Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus

    Auf den ersten Blick schwer auszumachen, wieso plötzlich der Schreibtisch kippte und fiel. Dann jedoch schoss ein Mann hinter ihm hervor und hechtete förmlich zur Tür. Der Überraschungsmoment brachte ihm einen kleinen Vorsprung, aber schnell waren die beiden Soldaten auf Verfolgungsjagd.


    Antoninus fragte sich, wohin der Mann rannte? Gab es am Ende dieses Korridors ein weiteres Treppenhaus oder lief er etwa in eine Sackgasse? Das Haupttreppenhaus lag jedenfalls in der anderen Richtung. Aus einem der Wohnungsfenster zu springen wäre ebenfalls unklug, denn die Geschosshöhe war nicht unbeträchtlich.


    All das ging Antoninus durch den Kopf, während er hinter dem Mann hersprintete. Bald hatte er den Flüchtenden erreicht, als ein Anwohner seine Wohnungstür öffnete und in den Korridor trat. Ein Zusammenstoß schien unvermeidbar …

    Antoninus war stets ein besonnen handelnder Mann, aber irgendwann riss auch bei ihm der Geduldsfaden. Vor allem dann, wenn man seine warnenden Worte in den Wind schlug. Als erste Steine die Hauswand der Villa trafen, gab er zweien seiner besten Leute einen Wink. Gut geschult, nicht umsonst hatten alle Miles eine harte Ausbildung zu absolvieren, und sowohl in Größe als auch Kraft überdurchschnittlich ausgestattet, zogen die beiden einen nach dem anderen die Steinwerfer aus dem Verkehr.


    Wie auf einem Marktstand angebotene Sardinen, lagen die Betroffenen, durch Seile um Hand- und Fußgelenke gut gesichert, auf dem Anwesen der Villa Flavia aufgereiht und boten einen belustigenden Anblick, wenn da nicht die unangenehme Situation wäre. Römer gingen gegen Römer vor. Eine Tatsache, die Antoninus wenig Befriedigung bei allem Erfolg verschaffte.


    "Bürger, nehmt Vernunft an! Jedem, der sich gegen Haus und Soldaten richtet, droht ein Verfahren.“


    An seine Männer gerichtet:


    "Gegenhalten! Notfalls mit den Schilden zurückdrängen."

    Gern! ;) Die Aurelia Sophus ist traditionsbewusst. Die Mitglieder verehren die alten römischen Götter, achten die Sitten der Vorfahren und lehnen eine Verwischung sämtlicher Standesunterschiede einschließlich Hochzeiten zwischen Patriziern und Plebejern ab. Teilst du diese Überzeugung, dann sei herzlich im Kreise der Familie aufgenommen.

    Der pater familias Aurelius Sophus ist seit Tagen nicht online gewesen. Wir vermuten ein Netz- oder Computerproblem. Da wir zu ihm keinen Kontakt knüpfen können, ich aber bei der letzten Aufnahme bereits autorisiert war, nehme ich die Verantwortung der eventuellen Aufnahme erneut auf mich.


    Salve Maximus!


    Die Gens Aurelia, der Stamm existiert in der Familia Aurelia Sophus weiter, hat in der letzten Zeit etliche Enttäuschungen hinnehmen müssen. Neubewerber werden, vor allem aufgrund der Begrenzung auf nur 5 Mitglieder für diese Familie, sehr genau betrachtet.


    Ich habe die Posts deiner Erst-ID gelesen und sie gefallen mir inhaltlich. Aktiv bist du offenbar auch. Diese Bedingungen muss erst einmal jeder Bewerber erfüllen. Weiter muss ein Bewerber für die Aurelia Sophus ein gewisses Maß an historischem Interesse besitzen, was ich ebenfalls sogar deutlich erkennen kann, und ein Mindestmaß an Intelligenz. :D Wir sind Patrizier. Rom baute seit jeher auf unserem Geschlecht, unserer Stärke, unserer Bildung auf.


    Willst du mit Leib und Seele Patrizier sein, dann musst du mich nur noch davon überzeugen, dass die Aurelia Sophus, auch wenn sie nun deine dritte Wahl ist, deine Wunschfamilie ist. ;)


    Vale
    Antoninus

    Antoninus ließ sich von der kleinen Anzahl gestikulierender Plebejer nicht aus der Ruhe bringen. Besonnen erteile er Anweisungen an die ihm anvertrauten Miles.


