Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Dafür dass Detritus NEU im Senat war, führte er eine ziemlich freche Rede. Seine Zunge saß sehr locker und Meridius fragte sich ernsthaft, wann der Princeps des Senats einmal einschritt, oder einer der anderen ehrwürdigen Alten ihn zurechtwies. Es mangelte ihm nicht nur an der nötigen Bescheidenheit, sondern auch an dem nötigen Respekt gegenüber den gerade eben erst gewählten Amtsträgern.


    "Deine Zweifel, Senator, sind nicht angebracht. Und ich denke auch, dass Dein Sohn nicht der einzige Römer ist, welcher rechnen und schreiben kann. Wir alle hier sind in der Lage eine sorgfältige Arbeit zu leisten und dies trifft ebenfalls auf die anderen Kandidaten zu."


    Er lächelte.


    "Im Übrigen gratuliere ich Deinem Sohn, dass er gewählt wurde. Wie alle Senatoren gehe ich davon aus, dass er sein Amt gewissenhaft ausüben wird. Nicht dass es nachher - und nach Deinen so eben gesprochenen Worten heißt - er habe zu viel bei Dir gelernt."

    Es war fast schon abzusehen, dass Agrippa wieder mit seiner Christenschelte kam. Als ob diese paar kleinen Wichte so bedeutend sein konnten, um die römischen Götter zu erzürnen. Der Prontifex sprach von einem Mord an einer Vestalin und Agrippa kam mit den Christen. Meridius verdrehte die Augen. Als ehemaliger Statthalter Hispanias musste Matinius eigentlich zu Genüge wissen, dass die Juden und Christen das kleinste Problem der römischen Gesellschaft waren.


    "Ich denke nicht, dass wir eine Grundsatzdiskussion starten müssen. Der Sachverhalt ist eindeutig und die Götter sollen bekommen, was ihnen zusteht. Aus meiner Sicht können wir gleich zur Abstimmung kommen. Ich bin ebenfalls dafür und schließe mich Senator Purgitius an!"

    Der Kommentar des Octaviers stieß Meridius sauer auf. Hatte Detritus Zeit seines Lebens etwas anderes gekonnt als Speichellecken? Von seinen entsprechenden Briefen befand sich mehr als Dutzend im Archiv des Senators. Umso härter zeigte er sich nun, da er selbst im Senat saß. Bei den Göttern, wenn er gewusst hätte, wie sich dieser Octavier entwickelte, er hätte ihn nicht einmal in sein Haus gelassen.


    "Ich denke, dass alle Kandidaten gleichermaßen für alle Aufgaben geeignet sind. Es ist daher sekundär was sie früher taten. Wichtig ist, was sie JETZT zu tun haben."

    Meridius hatte lange zu gehört, dann erhob er sich.


    "Ehrenwerte Senatoren! Wir alle hier sind bei weitem vermögender als weite Teile der römischen Gesellschaft! Dies kann ich mit guten Gewissen behaupten. Manche von uns haben sich den Reichtum durch harte Arbeit erworben, andere haben diesen Reichtum geerbt, wiederrum andere haben ihn durch den Kaiser geschenkt bekommen. Allen gemeinsam ist jedoch, dass der KAISER den Senat beruft und Senatoren ernennt oder entlässt. Kann sich also einer rühmen er säße aus eigenem Verdienst in diesen Hallen? Kann sich einer rühmen er hätte dies alleine seiner eigenen Leistung zu verdanken?"


    Er hielt inne.


    "Rom zu dienen ist eine Ehre und ein Privileg. So ich heute dieser Aufgabe würdig bin, kann ich mich als Senator zu Recht als einer der Honoratoren dieser ehrwürdigen Stadt sehen. In einer Reihe mit Tausenden großer Männer, welcher dieser Stadt dienten, welche für diese Stadt alles gaben, ihren Besitz, ihr Vermögen, ihren Schweiß, ihre Zeit und ihr Leben. Sie alle verdienten sich Ruhm und Ehre. Sie alle GABEN und standen bei Leibe nicht Schlange um zu NEHMEN.


    Wenn ich die heutige Debatte jedoch höre, frage ich mich mit Verlaub: Sind die Senatoren Roms verarmt? Sind die Geschenke und Gunstbezeugungen des Kaisers nicht mehr ausreichend? Sind die Steuern so hoch, dass wir um das nackte Überleben kämpfen müssen? Geben wir alle so viel von unserem Vermögen für Bauten, Spiele und Brotspenden aus, dass wir uns die Steuern erlassen müssen? Nein, Nein und nochmals Nein ist die Antwort.


    Ich selbst übe zur Zeit kein anderes Amt aus, als das eines Senators und dieses unbezahlt. Ich beziehe weder vom Staat Gelder, noch habe ich einen Posten inne, an welchem ich mich bereichern könnte.


