Beiträge von Maximus Decimus Meridius

Als Hausherr hatte Meridius seine Iulia das Opfer nicht alleine bringen lassen. Er stand zusammen mit ihrem gemeinsamen Sohn Maximian etwas zurückgesetzt hinter Iulia und sah ihr bei dem Opfer zu. Der zusammengebundene Blumenkranz war sehr schön und Meridius musste Iulia bescheinigen, dass sie für solche Belange einiges an Talent besaß.

Als die Flammen den Blumenkranz verbrannten wurde sich Meridius schmerzlich bewusst, wie vergänglich alle Dinge sein konnten. Vater und Mutter, Onkel Proximus und Mercator, sein Bruder Praetorianus, Flaccus, der junge Proximus, Romanus ...

Sie alle kamen ihm in den Sinn, obwohl das Fest ja nicht den Toten, sondern den Lebenden gewidmet war. Portunalia - Möge das Glück im kommenden Jahr seinen Weg finden. Und den Tod möglichst aussperren.

Auch Ulpia Noviomagus unterhielt neben einem Hafen und einem großen Warenumschlagplatz einen römischen Militärstützpunkt. Die Duumvirn Publius Salvius Longinus und Oppius Pomponius Ecclesiasticus nahmen den Legatus Augusti Pro Preator herzlich in Empfang und führten ihn durch die ganz Stadt. Und der hiesige Kommandeur bestand darauf, dass Meridius mehrere Tage in der Stadt bleiben würde, um sich die Legion gründlich anzusehen, was dieser auch gerne tat. Neben der Truppeninspektion verbrachte er darüber hinaus so manche Stunde mit seinen Offizieren auf der Jagd. Erst nachdem die letzte Inspektion und Lagebesprechung beendet war, begab sich die Flotte wieder auf den Rückweg.

Hauptsache es gefällt Dir hier, auch wenn im Castellum gerade nicht sehr viel los ist, was jedoch daran liegt, dass die meisten Leute der Legion eben im Ausseneinsatz sind. Wenn Du Zeit und Geduld hast, was ich hoffe, ist das jedoch kein Problem, denn es kommen auch wieder andere Zeiten.

Erneut kam die Flotte gut voran und legte auch die nächste Etappe in einer schnellen Reisezeit zurück. Meridius verbrachte nun die meiste Zeit an Deck und studierte die Arbeit der Matrosen, Seemänner und Seesoldaten. Der zuständige Centurio der Classis war ein freundlicher Mann und wies in einzelne Arbeitsabläufe und Handlungsschritte ein.

So erreichte man auch nach diesem recht kurzen Abschnitt Vetera, eine Stadt, die ebenfalls ein Castellum beherbergte. Auch hier verbrachte Meridius einige Tage, und besuchte die Legio VI Victrix, deren Kommandeur schon seit langem in dieser unwirtlichen Gegend saß und froh über den Besuch des Legaten war. Die Legion selbst befand sich trotz der hohen Personalausfälle in einer relativ guten Verfassung. Meridius konnte also auch diesen Ort ruhigen Gewissens verlassen und das letzte Ziel seiner Reise anstreben.

Und so wurde die erste Rundreise des Legaten fortgesetzt. Das Flaggschiff und die begleitenden kleineren Ruderschiffe legten die Strecke auf dem breiter werdenden Rhenus gut und zügig zurück. Nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium erreichten sie Novaesium, in welchem sowohl die Stadt mit ihrer Stadtverwaltung, als auch das Castellum der Legio XXVIII besucht wurde.

Meridius besprach mit dem dortigen Legaten so manchen militärischen Sachverhalt und blieb mehrere Tage, in welchen er auch ein Manöver und mehrere Paraden, sowie Übungen auf dem Exerzierplatz besuchte. Die Legion vor Ort schien in einem guten Zustand und mit dem Legaten verstand er sich ausgesprochen gut. Als er die Reise von Novaesium aus fortsetzte, konnte er in dem Wissen reisen, den Standort in einem guten Zustand verlassen zu haben.

"Vale bene, Petronius."

antworte und fügte noch hinzu:

"Und viel Erfolg auf der Rostra."

Dann sah er dem Mann noch nach. Er war in der Tat ein zuverlässiger Quaestor gewesen. Die Archivarbeit war durch ihn ein gutes Stück voran gekommen.

Meridius leerte noch sein Glas, stelle es ab und griff dann nach der Schriftrolle. Endlich konnte er sich seiner Freizeit widmen. Freizeit - ein Wort, das er schon fast nicht mehr kannte...

Ja, die Taverna Apicia. Er hatte dort in seiner früheren Zeit so manche gesellige und amüsante Stunde erlebt. Die Brautentführung von Adria war dabei sicher die Sternstunde gewesen.

"Ich danke Dir. Ich werde sicher darauf zurückkommen, wenn ich wieder in Rom bin. Allerdings gehe ich davon aus, dass dies nicht all zu früh der Fall sein wird."

Blieb die Frage, wie er seine Lektüre fortsetzen konnte, ohne den Quaestor jetzt aus dem Tablinum zu schmeißen...

Meridius nickte.

"Gut, dann machen wir es so."

Nachdenklich blickte er auf sein Weinglas.

"Die Unterbringung im Gästezimmer war zu Deiner Zufriedenheit?"

Meridius schenkte das Glas halbvoll mit Wein ein und gab noch etwas Wasser hinzu. Dann reichte er es seiner Gemahlin. Diese konnte sich indess ob des Musters für das Mosaik noch nicht so recht klar werden.

