Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Meridius blickte kurz nachdenklich drein.


    "Das stimmt wohl, guter Freund. Es scheint nicht viel los zu sein, zur Zeit. Nutzen wir also die Zeit und drillen die Jungs so gut es geht. Wenn dann wieder stürmischere Zeiten kommen, und bei den Göttern, sie werden kommen, dann wird die Legio I bereit stehen."

    Unterdessen besuchte Meridius an einem freien Tag seinen alten Kameraden Macer. Er trat durch das frisch erneuerte nördliche Lagertor, vorbei an den Wachen, welche vorschriftsmäßig kontrollierten und salutierten, hinab in Richtung Prätorium. Auf halbem Wege liefen sich die beiden beinahe wie von selbst in die Arme.


    "Praefectus!"


    sprach Meridius und strahlte mit seinem Kameraden um die Wette.


    "Gut, dass die Legion nun einen so fähigen Mann hat. Und schade auch, dass Deine weitere Karriere diesen Posten bald wieder verwaist sehen wird. Denn bei Deinem Erfolg und Deiner Akribie, wird es nicht lange dauern, bis Rom aufmerksam wird, und die Legion den wohl besten Präfekten seit langem verliert."


    Meridius lachte.


    "Wie heißt es so schön: Zu gut um nicht befördert zu werden und zu gut um ersetzt werden zu können..."

    Meridius war eine zeitlang dem Legionsleben ferne gewesen. Der große Caesar hatte ihn in der Academie behalten, und so widmete sich Meridius mit Eifer den neuen Aufgaben. Auch wenn er sich am liebsten weiterhin der Ausbildung seiner Centurie gewidmet hätte, die Beschäftigung mit Taktik und Strategie, Verwaltungs- und Rechtsfragen machte ihm mindestens ebenso viel Freude. Und auch wenn ihm neben den Studien kaum Zeit blieb, hin und wieder reichte es ihm sogar zu einem Besuch bei der alten Truppe, waren doch vor allem die Bindungen zu dem Unteroffizierskorps über die Monate gewachsen, Bindungen, die mindestens ebenso stark wie familiäre waren.

    Auch von mir die besten Glückwünsche. Freut mich immer, wenn das Offizierskorps um fähige Männer erweitert wird. Zu dumm nur, dass die Akademie (in Gestalt des großen CAESAR) mich unserem neuen Praefecten entzogen hat... :D


    Aber man sieht sich bestimmt wieder.

    Ave Quintus, Ave Livia,


    es geht mir in Rom ausgezeichnet. Der Kaiser hat seinen Großmut erwiesen und mich zum Centurio erhoben. Ich befehlige jetzt also eine komplette Centurie der legendären LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS und habe die Verantwortung über das Leben vieler Männer. Doch diese Aufgabe schreckt mich nicht, vielmehr sehe ich sie als Ansporn das Beste zu geben. Die gute Seite an dem neuen Posten ist auch, dass ich jetzt soviel verdienen werde, dass ich jeden Monat einen ordentlichen Betrag nach Hause schicken kann. Ich werde veranlassen das Geld auf ein Konto unserer Hausbank in Tarraco zu überweisen, so dass Du Dir keine Sorgen machen musst, liebe Livia. Du wirst schon bald das Geld zusammenhaben um Dir einen Haussklaven leisten zu können, denn in der Tat, einen Haushalt und die Geschäfte zu füren ist für zwei Personen zu viel, auch wenn Onkel Quintus trotz seiner höheren Reife immer wieder über sich hinauswächst. Ich grüsse Euch also von ganzen Herzen, mögen die Götter Euch bewahren und wer weiß, vielleicht werde ich diesen Sommer vielleicht mal vorbeischauen. Hin und wieder sendet der Kaiser, oder die Legion Offiziere mit Mission ins Hinterland, seien es Inspektionen oder nur Botengänge, und wenn einmal eine Aufgabe in Hispania zu erledigen sein wird, melde ich mich freiwillig. Du, Onkel Quintus pass auf Livia auf, und Livia, mach Dir nicht zuviel zu schaffen, es hat alles seine Zeit.


    Lang lebe der Imperator!


    Maximus Decimus Meridius

    Meridius wurde zu seiner eigenen Überraschung zum Centurio befördert. Das bedeutete als erstes UMZIEHEN, sollte er doch ab sofort nicht mehr mit seinen Kameraden im Acht-Mann-Zelt oder Acht-Mann-Zimmer schlafen, sondern sein eigenes Quartier erhalten. Also packte er seine wenigen Sachen zusammen, bezog das neue und frisch geweisselte Zimmer, besorgte sich beim Rüstmeister eine neue Rüstung - wobei er nicht vergass, seine alte blank gebohnert und ordentlich gerichtet wieder zurückzugeben.



