"Wieso wundert dich der Fortgang konservativer Männer? Man bleibt doch nicht dort, wo das, woran man hängt, mit Füßen getreten wird und es keine Hoffnung auf ein Einlenken gibt. Wenn die Hoffnung einmal gestorben ist, bleibt nichts als Dunkelheit, Kälte und schließlich der Tod und um auf deine nächste Bemerkung einzugehen… im Gegensatz zur letzten Wahl, bei der ich eine deutliche Absage von den Bürgern erhielt, wurde ich dieses Mal trotz der Verhinderung gut eines Drittels unserer Anhängerschaft mit deutlicher Mehrheit gewählt. Nicht jeder, der meine Kandidatur unterstützt hat, ist als konservativ bekannt, aber er unterstützt offensichtlich trotzdem meinen Vorstoß gegen die umfangreichen Rechte, die Frauen eingeräumt wurden. Es ist mir unerklärlich, warum viele einflussreiche Bürger vor dieser Tatsache die Augen verschließen. Kannst du es mir erklären?"
Den weiteren Argumenten des Senators folgte Antoninus aufmerksam.
"Im Nachfolgenden möchte ich schrittweise auf die von dir gemachten Punkte eingehen. Betonen möchte ich zuvor, dass wir zwar der totalen Nichtbeschäftigung von Frauen in politischen und zivilen Ämtern anhängen, aber unser Kompromissvorschlag sich nur auf die Frauen und hier auch nur die zukünftigen im Senat bezieht.
Von Bewährtem kann man in meinen Augen erst dann sprechen, wenn eine Sache über einen extrem langen Zeitraum Gültigkeit besaß. Senator Hungaricus hatte eine Diva L. Flavia Nyreti erwähnt, die als Beispiel dafür dienen sollte, dass die Frauen schon seit langer Zeit den Senat bevölkerten. Ich habe in den Akten nach dieser ersten Frau im Senat gesucht und sie tauchte erstmals am 05.08.100 darin auf. Es sind also nicht einmal drei Jahre, in denen Frauen diese Privilegien gestattet wurden. In einem so kurzen Zeitraum kann man weder von Bewährtem als solchem sprechen noch von einer Bewährung dieser Entscheidung überhaupt, denn die Stimmen gegen diese Politik sind seit etwa eineinhalb Jahren da und sie werden immer lauter.
Du vermutest außerdem, es hätte zur damaligen Zeit keinen besseren Mann gegeben, als sie eingestellt wurde. Dem will ich gerne glauben, aber nicht weil die Männer schlechter waren, sondern vielleicht deswegen, weil nicht genügend Männer zur Verfügung standen und man den Senat beleben wollte. Von einer Mangelsituation kann man aber heutzutage nicht mehr sprechen."
Antoninus dachte über die von Macer so bezeichnete Unterstellung nach. Weil er nicht wusste, wie es gemeint war, fragte er nach.
"Wie muss ich deine von dir so bezeichnete Unterstellung auffassen, dass es sich bei dem Paradigma 'Keine Frauen mit öffentlichen Aufgaben' nicht um etwas Bewährtes handelt? Stellst du die Politik all jener in Frage, die Jahrhunderte vor uns Rom zu dem gemacht haben was es ist?
Weiter sagst du, du kannst nicht erkennen, dass durch Beschäftigung von Frauen etwas signifikant besser wäre, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass sich mehr Personen um ein Amt bewerben. Dem kann ich zustimmen und sogar noch der gemachten Einschränkung den Wind aus den Segeln nehmen. Vier Frauen von insgesamt 40 Bewerbern, die sich in den letzten sieben Monaten auf ein Amt als Quaestor oder Aedil beworben haben, von denen sogar nur zwei von den Bürgern gewählt wurden, sind alles andere, aber ganz bestimmt nicht signifikant zu nennen. Es wäre kaum spürbar, wenn durch die Schließung des Senats für Frauen der Anreiz, den Cursus Honorum zu beschreiten, noch geringer werden würde. Die Unzufriedenheit konservativer Männer korreliert außerdem mit der Anwesenheit von Frauen im Cultus Deorum und noch vielmehr mit ihnen im Senat.
Und zum Schluss noch zu deiner letzten Anmerkung."
Antoninus schmunzelte, denn er hatte zu Beginn nicht vorgehabt, einen so großen Redeschwall loszuwerden.
"Den Konservativen geht es mit ihrem Änderungswunsch ja nicht um eine funktionale Verbesserung, das ist richtig, sondern sie wollen in Anlehnung an bewährte Strukturen ein Gleichgewicht erreichen, bei dem Rom für sie selbst und für die im Gegensatz zu ihnen derzeit so unproportional geförderten Frauen ein erstrebenswertes Pflaster bleibt oder besser erst einmal wieder wird."