"Ich bevorzuge ein dezentes geometrisches Muster, das nicht allzusehr ins Auge springt. Wir haben im Triclinium noch jede Menge Wandmalerien, und wenn man die Tischgruppen umstellt, wäre es schlecht, ein Mosaik zuzustellen, welches ein dominantes Motiv zeigt. Ein dominantes Motiv grenzt uns in unserem Handlungsspielraum ein. Meinst Du nicht?"

Er nahm einen Schluck.

"Aber Du sollst entscheiden. Es ist Dein Haushalt."

"Ja, ich hoffe, dass sich die Flausen im Kopf langsam legen."

Meridius schmunzelte nun ebenfalls.

"Wann wirst Du nach Rom reisen?"

Er fragte den Petronier, da er sich darauf einstellen musste und es wohl sicher das eine oder andere zu erledigen gab, was dann von anderen Verwaltungsbeamten übernommen werden musste.

Meridius schmunzelte.

"Es ist einer der vielen Arius der Familie. Diese Leute sind schon in der dritten Generation Wagenlenker und irgendwie mit dem ehemaligen Consul verwandt. Ich habe mich mal erkundigt, also der erste Quintus Arius war Consul und hatte ein Flottenkommando, er adoptierte einen Hebräaer, dieser war Wagenlenker, dessen Sohn war Wagenlenker und auch dessen Sohn, also der jetzige Quintus Arius der Jüngere, geht ebenfalls dieser Passion nach. Allerdings mit weniger Erfolg. Sei es drum, der Name alleine zieht schon Leute an, und wenn er nur ein Hauch von Talent seines Großvaters hat, wird er eines Tages gewinnen."

Meridius überlegte wieder. Er selbst wusste, in welche Richtung er tendierte, hatte aber keinen blassen Schimmer, was seiner besseren Hälfte vorschwebte.

"An was hattest Du gedacht?"

Er erhob sich von seinem Platz und schenkte sich etwas Wein ein.

"Möchtest Du auch etwas?"

Er griff nach einem zweiten Glas.

Da war das Problem also wieder.

"Ja, ich habe ein drittes Gespann. Soweit ich weiß ist es sogar noch in Germanien. Quintus Arius, so heißt der Lenker..."

Er dachte nach.

"Nun, die Wagen in Italien kommen bisher öfters zum Einsatz. Ich möchte, dass Quintus Arius fährt. Einer der beiden anderen wird also nur Reserve sein, falls ein anderer ausfällt."

Meridius nickte. Italien hatte also wieder beide Wagen gemeldet. Sollte er nun Quintus Arius den dritten Mann aussetzen lassen, oder wieder einen der beiden italischen Wagen nach Hause schicken? Es war die Crux mit dieser Aurata. Sie hatten drei Gespanne und erst keines, welches siegen würde. Egal, welchen man teilnehmen lies, am Ende hatte man immer das Gefühl, dass der welcher zu Hause geblieben war, wohl doch die besser Wahl hätte sein können.

"Es kann jede Factio nur zwei Wagen melden, oder?
Oder können auch drei antreten?"

Er sah den Petronier fragend an.

"Gut, ich danke Dir."

antwortete Meridius und betrachtete die Duccia dann etwas genauer. Sollte er noch etwas zu der Geschichte zwischen ihr und seinem Cousin sagen? Nein, er ließ es mal besser, schließlich wollte er sich nicht einmischen. Immerhin wollte er nicht noch zusätzlich einen Druck erzeugen, Magnus würde das schon schaukeln.

"Es ist schön, dass so viele Rennställe Wagen gemeldet haben. Wer wird nochmals alles von der Aurata antreten? Habe ich Quintus Arius schon gemeldet, oder werden es die beiden anderen Gespanne sein?"

Er konnte sich im Moment nicht erinnern.

"Das mit der Albata ist allerdings ein Problem. Ich habe dem Pater Factionis schon früher angeboten, ihm helfend unter die Arme zu greifen, doch anscheinend möchte man das nicht."

Meridius überlegte. Er wollte dem Mann keine Steine in den Weg legen. Allerdings war eine Reise über die Alpen und zurück schon eine Tortour, selbst für einen geübten Reiter der Legion, der Ala oder des Cursus Publicus.

"Nun, Du hast eine gute Arbeit geleistet und ich bin mir sicher, dass Du als Aedil in Rom gute Spiele wirst ausrichten können. Ich werde Dir keine Steine in den Weg legen, erwarte jedoch, dass die Spiele hier in Mogontiacum ein voller Erfolg werden. Gerade in Hinblick auf Deine Kandidatur werden viele an diesen Spielen hier den Maßstab anlegen, weil sie als Indiz für Deine zukünftige Arbeit gelten können..."

Ach ja. Meridius verfluchte die Stammbäume. Der Duumvir war tatsächlich nur der Cousin.

"Ich weiß. Ich meinte Deinen Cousin, entschuldige."

Er hielt einen kurzen Moment inne.

"Von meiner Seite aus, hätte ich eigentlich nichts mehr für heute. Fällt Dir noch etwas wichtiges ein, oder hast Du noch etwas zu besprechen?"

Er sah sie fragend an.

Meridius blickte auf.

"Ja, sicher. Nimm einfach Platz."

Er rollte seine Mittagslektüre zusammen und legte sie auf ein kleines Tischchen. Dann griff er nach einem Glas Wein und nippte daran.

"Möchtest Du auch was?
Greif einfach zu."

Gläser standen genügend herum.