Meridius musterte sein Gegenüber nachdenklich. Dieser Germanicus war zugegebenermaßen schwieriger als gedacht und im Nu kamen ihm wieder tausend Argumente dafür, warum der Kerl für seine Schwester nicht geeignet war. Leider, und daran war wohl Venus schuld, oder wer auch immer, war Lucilla für rationale Argumente nicht mehr ansprechbar, etwas anderes als Leidenschaft oder Verblendung konnte sie zu diesem Kerl kaum ziehen, doch was sollte an diesem unterkühlten Auftreten leidenschaftlich sein?
Bei den Göttern, es gab weder eine politische, noch eine wirtschaftliche Veranlassung um mit dieser Familie eine Verbindung einzugehen, im Gegenteil, politisch stand sie im falschen Lager, Avarus hatte mehr als nur einmal Probleme gemacht und Lucilla könnte JEDEN Mann bekommen. Warum um alles in der Welt wollte sie DIESEN? Liebe? Meridius konnte innerlich nur lachen. Liebe war kein Argument zum heiraten.
Solcherlei Gedanken gingen dem Legaten durch den Kopf und in der Tat, aus der Rückschau auf historische Zeiten würde man erst im neunzehnten Jahrhundert die romantische Liebe als eine Basis und Grundlage für eine Heirat sehen. Die Liebe von Lucilla zu diesem Germanenrömer musste aus der Perspektive des Senators geradezu als absurd erscheinen, bar jeglicher Grundlage.
"Wir sind keine Griechen, falls Du Dich an solche schon gewöhnt hast, Senator. Doch wir wissen wann einem jemand die Hand zu reichen versucht und wir schlagen diesen dann nicht aus. Wenn schon nicht aus Sympathie, dann doch zumindest aus Einsicht."
Er hielt einen Moment inne.
"Vergessen wir das Ganze und kommen zum Geschäftlichen. Du kannst Dir zusammen mit dem Magister Officiorum die Curia ansehen."
Er hatte sich entschlossen, dies nun doch nicht selbst zu tun.
"Ich denke die Abwicklung des Geschäftes kann dieser ebenso gut übernehmen. Die Bausubstanz muss renoviert werden."