    "Den Eingangsbereich sichern. Schilde hoch und die Leute damit auf Abstand halten. Waffen werden nicht gezogen. Gesichter derjenigen merken, die ausfallend werden, ansonsten will ich keine Gewaltbereitschaft sehen. Wir sind ihnen in Ausbildung und offenbar auch an Verstand überlegen. Nutzen wir diese Überlegenheit.“


    Antoninus war sich sicher, wenn auch nur einer unter dem aufgebrachten Pöbel über einen halbwegs funktionierenden Verstand verfügte, würde ihm auffallen, dass vor oder in Privatvillen von Patriziern nichts zu erreichen war. Einzig Verhaftungen konnten kassiert werden. An der Ursache der Aufregung würde eine Villenstürmung jedenfalls nichts ändern.


    Gegen Eier wollte Antoninus nicht kämpfen. Soviel mussten seine Leute abkönnen. Als dann jedoch ein Stein geflogen kam, sah er sich gezwungen, Kommunikation aufzunehmen.


    "Ich sage es nur einmal“, begann Antoninus in ruhigem Tonfall. Die Meute stand nahe vor ihm, er brauchte nicht mal brüllen. "Sollte ein Stein einen meiner Männer oder dieses Gebäude schadhaft treffen, nehme ich den Absender des Geschosses in Verwahrsam und sorge für eine rechtskräftige Verurteilung. Wer also seine Familie, seinen Ruf oder seinen Berufsstand ruinieren will – nur zu. Wer schlau genug ist, über sinnvollere Möglichkeiten des Protestes nachzudenken, dem kann ich nur gratulieren.“


    Vermutlich, so dachte Antoninus, war der dumme Pöbel dazu aber nicht in der Lage.

    Antoninus gehörte zu den Miles, die auf der Rostra geblieben waren, als der Pöbel Richtung Palast zog. Die meisten Miles waren ihm gefolgt, ebenso die Praetorianer. Als sich auf der Rostra kaum noch etwas tat, spaltete sich dort eine Gruppe von Stadtsoldaten ab, weil sie die Information bekamen, dass einige der Plebejer Richtung bessere Wohnviertel gezogen waren.
    Eine Wohngegend, in der auch die Villa von Antoninus stand, eben die Wohngegend der reichen Patrizierfamilien.


    Als sie die Menschentraube ausmachten war klar, es handelte sich um die Villa des Senators Secundus Flavius Felix. Offensichtlich wurden bereits von den Bewohnern Vorbereitungen getroffen, um einem eventuellen Ansturm gegenhalten zu können.


    Die Miles drängten sich durch und bauten sich vor der Villa auf. Durch ihr Auftreten machten die deutlich, dass sie gewillt waren, jeden Übergriff abzuwehren. So lange sich die Menge ruhig verhalten würde, waren sie es auch und derzeit sah es nach keinem bedrohlichen Überschwappen der Aggressionen aus.

    Von der Taverne ging es in ein gemischtes Wohn-Gewerbe-Gebiet. Als die Miles vor der Tür standen, mussten sie feststellen, dass jemand schneller als sie gewesen war. Auch Antoninus zog sein Schwert und nickte dem Princeps Prior zu, als dieser die Anweisungen gab.


    Sofort nach Betreten der Wohnung hielt sich Antoninus an der rechten Seite. Die Wand immer im Rücken, wollte er systematisch vorgehen und jede Tür und jeden Schrank öffnen, bis feststehen würde, ob sie allein waren oder sich jemand in der Wohnung aufhielt. Langsam arbeitete sich der Miles vor. Noch eine dunkle, nicht einsehbare Ecke lag vor ihm, ansonsten war auf seiner Seite des Zimmers alles kontrolliert.


    Erst im Anschluss daran würde die Durchsuchung der Wohnung stattfinden können. Sicherheit ging vor Schnelligkeit der Ermittlung.

    Nach der Feuerbekämpfung in Ostia wartete bereits der nächste Einsatz auf das Contubernium, dem Antoninus angehörte. Ausgehend von der Rostra machten sich Unruhen breit und die Corhorte Urbanae rückte an. Im Laufe des Tages teilten sich die Truppenteile. Einige blieben vor Ort, andere zogen mit dem aufgebrachten Pöbel Richtung Palast.


    Antoninus wartete auf seinen Einsatzbefehl. Derweil beobachtete er scharf die Menschen um ihn herum. Innerlich schüttelte er nur den Kopf über diese Aufregung. Entweder hatte sich in seiner langen Abwesenheit das komplette Volk Roms gewandelt oder der Pöbel war zu großen Teilen verdummt. Einige kluge Köpfe unter ihnen gab es ja. Auch das entging Antoninus nicht während er wartete. Die meisten wussten aber offenbar gar nicht, was einen wahren Römer ausmachte.

