Auch von mir alles Gute zum Geburtstag
Und freu Dich, endlich beginnt das Leben, wenn man kein junger Geck mehr ist
Auch von mir alles Gute zum Geburtstag
Und freu Dich, endlich beginnt das Leben, wenn man kein junger Geck mehr ist
Das dichte Gedrängel auf der Strasse machte Medeia zunehmend nervöser. Sie hatte einen solchen Menschenauflauf noch nie sonderlich angenehm empfunden und liebte lieber große, leere Häuser, einsame Gärten oder die Ruhe eines Waldes (wenn letzterer frei von Insekten, Tieren und Pflanzen wäre). Ihre dunklen Wimpern (die ägyptische Schminkkunst war wirklich so sensationell wie man immer hörte) senkten sich ein wenig und sie betrachtete ihr gegenüber mit einem verschmitzten Glitzern in den Augen. Die falsche Bescheidenheit von Timokrates amüsierte Medeia durchaus. So wölbten sich auch ihre Lippen ein wenig nach oben. „Den Meister der Übertreibung sehe ich mehr vor mir, Timokrates.“ Schmeicheleien ließen Medeia natürlich nicht kalt (immerhin war sie eine Frau), aber bei einem Hellenen berührte sie es nicht sonderlich. Gerade bei einem solchen Mann nicht, hatte sie das in Athen doch teilweise in ähnlicher Ausführung dutzende Male an einem Tag vernommen und die wenigsten Männer meinten es ernst. Von den Lippen Gabriels, dem ehrlichsten Menschen, dem Medeia jemals begegnet war, hätten die gleichen Worte wohl eine andere Bedeutung. Aber es ging schließlich nicht um Ehrlichkeit, sondern darum ein gewisses Geplänkel und die Form zu wahren. An etwas anderes glaubte Medeia nicht. So zückte sie ihr geziertes Lächeln, was sie jedes Mal bei derartigen Komplimenten offerierte. „Du schmeichelst mir zu sehr, Timokrates. Aber Du warst schon von je her ein ganz hervorragender Charmeur.“ Ihre Lippen kräuselten sich leicht und sie begegnete den Blick recht ungerührt und ohne Anzeichen eines Techtelmechtel-Beginns. „Das ist Deine Stadt, Timokrates. Was meinst Du, was darf ich auf keinen Fall in dieser Perle Ägyptens verpassen?“
ZitatOriginal von Marcus Vinicius Hungaricus
(wie auch Ärzte) keine Honorare in Rechnung stellen, sie bekamen stattdessen Zuwendungen etwa an den Saturnalien.
Da ist mein Professor für medizinische Geschichte etwas anderer Meinung. Die Frage hatte ich ihm auch gestellt. Aber nur auf Ärzte bezogen natürlich
Feine Sandkörner waren bis in das Haus vorgedrungen. Rissige Fresken starrten Medeia entgegen als sie leichten Schrittes in den Andronitis hineintrat. Schlanke korinthische Säulen umrahmten das Rhodiacum, steinerne Efeuranken bildeten das Kapitel, doch einer der Säulen wies ebenfalls einen großen Riss auf. Eine riesige Gestalt aus tausenden kleinen bunten Steinchen sah von der Wand und einem Teil der Decke auf Medeia hinab, die Darstellung von Uranos, der sich am Boden mit Gaia aus Stein vereinte. Doch auch hier fehlten viele der Steine, die Farbe hatte an Glanz verloren und an manchen Stellen wuchsen trockene Flechten hinauf. Interessiert betrachtete Medeia die Bilder und wandte sich dann dem Ägypter an ihrer Seite zu. „Wie lange steht das Haus schon leer?“ Der Ägypter, der sich ein kleines Döschen aus einer Tasche hervor kramte, spähte auf. „Ähm, lasst mich nachdenken...ich glaub, es sind jetzt zehn Jahre, in einigen Wochen sind es genau zehn Jahre, ja!“ Medeia registrierte seine Antwort mit einem leichten Neigen ihres Kopfes. „Ein schönes Anwesen! Warum wurde es bis jetzt noch nicht verkauft.“ Langsam ging Medeia weiter und sah in die leeren verlassenen Räume um den großen Innenhof, betrachtet das Mesaulos, ein Andron, spähte zum Gegenüberliegenden Triklinium Cyzigenum und Pinacotheca. Das verlegene Hüsteln von dem Mann bemerkte Medeia dennoch. „Also, den Meisten lag es zu weit außerhalb.“ Ein Blick in das besorgte Gesicht des Ägypters genügte für Medeia um zu ahnen, dass er log.