    Was nutzt Reichtum? Bringt er Unsterblichkeit? Bringt er Ruhm und Ehre? Wird man eines Tages sagen Senator Agrippa haben sich Ruhm und Ehre durch das Anhäufen von Ländern und Geld erworben? Oder wird man sagen Senator Avarus sei der reichste Mann seiner Zeit gewesen? Und wenn schon ...


    ROM! Die ewige Stadt besteht aus mehr als Reichtum. Rom besteht aus Größe. Jahrhundertelang definierten sich unsere Honoratoren dadurch, dass sie Rom DIENTEN. Dass sie Rom gaben.


    Wir alle sind Patrone. Patrone von Klienten, aber auch unserer Heimatstädte. Der eine oder andere von uns weiß, wovon ich rede. Wir alle wissen, was es bedeutet zu den Honoratoren einer Stadt zu gehören. Was es bedeutet, der Heimat und der Gesamtheit des Staates und der polis zu helfen. Hat einer unserer Ahnen je gefragt, wie er noch mehr Geld einsparen kann? Wie er lukrativer wirtschaften kann? NEIN! Haben unsere Ahnen gefragt, wie sie Rom besser DIENEN können? JA. Sie ALLE haben Rom gedient. Sie alle haben ihre Pflicht erfüllt.


    Ich sprecht davon die Steuern zu erlassen?
    Und wollt im selben Atemzug Rom dienen?


    Schande über uns, wenn wir Rom mit Spielen und Bauten dienten, uns Ehre zu erringen suchten und zeitgleich - die für uns mickrigen - Steuern zu erlassen suchten, welche doch nicht einmal einen Bruchteil dessen ausmachen, was wir alle Rom zu geben verpflichtet sind.


    Wir sind Römer! Ruhm und Ehre sind unser Antrieb.
    Nicht orientalische Gewinnsucht und Habgier!"

    So, seine Schwester überließ es also dem Senat. Meridius schüttelte kurz den Kopf, kam die ganze Debatte doch auch für ihn mehr als überraschend. Seine Schwester hatte mit keinem Sterbenswort zu Hause angedeutet, dass sie diese Arbeit niederlegen würde. Dabei war er doch hier in Rom. Weder im fernen Germanien, noch im noch ferneren Syrien und schon gar nicht im Land der Parther.


    "Nun dann, beginnen wir mit dem Postenpoker..."


    flüsterte er einem Nebensitzer zu. Die Frage war, wer sich dafür interressierte, wer dem Posten lieber entfloh und ob sich überhaupt zwei Kandidaten fanden ...

    Meridius kamen tausend Spottverse in den Sinn, jedoch nicht über die Lippen. Auch wenn allen klar war, dass anlässlich des Brautzuges herzhaft vom Leder gezogen werden konnte, zog er es als Bruder der Braut doch vor darauf zu verzichten. Zumal bekannt war, dass er und Avarus nicht wirklich gut miteinander konnten. Erlaubter Spott hin oder her, am Ende konnte man es wieder falsch auslegen.


    "Ob er es noch bringt?" - Gesänge fielen daher aus.
    Schon aus Rücksicht auf einen alten Senatskollegen.

    "Ich danke Dir."


    sprach Meridius und nickte. Dann kam ihm ein Gedanke.


    "Sag mal, zu welcher factio rechnest Du Dich eigentlich? Ich könnte zwar schwören, dass die Octavier in der Purpurea sind, aber sicher bin ich mir nicht. Hast Du es immer noch mit den purpurfarbenen?"


    Wenn der Octavier schon mal im Haus war, konnte man auch darüber reden.

    Er begann also mit einer Vorlesung. Immerhin vielversprechend.


    "Nun, wenn es mir reinpasst, werde ich die Vorlesung selbst besuchen. Über welches Thema wirst Du lesen? Gibt es schon konkrete Vorstellungen?"


    Vielleicht ließ es sich ja einrichten. Schrecklich viel zu tun hatte er zu Zeit nicht und neben der Familie und diversen Verpflichtungen, konnte er das sicher noch tun.


    "Es ist zwar schade, dass einige Offiziere im Osten gebunden sind, aber für den Nachwuchs dürfte die Vorlesung gerade richtig kommen. Wer weiß, welche Posten wir alle neu besetzen müssen, wenn der Krieg vorbei ist."

