Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Dass Valentinus noch nie in Rom gewesen war, sondern sein bisheriges Leben im Osten verbracht hatte, merkte man sofort an der Art wie er sprach. Sein Vater musste in der Erziehung nachlässig gewesen sein. Valentinus gab sich höflich wie ein orientalischer Untergebener.


    "Es freut mich zu hören, dass es Publius gut geht."


    sprach der Senator.


    "Und ja, ich bin Maximus Decimus Meridius. Dein Onkel sozusagen. Deinem Vater verdanke ich sehr viel, wir haben in früheren Tagen so manches Abenteuer gemeinsam erlebter hat mich gefördert wo es ging und daher wird es mir eine Pflicht und Freude sein, auch Dir zu helfen."


    Er war näher getreten und betrachtete den jungen Mann genauer.


    "Du hast viel Ähnlichkeit mit ihm. Das markante Kinn, den forschen Blick. Wenn Du so zielstrebig bist wie er, dann wirst Du es weit bringen. Vorausgesetzt ..."


    Einen Moment hielt er inne.


    "... vorausgesetzt Du verinnerlichst sehr schnell die römische Mentalität, die unabdingbare Grundlage für Erfolg ist. Da sind zum einen Ehrgeiz und Verbissenheit die gesetzten Ziele unbedingt zu erreichen, Stolz auf die Ahnen, die Familie, die Errungenschaften und Leistungen Roms, Ehrerbietung gegenüber den Göttern und Ahnen, Treue gegenüber dem Kaiser - so er kein Despot ist -, dem Senat - so er sich nicht zum Tyrannen aufschwingt - der Familie und sich selbst. Die Männer, welche auf Dich zählen, müssen es zurecht tun. Ein Wort das Du gegeben hast, muss gelten. Deine Verpflichtungen sind Dir Gesetz. Du bist römischer Bürger, über Dir steht nur das Gesetz. Alle anderen sind unter diesem gleich. Daher ..."


    Wieder hielt er inne.


    "Daher rede mich und jeden anderen Römer auch als Gleichen an. Wir sind nicht im Orient, Du brauchst in Rom niemanden zu siezen, nicht einmal den Kaiser. Du DARFST es nicht einmal, wenn Du Erfolg haben möchtest, denn der Erfolg ist mit den Tüchtigen, also denen, die mit gesundem Selbstbewusstsein Römer sind. Ich sage mit Absicht Selbstbewusstsein, denn Du musst wissen, wer Du bist, woher Du kommst, wohin Du willst und Du musst dazu stehen. Du bist Sohn eines ehemaligen Statthalters, eines Senators, Römer durch und durch. Und ein Decima dazu. Willkommen in der Familie."

    Mattiacus hatte er überzeugt. Dann würden sie es so machen. Und was Faustus betraf, hing es natürlich davon ab, ob sein Legat ihn freigeben würde. Doch Meridius ging davon aus. Der Auftrag war durch den Senat abgedeckt, mit einer Audienz des Kaisers würde er noch eine zusätzliche Qualität erhalten. Der Senator erhob sich.


    "Von meiner Seite aus bestehen vorerst keine weiteren Fragen. Ich möchte euch bitten, dass ihr über unsere Mission mit nicht allzuvielen Leuten redet. Zuerst müssen Marcus und ich den Kaiser sprechen. Ihr könnt euch jedoch in der Zwischenzeit vorbereitet. Erledigt, was noch alles erledigt werden muss und macht euch reisebereit. Wenn von mir das Signal kommt, kann es sein, dass wir schnell aufbrechen. Doch erst nach der Audienz beim Kaiser..."


    Alles andere würde sich dann zeigen.


    "Wann musst Du wieder auf dem Stützpunkt sein, Faustus?"

    Der Senator schlief diese Nacht äusserst unruhig. Nicht nur, dass er ewig wach gelegen hatte und kein Auge zubekam. Als er dann endlich schlief, träumte er wirre Dinge. Livianus stand vor ihm, hatte keine Augen mehr, winkte ihm wie aus einem Nebel zu und verschwand dann. Parther griffen ihn dann plötzlich aus dem Dunkel an und so sehr er sich wehrte, er hatte keine Chance. Sie überwanden ihn, der Versuch zu filehen scheiterte, da seine Beine schwer wie Blei waren und er sein Pferd, welches sich entfernte nicht mehr erreichte. Mit einem scharfen Messer schnitten sie ihm in den Oberkörper und stießen es in sein Herz. Beinahe panisch erwachte er und japste nach Luft.