Doch es war Medeia egal. Sie ging weiter durch das Haus und trat durch ein großes und lichtes Thalamos. Große Flügeltüren standen offen und Medeia trat hinaus auf eine großzügige Terrasse. Zu den Füßen der Terrasse breitete sich das weite blaue Meer aus. Auf der steinernen Mauer, neben der eine Treppe die Klippen hinab führte, saß ein roter Ibis. Seinen Kopf hatte er eingezogen, den langen und gebogenen Schnabel unter einen Flügel gesteckt und schien friedlich dort zu schlafen. Der Ägypter trat mit hinaus und spähte verblüfft auf den Ibis. „Oh, ein gutes Omen, ein Ibis!“, flüsterte er, scheinbar wollte er das Tier nicht stören. Medeia, die näher heran treten wollte, wurde von seiner Hand fest gehalten. „Nicht, es ist ein heiliges Tier.“ Medeia sah kühl auf die Hand des Ägypters hinab, der ihren Arm umgriffen hielt. Schnell ließ dieser seine Hand sinken. Doch Medeia blieb stehen und sah auf den prachtvollen Ausblick. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen.
Bunt leuchtende Farben edler Stoffe, große Körbe voll mit goldenem Korn, Datteln, zahlreichen bunten Früchten leuchteten Medeia entgegen als sie sich durch das Gedrängel am Markt wagte. Der Geruch von Zimt, Safran und scharfen Gewürzen stieg ihr berauschend in die Nase. Vor ihr drängte der angeheuerte Söldner Medeia einen Weg durch die schier undurchdringliche Menschenmenge. Wortfetzen der unterschiedlichsten Sprachen mischten sich. Medeia vernahm die laute, anpreisende Stimme eines Griechen, was sich mit dem Geschwätz einiger Ägypter mischte, die sich des Demotischen bedienten. Daneben drangen rauhe, kehlige Worte an Medeias Ohr, einer Sprache, die sie niemals im Leben gehört hatte. Neugierig spähte sich zu den beiden Männern, die sich lauthals um ein Geschäft stritten. Es waren zwei groß gewachsene, dunkelhäutige Männer, die in leuchtenden Farben gekleidet waren. Einer der Männer trug eine große, elfenbeinerne Nadel durch die Nase gestochen. Fasziniert beobachtete Medeia noch einen Moment die Gesten der beiden Männer, dann ging sie langsam weiter und blieb vor dem Stand eines Weihrauchhändler stehen. Ihre Finger umgriffen einen harzigen, weißgrauen Klumpen von Weihrauch und sie roch an dem Weihrauchbrocken. „Aus dem Reich der Meroer, meine Dame. Nur hier in Alexandria so frisch erhältlich. Und ganz günstig...ein Sonderpreis nur für euch heute!“ Und schon umschwärmte der rundliche, kleine Händler Medeia. Ganz angetan von diesem besonderen Weihrauch, der südlich von Ägypten herstammte und von Bildern aus einer fremden Welt flüsterte, kaufte Medeia sich ein kleines Säcklein davon.
Gut gelaunt schlenderte Medeia weiter. Hinter ihr marschierten Pumilus und Olympia, die sich beide genauso neugierig auf dem Markt umsahen. Nur Pumilus hatte immer wieder schwer zu kämpfen, wurde der kleinwüchsige Sklave doch ständig getreten, zur Seite geschupst und fast umgerannt. Ein weiterer Geruch mischte sich mit den fremdartigen Odeuren des Marktes und er versprach eher ungutes: Ein Sklavenmarkt. Dunkelhäutige Nubier wurden hier feilgeboten, neben germanischer Sklavenware, die auch in Ägypten, oder gerade hier, sehr begehrt war, denn auch die Hellenen und Ägypter liebten die Exotik. Und was war hier fremdartiger als die blauen Augen und der blonde Schopf eines Germanen? Mit der Aussicht das Anwesen bei Alexandria bald zu beziehen, bedachte Medeia die Stände mit größerem Interesse, wollte sie doch das Haus mit einer angemessenen Zahl von Sklaven füllen. Doch Germanen oder Kelten interessierten Medeia herzlich wenig. Sie waren ihrem Kampfeswille mehr anstrengend als ein Nutzen. Mehr die devoten Ägypter oder die folgsamen Dunkelhäutigen waren von Interesse für Medeia. So trat sie an den Ständen dieser Waren vorbei und spähte nach passender Sklavenschaft.
