Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus

    Viele Tage waren seither vergangen als ein einsamer Fischer unweit dieser Stelle einen Kadaver treiben sah. Zuerst glaubte er an ein Tier, was sich an einem Ast eingeklemmt und jämmerlich ertrunken war. Als er jedoch näher kam, offenbarte sich der Fund als eine Leiche. Der Zustand ließ unzweifelhaft den Tod des Mannes erkennen und so überbrachte der Fischer die Kunde den Cohortes Urbanae.


    Antoninus rückte mit zwei Contubernia seiner Centurie aus. Er ließ den Platz weiträumig absperren und begann mit dem Sichern der Spuren. Schnell stellte sich heraus, dass der Fundort nicht dem Tatort entsprach. Die Leiche musste hierher gespült worden sein. Vorsichtig begannen die Männer mit dem Bergen der Leiche…

    Interessiert hörte Antoninus zu, als sein Bruder berichtete. Er hatte viel zu erzählen und es war aufschlussreich.


    "Du warst also im Süden der Provinz. Severina und ich haben in Damascus gelebt. Unser Cousin Crassus war Legatus Augusti und auch ich war lange Jahre in Verwaltungsämtern vertreten. Irgendwann zog es uns zurück nach Rom."


    Der Christuskult war ein Grund, der ihn von dort vertrieben hatte. Seine Kinder stellten ebenfalls einen wichtigen Faktor dar.


    "Rom ist nicht mehr das, was es einmal war. Selbst Deandra hat das längst erkannt. Das soll nicht heißen, dass es jeder Dumme sieht. Deandra ist ein sehr kluges Mädchen. Es soll heißen, dass die Misslage derart offensichtlich ist, dass sie selbst vor den Frauen nicht verheimlich werden kann, die wir doch immer versucht haben zu schützen. Ich weiß, dass sie leidet und ich bin machtlos.
    Für den Cursus Honorum zu kandidieren, ist ein mutiger Schritt. Dir muss klar sein, dass mit dieser Tätigkeit eine Menge Ärger auf dich zukommt. Anfangs wollte ich das auch, mittlerweile ist es mir größtenteils vergangen. Wenn es dein Wunsch ist, wird dich selbstverständlich die gesamte Gens unterstützen, aber das wird nicht reichen. Du musst dir Klienten und Verbündete suchen. Man benötigt eine Vielzahl an Stimmen und einen gewissen Bekanntheitsgrad, um Chancen gegenüber den vielen Mitkandidaten zu haben. Die Plätze sind limitiert"

    Sie kam hereingestürmt wie immer. Antoninus lächelte, als er seine Tochter in den Armen hielt.


    "Na, Kleine. Germanien konnte dir nichts anhaben, wie man sieht."


    Für Momente sprachlos sah er den Mann an, der hinter Deandra das Atrium betrat.


    "Eugenius."


    Mit ausgebreiteten Armen ging er auf den Bruder zu.

    "Danke, Praefectus." Antoninus nickte, als ihm zur Beförderung gratuliert wurde. Weiter hörte er sich an, worum es ging.


    "Aedil Prudentius Commodus." Wieder nickte Antoninus, diesmal zur Begrüßung.


    In Anbetracht der Tatsache, dass Antoninus auch nicht mehr der Jüngste war, lachte er bei dem Vergleich zwischen ihm und den Kenntnissen des anderen.


    "Rom soll nicht das Problem sein. Die Liste der zu überprüfenden Örtlichkeiten ist aber lang. Dementsprechend wird auch die Abarbeitung länger dauern. Verstehe ich meine Begleitung zudem als Schutz?"


    Für eine Stadtrundreise müsste man nicht unbedingt einen Centurio einsetzen. Selbst ein Miles bewerkstelligte das.

    Es war eine lange Unterredung, die der Princeps mit dem Offizier der Cohortes Urbanae führte. So lange, dass Antoninus einen Spaziergang vorschlug. Die Auskünfte brachten ihn zum Nachdenken, über seine Einheit, die Kameraden, seine eigene Laufbahn. Manches hatte er falsch beurteilt, weil das Bild, welches sich ihm zeigte, die Tatsachen verzerrt dargestellt hatte.