    Meridius hatte am heutigen Tage eine Menge Mülle gehört. Hätte er gewusst, was Octavius Detritus dachte, er hätte ernsthaft an dessen Verstand gezweifelt. So jedoch kam ihm der Mensch nur etwas verschroben und komisch vor. Tatsachen? Beweise? Straftat? Alles was der Kerl hatte, war ein Beleg für einen Warenabgang, welcher bezahlt worden war. Es wurde nichts verkauft, niemand bereicherte sich, niemand unterschlug Geld. Die Naivität, oder besser gesagt Ehrenhaftigkeit des Modestus hatte darin bestanden, die paar Brote nicht einfach so verschwinden zu lassen, was er als Duumvir ohne Schwierigkeiten hätte tun können. Statt dessen beglich er die Ausgaben der Stadtkassen und brachte diese wieder in Ausgleich. Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet darauf die Anklage des Octaviers hinauslaufen würde. Was um alles in der Welt wollte der Kerl? Meridius verstand es nicht. Aber im Grund war es sekundär.


    Er erhob sich, nickte ein paar Kollegen zu und verließ dann den Senat. Er würde heute Abend beim Essen erstmal mit Mattiacus reden. Es ließ sich sicher einrichten, dass die Anklage für längere Zeit im Posteingang vor sich hindümpeln würde. ;)


    edit: rechtschreibung

    Was hätte Meridius dafür gegeben zu erfahren, was Senator Avarus jetzt dachte... Sicher ein kleines Vermögen, dann jedoch auch wieder nichts. Im Grunde war es eigentlich auch egal. Meridius verfolgte interessiert den weiteren Verlauf der Aussprache, vor allem nachdem sich Macer eingeschaltet hatte, nahm die Spannung merklich zu.


    "Gibt es eigentlich ein Geschäft, in welchem Senator Germanicus nicht seine Finger drin hat?"


    fragte er seinen Nebensitzer und dieser schmunzelte.


    "Nun denn, wenn er Aedil wird, kann er sich zumindest für eine Amtsperiode den Rücken freihalten. Ich bin schon gespannt, wer dann das nächstemal antritt. Vermutlich reißen sich die Leute der Gegenpartei dann um den Posten um alles aufzuarbeiten, was Germanicus zurückgelassen hat. Wetten, dass es Zoff geben wird?"


    Der andere lachte nun. Wetten wollte er schon, aber mitten im Senat? Er zeigte Meridius lachend den Vogel und winkte dann ab.

    Der Octavier schien immer ein wenig zu verkrampfen, wenn er vor den Senat trat, stellte Meridius einmal mehr fest. Lag es an dem zu hohen Druck, welchem sich dieser selbst aussetzte? Vermutlich war der Erfolg des großen Octavius Anton schuld, dass sich sein Nachkomme förmlich selbst zerrieb. Rhetorisch jedenfalls hatte er sich am heutigen Tage mehr als angreifbar gemacht. Und einige Senatoren schmunzelten gar.


    Nun denn, die Wahlen würden wieder knapp sein. Soviel stand fest. Meridius würde eine Menge Überzeugungsarbeit in den Gängen und vor der Halle leisten müssen, um das Beste daraus zu machen. Sein Klient hatte keine glückliche Figur abgegeben. Und doch war er ein geeigneter Mann.


    "Er setzt sich selbst zu sehr unter Druck."


    gab er einem Nebensitzer zu verstehen und dieser nickte.

    Meridius hatte keine Fragen. Er würde dem Tiberier seine Stimme geben und die meisten anderen Senatoren mit großer Wahrscheinlichkeit auch. Durus hatte bisher eine gute Arbeit geleistet. Er war zwar nicht unangreifbar, aber er zählte zu den zuverlässigen Männern Roms. Und die waren wahrlich selten gesät.


    Er schüttelte daher den Kopf.


    "Meine Unterstützung hat er."


    sprach er zu einem Nebenmann.

    Meridius schüttelte den Kopf.


    "Wenn ein Mord geschehen wäre, ehrenwerter Senator, könnte ich Deinen Eifer verstehen. Wenn Sesterzen unterschlagen, Klienten bevorzugt, Waren auf dem Markt veräussert worden wären, wäre Deine Klage wohl auch angebracht.


    Doch wenn es ist, wie Annaeus Modestus sagt - und daran habe ich keine Zweifel - beging er kein Verbrechen. Weder verkaufte er Waren, welche er nicht produzierte, noch schadete er dem Markt. Als Duumvir der Stadt löste er einen Warenbestand mickrigen Ausmaßes auf und beglich das Konto aus der eigenen Kasse. Ein Schwerverbrechen? Eine Tat, welche eine Anklage bei den kaiserlichen Gerichten erfordert? Eine Ehrverletzung, welche Dich veranlasst, diesen unbescholtenen Mann im Senat schwerster Verbrechen zu bezichtigen? So dass selbst der ehemalige Praetor Vinicius Hungaricus von diesem eine umfassende und schnelle Aufklärung verlangt, wenn er zur Wahl zugelassen werden will? MITNICHTEN!"


