Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Es war Meridius, der etwas zu sagen hatte, auch wenn der Bericht von einem seiner treuesten Klienten war.


    "Ehrenwerte Kollegen. Den Inhalt des Schreibens möchte ich nicht in jedem Punkt kommentieren. Doch möchte ich vor allem auf einen Sachverhalt hinweisen: So gut es gemeint ist, die Zahlungsfähigkeit gegenüber Rom auch in kommenden Jahren zu erhalten, halte ich es für gefährlich, wenn in einer Provinz Gelder in immensen Höhen angehäuft werden, zumal es sich dabei auch um eine der Provinzen handelt, die unter unserer Verantwortung steht. Gelder in schwindelerregenden Höhen wecken Begehrlichkeiten, Gold und Silber bezahlt Truppen und das letzte was wir und der Kaiser wollen, sind weitere schlechte oder besorgniserregende Nachrichten aus Hispania. Ich halte es daher für wenig sinnvoll, wenn wir uns einer weiteren möglichen Gefahr aussetzen. Was soll der Kaiser von uns denken, wenn wir in einer der unseren Provinzen mehr Geld horten, als wir nach Rom transferieren? Was soll er denken, wenn wir ein solch immenses Budget für irgendwelche, vermeintliche Stadtwachen und deren exorbitante Aufrüstung ausgeben? Hispania ist eine reiche Provinz, eine der ältesten Provinzen des Imperiums und war bisher - wir sehen über diese unsägliche und wie Senator Purgitius zu recht anmerkt häufig zitierte Rebellion einmal weg - eine zuverlässige und loyale Provinz. So weit es mir liegt, möchte ich, dass das so bleibt.


    Daher kann ich, so leid es mir tut, mit dem verlesenen Bericht wenig anfangen. Vielmehr ist er für mich Anlass, nun wirklich einen Mann des Senats nach Hispania zu schicken um selbst und vor Ort nachzusehen, wie sich die Dinge nun wirklich verhalten. Die Berichte, die wir bisher erhalten haben, sind für mich alles andere als beruhigend und kein Signal dafür, dass Hispania wieder in friedliche Gefilde steuern würde."


    :dafuer:


    Zustimmung erteilt! Soll genau so eingetragen werden.
    Viel Spaß im Imperium. Und vergiss Deine Familie nicht! ;)

    Es gab einige Namen, die dem Senator spontan einfielen. Seine Freunde aus der Zeit beim Militär zumeist. Auch wenn ihre politischen Vorstellungen nicht immer konform gingen - so wie im Falle Vinicius Hungaricus - hatten sie ihre Freundschaft jedoch weitgehend erhalten. Einmal mehr, einmal weniger. Unter der zuverlässigen Verbündeten im Senat war an erster Stelle jedoch Purgitius Macer zu nennen. Nicht dass sie ein wirkliches Bündnis eingegangen wären, doch als ehemalige Soldaten, Kommandeure und Statthalter von Germanien hatte ihr Leben einen ähnlichen Weg genommen. Im Senat vertraten sie zumeist ähnliche Standpunkte, und beide wussten, dass sie aufeinander zählen konnten, wenn es darauf ankam. Dann war da noch der erwähnte Vinicius Hungaricus, zu welchem sich die Beziehung jedoch ein wenig abgekühlt hatte. Genau genommen hatte der Kontakt seit dessen Scheidung von Adria stark nachgelassen, seit der Affäre mit Adria hatte Meridius nicht mehr so recht gewusst, was er mit seinem alten Freund anfangen sollte.


    "Senator Purgitius Macer kann ich an erster Stelle nennen. Er ist absolut der richtige Mann, wenn Du einen Verbündeten suchst. Ansonsten würde ich Dir empfehlen die alten Freundschaften der Octavier zu reaktivieren. Bei den alten Freunden der Familie wirst Du schnell ein offenes Ohr finden. Ich werde in meiner Familie sehen, was ich tun kann."