    Reglos saß er so eine Weile, erhob sich dann aus seinem Bett, ging zu einer kleinen Schale mit kaltem Wasser und wusch sich das Gesicht. Dann trat er an das Fenster und starrte durch einen Schlitz im Fensterladen nach unten in den Garten. Ob Livianus noch lebte? Und ob es ihnen gelingen würde ihn zu befreien? Fragen beschäftigten ihn, auf die er keine Antwort wusste. Und doch mussten sie es versuchen. Er verließ sich darauf, dass die Parther auf ein Geschäft eingehen würden.

    Die Familie der Decima war dem Kaiser treu ergeben gewesen. Livius Decimus Hispanicus, Decurio einer Ala des römischen Heeres hatte vor vielen Jahren einen Hinterhalt auf den Kaiser Lucius Ulpius Iulianus verhindert und sein Leben in diesem Kampf hingegeben. Der Kaiser hatte daraufhin der kompletten Familie das römische Bürgerrecht erteilt, zumal er selbst seine Herrschaft aus Hispania heraus errichtete und den iberischen Familien seit damals dankte. Meridius tat es seinem Vater gleich und diente ebenfalls diesem Kaiser, zunächst in den Truppen, dann in Germanien, dann im Senat. Und nun war dieser Kaiser zu den Ahnen gegangen und hatte die Herrschaft an seinen Adoptivsohn übertragen. Da es sein Wille war, würden auch die Decima diesem Kaiser dienen. Nicht anders, als sie Iulianus gedient hatten. Kaum war also der neue Kaiser Gaius Ulpius Aelianus Valerianus inthronisiert, ließ Meridius im Heiligtum des Hauses die Büsten der beiden Kaiser aufstellen.



    Iulianus war zu seinen Ahnen eingegangen und die Decima würden ihn nie vergessen. Aelianus hatte den Thron bestiegen und ihm würden sie dienen. Mochten die Götter dafür sorgen, dass er das Erbe seines Vaters erfolgreich antreten würde. Und mochten sie dafür sorgen, dass sich die Sorgen um seine Gesundheit als haltlos erwiesen. Zur Vorsicht ließ Meridius jeden Tag Räucherwerk zum Himmel aufsteigen.

    Die Götter verdienten Respekt. Und wenn sie ihn nicht bekamen, forderten sie ihn. Und blieb er weiter aus, straften sie. Das war eine alte Regel und Meridius hatte sie bereits in jungen Jahren gelernt. Seine Mutter hatte am Altar des Hauses gestanden, die Zweige und Hölzer verbrannt und der Duft war zum Himmel gestiegen, hatte sich würzig und süßlich in seiner Nase ausgebreitet. Er hatte vorsichtig eingeatmet, stand es ihm ja nicht zu, den Duft - welcher den Göttern vorbehalten war - zu stehlen und mit Inbrunst hatte er seine Gebete verrichtet. Mutter war eine gewissenhafte, ein innbrünstige Beterin gewesen. Erhaben und tadellos, wenn es um die Götter ging, warmherzig und aufopfernd, wenn es ihre Kinder betraf, freundlich und gütig zu den Fremden, ihrem Gemahl eine leidenschaftliche Liebhaberin. So und nicht anders hatte sie Meridius in Erinnerung. Und mit einem Lächeln stand er nun selbst am Altar seines Hauses und dachte an seine Ahnen und seine Verwandten. Tertia hatte dem Feuer nicht weniger aufopferungsbereit gedient, seine Schwester war Vestalin geworden. Und Lucilla hatte die Götter nie vergessen. Nur dass sie ihnen nun im Hause seines Schwagers diente.


    "Ihr Ahnen, nehmt dieses Räucherwerk und meinen Dank. Wacht über mein Haus und die meinen. Wacht über meine Frau und meinen Sohn. Vater beschütze sie mit dem blanken Schwert. Mutter, beschütze sie in Deiner Liebe. Ihr Laren, wacht an der Türe meines Hauses. Haltet das Unglück fern. Lasst Krankheiten und Tod nicht über die Pforten kommen ..."


