, die ich bereits erfasst habe. Der Mai war meinerseits etwas von Zeitknappheit geprägt.
    Ansonsten bleibe noch das Zusammentragen von Vorschlägen für Standeserhöhungen. Da bin ich bereits dran, aber Italia hat nicht eben wenig Einwohner. Das hält natürlich auf."

    Antoninus trat ein. Er hatte zwar einen gleichrangigen Soldaten vor sich, aber ihr Stand lag um Längen auseinander. Der Gruß mit militärischem Hintergedanken fiel Antoninus leichter als der von Mann zu Mann.


    "Salve! Als amtierender Quaestor Principis bin ich gerade dabei, Anwärter für die unteren Standeserhebungen zu sammeln. Demzufolge bin ich an deiner Lebensgeschichte interessiert."

    Im Rahmen seines Quaestorenamtes suchte Antoninus an einem trüben Vormittag anstelle der bisherigen ehrenwerten Senatoren einen Peregrinus auf. Standeserhebungen zählten ebenso zu seinen Aufgaben wie das Ausarbeiten von Vorschlägen für Auszeichnungen. Antoninus sah dem heutigen Vorhaben mit innerer Skepsis entgegen, aber die Erfahrung am Brennpunkt und nicht nur in den Akten wollte er sich genehmigen.