    Er würde zudem die Iulier kontaktieren, immerhin war seine Gattin eine Iulia. Nicht nur dem Namen nach. Adoptionen galten bei den Römern soviel wie echtes Blut, bisweilen auch mehr. Einzig Lucilla hatte damals etwas herumgemäkelt.


    "Am besten wären Hausbesuche bei befreundeten einflussreichen Würdeträgern. Und Du könntest zu einem formlosen Empfang, besser gesagt einem Essen in Deine Casa laden. Dort kannst Du die ersten Kontakte knüpfen, vertiegen und Du wirst im Gespräch schnell feststellen, wer Dich unterstützen kann, und wer nicht. Die Einladung dazu sollte jedoch persönlich kommen, durch Dich ausgesprochen in einem Gespräch. Schickst Du sie nur schriftlich, kommt kein Mensch."

    Es war ein großer Vorteil, wenn man schon einmal das Geld mitbrachte. Keine Frage. Die Verbündeten waren in der Tat schmal gesäht, obwohl die Octavier eine lange Zeit in der Politik führend gewesen waren, hatten sie es jedoch nicht verstanden, das Erbe ihres größten anzutreten. Der Schatten des Civero Octavius Anton lag immer noch auf ihnen.


    "Ich werde sehen, was ich tun kann. Meine Unterstützung hast Du in jedem Fall. Deine Familie und Dein Haus standen uns Decima schon immer nahe."


    sprach der Senator und dachte einen Moment nach.


    "Es besteht nur das Problem, dass ich selbst in den Osten verreisen werde. Vielleicht hast Du es mitbekommen, dass ich im Auftrag des Senats nach meinem verschollenen Cousin Decimus Livianus suchen soll. Das bedeutet: Ich kann Dir in der wichtigsten Phase des Wahlkampfes nicht helfen...


    Aber bis dahin haben wir eine Menge Zeit, die wir sinnvoll ausnutzen sollten."

    Selbstverständlich kam der Wein im Hause Decima aus Hispania. Bei allen Besuchern hatte sich dies bereits herumgesprochen. Warum sollte es auch anders sein. Der Senator nahm ebenfalls ein Glas, nippte daran und hörte dem Octavier zu.


    "Mein Beileid zum Tod Deiner Schwester. Es ist ein schmerzlicher Verlust und ich wünschte, ich hätte irgendetwas tun können. Doch die Wege der Götter sind unergründlich, unser aller Schicksal liegt in ihren Händen. Schmerzlich bewusst wurde mir dies beim Tode meines Sohnes. Wir alle haben unsere Verluste mit uns zu tragen. Wohl denen, die jedoch Nachfahren haben, die ihrer gedenken. Sie sind wahrlich unsterblich."


    Cato wollte also für den Cursus Honorum kandidieren. Verständlich, wenn man seine bisherige Karriere berücksichtigte.


    "Wieviele Klienten und Verbündete hast Du in der Hinterhand?
    Auf wen kannst Du alles zählen und wie stark ist Deine Kriegskasse?"


    Auch Meridius kam direkt zur Sache. Es vereinfachte das ganze Unterfangen um einiges, wenn man offen miteinander redete.

    Seltener Besuch wurde durch den Ianitor angekündigt. Meridius erhob sich sofort und ging auf den Octavier zu. Es war schon eine Weile her, dass sie sich gesprochen hatten.


    "Sei gegrüßt Octavius. Wie geht es Dir?
    Und was macht die Familie?"


    Der Senator begrüßte ihn herzlich, winkte einen Sklaven herbei, damit dieser ihnen gekühlten Wein bringen möge und lud dann seinen Gast ein, es sich ebenfalls gemütlich zu machen.


    "Nimm doch Platz. Hier in der Diana-Laube ist es bei diesem Wetter am gemütlichsten. Der Schatten dieser ranken Pflanzen, hin und wieder eine frische Brise, Blüten und Blumen, was will man mehr..."


