Fragen bestanden offensichtlich nicht, also fuhr Meridius einfach weiter.
"Nach unseren bisherigen Überlegungen zur Operationsführung im Allgemeinen sowie zur Logistik und anderen Voraussetzungen wollen wir uns nun die Gefechtsführung genauer ansehen.
Seit der Grundausbildung wissen sicher alle von uns, dass in der Schlacht die Kohortentaktik bzw. die Manipulartaktik der schweren Infanterie das Kernstück des Kampfes auf dem Schlachtfeld bildet. Wir wollen uns daher zunächst mit den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Legionstruppen und der Hilftruppen auf dem Schlachtfeld befassen.
Die einzelnen Kohorten der Legionen besitzen ein hohes Maß an organistorischer Geschlossenheit und taktischer Selbständigkeit und stellen daher Bausteine dar, aus denen ein fähiger Feldherr seine Schlachtordnung zusammen setzt.
Je nach Art des Gegner kann der Feldherr daraus eine offene oder geschlossene Schlachtreihe formen und seine Truppen für einen Marsch gruppieren.
Ausgangssituation für die Schlacht ist die Aufstellung in drei Linien, wobei die erste und zweite Linie jeweils Abstände in der Größe einer Kohorte zwischen ihren Einheiten lassen. Durch das Vorrücken der zweiten Linie in die Lücken der ersten kann dann eine geschlossene Schlachtformation erreicht werden, wenn der Gegner sich dem Nahkampf stellt. Die Einheiten der dritten Linie dienen als taktische Reserve, um auftretende Schwachstellen zu stärken oder Flügelangriffe abzuwehren bzw. selbst durchzuführen.
Stellt sich der Gegner dagegen nicht der offenen Schlacht mit einer eigenen Schlachtreihe, sondern kämpft in losen Gruppen, die ständig in Bewegung bleiben, können die einzelnen Kohorten autonome, sich selbst in alle Richtung schützende Blöcke bilden, die das gesamte Schlachtfeld überdecken und zwischen denen die leichten beweglichen Einheiten der Hilfstruppen agieren und den Gegner jagen können. Eine Operation, bei der mit einem Auftreten solcher Gegner zu rechnen ist, kann also nur im Zusammenwirken von Legionen und Hilfstruppen geplant werden.
In der Aufstellung zur Schlacht schwärmt die leichte Infanterie der Hilfstruppen, also vornehmlich Bogenschützen, Schleuderer und Speerwerfer vor den Kerntruppen der Legionen aus, um sie während der Aufstellung vor Störungen zu schützen und den Gegner durch Fernbeschuss in Unordnung zu bringen. Verfügt der Gegner über keine vergleichbaren Einheiten, muss er den Beschuß entweder über sich ergehen lassen, oder ihn durch den Einsatz seiner Infanterie abwehren. Leichte Truppen ziehen sich dann soweit wie nötig zurück, bis der Gegner die erfolglose Verfolgung aufgibt oder bis es zu einem Zusammenstoß mit unserer schweren Infanterie kommt, die dann für den Gegner in der Regel ungeplant verläuft. Bricht der Gegner dagegen die Verfolgung der leichten Infanterie ab und zieht sich auf seine vorherige Stellung zurück, formiert sich die leichte Infanterie erneut und setzt den Beschuß fort. Vor dem Aufeinandertreffen der Fronten ziehen sie sich durch die Lücken der Linien oder über die Flügel zurück.
Lediglich der Einsatz von Reiterei kann der leichten Soldaten sehr gefährlich werden. Der Feldherr muss daher sicherstellen, dass sich die leichten Truppen rasch hinter den Schutz der schweren Infanterie zurück ziehen kann, gegen deren geschlossene Formation Reiterangriffe relativ erfolglos sind, oder die leichte Infanterie durch eigene Kavallerie schützen.
Normalerweise wird die Kavallerie auf den Flügel aufgestellt, von wo sie den Gegner in die Zange nehmen kann, sofern sie nicht zunächst durch feindliche Reiter aufgehalten wird.
Auch wenn wir die schwere Infanterie der Legionen als den Kern der Truppe auf dem Schlachtfeld ansehen müssen, der den Gegner zu überrollen vermag, solltet ihr euch darauf einstellen, dass sich einen Schlacht häufig durch ein entscheidendes taktisches Manöver der Kavallerie gewinnen lässt.
Gegen eine geschlossene Formation kann die Reiterei wie bereits erwähnt nichts bewirken, aber in offenen Formationen richtet sie großen Schaden an, was gerade gegen undiszipliniert kämpfende Feinde, die auf geschlossene Formationen verzichten, sehr wirkungsvoll ist.
Zudem ist die Reiterei als schnelle Einheit besonders gut in der Lage, flüchtende Gegner über längere Strecken effektiv zu verfolgen. Gerade in diesen Situationen richtet sie besonders viel Schaden unter den Gegnern an, wie auch der letzte Feldzug in Hispania in der Schlacht von Septimanca gezeigt hat. Ein Feldherr sollte daher niemals versäumen, Reitereinheiten in ausreichendem Maße mit in die Schlacht zu führen.
Ein guter Feldherr sollten immer dafür sorgen, dass eine Schlacht an einem Platz stattfindet, den er ausgewählt hat. Vermeidet es, euch vom Gegner ein von ihm gewähltes Gelände für eine offene Schlacht aufzwingen zu lassen. Je weiter und übersichtlicher das Gelände ist, umso besser ist es grundsätzlich geeigent. Nahe Waldränder bergen immer die Gefahr, dass sich feindliche Truppen in ihrem Schutz anschleichen können oder ein fliehender Feind sich in ihnen schneller einer Verfolgung entziehen kann.
Des weiteren ist es von Vorteil, die Aufstellung der Truppen so zu wählen, dass sie leicht bergab kämpfen können. Aber wirklich nur leicht, gerade so stark, dass es dem Gegner Mühe macht, seinerseits bergauf kämpfen zu müssen und dass es den eigenen Schützen möglich ist, auch von hinten noch über die Köpfe der eigenen Reihen hinweg in die Schlacht einzugreifen.
Ebenso sollte der Zeitpunkt eines Gefechtes vom Feldherren berücksichtigt werden. Wenn es zu einer Schlacht kommen könnte und ein geeignetes Schlachtfeld erreichbar ist, dann lasst eure Truppen in der Nähe lagern, so dass sie am nächsten Tag einen kurzen Anmarsch haben. Ein Eilmarsch, um ein Ziel schneller zu erreichen und dann noch eine Nachtruhe vor dem Zusammentreffen mit dem Gegner zu haben ist besser, als ihm am Nachmittag nach einem normalen Marschtag gegenüber zu treten."