Meridius hatte lange zu gehört, dann erhob er sich.
"Ehrenwerte Senatoren! Wir alle hier sind bei weitem vermögender als weite Teile der römischen Gesellschaft! Dies kann ich mit guten Gewissen behaupten. Manche von uns haben sich den Reichtum durch harte Arbeit erworben, andere haben diesen Reichtum geerbt, wiederrum andere haben ihn durch den Kaiser geschenkt bekommen. Allen gemeinsam ist jedoch, dass der KAISER den Senat beruft und Senatoren ernennt oder entlässt. Kann sich also einer rühmen er säße aus eigenem Verdienst in diesen Hallen? Kann sich einer rühmen er hätte dies alleine seiner eigenen Leistung zu verdanken?"
Er hielt inne.
"Rom zu dienen ist eine Ehre und ein Privileg. So ich heute dieser Aufgabe würdig bin, kann ich mich als Senator zu Recht als einer der Honoratoren dieser ehrwürdigen Stadt sehen. In einer Reihe mit Tausenden großer Männer, welcher dieser Stadt dienten, welche für diese Stadt alles gaben, ihren Besitz, ihr Vermögen, ihren Schweiß, ihre Zeit und ihr Leben. Sie alle verdienten sich Ruhm und Ehre. Sie alle GABEN und standen bei Leibe nicht Schlange um zu NEHMEN.
Wenn ich die heutige Debatte jedoch höre, frage ich mich mit Verlaub: Sind die Senatoren Roms verarmt? Sind die Geschenke und Gunstbezeugungen des Kaisers nicht mehr ausreichend? Sind die Steuern so hoch, dass wir um das nackte Überleben kämpfen müssen? Geben wir alle so viel von unserem Vermögen für Bauten, Spiele und Brotspenden aus, dass wir uns die Steuern erlassen müssen? Nein, Nein und nochmals Nein ist die Antwort.
Ich selbst übe zur Zeit kein anderes Amt aus, als das eines Senators und dieses unbezahlt. Ich beziehe weder vom Staat Gelder, noch habe ich einen Posten inne, an welchem ich mich bereichern könnte.
Was nutzt Reichtum? Bringt er Unsterblichkeit? Bringt er Ruhm und Ehre? Wird man eines Tages sagen Senator Agrippa haben sich Ruhm und Ehre durch das Anhäufen von Ländern und Geld erworben? Oder wird man sagen Senator Avarus sei der reichste Mann seiner Zeit gewesen? Und wenn schon ...
ROM! Die ewige Stadt besteht aus mehr als Reichtum. Rom besteht aus Größe. Jahrhundertelang definierten sich unsere Honoratoren dadurch, dass sie Rom DIENTEN. Dass sie Rom gaben.
Wir alle sind Patrone. Patrone von Klienten, aber auch unserer Heimatstädte. Der eine oder andere von uns weiß, wovon ich rede. Wir alle wissen, was es bedeutet zu den Honoratoren einer Stadt zu gehören. Was es bedeutet, der Heimat und der Gesamtheit des Staates und der polis zu helfen. Hat einer unserer Ahnen je gefragt, wie er noch mehr Geld einsparen kann? Wie er lukrativer wirtschaften kann? NEIN! Haben unsere Ahnen gefragt, wie sie Rom besser DIENEN können? JA. Sie ALLE haben Rom gedient. Sie alle haben ihre Pflicht erfüllt.
Ich sprecht davon die Steuern zu erlassen?
Und wollt im selben Atemzug Rom dienen?
Schande über uns, wenn wir Rom mit Spielen und Bauten dienten, uns Ehre zu erringen suchten und zeitgleich - die für uns mickrigen - Steuern zu erlassen suchten, welche doch nicht einmal einen Bruchteil dessen ausmachen, was wir alle Rom zu geben verpflichtet sind.
Wir sind Römer! Ruhm und Ehre sind unser Antrieb.
Nicht orientalische Gewinnsucht und Habgier!"