    Er lächelte und schob gleich die nächste Frage hinterher.


    "Was führt Dich zu mir?"

    Marcus hatte zwei Kinder des Decimus Livianus angekündigt, eine größere Überraschung konnte er dem Senator damit gar nicht machen. Perplex erhob sich dieser aus seinem Sitz und versuchte irgendwie seine Gedanken zu sortieren. Livianus hatte Kinder? Wieso wusste er davon nichts und was machten sie plötzlich in Rom? Sie mussten schon etwas älter sein, wenn sie alleine reisten. Marcus hatte gesagt "Ein Decimus und eine Decima...", er hatte nicht gesagt "jemand mit den Kindern des Livianus". Folglich konnten sie nur erwachsen sein.


    Und in der Tat schon wenig später traten die beiden ein und Meridius erkannte sofort, dass sie tatsächlich zur Familie gehörten. Beide hatten den Blick der Decima, die selbe stolze Stirn, und die junge Dame, welche sich vor ihn hinstellte, hatte soviel Ähnlichkeit mit ihrer Mutter, dass es nicht zu leugnen war. Sie glich ihr wie ein Abbild, wie eine Erscheinung aus der Vergangenheit, eine längst totgeglaubte, trat sie ein.


    "Aemilia..."


    wollte Meridius zuerst sagen, ließ dann aber doch der Dame den Vortritt, welche sich als Decima Flava zu erkennen gab. Ein schöner Name. Der junge Mann hieß Flavus, sprach jedoch nicht viel, war statt dessen in seinen grimmigen Blick vertieft. Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht des Senators, erkannte er doch in eben diesem Blick seinen Cousin Livianus. 'Marcus, wenn Du ihn hier sehen könntest', dachte er und dankte den Göttern, dass aus der Verbindung mit Aemilia doch noch eine Frucht entsprungen war. Einzig dass Marcus noch im Osten weilte, verschleppt womöglich, trübte dieses Kennenlernen und wie er dies den Kindern beibringen sollte, wusste er auch noch nicht.


    "Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen, Flava, Flavus. Ihr habt unverkennbar die Ähnlichkeit mit euren Eltern. Die selbe Schönheit wie die Mutter, den selben stolzen Blick wie der Vater."


    Er lächelte und forderte sie dann auf Platz zu nehmen.


    "Ich hoffe es geht euren Großeltern in Britannien gut. Ich muss gestehen, dass ich sie nie kennengelernt habe. Ich werde euch umgehend zwei Zimmer herrichten lassen. Ihr werdet hier schlafen, immerhin gehört ihr zur Familie."


    Inzwischen trat auch ein Sklave ein, welcher den Anwesenden köstlichen Wein einschenkte. Leicht verdünnt mit kaltem Quellwasser, die optimale Erfrischung an einem schwülheißen Tag. So richtig vermochte es der Senator jedoch noch nicht glauben, dass gerade eben KINDER des Livianus eingetroffen waren. Doch der Anblick sagte alles, musste als Beweis herhalten. In Flava stand tatsächlich Aemilia vor ihm. Sie glich ihr wie ein Spiegelbild.


    "Du siehst Deiner Mutter sehr ähnlich."


    sprach der Senator letztlich und griff sich dann ein Glas des kühlen Getränks. Unglaublich ähnlich, fügte er in Gedanken hinzu und musterte dann den jungen Flavus. Gesagt hatte dieser bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nichts.

    "Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg."


    antwortete der Senator und lächelte.


    "Wenn sich etwas Neues ergibt, wäre ich Dir jedenfalls sehr verbunden, wenn Du mich benachrichtigen würdest. Sowohl was meinen jungen Verwandten Decimus Verus, als auch was Dich selbst betrifft, interessiert es mich wie es weitergeht."


