Vergnüglich beugte sich Pumilus runter, strich der Katze über den Rücken. Doch Medeia war weniger begeistert von dem Auftauchen der Katze. Ihre Augen weiten sich ein ganz klein wenig und sie sah unbehaglich zu dem Tier hinab. Als sich das Floh besetzte Pelzteil, wie Medeia es schon in Gedanken nannte, sich ihr auch noch näherte, stieg ihr Bedürfnis einen Opferdolch zu zücken und dem Leben dieses Wesen ein schnelles Ende zu bereiten. Nur hatte sie dummerweise nicht daran gedacht, schließlich wollte sie zu keiner Opferung, sondern zu einem Essen mit Plautius. „Weg. Husch, hau ab, Du widerliches Biest.“ Ärgerlich trat Medeia zur Seite, doch das Tier erdreistete sich sogar, sich an sie ranzumachen. „Na, warte…das wirst Du noch büssen.“ Gerade wollte Medeia kräftig mit dem Fuß nach dem Pelzteil treten als schon die Tür aufging und die Katze wegrannte, ihrem Tritt entkam, ehe er ausgeteilt werden konnte.
Als das Licht hinter der Tür ihr entgegen strahlte, atmete Medeia schnell tief ein, um den Schock wegen der Katze zu überwinden und schlug die elfenbeinfarbene Palla zurück, die am Rande mit zierlichen goldenen Blütenmustern bestickt war. Einige rote Locken umschmeichelten ihr alabasterfarbenes Gesicht, was vielleicht abermals, wie oft, ein wenig zu blass war. Ein freudiges Strahlen breitete sich in ihrem Gesicht aus als sie Plautius erblickte. Das Katzenvieh war in dem Moment für Medeia vergessen, jedoch nur fast, denn dass Plautius die Katze kannte, ließ sie Böses erahnen. „Salve, Camillus!“ Auf seine Einladung trat Medeia ein, strich dabei mit ihrer schmalen Hand über Plautius Brust und lächelte ihn verschmitzt an. „Ich hoffe doch zumindest, dass Du nicht wie die Spartaner auf dem harten Boden schläfst, denn dann wirst Du wohl doch mit meiner Anwesenheit hier nachts verzichten müssen.“
Ihr kleiner Leibsklave folgte Medeia einige Schritte, sah sich nicht minder neugierig wie seine Herrin in der Casa von Plautius um. Vom Tablinum bis zum Triclinium betrachtete sich Medeia eingehend das Inventar, lächelte unverwandt und beherrschte sich nur mühsam bei der Bibliothek. Die ganze Zeit war ihr Miene von gespannter und neugieriger Freude geprägt, was dann jedoch umschlug in einen entgeisterten Ausdruck als sie die marmorne Büste von sich erblickte. Doch auch das war nur kurz von Dauer und sie versuchte sich ein geschmeicheltes Lächeln abzuringen. „Sehr…gut…gearbeitet.“, brachte sie nach einem Moment hervor, in dem sie die Büste anstarrte. „Aber noch bin ich nicht tot. Wie wäre es, wenn Du sie noch erst mal in Deinen Schuppen stellst?“ Schnell wandte sich Medeia von der Marmorstatue ab, sie wusste, dass auch nach längerem Anstarren ihr die Büste nicht schöner erscheinen würde. So widmete sie sich lieber dem Nachtisch. „Ah, wie bist Du an die Kirschen gekommen? Ich bin beeindruckt.“ Geschmeidig ließ Medeia die Palla von ihren Schultern gleiten und legte sie, scheinbar achtlos, über die Büste, verdeckte sie damit und schlang die Arme um Plautius, schmiegte sich eng an ihn und küsste ihn leidenschaftlich.