Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus

    Antoninus nickte. Der Praefectus hatte ihm den Neuzugang zu seiner Centurie mitgeteilt.


    "Setz dich, Castus. Ich spanne dich gleich in den aktuellen Fall mit ein. Es handelt sich um die Ermittlungen zu einem Mordfall, bei dem ein männliches Opfer mit aufgeschnittener Kehle aus dem Tiber gefischt wurde. Die Leiche wurde im Untersuchungsraum der Castra aufgebahrt. Noch ist sie zu besichtigen.
    Ich habe eine Zeichnung von dem Opfer anfertigen lassen. Damit beabsichtige ich, Suchmeldungen an öffentlichen Plätzen in Rom zu starten. Plakate sollen die Bürger dazu aufrufen, zu überdenken, ob in ihrem Bekannten- und Familienkreis ein Mann mit ähnlichem Aussehen vermisst wird. Bisher ging noch keine Vermisstenmeldung ein. Ich siedele deswegen das Opfer in wenig seriösen Kreisen an.
    Mein Auftrag an dich wäre, die Plakate zu erstellen. Hast du dazu Fragen?"

    Ein Mann näherte sich dem Tempelvorplatz. Es war ein angenehmer Gang, den er vorhatte. Niemand erwartete ihn. Keiner achtete auf ihn. Als er näher trat, strich er zunächst Deandra liebevoll über das bedeckte Haupt, bevor er Severina einen Kuss auf die Stirn drückte.


    "Dank gebührt den Göttern."


    Seine Stimme klang fest. Er ahnte den Anlass dieser Opferung. Die Nachricht vom Tod großer Teile dieser Bande hatte ihn in Rom erreicht. Es hatte ihn zu seiner Familie gezogen und er wusste, dass er sie in Mantua finden würde. In der Villa hatte man ihm gesagt, dass Severina die Tempelstätte aufsuchen wollte. Den Grund dafür hatte man ihm auch benannt.


    "Age!"

    Antoninus hatte für heute die Anmeldung an der Academia Militaris vorgesehen. Er grüßte den Mann am Einlass.


    "Salve! Mein Name ist Marcus Aurelius Antoninus. Ich bin Centurio bei den Cohortes Urbanae und möchte gern Student an der Academia werden."

    "Das ist sie wohl."


    Antoninus nickte. Er hielt nichts davon, den Dingen wohlklingendere Namen zu verleihen, als es der Realität entsprach.


    Wieder kam ein Miles und überreichte Antoninus einen Zettel aus der Castra. Seine Entlassung war wenige Stunden nach der Bekanntgabe rückgängig gemacht worden. Bis auf weiteres, wie es hieß. Eine unangenehme Lage, in der sich der Centurio befand. Dieses hin und her. Die Wähler mussten von ihm glauben, er wäre nicht beständig, gar unzuverlässig.




    "Erneut muss ich eine Änderung meiner persönlichen Angaben machen und, liebe Bürger Roms, es ist mir unangenehm. Das könnt ihr mir glauben. So erfreulich für mich die Rücknahme meiner unehrenhaften Entlassung ist, so wirft sie doch gleichzeitig hier auf der Rostra ein äußerst schlechtes Licht auf mich. Manch einer könnte nun annehmen, ich wäre instabil. Doch Bürger, dem ist nicht so. Ich hatte stets klare Ziele und gehe alle Dinge mit ganzer, nicht mit halber Kraft an.


    Das einzige, was ich mich vorwerfen kann und das geschieht in diesem Moment, ich hätte meinen Praefectus selbst noch einmal an meine Kandidatur erinnern müssen und mich nicht auf einen Scriba verlassen dürfen. Mit diesem Versäumnis muss ich leben. Gewiss werde ich daraus Lehren ziehen. Möglicherweise werde ich aufgrund dessen zu einem peniblen Menschen. Auf jeden Fall möchte ich mein Bedauern für diese Wirrnis ausdrücken.


    An meinen Zielen und dem Entschluss zu kandidieren, hat sich hingegen nichts geändert. Er stand seit Monaten fest, ist im Dezember gereift und ich werde ihn geradlinig verfolgen, Komme was da kommen möge."