    Neu ausgestattet trat er am folgenden Morgen auf den Kasernenplatz. War er gestern noch Optio, das Verbindungsglied zwischen Soldaten und Offizieren, Teil der Mannschaft selbst, befand er sich heute auf der anderen Seite. Wen er gestern noch 'Kamerad' nannte, betrachtete er heute mit dem Abstand eines Fremden...


    http://public.srce.hr/husar/Roman%20Centurio%2075%20AD.jpghttp://jagor.srce.hr/husar/Roman%20Legionarius%2075AD.jpg
    Meridius in voller Pracht, daneben ein Legionär der LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS.

    Meridius sieht sich Sache aus der Ferne an. Er ist zufrieden, erkennt er doch, dass sein ehemaliger Optio-Posten mit einem geeigneten Ersatz aufgefüllt wurde. Jedoch, im Inneren beschließt er, sich dennoch auch selbst weiter um die Ausbildung der Soldaten zu kümmern, muss er sich doch im Ernstfall des Gefechts ganz und gar auf seine Einheit verlassen können.


    Optio!


    ruft er daher hinüber und als jener erscheint fügt er hinzu...


    "Ich gebe Dir was die Centurie betrifft absolut freie Hand! Du weißt, was gefordert wird! Du weißt, welchen Anspruch Rom und der Imperator an die 1. Legion haben! Und Du weißt, dass ich gedenke, diesen Anspruch bei weitem zu erfüllen. Also mach Deine Sache gewissenhaft, melde mir, wenn es irgendwo Schwierigkeiten, oder Probleme gibt. Desweiteren bin ich jederzeit zu sprechen."


    Dann sieht Merdius zum Exerzierplatz hinüber.


    "Die Grundausbildung kannst ab heute Du übernehmen. Den Gefechtsdrill übernehme dann ich. Wenn jemand bei Dir unterfordert scheint, schick ihn zu mir, hält er bei mir nicht mit, schick ich ihn zu Dir zurück!"


    Er hält kurz inne und fügt dann hinzu.


    "Disziplin! Optio! Disziplin und Geschlossenheit und Umsicht! Das ist es, was ich von meiner Centurie verlange! Wenn einer aus der Reihe tanzt, hat er hier nichts zu suchen!"

    C. SUETON TRANQUILLUS – DE VITAE CAESARIS
    I – IULIUS CAESAR (II)


    „Seine militärische Laufbahn begann er im Stab des Praetors(1) Marcus Thermus; dieser hatte ihn nach Bithynien(2) geschickt, um von dort die Flotte zu holen; Caesar aber saß untätig bei Nikomedes(3), so dass das Gerede nicht ausblieb, er habe dem König seine Unschuld hingegeben. Dieses Gerücht erhielt dadurch neue Nahrung, dass er innerhalb weniger Tage noch einmal nach Bithynien zurückkehrte, angeblich um dort Geld einzufordern, das einem seiner Klienten aus der Schar der Freigelassenen geschuldet wurde.


    Das Urteil über den restlichen Kriegsdienst ist weitaus günstiger; bei der Erstürmung von Mytilene(4) ist er von Thermus sogar mit der Bürgerkrone(5) ausgezeichnet worden. Er diente auch unter Servilius Isauricus in Kilikien(6), aber nur kurz.


    Denn als er vom Tod Sullas(7) erfahren hatte, kehrte er eiligst nach Rom zurück, auch weil er auf neue Zwistigkeiten hoffte, die durch die Händel eines Marcus Lepidus zum Ausbruch kamen. Ein Bündnis mit Lepidus ging er aber nicht ein, obwohl man ihn wahrscheinlich durch weitreichende Zusagen dazu zu bewegen suchte. Denn er misstraute sowohl dessen Talent, als auch der eingetretenen Situation, die weit hinter seinen Erwartungen zurückblieb.


    Übrigens hat er, als der Aufruhr im Innern beigelegt war, Cornelius Dolabella, den ehemaligen Konsuln und Triumphator, vor Gericht auf Rückerstattung der in den Provinzen erpressten Gelder verklagt; nach dessen Freispruch fasste er den Entschluss sich nach Rhodos zurückzuziehen, um sich Gehässigkeiten zu entziehen und auch um ohne jede Ablenkung bei Apollon Molon, dem berühmtesten Redelehrer(9) jener Zeit, zu studieren.