    Er musste seinem Klienten jedoch noch mitteilen, dass er in den nächsten Monaten vermutlich nicht in der Casa anwesend sein würde.


    "Ich werde demnächst in den Osten aufbrechen. Wie Du vermutlich mitbekommen hast, hat mich der Senat damit beauftragt, meinen Cousin Senator Decimus Livianus zu suchen, der verschwunden ist. Decimus Mattiacus und ich dachten daran, zuerst nach Mantua zu reisen und den dortigen Kommandeur zu befragen, der auch auf dem Feldzug beteiligt war. Anschließend werden wir in den Osten segeln."

    Der ehrenvolle Standpunkt des Annaers war lobenswert, dennoch musste der Senator ihn korrigieren.


    "Niemand nimmt Dir Deine Standpunkte. Du kannst sie frei heraus vertreten, wie immer es Dir beliebt. Ich sprach jedoch von VERTRAUEN. Vertrauen ist unbezahlbar, und bei aller Politik, tust Du gut daran, dieses Vertrauen Deiner Freunde und Verbündeten niemals aufs Spiel zu setzen. Du verstehst was ich meine?"


    Das Gespräch nahm beinahe philosophische Züge an.


    "Es ehrt Dich ungemein, dass Du mit solch heren Vorsätzen in den Senat eintreten möchtest, doch sollte Dir klar sein, dass das politische Parket ein gefährliches ist. Selbst zu Zeiten der Republik ließen Senatoren andere Senatoren ermorden, im besseren Falle sorgten Rufmord und andere Mittel der Machtausübung für ihre politische, gesellschaftliche Isolation. Unter den Dikatoren kam es zu oft zu Proskriptionen und es ist noch nicht allzulange her, dass die Kaiser ihren Blutzoll forderten. Wir hatten das Glück unter Iulianus gelebt und gewirkt zu haben und heute herrscht sein Sohn. Doch meinst Du, die Götter geständen uns einen ewigen Frieden zu?


    Du selbst sagst, dass Du Soldat bist. Ich war es auch. Wir beide wissen, wie schnell sich Fronten verändern können, wie schnell neue Gegenspieler auf dem Schlachtfeld erscheinen können und Verbündete wegbrechen. Im Frieden rüsten wir für den Krieg. Im Krieg hängt alles am seidenen Faden. Die Versorgung der Truppen muss gewährleistet sein, die Moral der Männer, ihre Ausbildung muss sich bewähren, ihre Loyalität muss sich jeden Tag zeigen, und wenn es darauf ankommt, müssen alle Dinge passen: Strategie, Taktik, Wahl des Treffens, Einsatz der Mittel und die gewählten Mittel müssen greifen. Selbst im Sieg jedoch sollte man maßhalten, denn so mancher Sieg erweißt sich im Nachhinein als Niederlage. Wer seine Siege nicht zu nutzen versteht, verliert.


    In der Politik verhält es sich nicht anders. Nur dass die Feinde nicht immer feststehen, dass der Gegner keine Rüstung trägt, Ziele nicht immer fest definiert sind und Erfolge an einem unsichtbaren Faden hängen. Heute wirst Du gefeiert? Morgen kannst Du tot sein.


    Bei aller Erhabenheit, bei allem Stolz, allen Tugenden, die ein Römer mit sich führen sollte, bei aller Treue, aller Aufrichtigkeit, ist Vorsicht hier noch mehr gefragt als bei den Truppen. Giltst Du als General ein Zauderer, magst Du vielleicht von Deinem Posten abgelöst werden, wie Fabius, aber Du verschuldest kein Cannae. In der Politik ist es ähnlich und auch nicht...


    Ehrlichkeit ist eine Tugend. Weisheit auch. Ich wünsche Dir in jedem Fall, dass die Weisheit immer Dein Ratgeber sein wird, zu wissen, was in den jeweiligen Situationen zu tun ist. Weisheit zeichnet Feldherren aus, Politiker bedürfen ihrer noch mehr."