    Wieder schüttelte er den Kopf und fügte eine wegwerfende Bewegung hinzu.


    "Hier steht ein unbescholtender Römer. Ein Decurio, Angehöriger des Ordo Senatorius. Duumvir der Stadt Mantua und einer der angesehenen Honoratoren. Du, Senator Octavius Detritus, bezichtigst ihn eines Verbrechens. Ich kann keines sehen. Du, Senator Detritus, nimmst Dir eine Menge raus. Bist Du Aristoteles?"


    Wieder schüttelte er den Kopf.


    "Ich stelle den Antrag an den Senat, diese Farce zu beenden und den Kandidaten zuzulassen. Sollten sich Indizien finden lassen, welche auf ein Verbrechen des Römers Annaeus Modestus hinweisen, werden die entsprechenden Gerichte die erforderlichen Schritte einleiten. Solange wir jedoch nicht mehr haben, als diese fadenscheinigen und konstruierten Verdachtsmomente, wie sie vorliegen, ist es die Luft nicht wert, welche wir verbrauchen, um darüber zu reden."

    Meridius verdrehte die Augen. Das Ganze artete in eine Farce aus. Was war denn groß geschehen? Der Magistrat hatte bestensfalls ein Warenlager aufgelöst und die Kosten mit eigenen Mitteln beglichen. Ein Vorgang welcher in der administrativen Verwaltung der Städte und Provinzen Gang und Gebe war. Wieviele Brote waren es gewesen? Um die 30? Bei Iupiter, dieser Detritus war nicht nur ein Speichellecker, sondern auch ein Korintenkacker. Für ersteres hatte er ein halbes Dutzend Briefe in seinem Officium. Letzteres erwies sich jetzt.


    Anscheinend hatte er den großen Auftritt nötig und anscheinend schreckte er dafür von nichts zurück.


    "Ich hoffe, ehrenwerter Senator Octavius, dass Deine Klage vor Gericht Bestand haben wird. Falls dies nicht der Fall sein wird, kannst Du Dich dieser Tat wirklich rühmen. Vielleicht stellt Dir der Senat ja eine Urkunde aus. Ich könnte es erntshaft in Erwägung ziehen, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Was ich deffinitiv tun werde, und das sei Dir versichert: Ich werde beim Kaiser wegen Deiner geschäftlichen Handhabe intervenieren. Rom hat größere Probleme, wenn 30 Brote Dein einziges Problem sind, CURATOR, dann findet sich sicher jemand geeignetes, welcher sich an die wirklichen Probleme heranmacht."


    Bei den Göttern. Die kaiserlichen Gerichte hatten besseres zu tun, als wegen 30 Broten ein Verfahren gegen einen Magistraten einzuleiten. Es war gerade lächerlich. Finanzaufsicht der Städte. Detritus war eine Zumutung.

    Zitat

    Original von Aulus Octavius Avitus
    Ich möchte die SL bitten, die ID Avitus in das Reich der toten zu befördern. Meri, Agrippa, Victor und Crassus ein leises adieu und alles Gute.


    :dagegen: abgelehnt.
    Ich kann meinen Klienten nicht gehen lassen.
    Du bleibst!

    Meridius nickte.


    "So ist es in der Tat. Ich bin nur zur Hochzeit meiner Schwester hier nach Rom gekommen. Und natürlich der Wahlen wegen. Als Senator kann man sich in dieser Zeit ja nicht gänzlich unsichtbar machen. Sobald es die Umstände jedoch wieder erlauben, werde ich auf mein Landgut zurückkehren. Iulia und ich haben uns dorthin zurückgezogen um etwas Abstand von der Hauptstadt zu gewinnen. Zudem erwarte ich Nachwuchs."


    Er rechnete eigentlich täglich damit, dass ein Bote vom Landgut eintraf und ihm die Geburt eines Sohnes oder einer Tochter mitteilte.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    "Möchtet ihr auch etwas trinken?" fragte er dann.


    Meridius nickte. Er konnte in der Tat etwas vertragen. Und Essen war auch nicht schlecht. Er sah sich nach einem Sklaven um, welchem er winken konnte, damit dieser ihnen etwas zu Essen bringen konnte.


    "Sag mal, Mattiacus, was macht eigentlich Deine Arbeit?
    Ist mehr los, seitdem der Kaiser im Osten ist, oder hält es sich in Grenzen?"


    Ein bisschen plaudern mit dem Cousin konnte nicht schaden, auch wenn er sich gerne mit Adria weiterhin alleine unterhalten hätte. Doch was solls, im Grunde war es auch egal. Das war eine Feier. Die Feier seiner Schwester. Er suchte sie und fand sie mit den Blicken. Sie stand gerade neben ihrem frisch angetrauten Gatten und amüsierte sich scheinbar köstlich.