    Es war bereits das Winterhalbjahr angebrochen, als er von dort nach Italien übersetzte; dabei ist er in der Nähe der Insel Pharmakussa von Seeräubern gekidnappt worden. Er blieb ungefähr vierzig Tage bei ihnen, allerdings nicht ohne schärfstens gegen die Behandlung zu protestieren. Denn seine Begleiter und die übrigen Diener hatte er gleich zu Anfang fortgeschickt, damit sie Gelder auftrieben, mit denen er sich loskaufen konnte. Er zahlte fünfzig Talente(10) Lösegeld, dann wurde er an der Küste abgesetzt.


    Er ließ keine Zeit verstreichen, auf der Stelle mit einer Flotte in See zu stechen und den Piraten, die ungestraft davon gekommen waren, nachzusetzen. Er wurde ihrer habhaft und ließ sie hinrichten, so wie er es ihnen oft angedroht hatte, als man seinen Spaß mit ihm trieb.


    Als Mithridates(11) die Gebiete, in seiner Nachbarschaft lagen, verwüstete, setzte er, damit es nicht den Anschein habe, er lege seine Hände in den Schoß, während Bundesgenossen in Gefahr seien, von Rhodos, wohin er gerade gesegelt war, nach Asien über, zog Hilfstruppen zusammen und vertrieb den Praefekten des Königs aus der Provinz; er brachte es auch fertig, dass Städte, die in ihrer Treue schwankten, und solche, die noch unentschlossen waren, Rom die Treue hielten."


    (1)Der Praetor war in der Republik zur Führung eines Ein-Legionen-Heeres berechtigt.
    (2)Landschaft im NW Kleinasiens, an der Propontis und dem Pontos Euxeinos gelegen, von Thrakern besiedelt. Unter Nikomedes II. (149-128 v. u. Z.) wurde Bithynien Vasallenstaat Roms.
    (3)Nikomedes IV. Philopator (?) – verteidigte mit römischer Hilfe die Herrschaft über Bithynien gegen seinen Halbbruder Sokrates, dem Mithridates VI. auf den Thron verholfen hatte. Als er 88 v. u. Z. im Gegenzug auf Veranlassung eines römischen Gesandten in Pomtos einfiel, wurde er geschlagen, Mithridates besetzte Biythienien. Nikomedes floh nach Italien, Sulla führte ihn (84) wieder zurück. 74 vererbte es Nikomedes IV. Bithynien an Rom.
    (4)Mytilene: Hauptstadt der Insel Lesbos.
    (5)militärische Auszeichnung
    (6)Kilikien: Küstenlandschaft im SO Kleinasiens, berüchtigt als Schlupfwinkel von Seeräubern, deren Bekämpfung 101 v. u. Z. zur Errichtung der röm. Provinz Cilicia führte.
    (7)Lucius Cornelius Sulla (138-78 v. u. Z.)
    ( 8 )Marcus Aemilius Lepidus, Politiker, Anhänger Sullas; gelangte als Proprätor in Sizilien durch Proskriptionen und Erpressungen zu großem Reichtum; 78 v. u. Z. Konsul. Nachdem er Rom militärisch bedroht hatte, wurde er von Pompeius und Catulus besiegt und starb 77 auf Sizilien.
    (9)Die offene Rede zu beherrschen galt in der römischen Republik als die größte Kunst, für die politische Karriere war es beinahe unumgänglich auch ein guter Redner zu sein.
    (10)Leider Angabe in griechischer Währung. 1 Talent = 60 Minen = 6000 Drachmen. Wer 6000 Drachmen aufbringen konnte, galt als wohlhabend. Ein qualifizierter Sklave kostete um die 300 Drachmen. Caesar zahlte also den Gegenwert von 1000 Sklaven.
    (11)Mithridates VI. Eupator (132 - 63 v. u. Z.), König von Pontos, Alleinherrscher seit 111, väterlicherseits achaimenidischer Abstammung, hellenistisch gebildet. Bei der gewaltsamen Erweiterung seines Reichs stieß er in Kleinasien mit römischen Interessen zusammen (eroberte Bithynien, Kappadokien, Paphlagonien, verband sich mit Tigranes von Armenien). Es kam zu den 3 mithridatischen Kriegen (89-84; 83-82; 74-64). Im 1. Krieg überrannte Mithridates die römische Provinz Asia und plünderte Athen; 86 schlug Sulla Mithridates bei Chaironeia; im 2. Krieg sicherte sich Mithridates seine Stammländer gegenüber Rom; im 3. Krieg wurde er schließlich von den Römern besiegt, floh zu seinem Sohn Pharnakes und ließ sich, als dieser sich gegen ihn erhob, von einem Sklaven töten.