    Es war dem Senator recht, warum sollte es auch nicht. Bis er die Schreiben aufgesetzt und abgeschickt hatte, bis die Antwort aus den entsprechenden Städten kamen, konnte es eine Weile dauern. Und sicher, Decimus Crassus hatte keine Einkünfte, auch hierfür würde er aufkommen.


    "Ich werde Dir wöchentlich einhundert Sesterzen zukommen lassen. Damit dürftest Du Deinen Lebenstand unterhalten können, bis sich eine Option für Dich ergibt. Dem Maiordomus gebe ich Bescheid, dass er Dir ein Zimmer einrichten soll..."


    Meridius dachte nach. Hatte er etwas vergessen?


    "Sobald ich Antwort aus einer der angeschriebenen Städte bekomme, gebe ich Dir Bescheid."

    Der Senator hatte es sich im tablinum bequem gemacht und studierte einige Schriften juristischer Natur. Noch immer hatte er hin und wieder den Gedanken die Praetur anzutreten, doch jedesmal wenn er sich in diese juristischen Schriften vertiefte, verließen ihn diese Anwandlungen. Und da er in den letzten Tagen verstärkt über die Zeit nachgedacht hatte und vor allem darüber, was er tun würde, wenn er aus dem Osten widerkehrte, wollte er noch einmal ausloten inwieweit die Praetur geeignet wäre. Statthalter in Germanien war er zwar schon gewesen und Recht hatte er auch dort zu sprechen gehabt, doch hatte er diesen Posten eher ausserhalb der klassischen Laufbahn erhalten. Er verdankte ihn seinem militärischen Nimbus. Nichts anderem.


    "Oh Maximus..."


    sprach er mit sich selbst, als er wieder an eine Passage geraten war, die alles andere als leicht zu durchdringen war. Juristische Haarspaltereien waren im ein Greuel und sie waren es auch, welche seine anfängliche Freundschaft mit Vinicius Hungaricus in den letzten Jahren abkühlen ließen. Vielleicht sollte er diese Verbindung aktivieren. Sein alter Freund konnte ihm mit Sicherheit weiterhelfen.

    Der junge Decimus hatte in der Tat Ansprüche. Der Senator zog die frische Luft ein, welche eine Brise gerade in den Garten trug. Sie vermengte sich mit dem Duft der Blüten.


    "Du bist nicht gerade bescheiden, Crassus, aber ich werde sehen, was sich tun lässt. Am Besten wird es sein, wenn ich die in Frage kommenden Städte einfach anschreibe. Es bringt nichts, wenn wir Dich auf eine Reise schicken und Du stehst dann vor verschlossenen Türen. Ich meine jedoch, dass die Chancen in Tarraco am Besten stehen könnten. Wie gesagt haben wir dorthin die besten Verbindungen, zählen zu den Honoratoren der Stadt ... Ich schreibe jedoch auch Mantua an, wenn Du es wünschst. Doch garantieren kann ich nichts."


    Das mit den Anschreiben war eine gute Idee. Er würde bei den verschiedenen Duumviri erst einmal die Möglichkeiten auslosten, ehe er seinen jungen Verwandten um den halben Erdball sandte. In Tarraco war der Einfluss des Senators zweifelsohne am Höchsten, doch wissen konnte man nie.


    "Ich kann die Schreiben gleich heute abend aufsetzen. Was meinst Du?"

    Titus Aurelius Ursus wurde vorgeschlagen und in der Tat war dieser Vorschlag kein schlechter. Auch Meridius sah dies so und so konnte er nur beipflichten, als sich der Vorgeschlagene dazu äusserte.


    "Es wäre der Factio eine Ehre, wenn Du ihr vorstehen würdest, Aurelius. Mit Dir zusammen könnten wir alle neue Wege beschreiten und der Umbruch hätte seine eigene Dynamik. Was die Erfahrung betrifft ..."


