Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus

    "Gut erkannt, meine Liebe. Mich bekommen keine zehn Pferde mehr von dieser Liege hoch.“


    Wohlwollend betrachtete Antoninus seine Frau. Nach so vielen Jahren… sie gefiel ihm noch immer.


    "Vielleicht kann ich dir aber einen anderen Wunsch erfüllen. Was würde dir gefallen? So lange es in meiner Macht liegt, ich erfüll dir jeden.“

    Da weder eine Entwarnung noch die erhoffte Verstärkung kam, ackerten die Miles um Antoninus und die inzwischen herbeigeeilten hilfsbereiten Bürger Ostias inzwischen seit Stunden und näherten sich bald dem Zustand körperlicher Erschöpfung. Nicht so sehr die körperliche Tätigung erzeugte diese Ermüdung sondern der eigene Antrieb und Antoninus’ mahnende Worte und Anweisungen.


    Noch immer arbeiteten sie gegen die Zeit und allein die Götter wussten, dass seit langem Entwarnung gegeben wurde, es nur niemand für nötig befand, die sinnlose Arbeit der Miles und Bürger endlich zu beenden.

    Antoninus kam mit dem Protokollieren kaum nach. Ein Ereignis jagte das andere. So lange sein Vorgesetzter keine Anweisung gab, dass dem nun genug war, würde er jeden Vorgang und jede Aussage als Notiz festhalten…


    Andererseits hatte er den Eindruck, dass es in der Taverne drunter und drüber ging. Doch das war nicht sein Problem. Er war hier, um zu protokollieren.

    Antoninus schmunzelte.
    "Nicht lange. Ich möchte dich gut untergebracht wissen, dann reise ich wieder zurück.“


    Er ging zunächst ins Atrium. Für ihn war das einer der wichtigsten Orte innerhalb einer Villa. Mit dem, was er sah, war er zufrieden. Die Villa machte einen guten Eindruck.
    Einem der vorbeieilenden Sklaven trug er auf, ein Mahl vorzubereiten. Die Reise war lang gewesen. Er war hungrig und gleichzeitig erschöpft.


    Mit Vergnügen ließ er sich auf einer der Liegen nieder und streckte sich lang aus.

    Antoninus kannte Ostia noch aus Kindertagen. Er wusste, wie die Stadt aufgebaut war. Zudem war klar: Der Brand näherte sich vom Land her; Ostia und der Hafen wurde logischerweise von Wasser gesäumt. Es galt also, den Stadtteil vor der Feuersbrunst abzuschirmen, der wiederum zwischen Brand und Hafen lag.


    Mit Bedacht hatte Antioninus seine Männer dorthin geführt. Zielstrebig wies er sie nun in die einzelnen Arbeiten ein. Vereinzelt stießen bereits Bürger aus Ostia zu den Miles, auch sie teilte Antoninus ein. Langsam zwar, aber beständig, entstand ein sehr breiter Streifen, der von Gewächsen aller Art befreit wurde. Antoninus überlegte sich, ob man, nachdem die Stadt gesichert war, nicht ein kontrolliertes Gegenfeuer legen sollte, welche sich der Feuersbrunst entgegen bewegen würde. Dann hätten an einem Punkt, weit entfernt der Stadt, beide Feuer keine Nahrung mehr und müssten unweigerlich zum Stillstand kommen.


    Noch war Zeit, um diese Überlegung umzusetzen. Antioninus hoffte, dass inzwischen Verstärkung eintreffen würde. Bis dahin galt es, den Graben so zuverlässig und breit zu ziehen, wie es eben nötig war.


    "Jetzt wird ein Graben ausgehoben, möglichst breit, tief ist nicht unbedingt vorrangig. Die ausgehobenen Grassoden werden mit dem Kopf nach unten geschichtet, damit das Feuer, sollte es bis hierher kommen, sie nicht als Nahrung verwenden kann."

    Ein Contubernium der Cohorte Urbanae eilte im Laufschritt zu den Stadtmauern Ostias. Eile war angesagt. Es näherte sich, und das mit Sicherheit schneller als allen lieb war, ein außer Kontrolle geratener Brand. Flammen wälzten sich auf die Stadt zu und bedrohten Bevölkerung, Gebäude, Hafen und Getreidelager.


    Als die Miles eintrafen, ergingen in schneller Folge die Befehle.


    "Zwei organisieren Spaten aus den umliegenden Häusern. Die Bevölkerung wird gleich mit zu den Arbeiten herangezogen. Wir nehmen das Ereignis NICHT als Naturkatastrophe hin, wir werden etwas dagegen tun!


    Du suchst den nächsten öffentlichen Brunnen hier“, teilte Antoninus den nächsten Miles ein.


    "Der Rest kommt mit mir mit und beginnt nach meiner Anweisung in größerer Entfernung von der Stadtmauer eine Schneise von sämtlichen brennbaren Material zu befreien. Beeilung!“

    Obwohl der Optio Trimalchio vom Dienstgrad her über Antoninus stand, ignorierte Antoninus dessen Vorschlag. Er wusste auch nicht, von welcher Einheit der Optio stammte. Antoninus hingegen wurde die Verantwortung von seinem direkten Vorgesetzten, dem Princeps Prior, übertragen und er gedachte, die Situation anders anzugehen.


    "Der Hafen mit den Getreidelagern ist sehr wichtig für Rom, keine Frage, dennoch ist das Vorgehen, nur ihn abzusichern, nicht nur falsch, sondern auch gedankenlos. Was ist mit den Bürgern von Ostia? Die ganze Stadt könnte in Schutt und Asche liegen, wenn hier nicht mit Verstand agiert wird.