    Der Duft stieg auch an diesem Tag wieder reichlich auf. Und wie jedem Tag opferte der Senator auch an diesem und an den folgenden IUNO der Erhabenen, der Göttin, die er seit der Geburt seines Sohnes am meisten verehrte. Er verdankte ihr viel.


    Seit einigen Tagen jedoch fügte er noch weitere Gebete hinzu. Seit die Amme an seinem Sohn schwarze Zeichen entdeckt hatte, betete er dafür, dass sich diese Zeichen nicht vermehrten, dass sie nicht größer wurden und dass sie nichts Böses bedeuteten. Und er bat die Götter um Verzeihung. Hatte er als Soldat zu viel getötet? Hatte er als Senator zu viel begehrt? Den Göttern zu wenig geopfert? Den Toten und Ahnen zuwenig Ehrerbietung entgegengebracht? Ihm fielen einige Situationen ein, in denen er gefehlt hatte. Umso tiefer war sein Bedauern. Umso intensiver gab er sich dem täglichen Opfer hin. Es war die Pflicht des römischen Hausherrn den Göttern zu opfern. Er wollte in dieser Hinsicht seinen Nachbarn in keinster Weise nachstehen. Die Götter sollten nicht behaupten können, dass im Hause Decima weniger aufrichtig geopfert würde, als in anderen Häusern der Stadt.

    Meridius verdrehte die Augen. Senator Germanicus brachte genau die selben Argumente vor, welcher er bei der letzten Runde vorgetragen hatte, als es darum ging, die Quaestoren sinnvoll zu besetzen. Damals jedoch hatte "keine Veranlassung" bestanden, verstand sich, schließlich wollte der damalige Kandidat "Germanicus" Sedulus nach Germanien und nicht nach Hispania. Heute indess war der Kandidat kein "Germanicus" und die Probleme in Hispania waren urplötzlich akkut. Geradeso, als hätte der dortige Statthalter erst seit neuestem Anlass geschaffen, etwas zu unternehmen.


    "Hört, hört. Ich unterstütze den Vorschlag von Senator Germanicus. Der zeitliche Abstand zum niedergeschlagenen Aufruhr ist zwar größer geworden und es deutet nichts darauf hin, dass die Sorge bestehen könnte, dass sich erneut eine Region dieser Provinz erhebt, doch wie wir alle wissen, plädierte ich schon letztes Jahr für eine entsprechende Maßnahme.


    Es schadet nicht, wenn wir uns verstärkt um unsere Provinzen kümmern, jetzt, wo wir wieder einen Kaiser haben, der sich selbst um die seinigen kümmert. Und wir alle kennen ja die Berichte aus Hispania. Der dortige Statthalter hätte unsere Aufmerksamkeit schon viel früher verdient, wie auch Senator Germanicus glänzend analysiert."

    Der Senator betrat den Raum, blickte sich kurz um und trat dann auf den Sohn des Decimus Lucidus zu. Er war jung, schlank, von kleiner Statur, mit braunem schwarzen Haaren und braunen Augen, die Gesichtszügen ließen in der Tat eine Ähnlichkeit mit seinem Vater erkennen. Wenn man ihn länger betrachtete wurde er seinem Vater gar immer ähnlicher und man konnte vielleicht glauben, Publius selbst, in jungen Jahren, vor sich stehen zu haben.


    "Salve Marcus."


    sprach Meridius in vertrautem Ton, auch wenn ihm der junge Bursche gänzlich unbekannt war. Doch er hatte keine Zweifel, dass er tatsächlich der Sohn des Publius war.


    "Ich sehe, Du hast Dich einigermaßen bei uns eingelebt. Und das ist schön. Wie geht es Deinem Vater? Ich habe lange nichts von ihm gehört ..."

    Eine Verschwörung war nie auszuschließen, doch wirkliche Feinde hatten die Decima nicht. Es gab Spannungen in viele Richtungen und der Desput mit den Garmanica war zeitweise knochenhart ausgetragen worden. Doch sollte ein Praefectus Castrorum wirklich einen Legate aus dem Weg räumen, um so selbst auf den Posten zu kommen? Ein gewagtes Unterfangen. Und ohne ein Mitspielen der Parther eh nicht zu berwerkstelligen, was die Angelegenheit noch riskanter machte, zumal eine Beförderung so oder so nur eine Frage der Zeit war.