    Er hielt einen Moment inne, ehe er seinen Satz vollendete


    "... würden wir Dir alle zur Seite stehen und so Du es wünschst, und so es die Anwesenden hier wünschen, könnte ich als Stellvertreter auch weiterhin zu Verfügung stehen."


    Dies war zwar kein richtiger Abschied, aber einer auf Raten und er würde Aurelius genug Zeit geben, sich an die neuen Aufgaben zu gewöhnen.

    Der junge Decimus schien dem Willen seines Vaters folgen zu wollen. Dem Senator war dies durchaus Recht, erleichterte es das ganze Unterfangen doch ungemein.


    "Dein Vater wünscht, dass Du Magistrat wirst. In Italia. Es gibt diesbezüglich aber mehrere Möglichkeiten. Du könntest zum einen in einer der italischen Städte arbeiten, oder auch in Rom. Falls es Dich jedoch in die Provinzen zieht, bestehen auch dort gute Chancen. Die Provinzverwaltungen und die Städte suchen immer gute Leute."


    Es hing zum großen Teil auch davon ab, was sich Crassus vorstellen konnte.


    "Ich persönlich würde Dir Tarraco vorschlagen. Es ist die Heimatstadt von uns Decima. Wir kommen von dort, haben viele Verbindungen, ich bin Patron der Stadt. Du hättest einen leichten Einstieg und auch schon eine Unterkunft, zudem unzählige Freunde. Doch wenn Dir eine andere Stadt oder eine andere Provinz vorschwebt ..."

    Der Senator musste aus Erfahrung widersprechen.


    "Ach, so leicht wie Du es Dir vorstellst, ist es nicht. Es gab und gibt Römer, die würden um der Politik willen ihre Söhne opfern und nahe Verwandte ermorden lassen. So mancher Klient findet sich schnell auf der Straße wieder oder wird fallen gelassen. Die Kaiser entziehen bisweilen ihre Gunst, und wenn das passiert, wird das Leben wirklich hart."


    Meridius hielt einen Moment inne.


    "Es ist kein Geheimnis, dass meine Beziehung zu Senator Germancius Avarus nicht die Beste ist. Er ist zwar mein Schwager und unser Umgang hat sich in den vergangenen Monaten freilich - wohl auch durch diesen Umstand bedingt - etwas normalisiert, doch zeigt alleine dieses Beispiel, dass ich ihm im Ernstfall nicht über den Weg trauen würde, obwohl er meine Schwester ehelichte. Wenn ich Dir also einen Rat mit auf den Weg geben kann, dann den einen:


    Vetrauen ist gut, Kontrolle besser. Und was die Politik betrifft: Hast Du einmal Menschen gefunden, denen Du vertrauen kannst, tu alles um diese Beziehung in diesem Zustand zu behalten. Verlierst Du das Vertrauen und die Gunst von Freunden im Senat, ist dies nur sehr schwer, wenn überhaupt nicht mehr auszugleichen."

    Meridius hatte sich gerade einen schönen Nachmittag gemacht, als der junge Decimus Crassus bei ihm erschien, ihn freundlich ansprach und auch ein Schreiben mit sich führte, welches er Meridius aushändigte. Es war von Verus und gab zu verstehen, dass es sich bei Crassus tatsächlich um dessen Sohn handelte. Meridius rollte es wieder zusammen.


    "Es freut mich, dass diese Angelegenheit gut ausging. Und auch, dass ich Dich in der Familie willkommen heißen kann. Natürlich habe ich keine Vorstellung davon, wie es Dir vorher erging, aber wenn Du irgendetwas hast, kannst Du jederzeit mit der Unterstützung der Familie rechnen..."


    Er reichte ihm das Schreiben zurück.


    "Dein Vater meint, Du wollest Magistrat werden?"


    Besser er fragte den jungen Burschen direkt, ehe er ihn unglücklich machte.