    Antoninus nickte. An die beiden Herren gewandt:


    "Ich habe diese Frage erwartet. Jedem von uns ist klar, dass hier geäußerte Wünsche nichts weiter als Wünsche sind, die weder eine Berücksichtigung finden müssen noch auf denen ich beharren würde. Mir ist jedes Amt recht, das vorab.
    Geäußert habe ich den Wunsch dennoch und zwar aus folgendem Grund. Ich halte es für nützlich, wenn innerhalb einer Familie breit gefächerte Erfahrungen im Cursus Honorum gesammelt werden. Das ermöglicht einen umfassenden Einblick in die Strukturen des Reiches, deckt schneller mögliche Stellen auf, die einer Verbesserung harren. Der Quaestor Urbanus wurde bisher noch nie von einem Aurelier bekleidet. Mein Schritt lässt sich demnach mit Neugier begründen."


    An seine Tochter gewandt:


    "Dieser spektakuläre Auftritt war keineswegs geplant, mein Kind. Die Götter wollten mich wohl vorab prüfen, wie ich mit unangenehmen wie überraschenden Wendungen umzugehen weiß." ;)

    Nachdem Antoninus seine Sachen gepackt hatte, nahm er den Rat seines Präfecten an und ging zum Kommandeur seiner Einheit. Er war weniger darauf fixiert, seine unehrenhafte Entlassung rückgängig zu machen, denn er hatte aus einer Sicht keinen Fehler gemacht. Vielmehr wollte er die Einheit nicht in einem solchen Missklang verlassen. Das vor allem widerstrebte ihm.


    Sim-Off:

    Ich kann dir schlecht einen Link in mein Postfach liefern. ;)
    Wenn es hilft, es war am 09.12.2005 15:41 Uhr.

    Ein Miles überreichte Antoninus eine Nachricht aus der Castra. Verwundert las der Centurio, der nun offenbar keiner mehr war, die Zeilen. Da er es vorzog, selbst die Rede auf dieses Thema zu bringen und nicht durch einen Bürger angesprochen zu werden, trat er erneut vor die Menge.


    "Die Götter haben mitunter merkwürdige Wege für uns Menschen vorgesehen und so kommt es, dass auch ich mich heute recht überrascht zeige. Ich wurde soeben unehrenhaft aus dem Dienst der Cohortes entlassen. Der Grund ist meine Kandidatur. Sie soll angeblich nicht vorher abgesprochen gewesen sein, doch dem ist nicht so.


    In einem Schreiben vom 09.12. letzten Jahres habe ich dem Praefectus Urbi meine Absicht angetragen. Offensichtlich hat ein Sciba des Präfecten diese Information nicht rechtzeitig wieder vorgeholt. Wir alle sind nur Menschen und die machen hin und wieder Fehler. Auch ich bin nicht davor gefeit. Trotzdem kann ich von mir behaupten, sehr sorgfältig zu arbeiten und exakt Buch über wichtige Schritte zu führen.
    Mein ehemaliger Kommandeur, den ich sehr schätze, wird diesen fahrlässig handelnden Scriba sicherlich zur Verantwortung ziehen.


    Bürger Roms, vor euch steht also ein aus dem Dienst unehrenhaft entlassener Patrizier, der euch dennoch und zwar guten Gewissens seine Dienste an Rom und dem Kaiser anbietet."


    Nun dachte sich Antoninus kommen mit Sicherheit viele Nachfragen. Er würde sie alle reinen Gewissens beantworten.

    Ruhig hörte sich Antoninus die Äußerungen seines Präfecten an.


    "Wenn dem so ist, werde ich meine Sachen packen. Eines jedoch will ich dazu noch anmerken. So wie mir deine Kandidatur bereits seit Wochen bekannt ist, ist dem Praefectus Urbi mein Vorhaben seit Wochen bekannt. Es wird sich um ein Versehen seinerseits handeln. Er hat viel um die Ohren und sein Scriba hat es vielleicht versäumt, mein Anliegen auf Wiedervorlage zu legen.


    Zwar hätte ich es gerne gesehen, mit ihm selbst diese Angelegenheit zu klären, aber ich nehme es, wie es ist. Danke, Praefectus, für die Nachricht."


    Antoninus, der noch nicht ganz sein Officium eingeräumt hatte, machte sich sofort an die ihm angetragene Tätigkeit. Er packte.