    Es war ein großartiger Tag gewesen. Meridius wurde zum Centurio befördert, Hungaricus zum Optio. Zusammen betraten sie die Taverne, bestellten beim Wirt eine Runde des besten Weines für die anwesenden Legionäre.


    "Nun denn, Hungaricus! Dann stossen wir auf unser Wohl an! Auf eine gute Zusammenarbeit und auf die beste Legion der Welt, die Legion I! Lang lebe Rom! Lang lebe der Imperator!"


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    SPÄTER EDIT


    Nach einer langen Hetzjagd traf die Gesellschaft in der Taverne ein und versteckte sich in einem Hinterzimmer. Gut, es war nicht sehr romantisch, aber bequem und warm. Sie hatten unzählige falsche Fährten gelegt, extra andere Wagen angeheuert, waren im Kries gefahren, nur um ganz sicher zu gehen. Und hier im Kreis der Soldaten fühlten sie sich sicher.


    "Wirt, bring uns Wein."


    Meridius bestellte für alle. Dann wandte er sich an Adria und unterhielt sich mit der jungen Braut. Es war eine lustige Runde. Alle lachten sehr. Und hin und wieder blickte ein Auge auf die Türe, fragend ob Hungaricus eintreten würde.

    Macer hat mich vollkommen richtig verstanden.


    Als Offizier kann man Befehle brüllen soviel man will, es stört kaum, weil jeder Legionär weiß, dass er mit der bestandenen Aufnahmeprüfung in der Academie bereits ranghöher als Optio ist. Wozu also bemühen, wenn ein Probatus beinahe automatisch Legionär werden kann, wozu bemühen, wenn man durch ein paar Fragen beantworten bereits Centurio wird?



    Ich denke daher, dass es sinnvoller ist, die Akademie erst für höhere Offizierslaufbahnen zu bemühen, um die jeweiligen Offiziere auf ihre Posten vorzubereiten. So nach dem Motto: Wenn einer Legat werden soll, geht er vorher in die Akademie und bildet sich diesbezüglich weiter. Ebenso: wird einer auf einen Posten in Germanien oder Syrien versetzt, bekommt er diesbezüglich Schulungskurse.


    Doch damit ein Ende, ich habe bereits alles zu diesem Thema gesagt, und Macer hat diese meine Meinung deutlich unterstützt! Ich teile seine Standpunkte und Vorschläge zu 100%!


    Was meine Beförderung zum Centurio betrifft, danke ich dem Imperator und auch Geminus für das Vertrauen, das in mich gesetzt wird. Ich werde es nicht enttäuschen!

    Merdius hatte lange überlegt. Es wurde eine Beförderung an ihn herangetragen, er sollte eine Entscheidung treffen. Er überlegte gründlich und lange, setzte sich dann hin und setzte einen Brief auf.


    "Im Interesse der Legion kann ich nicht anders"


    sprach er zu sich selbst und fühlte sich besser als jemals zuvor.

    Am anderen Tage indess erreichte den Tribun ein Schreiben des Optio Meridius - adressiert an den Proconsul von Italia - baldigst weiterzuleiten...


    Ave Proconsul,


    wie aus einem Stabsgespräch zu entnehmen war, gedenkt der Imperator in seiner göttlichen Gnade, bewährte Soldaten seiner Legion I in höhere Positionen zu befördern. Dies ist Rechtens und zeugt von wahrer Weisheit und Größe.


    Jedoch muss ich anmerken – und gerade als Optio gehört die Aufrechterhaltung der Disziplin innerhalb der Truppe zu meinen wichtigsten Aufgaben – dass das Überspringen von Posten nicht geeignet erscheint eine feste und verlässliche hierarchische Struktur innerhalb der Legionen aufzubauen.


    Bereits unter dem weisen Augustus stiegen die gemeinen Soldaten und mittleren Offiziere ebenso in hierarchisch vorgegebenen Bahnen auf, wie die Beamten des römischen Staates. Aus den gemeinen Legionären wurden Spezialisten ausgewählt, welche besondere Aufgaben erhielten, aus jenen rekrutierten sich die Optios, aus jenen die Centurione, hierarchisch gegliedert von dem letzten Manipel der letzten Kohorte bis zum obersten Centurio der 1. Kohorte und der gesamten Legion. Bewährte Centurione indes konnten Laufbahnen als Befehlshaber in Hilfstruppen und Reitereinheiten anstreben, oder in Verbindung mit einer senatorischen Laufbahn gar innerhalb der Legion auf höhere Posten steigen. Die Militärtribunen und Legaten rekrutierten sich vor allem aus jenen senatorischen Reihen.