    "Wir sollten uns nicht auf den Gedanken einer Verschwörung versteifen. Der größte Gegenwind kam für uns bisher aus dem Haus der Germanica, vornehmlich von Seiten des Senators Germanicus Avarus und dieser hat Lucilla geheiratet. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass Lucilla etwas dulden oder zulassen würde, was gegen uns gerichtet ist. Und Avarus selbst liegt sehr viel an Lucilla. Was die Tiberier oder Flavier betrifft denke ich nicht, dass sie etwas derartiges wagen würden und für den Praefectus Castrorum stünde zuviel auf dem Spiel. Ohne die Parther könnte er ein solches Unternehmen nicht durchführen, und wenn er es mit den Parthern durchführt, macht er sich erpressbar und abhängig, zu einer politischen Marrionette. Früher oder Später würde es auffallen. Es dürfte für ihn wesentlich entspannter sein, einfach abzuwarten bis ein Posten frei wird und darauf zu hoffen, dass seine Verwandten im Senat den nötigen Einfluss geltend machen. Wozu sollte er sich auf die Parther einlassen?"


    Viel eher hatten die Parther alleine die Finger im Spiel.


    "Ich gehe davon aus, dass die Parther ihn haben. Sie kennen ihr Land besser als jeder von uns. Sie sind ausgezeichnete Reiter, tauchen aus dem Nichts auf, schlagen zu und ziehen sich wieder zurück. Sie haben in ihrem Land die Augen und Ohren überall. Der Osten ist voll ihrer Spione und Agenten. Vielleicht bekamen sie irgendwie Wind davon, dass Livianus einen Ausritt plante. Wie auch immer, man hat seine Leiche nicht gefunden und ich denke, dass er ihnen als politisches Faustpfand dient. Sie werden sich ein solches "Geschenk" nicht entgehen lassen. Es entspricht nicht ihrem Naturell. Und uns wird es zum gegebenen Zeitpunkt eine Menge kosten."


    Er hielt kurz inne.


    "Wie gesagt, ich bemühe mich um eine Audienz beim Kaiser. Dann werde ich den Legaten der Legio I aufsuchen und ihn persönlich befragen. Wenn es gut geht, wird er Dich, Faustus, für unser Unternehmen freistellen. Du wirst uns dann begleiten. Können wir dabei dann auch auf deinen parthischen Sklaven zählen? Vielleicht wird er uns noch nützlich sein. Wir segeln dann mit dem Schiff in den Osten, Du Mattiacus bist natürlich dabei. Wir suchen die Statthalter in der Gegend auf. Bemühen Verbindungen zu lokalen Honoratoren im Grenzgebiet und treten in Kontakt zur parthischen Seite. Die Parther werden darauf reagieren. Wenn nicht, dann werden wir mit einer anderen Methode suchen müssen."

    Meridius hatte den neuen Bewohner der Casa noch nicht angetroffen, weil er bei dessen Ankunft nicht im Hause anwesend gewesen war. Und auch an den Folgetagen lief man sich - fast ein Wunder - immer aus dem Weg. Unbeabsichtigt verstand sich. Um so mehr war es notwendig, dass der Senator den jungen Mann sprach.


    Nachdem ihm ein Haussklave mitgeteilt hatte, dass Decimus Valentinus an diesem Tag auf seinem Zimmer verweilte, nahm Meridius den direkten Weg und stand wenig später vor der Türe.


    Er klopfte an und wartete ...

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Einen Teil des Weges hatte auch Macer die Bahre getragen, wie es als Klient des Verstorbenen und ehemaliger kaiserlicher Statthalter seine Pflicht war. Nun hatte er den ihm zugewiesenen Platz vor der Tribüne eingenommen und wartete auf den weiteren Fortgang der Ereignisse. Ihm war bewusst, dass er an einem Ereignis teilnahm, welches in die Geschichtsbücher eingehen würde und über das man in Rom noch lange sprechen würde. Das machte es nicht einfacher, eine starke Nervosität zu unterdrücken, denn an diesem Tag wollte er natürlich genausowenig wie jeder andere einen Fehler machen. Zum Glück schien alles durch Ordner und Anweiser genauestens geplant zu sein und in so langamen Tempo abzulaufen, dass niemand etwas übersehen konnte. Immerhin trug man nicht alle Tage einen verstorbenen Kaiser durch Rom, da sollte man sich ruhig Zeit lassen, fand auch Macer.