    Ihr zwei kümmert euch um die Absicherung des Hafens. Einen Graben um diesen zu ziehen, ist in einer gepflasterten Stadt schlicht nicht möglich. Hier müssen dort, wo nötig, Häuser abgerissen und der brennbare Teil des Schutts schnellstmöglich entsorgt werden. Nur so könnte man ein Übergreifen des Feuers verhindern.


    Ich gehe mit meinen Männern vor die Stadtmauern Ostias. Dort werden wir eine breite Schneise von trockenem Gestrüpp und anderweitigen Pflanzen befreien. Wenn wir Glück haben, dann hält diese Schneise das Feuer auf. Wenn nicht, hat Ostia ein großes Problem. Hoffentlich kommt rechtzeitig die Verstärkung.


    Miles, im Laufschritt Richtung der Stadtmauern Ostias! Celerite!"

    An einem wolkenverhangenen Herbsttag erreichte eine Reisekutsche die Stadt Mantua und hielt vor einem stattlichen Anwesen. Antoninus hatte bereits von Rom aus einen ortsansässigen Gebäudemakler beauftragt, eine für ihn passende Villa zu finden. Die Beschreibung gefiel ihm und so hatte er das Anwesen unbesehen gekauft. Heute würde er es mit seiner Gattin in Augenschein nehmen.Antoninus verließ die Kutsche und reichte Severina die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.

    Antoninus nickte seinem Princeps Prior zu. Es war selbstverständlich, dass er sein Bestes gab und er war stolz, Verantwortung übertragen bekommen zu haben.


    Als Dienstältester des Contuberniums wandte er sich zunächst an die Miles.



    "Männer, wieder einmal bedroht ein Großbrand unser Reich. Wie ihr wisst, wurde gerade Rom bereits von etlichen dieser Katastrophen heimgesucht. Es liegt jetzt unter anderem bei uns, welchen Schaden dieses Inferno anrichten wird. Ich erwarte höchsten Einsatz von jedem Einzelnen, große Disziplin und Aufopferung.“



    An den Optio Trimalchio gewandt:


    "Welche Vorbereitungen wurden bereits getroffen? Wurden Schneisen gezogen, womöglich Häuser abgerissen, um dem nahenden Feuer die Nahrungsgrundlage zu entziehen?“



    /edit Optio statt Magistratus

    "Nichts, was du je spüren wirst.“


    Antoninus hoffte das zumindest, denn er wusste nicht einzuschätzen, wie Rom auf eine Frau reagierte, die Kinder hatte, aber keinen rechtlich angetrauten Ehemann.


    "Treffe deine Vorbereitungen. Wir reisen bereits morgen nach Mantua. Dort kannst du Deandra wiedersehen. Wir richten uns die neue Villa ein und während ich meinen Militärdienst leiste, kannst du beliebig deinen Aufenthalt zwischen Rom und Mantua wählen.“


    Antoninus fand die Lösung ganz passabel.

    Antoninus sah sich wie alle anderen Miles interessiert im Hafen um. Er hatte ihn ebenfalls anders in Erinnerung gehabt, aber sein letzter Besuch im Hafen Ostias lag Jahre zurück. Vieles konnte sich seither geändert haben. Antoninus wusste es nicht zu beurteilen. Daher wartete er gespannt auf die Erklärungen der ortsansässigen Vigiles.

    Nachdem der überwältigte Dieb bei der Wache der Vigileskaserne abgeliefert wurde, machte sich das Contubernium auf den Weg zum Markt. Antoninus sah in Seitenstraßen und hatte, beim Markt angelangt, ein Auge auf die Händler. Die Langfinger schienen beim Auftauchen der Miles ihre Aktivitäten einzustellen. Vorerst blieb es ruhig und so lief die kleine Truppe weiter…

    Das war ein Fehler, dachte sich Antoninus, als der Dieb seine Waffe fortwarf. Unbewaffnet, wie er war, konnten ihn die Miles nun unbeschadet ergreifen.
    Es gab ein kurzes Handgemenge, in dem sich die Miles und Vigiles kurzzeitig selbst behinderten, aber schnell war der flüchtige Mann überwältigt und sichergestellt.


    "Was soll mit ihm geschehen, Princeps Prior?"

    Ein Sklave überreichte soeben Antoninus einen Brief. Als dieser das Schreiben gelesen hatte, stand die Entscheidung fest.


    "Es tut mir leid, meine Liebe. Unsere Ehe hat in der jetzigen Situation keinen Bestand. Ich werde sie annullieren lassen müssen. Verheiratet dürfen nur Stabsoffiziere sein, in Syrien als Verwaltungsbeamter war das alles gar kein Problem. Nun müssen wir mit den römischen Gegebenheiten leben. Du hast aber mein Wort, dass ich, sobald es mir möglich sein wird, unsere Ehe wieder aufleben lasse, dann jedoch ohne viel Aufhebens. Die Eintragung veranlassen, eine kleine Feier im Rahmen der Familie und das war’s.


    Ich werde Urlaub beantragen und wir können für ein paar Tage nach Mantua reisen. Ich weiß, das war dein Wunsch. Um ein Haus werde ich mich dort ebenfalls kümmern. Aurelier müssen nicht beengt wohnen und auf dem Lande sind die Preise sicher erschwingliche.“