    Ruhigen Schrittes zog es am heutigen Tag Antoninus zur Rostra. Weder beeilte er sich, noch war er sonderlich aufgeregt. Der Centurio zählt bereits einige Jahre. Weder waren seine Handlungen, noch seine Entscheidungen überstürzt. Die Hitze der Jugend lag hinter ihm, vor ihm Aufgaben, die er in Angriff nehmen wollte.




    "Ich grüße euch, Bürger Roms!


    Die Kandidaturen zum Cursus Honorum liegen vor uns und so wird sich kaum einer fragen, warum ich die Rostra betrete. Wem es dennoch unklar ist, ich möchte meine Kandidatur für das Quaestoramt bekannt geben. Gern würde ich mich als Quaestor Urbanus betätigen, sofern ich das Vertrauen großer Bürgerteile erwerben kann.


    Um meine Person beurteilen zu können, möchte ich zunächst für diejenigen, die mich nicht kennen, etwas aus meinem Lebenslauf berichten. Mein Name ist Marcus Aurelius Antoninus. Ich habe viele Jahre in Syria gelebt, bevor ich letzten Jahres nach Rom zurückgekehrt bin. Die militärische Laufbahn habe ich bei den Cohortes Urbanae begonnen, wo ich noch immer diene, inzwischen als Centurio.


    Wie ihr seht, bin ich kein Jungspund mehr. Ich habe Familie, trage Verantwortung seit Jahren, handele mit Bedacht und agiere zumeist aus dem Hintergrund. Bevor ich den Mund aufmache, habe ich die Worte abgewogen. Das werden meine Mitstreiter in der Curia Italia bestätigen, die mich selten zu hören bekommen, aber dafür in der Acta lesen können. Sicher wird man mich auch als Quaestor nicht im Vordergrund sehen, aber ebenso sicher ist, dass ich meiner Arbeit geflissentlich und mit Beständigkeit nachgehen werde.


    Bürger, wenn euch an einem zuverlässigen und besonnen Mann gelegen ist, der in der nächsten Periode eines der Quaestorenämter bekleidet, dann wird euer Vertrauen von mir nicht enttäuscht werden. Ich bin kein Mann des Wortes, eher einer der Tat, aber wie ihr seht, reden kann ich dennoch, wenn es darauf ankommt. Gern stehe ich nun Rede und Antwort."




    Ruhig trat Antoninus einen Schritt zurück. Er sah abwartend in die Gesichter der vor ihm stehenden Menschen.

    In Begleitung eines Miles betrat Antoninus sein neues Officium. Er hatte bisher nicht einmal die Zeit gefunden, es entsprechend einzuräumen. Der Schreibtisch war mit allerlei Unterlagen bepackt, die in Regale verstaut werden mussten. Dafür war es nicht der rechte Moment.
    Er ließ sich die angefertigte Zeichnung des Tiberopfers zeigen, betrachtete sie und legte sie zufrieden fort.


    "Ich werde einen Text dazu entwerfen. Das fertige Plakat wird dann vervielfältigt und in Rom aufgehängt. Wenn ich dich benötige, lasse ich dich rufen. Wegtreten!"


    Der Miles verließ den Raum. Antoninus räumte zunächst den Schreibtisch frei, bevor er sich an den Textentwurf setzte.

    Der auf das Gebiet der Leichensezierung spezialisierte Medicus bestätigte die ursprüngliche Einschätzung. Es handelte sich um einen von anderer Hand zugeführten Kehlschnitt, der nur den Schluss auf ein Gewaltverbrechen zuließ.


    Antoninus beauftragte nun einen im Zeichnen talentierten Miles, eine lebensgetreue Abbildung des Antlitzes zu fertigen. Dies wollte der Centurio an öffentlichen Stellen aushängen lassen. Er hoffte darauf, dass sich Bekannte oder Nachbarn des Toten melden würden.

    Vor dem Geschäft angekommen, wies Antoninus auf den Eingang.


    "Das Geschäft macht gute Umsätze, wie ich gehört habe."


    Ob allerdings die jeweiligen Besitzer der folgenden Geschäftszweige begeistert waren, dass der Miles den Aedil ausgerechnet zu ihnen führte, war zweifelhaft.