    Wie Macer nahm auch Meridius an den Funus Augusti teil, war er als Senator, ehemaliger Statthalter und Klient des verstorbenen Kaisers geradezu verpflichtet. Im Gegensatz zu seinem Freund empfand er jedoch keine Nervosität und auch keine Anspannung. Meridius war von Trauer erfüllt. Die Nervositäten und Aufregungen hatte er bereits bei einem anderen Umzug durch Rom erlebt, seinem Triumphzug. Der Gang heute jedoch war dennoch um Welten schwerer: Es hieß einem Kaiser das letzte Geleit zu geben. Und was für ein Kaiser war der Verstorbene gewesen. Seine Ahnen konnten stolz auf ihn sein. Und so mischte sich in das Gefühl der Trauer auch Stolz. Stolz darauf, diesem Mann gedient haben zu dürfen.

    Der Sohnemann entwickelte sich prächtig. Doch darüber wollte Meridius weniger reden, lag ihm doch vor allem Livianus auf dem Herzen. Man musste ihn aus Parthien zurück holen. Keine Frage.


    "Wieso nicht? Wenn der Senat einen Senator freibekommen möchte, schickt er sicher keinen Handlanger um den Auftrag auszuführen. Mein Cousin hat sich um Rom verdient gemacht. Es ist unsere Pflicht ihn zurück zu holen. Und dabei tue ich, was ich kann."


    Zunächst jedoch brauchte er dafür eine Audienz beim Kaiser.


    "Doch lassen wir das Thema. Ich bin zum Entspannen hier..."

    In der Tat sollte er das Schreiben bald aufsetzen. Doch davon später mehr ... ;)


    PONTIFEX MAXIMUS ET REX SACRORUM
    COLLEGIUM PONTIFICIUM
    REGIA CULTUS DEORUM | ROMA



    Verehrter Pontifex Maximus, ehrenwerte Männer Roms,


    Gruß zuvor und das Wohlwollen der Götter. Aufgrund eines Versprechens an meine Verwandte Decima Pulchra, wende ich mich an Euch um ihr Bemühen zu unterstützen, welches darin liegt, dem geheiligten Kult der Vestalinnen beizutreten. Dieses Bemühen ist lobenswert und verdient meine Unterstützung, zumal bereits meine verstorbene Schwester Decima Tertia der Göttin Vesta diente. Ich weiß um die Ehre und Bedeutung, welche diesem Amt zukommt. Gerade deswegen bitte ich darum, dass Decima Pulchra als Amata Minor in den Kult aufgenommen wird. Nach einem persönlichen Gespräch überzeugte ich mich zudem davon, dass sie alle Bedingungen für das entsprechende Amt erfüllt.


    ANTE DIEM XI KAL IUN DCCCLVIII A.U.C.
    (22.5.2008/105 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius
    Senator der Stadt Rom


    [Blockierte Grafik: http://img153.imageshack.us/img153/2878/siegelmerineuct9.gif]

    Das Empfehlungsschreiben sollte sie bekommen.


    "Ich werde mich darum kümmern, Pulchra."


    Und er fügte noch hinzu.


    "Und mit Lucilla würde ich an Deiner Stelle auch noch reden. Sie hat das damals alles viel besser mitbekommen, als Tertia zu den Vestalinnen ging. Ich war ja immer abwesend. Du verstehst..."


    Dann hielt er inne.


    "Eine Frage hätte ich noch, und verzeih mir, dass ich sie stelle.
    Du bist noch Jungfrau?"


    Nicht, dass er etwas anderes erwartete, doch sicher war sicher. Den Zorn der Götter wollte er auf gar keinen Fall auf die Familie bringen.

