Sorgen hatte sich der Senator um die Verwandten sicher nicht gemacht. Hispania war eine friedliche Provinz, wenn man von den wenigen Erhebungen absah, welche das Land heimgesucht hatte. Davon eine, welche er vor vielen Jahren selbst niedergeschlagen hatte und eine kleinere in den vergangenen Jahren. Ausnahmeerscheinungen, denn viele Iberer und Keltiberer waren zu Honoratoren mit römischem Bürgerrecht aufgestiegen. Iberer saßen im Senat von Rom und hatten Einfluss bis in das Kaiserhaus.
"Unsere Väter haben uns viel mitgegeben, Tacitus. Nicht nur unser Leben und unsere Familie, sondern auch das Land, auf welchem wir leben. Die Heimat ist gutes Land. Die schwarze Erde von Tarraco bringt bestes Getreide, besten Wein hervor, Du trinkst ihn gerade selbst. Zu Hause erinnert mich jeder Pfeiler an eine andere Geschichte, in den Mauern ist die Vergangenheit immer noch präsent. Unsere Ahnen leben nicht nur in unseren Gebeten und in den Figuren weiter, welche wir im Gebet vor uns stellen, sondern sie leben auch in unserer Heimat. Die Heimat zu verleugnen, bedeutet die Ahnen zu verleugnen."
Er hielt nachdenklich inne.
"Die Römer haben viel mit uns Iberern gemeinsam. Und wir mit ihnen. Dies wird mir immer mehr bewusst. Du musst nicht in die Ferne reisen, um Dich selbst zu finden. Aber was rede ich, ich werde ein alter Mann, habe die Jugend bereits hinter mir gelassen. Als ich in Deinem Alter war, wollte ich selbst die Welt sehen, bei den Truppen des Kaisers dienen, in die Fußstapfen meines Vaters treten."
Es war in der Familie wohlbekannt, dass Decimus Hispanicus zu seiner Zeit sein Leben gelassen hatte um das des Kaisers zu retten. Wie ein Mythos schwebte er daher über der Familie, verdankte diese doch dieser Tat das römische Bürgerrecht und ihren Aufstieg.