An den Imperator Caesar Augustus
Lucius Ulpius Iulianus
Palatium Augusti - Roma
Mein Kaiser,
mit Besorgnis habe ich zur Kenntnis genommen, dass die Probleme des Cultus Deorum in Germanien Wellen bis nach Rom schlagen. So habe ich auch von einem Freund erfahren, dass sich selbst der Senat der Sache schon angenommen haben soll.
Was den Diebstahl im Tempel des Mars zu Mogontiacum betrifft, habe ich Dir bereits berichtet. Bisher sind die Täter jedoch noch nicht ausgemacht und noch haben wir keine heiße Spur. Die hiesigen Sicherheitskräfte sind jedoch angewiesen diesem Vorfall die höchste Priorität einzuräumen und mich umgehend zu benachrichtigen, wenn es neue Erkenntnisse gibt. Ich selbst tippe auf Kunsträuber, die auch vor einem Tempelschatz nicht halt machen.
Die Worte des ehemaligen Consuls, dürften wohl schwerwiegendere Folgen gehabt haben, als gemeinhin angenommen. Sein Volk der Räuber und Diebe scheint tatsächlich entsprechende Ambitionen zu entwickeln. Ich hoffe daher, dass sich gewisse Senatoren in der Zukunft ihrer Worte wohl bewusst sind. Ebenso wie Amtsträger des Cursus Honorum.
Das jüngste Edict des Aedils hat in Mogontiacum und der gesamten Provinz jedenfalls für Aufsehen gesorgt und es gibt viele romanisierte Bewohner dieser Provinz, die sich auf das übelste beleidigt fühlen, auch Männer und Frauen, welche aus Deiner Hand das römische Bürgerrecht erhalten haben. So ich entsprechende Anweisung aus Rom erhalte, werde ich das Edict abhängen lassen. Bis dahin hielt ich es aus sicherheitspolitischen Gründen für angebracht, dieses zu verhängen.
Was die internen Probleme im Cultus Deorum in Germanien betrifft, zeige ich mich ebenso besorgt, wie Du selbst, mein Kaiser. Ich habe erst relativ spät davon erfahren und wurde erst von den Dingen informiert, als der Pontifex sich bereits in Rom befand, und wenig später Dein Schreiben bei mir eintraf.
Meine mehrmaligen Angebote eng mit den entsprechenden Stellen zusammen zu arbeiten, scheinen nicht auf Akzeptanz der betreffenden Personen gestossen zu sein. Erst als ich diese aufgrund Deines Schreibens in die Regia lud, und mit den betroffenen Personen Gespräche führte, kam ich überhaupt in die Lage eingreifen zu können. Offensichtlich liegt bei manch einem die irrtümliche Annahme vor, dass eine sofortige Reise über die Alpen nach Rom der schnellere Weg sein dürfte, als den Legatus Augusti Pro Praetore in der selben Stadt aufzusuchen.
Ich habe meine Nichte angewiesen, nicht wieder in etwaigen Berichten und Beschwerdebriefen an Rom aufzutauchen, sich unterzuordnen und einzufügen und sich selbst noch stärker ihrer Berufung zu widmen. Sie hat mir diesbezüglich zu verstehen gegeben, dass sie gewillt sei dies zu tun. Der Pontifex indess ließ sich auch nach mehreren Versuchen meinerseits, nicht dazu überreden, seine Arbeit in Germanien forzuführen. Wie ich den Eindruck habe, hindert ihn sein Stolz, die angefangene Arbeit fortzuführen, doch mir obliegt keine Bewertung. Mit seinem Ausscheiden, bitte ich in jedem fall darum mir einen Ersatz aus Rom zukommen zu lassen, da der Cultus Deorum gerade nach diesen Wirren eine feste und straffe Hand benötigt.
Zum Abschluss dieses Briefes hätte ich noch zwei Mitteilungen zu machen. Zum einen wurde mir der Tod des Tribunen Flavius Prudentius Balbus bestätigt. Balbus war ein Mann, der seine Arbeit immer gewissenhaft erledigt hat und als Regionarius in Tarraco eine erfolgreiche Arbeit leistete. Seinem Vater gilt mein Trost.
Zum anderen möchte ich Dich davon in Kenntnis setzen, dass ich einem Peregrinus Namens Spurius Lucanus, welcher in der Ala II Numidia diente, wie es das Gesetz vorsieht, in Deinem Namen das römische Bürgerrecht verlieh. Sein voller Name lautet nun Spurius Volteius Lucanus.
Mögen die Götter Dich und Deine Gemahlin segnen.
ANTE DIEM IV KAL SEP DCCCLVI A.U.C.
(29.8.2006/103 n.Chr.)
Maximus Decimus Meridius
Legatus Augusti Pro Praetore
SIEGEL