    Antoninus konnte nicht ahnen, dass er bei dem Praefectus Urbi auf offene Ohren stieß. Nach langen, sehr langen Überlegungen, in denen er seine Entscheidung nochmals überdachte, stimmte er dem Verbleib in der Einheit zu. Er verabschiedete den Offizier und sagte seine Rückkehr für den nächsten Tag zu.


    Nachdenklich betrat er die Villa Aurelia. Er wollte nicht über diese Wandlung sprechen. Seiner Frau flüsterte er eine Information ins Ohr. Sie sollte Bescheid wissen.

    Es waren Familienthematiken, die hier erörtert wurden. Minervina gehörte nicht zur Familie. Antoninus sah darüber hinweg. Er würde nur kurzfristig in Misenum sein, musste die Zeit nutzen.



    "Ich werde zur Legion gehen. Zwar fällt es mir schwer, Rom den Rücken zu kehren, aber mein Entschluss steht fest. Es sind inhaltliche Gründe, die mich wechseln lassen. Mir ist klar, dass es für meine Karriere wenig förderlich ist. Ich stehe unmittelbar vor der Ernennung zum Centurio bei den Corhortes Urbanae."

    Nun, jeder musste selbst wissen, wo seine Grenzen lagen. Antoninus ging nicht näher auf das Thema Krankheit ein. Er ließ sich den Becher auffüllen und streckte seine Hand nach Severina aus.


    "Und für dich, meine Liebe, läuft alles bestens?"


    Er streichelte ihre Hand. Schließlich hatte er einen Entschluss gefasst und blickte auf.


    "In meinem Leben wird sich einiges ändern. Ich werde die Einheit wechseln."

    Nachdenklich nickte Antoninus.


    "Hast du dir ein terminliches Ziel gesetzt, bis wann du alles soweit am Laufen haben willst?"


    Ohne je besonders besorgt gewesen zu sein, fiel Antoninus doch auf, dass sich Maxentius ungewohnt oft die Stirn rieb.


    "Bist du krank, Junge?"

    Die Aufträge für Antoninus Truppenteil wurden angetragen und mit Bedauern stellte der Princeps fest, dass seine Einheit nicht für den Lagerbau zuständig war. Gern hätte er, und wenn es auch nur für kurz gewesen wäre, sich wie ein Soldat einer Legion gefühlt. Mitunter erfasste ihn die Sehnsucht danach. Gern hätte er die Rasenstücke ausgestochen und später auf den Wall gelegt oder die Pila Muralia an den dafür vorgesehenen Kerbungen verbunden.


    Nun blieben für ihn und seine Männer die Errichtung von Häusern, und Straßen sowie die Ausbesserung der Mauer. Wie das zeitlich passen sollte, war unklar, denn seine Arbeiten würden um ein Vielfaches länger dauern.


    Der Princeps verteilte an die Miles die Aufträge. Einige schafften Steine zum Ausbessern herbei, andere setzten eine mörtelähnliche Mischung an, mit der die Steine in der Mauer verstrichen wurden. Dass dies erst aushärten musste, wussten hoffentlich die Veranstalter. Die Temperaturen waren günstig. Kein Regen und kein Frost. Die Arbeiten gingen trotz der Aufgabenbreite schnell voran.


    Nachdem alle Vorkehrungen getroffen waren, hörte sich Antoninus die Ausführungen des Centurios an. Er war bereits bei den taktischen Erklärungen.


    "Welche Lücken meinst du, Centurio?"


    Antoninus hatte im Auftrag des Praefectus mit seinen Männern einige schadhafte Stellen ausbessern sollen. Dass die nicht gemeint waren, war ihm schon klar.


    Sim-Off:

    Wie muss ich mir die Mauer vorstellen?

    "Das ist eine löbliche Einstellung. Außerdem zeugt es von Charakterstärke, wenn sich junge Frauen nicht von den Möglichkeiten verblenden lassen, sondern durch freiwilligen Verzicht Bezug zu den Traditionen suchen. Es ist selten geworden, dass man solche Frauen trifft."


    Anerkennend nickte Antoninus.
    Sein Blick traf Severina. In ihr hatte er eine wunderbare Frau gefunden. Es sah weiter zu seinem Sohn.


    "Maxentius. Du bist ungewohnt ruhig. Bei meinem eintreffen hast du sogar geschlafen. Ist dein Amt derart anstrengend?"