    Antoninus hatte stets Probleme, wenn er traurige Frauen trösten sollte. Er konnte das einfach nicht gut. Trotzdem gab er sich jede Mühe.


    "Wenn du wieder in Rom bist, lass es mich wissen. In Rom kann ich abends in der Villa vorbeikommen, hier ist es schwierig, aber auch das bekommen wir in Abständen hin.“


    Er gab wie immer seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn. Schließlich entdeckte er Severina.


    "Da bist du ja. Ich wollte mich verabschieden und habe, damit du nicht so alleine bist, Deandra holen lassen.“


    Er gab seiner Frau zum Abschied einen Kuss.


    "Wir sehen uns in Rom, einverstanden?“

    Antoninus hörte seine Tochter und drehte sich zu ihr um. Eine wirklich nette Angewohnheit, die Eltern mit Kuss zu begrüßen. :)


    "Salve, Kleines! Gut, dass du kommst, ich muss jeden Moment aufbrechen und will deine Mutter nicht alleine lassen.“


    Nun sah sich auch Antoninus suchend nach Severina um.

    Prächtig wie das Spätsommerwetter war Antoninus’ Stimmung, als er am nächsten Morgen aufstand und sich von Sklaven einkleiden ließ. Zwar war heute sein Abreisetag, aber selbst das konnte seine Stimmung nicht senken. Schnell waren die Sachen verstaut und nun stand ihm nur noch die Verabschiedung von Severina bevor.


    Zunächst schickte er einen Sklaven in die Nachbarvilla, um seine Tochter holen zu lassen. Anschließend zog es ihn ins Atrium, denn er wusste, dass er dort Severina treffen würde.

    Die Miles folgten dem Unteroffizier. Vereinzelt trafen erste Händler ein und boten erneut ihre Waren auf dem Markt an. Noch waren wenige Bürger einkaufswillig, doch mit der Zeit würde sich auch das ändern. Bald hatte der Alltag das Volk Ostias wieder.


    Die Miles hielten Ausschau nach Probleme, die diesen Prozess aufhalten oder gar verhindern würden. Oft nutzten Gewissenlose die Angst oder Not anderer aus und bereicherten sich in der Abwesenheit dieser Menschen an deren Eigentum.

    "Alles, Liebes, nur ausgerechnet das geht nicht. Es tut mir leid, aber da sind meine Hände gebunden.“


    Es tat Antoninus wirklich leid, ihr diesen Bescheid geben zu müssen. Er setzte sich auf und legte seine Hand auf ihre.


    "Wir können und sollten den heutigen Abend nutzen.“

    Ohne lange zu fackeln, drückte Antoninus dem Boten der Stadt eine Schaufel in die Hand, bis er bemerkte, dass der Mann nur eine Nachricht überbringen sollte. Ungläubig las der Miles die Zeilen, es war ein Dankschreiben. Achtung gebend hob er den Arm.


    "Männer, haltet ein. Die Gefahr durch das Feuer ist abgewendet. Unser vorbeugender Einsatz ist hier nicht mehr vonnöten.“


    Wieder schüttelte Antoninus den Kopf. Hier schufteten unzähliger Militärangehörige und Freiwilligen und niemand aus der Stadtverwaltung hielt es für nötig, selbst zu erscheinen. Weder um die frohe Kunde zu überbringen, noch den persönlichen Dank. Dabei war der Einsatz der Leute alles andere als üblich. Antoninus winkte verächtlich ab.


    "Einpacken, Männer, es geht zurück nach Rom.“


    Dann übernahm Antoninus, was Aufgabe und Pflicht anderer gewesen wäre.


    "Bürger Ostias, ihr habt voller Einsatz gearbeitet. Edel waren eure Beweggründe, denn ihr habt nicht nur an euch selbst gedacht. Wir alle wissen, wie schnell ein Feuer auf Wohnbezirke übergreifen kann und viele unserer Eltern und Großeltern wissen von der Zerstörung ganzer Stadtteile zu berichten. Dank euch hätten wir ein solches Inferno zu verhindern gewusst, denn die wenigen Miles hier vor Ort hätten das nicht geschafft, was wir in Zusammenarbeit mit euch geschafft haben. Nehmt meinen Dank, er kommt von Herzen, und kehrt nun in eure Häuser zurück.“


    An die Kameraden gewandt:


    "Miles, in Anbetracht der Tatsache, dass ein jeder von uns erschöpft ist, lege ich weder Wert auf ein geordnetes Marschieren in Zweierordo noch ein sonderlich schnelles Tempo. Los geht’s.“