    Auch Meridius hatte sich unter die Reihe der Senatoren und Klienten des Verstobenen eingefügt. Er hielt sich jedoch im Hintergrund, hielt er es doch dem Anlass angemessen. Rom hatte einen großen Imperator, einen überlegten Herrscher und behutsamen Feldherrn verloren. Und die Familie der Decima einen ihrer größten Förderer und Gönner. All die Gespräche, welche sie miteinander geführt hatten, kamen Meridius noch einmal in den Sinn. Und natürlich die große Familienlegende, der beinahe überlebensgroße Mythos, welcher um die Tatsache gestrickt wurde, dass sein Vater sein Leben gegeben hatte, um einen Hinterhalt auf den Kaiser zu verhindern. Wie die Zeiten vergingen. Der Kaiser wurde nun bestattet ...

    Natürlich hob Meridius kurz die Arme und ließ sich absuchen. Schließlich trug er keine Waffe bei sich. Sein Leibwächter wartete draussen vor dem Palast und würde ihn erst später wieder begleiten. Als Senator begab man sich nicht alleine durch die ewige Stadt Rom. Schon so mancher hatte es bereut, keinen Sklaven für diese Aufgabe abgestellt zu haben und es gab sogar Senatoren, welche kampfkräftige Schlägertrupps unterhielten. Der Prudentier war ein solcher gewesen, mit einer eigenen keltischen Garde.


    Dann folgte er dem Praetorianer in das Innere des Gebäudes.

    Forus, der beschäftigte Mann. Meridius schmunzelte. Er selbst war zwar ebenfalls Stellvertretender Kommandeur der Akademie gewesen, doch hatte er dieses Amt nur pro forma ausgefüllt. Macer und er waren beide Männer der Legionen gewesen. Nach dem Vorschlag Florus für den Posten vorzusehen, hatte sich dieser in die Aufgabe gestürzt, wie es vorauszusehen war.


    "Meiner Familie geht es gut. Danke der Nachfrage. Einzig mein Cousin ist noch immer verschollen, wie Du richtig angemerkt hast."


    Der Senator konnte es immer noch nicht glauben, dass man die Suche nach ihm nicht von Anfang an forciert hatte.


    "Wir gehen davon aus, dass er in der Hand der Parther ist und wir werden demnächst in den Osten aufbrechen und ihn freikaufen. Geiselnahmen sind nichts ungewöhnliches. Ich hoffe nur, dass sie bereit sein werden, ihn freizugeben..."

    Ja, das ganze wurde vermutlich wirklich zu groß. Doch da er die Verantwortung nicht alleine zu tragen hatte und Purgitius und Annaeus auch noch ein Wörtchen mitzureden hatten, wälzte er die Entscheidung auf diese ab. Er hatte ohnehin genug zu tun und sah sich auch nicht in der Lage zum Rennen dann in Misenum zu erscheinen. Die Verpflichtungen in Rom waren größer. Vor allem der Auftrag, welcher der Senat ihm erteilt hatte.


    "Gut. Dann besprich Dich mit Senator Purgitius. Er ist ein ein alter Freund meiner Familie. Er wird schon die richtige Entscheidung fällen. Da habe ich keine Zweifel..."


    Der Senator lächelte.


    "Wie geht es der Familie?"


    Das Geschäftliche hatten sie hinter sich gebracht und so beschloss er das Gespräch in andere Gefilde zu bringen.

    Es war wohl einer seiner schwersten Gänge in diesen Palast. Doch als Klient des verstorbenen Kaisers hatte er keine Wahl. Er musste an den Trauerfeierlichkeiten teilnehmen. Und er wollte es auch. Hatte seine Familie Ulpius Iulianus nicht so viel zu verdanken? Hatte er nicht seiner Familie das Bürgerrecht verliehen? Und sie gefördert wo es ging? Dass Meridius eine Karriere hinlegen konnte, die aussergewöhnlich war für einen Römer Iberischer Abstammung, verdankte er einzig und alleine dem Verstorbenen. Der Kaiser hatte immer eine Vorliebe für Hispania empfunden, in Hispania hatte er seine Macht gesichert, als sie noch auf tönernen Füßen stand. Hispania hatte ihm immer loyal gedient, und die Familien, welche sich auf seine Seite gestellt hatten, wurden überaus reichlich belohnt.


    "Seid gegrüßt."


    Der Senator sprach die wachhabenden Soldaten an und gab gleichzeitig den Grund seiner Ankunft an.


    "Ich bin Senator Decimus Meridius. Klient des verstorbenen Imperator und Caesar Augustus. Ich bin hier um an der Trauerfeier teilzunehmen."