    Es war der weise Entschloss des großen Augustus diese Struktur zu errichten und vor allem zu festigen, auf dass die Disziplin innerhalb der Legionen und des Offizierskorps erhalten und gewahrt bleibe, vor allem aber auch, um zu verhindern, dass Proteges potentieller Usurpatoren in Positionen gelangten, die dem Imperator unlieb sein könnten. Wenn es im Willen des Imperators lag, seinerseits Günstlinge zu fördern, so geschah dies nie außerhalb der vorgeschriebenen Bahnen. Aus diesem Grunde erbitte ich, die vorgesehenen Beförderungen zu überprüfen.


    Was meine Person betrifft, ziehe ich es vor, den gängigen Weg innerhalb der Legionen fortzusetzen. So der Imperator größere Ziele für meine Person beabsichtigt hat, wird er, in weiser Weitsicht, meine Person zu gegebener Zeit zum Centurio und anschließend zu einem Präfekten der Hilfstruppen, oder der Reiterei befördern. Liegt es dann in seinem Sinne, mit meiner Person, weitere Interessen zu verfolgen, steht es ihm offen, mich in den Ritterstand zu erheben und somit weitere Aufstiegsmöglichkeiten zu schaffen.


    Die Geschichte des Velleius Paterculus, welcher unter Augustus diente, soll uns als Beispiel genügen. Der erhabene Augustus erhob ihn aus dem mittleren Offizierskorps – parallel zur senatorischen Laufbahn – von einem Posten zum nächsten, immer darauf bedacht, mit jedem weiteren Amte den Zögling zu kontrollieren und zu prüfen, sowie damit anderen Offizieren im Reiche ein Beispiel und keinen Anstoß zu geben.


    Wohin jedoch das überschnelle Befördern mit Überspringen von Posten hinführen wird, vermag ich nicht genau zu sagen – jedoch wird es die Moral in den Legionen auf lange Sicht untergraben.


    In diesem Sinne, meiner Pflicht als Optio nachkommend, bitte ich daher im Interesse des Zusammenhalt innerhalb der Legion I darum, mich zunächst nicht über den mir in Reichweite liegenden Posten eines Centurio zu befördern. Des weiteren ziehe ich meine Kandidatur in der Akademie aus selbigen Gründen zurück, da es mir ebenfalls ratsamer erscheint, dort nur Anwärter für die höheren Offizierslaufbahnen zuzulassen. Wenn es gemeinen Legionären und Unteroffizieren erlaubt sein soll, ohne Bewährung innerhalb der Truppe auf diesem Wege beschleunigt Karriere machen zu können – denn wozu sollte sich ein Legionär noch bewähren müssen, wenn er eh auf die nächste Anmeldeprüfung der Akademie warten wird (man brüllt sich auf dem Exerzierplatz die Lunge aus dem Leib, doch kümmern tut es keinen, schließlich wartet ja die Akademie) - kann dies nicht im Interesse des Imperators liegen, vielmehr im Interesse jener Kräfte, welche versucht sein könnten, die Machtstütze des Prinzipats zu unterhöhlen. Aus diesem Grunde ziehe ich auch meine Bewerbung in der Akademie zurück und unterstelle mich ganz alleine der Gunst und dem Willen des Imperators.


    Es mag sein, dass ich mir damit Anfeindungen von Karriereorientierten Soldaten zuziehen werde, jedoch die Disziplin innerhalb der Legion, welche eine feste Hierarchie und vor allem eine feste Laufbahn erfordert, zwingen mich zu diesem Entschlusse. Disziplin und Kampfbereitschaft, vor allem jedoch Loyalität gegenüber dem Imperator können nur auf diesem Wege bewerkstelligt und erhalten werden.


    Möge dies auch der göttliche Imperator erkennen und dem Decretum III des Senats Einhalt gebieten.


    In Ehrerbietung und Pflichtbewusstsein
    Möge der Imperator lange leben


    Optio der 2. Centurie der 1. Kohorte der 1. Legion
    Maximus Decimus Meridius

    Meridius, welcher die ganze Zeit die Szene von einer überhöhten Position aus beobachten konnte, schmunzelte vor sich hin, hatte er doch ähnliche Begegnungen schon dutzende male mitverfolgt. Es war stets das gleiche. Ein Legionär fand Gefallen an einer Frau, und dann käme das böse Erwachen...


    "Wird Zeit, dass Hungaricus Offizier wird" sprach er zu sich selbst. "Als Legionär darf er nicht heiraten, und das Leben einer inoffiziellen Lebensgefährtin eines Soldaten ist nicht gerade abgesichert. "


    Er schüttelte mit dem Kopf und ging weiter.