Die roter Abendsonne erleuchtete Medeias eine Gesichtshälfte und liess ihre roten Locken noch intensiver leuchten. Stumm betrachtete sie sich den Mann vor ihren Augen. Dabei wanderte ihr Blick hoch und runter. Interesse glomm in ihren Augen auf und ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. Kurz sah sie zu einem schattigen Teil des Platzes rüber und hob fragend die Augenbrauen. Dann nickte sie und wandte sich wieder dem Sklaven zu. Sie nickte ihm unmerklich zu ehe sie den Händler heran winkte.
Eifrig und erfreut, doch noch einen Kunden zu haben, kam er auf Medeia zu. "Ja, meine Dame?" fragte er sie. "Wie ich sehe, hast Du Gefallen an Brennus, dem Barbaren und Schlächter der Germanen gefunden. Ja, Du hörst richtig. Brennus kommt dem berühmten Fürsten der Barbarenstämme gleich. Klug ist er..." Hastig fügte er an. "Aber nicht zu klug, ganz wie es für einen guten Sklaven sich gehört!" Dabei rieb er sich leicht die Hände. "Und die Kraft von vier Männern hat Brennus. Ja, er kann es mit vier Germanen gleichzeitig aufnehmen. So kämpfte er schon im letzten Krieg für den berühmten..." Er beugte sich zu Medeia verschwörerisch vor und grinste dabei frech. "....den berühmten Legaten der IX. Legion, Decimus Meridius, dem Triumphator. Es heißt sogar, dass er sein Leibwächter war und ihn vor jedem Angriff geschützt hat. Und danch diente er dem neuen Legaten, Decimus Livianus." Er nickte dabei falsch lächelnd. Medeia schmunzelte bei seinem Worten und es war ihr anzusehen, dass sie ihm kein Wort davon glaubte.
Medeias Blick ging noch mal zu Ceadh und dann zu dem Sklavenhändler. "So? Wenn er so famos ist, warum hat ihn dann der Legat Decimus Livianus her gegeben?" Der Händler musterte sie einen Moment erstaunt, dann rieb er sich die Hände. "Oh, das ist eine ganz romantische und herzzerreisende Geschichte, Verehrteste. Liebe, Haß und Tragik spielen dort eine Rolle. Denn Du musst wissen, dass jener Sklave von einer der Frauen der Decima geliebt wurde. Sie war so unsterblich in ihn verliebt, dass sie ihn sogar heiraten wollte." Er beugte sich erneut an Medeia heran. "Du musst wissen...ich weiß, dass es in Deinen Ohren sich vielleicht etwas anrüchig anhört...er soll ganz umwerfend in den übrigen körperlichen Dingen sein. Nun gut, aber lassen wir das mal so stehen." Er rückte etwas von Medeia ab und beobachtete ob die Worte bei ihr gewirkt hatten. Viele Jahre der Erfahrung lehrten ihn, dass man eine Römerin so besonders gut von dem Wert eines Sklaven überzeugen konnte.
Medeia sah für einen Moment zum Boden und hob ihre Hand vor dem Mund. Aber nur um eine amüsiertes Lachen zu verbergen. Der Händler blinzelte und versuchte auszuloten, ob er seine möglichen Kundin zum Erröten gebracht hatte. Medeia sah zu dem Sklaven und meinte dabei zu dem Händler. "Was soll er denn kosten?" Der Händler rieb sich schon siegesgewiss die Hände. "Der Legat hat sich trotz dieser Geschichte nur schweren Herzens von dem Mann trennen können. Und ich soll ich nicht unter 1500 Sesterzen verkaufen. Denn der Mann ist gut das Dreifache von dem Preis wert, wenn nicht sogar mehr!"
Medeia schwieg für einige Herzschläge. Sie sah dabei Ceadh in die Augen und schien ihn zu ergründen zu wollen. Dabei rührte sie sich nicht vom Fleck und stand wie eine Statue. Der Händler sah sie etwas unruhig an und seuftzte erleichtert als Medeia meinte: "Ich denke, der Legat würde sich freuen, wenn jener Mann nun auf mich aufpassen würde." Sie wandte ihren Blick zu dem Händler und sah ihn schon fast boshaft lächelnd an. "Der Legat ist nämlich der Patron meiner Familie. Wahrscheinlich hätte er mir diesen Sklaven sowieso überlassen, wenn ich ihn darum gebeten hätte!"
Der Händler wurde blass und starrte sie stumm an. Schließlich lachte er nervös. "Du beliebst zu scherzen, nicht wahr? Hihi...guter Scherz, sagen wir 900 Sesterzen?" Medeia musterte den Händler. "Vor kurzem traf ich den Triumphator Decimus Meridius auf dem kaiserlichen Bankett. Vielleicht soll ich ihn auch von Dir grüßen." Medeia grinste nun breit. "150 Sesterzen!" fügte sie kühl an. Der Sklavenhändler, nun ein Deut kleiner geworden, sah sie noch weißer an. "Kaiserliches Bankett?" Medeia nickte. "Ja, ich diene dem Kaiser und begleite ihn auf der Reise!" Der Mann bekam einen heftigen Hustenanfall. "Ja, das wäre zu freundlich!" konterte er schwach und holte ein Taschentuch hervor. "Unter 300 Sesterzen ist nichts zu machen, verehrte Dame!" Dabei wischte er sich die schweißgenässte Stirn ab. Medeia sah ihn lange an. "Ich habe aber nicht mehr als 180 Sesterzen bei mir!" gab sie als Antwort. "Dann wirst Du mich wohl zur Residenz des Kaisers begleiten müssen, um das restliche Geld zu bekommen. Und wer weiß, wahrscheinlich begegnen wir dem Legaten Decimus Livianus dort."
Der Sklavenhändler sah sie geschlagen an. Vielleicht lag es auch an den Legionären, die in der Ferne vorbei liefen. Er nickte blass. "Oh, Du ruinierst mich noch...meine arme Familie. Also gut! Er gehört Dir!" Medeia nickte langsam und reichte nach einigem Abzählen dem Händler einen Geldbeutel. Medeia sah zu Ceadh. "Wenn ich Dir die Fesseln abnehmen lassse, wirst Du mir versprechen, nicht zu fliehen?" fragte sie ihren neuerworbenen Sklaven.