Darf ich dann auch vorschlagen, das in den Fremdenmarkt zu verschieben? Ein Sklavenmarkt auf der Agora passt für mich wie die Faust aufs Auge (und das im ursprünglichen Sinne dieses Sprichwortes )
Die Sonne glühte warm und mit all ihrem goldenen Schein auf das ägyptische Land herunter, wärmte die Kalksteine am Rande des Weges. Eine Walzenspinne saß auf dem hellen Stein. Ihr beigbrauner Körper zeichnete sich filigran, vielgliedrig und wie ein Bild auf dem fast knöcherfarbenem Untergrund ab. Ein Schatten fiel auf ihren Leib und schnell huschte sie unter den Stein, verkroch sich im Schutze einer Höhlung. Doch es war nicht notwendig. Nur eine Sänfte aus dunklem Zedernholz wurde an den Steinen vorbei getragenen. Die dunkelgebrannten Männer traten achtlos an dem kleinen Wesen vorbei und strebten auf das Anwesen zu. Neben der Sänfte ritt ein Mann auf einem braunweißen Maulesel, die Beine weit von dem Sattel davon gestreckt und sich immer wieder mit einem feinen Tüchlein über die fleckige Stirn wischend und die Kopfbeckung wieder zurecht rückend, die seine Glatze vor der Sonne schützen sollte. Seine Schminke war mittlerweile völlig von der Hitze zerlaufen und er seufzte leise und gequält auf. Seinen neidvollen Blicken war zu entnehmen, dass er ebenso danach scheelte in einer schattigen Sänfte getragen zu werden. Doch er ergab sich seinem Schicksal, denn das Haus kam bereits in Sicht.
Die Hufen klapperten noch die letzten Schritte bis vor den Eingang, die Sandalen der Sklaven traten fest auf den steinigen Untergrund und das leise Rauschen des Meeres grüßte die Menschen, die die ersten ihrer Art waren, die dieses Grundstück seit langer Zeit betraten. Der Ägypter rutschte von seinem Maulesel, der garstiger Art nach dem Mann zu beißen versuchte. Demütiger Haltung näherte sich der Mann der Sänfte. „Despótis*, wir haben das Anwesen erreicht.“ Ein Sklave schlug den beigegoldenen Schutz der Sänfte zur Seite und Medeia erhob sich aus dem komfortabel ausgestatteten Gefährt. Ihr Blick huschte über das saphirblaue Meer, was sich zu den Füßen von hohen Kalksteinklippen ausbreitete und in einem kessen Spiel gegen die Wände schlug, dabei weiß aufschäumte und wieder sich ins Meer zurück zog.
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, denn von Lande aus betrachtete sie ganz gerne die blaue, weite See. Schließlich drehte sie sich zu der Villa um, die von einem edlen Stil war, dennoch schon seit Jahren keine pflegende Hand mehr gesehen hatte. Der Putz bröckelte an vielen Stellen herunter, der Brunnen zu den Füßen des Eingangstreppe war versandet, die marmornen Steinverzierungen verwittert und teilweise kaum erkenntlich. Ebenso wie der Wind und das Wetter mit dem Haus gespielt hatten, so suchte die Natur mit ihren Ränken, ihren Büschen und zahlreichem Unkraut danach, wieder die Oberhoheit über das Land zu gewinnen und sich die Villa einzuverleiben. Medeia betrachtete die Fassade des Einganges und sah den Ägypter fragend an. „Nun, wie schon gesagt, es wurde vor vielen Jahren leider aufgegeben, Despótis, aber es ist eine höchst stilvolle Villa, wenn ihr sie erst mal wieder renoviert habt. Und ihr wolltet doch unbedingt ein Haus außerhalb von Alexandria.“ Medeia neigte kurz den Kopf. „So ist es. Dann zeige mir doch bitte die Villa.“
*Herrin, laut eines Lexikons. Keine Gewährleistung.
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Einige Minuten von der Küstenstrasse, die von Alexandria nach Nikopolis führt, liegt die Villa Okeanos. Über einen Weg gesäumt von runden Kalksteinen erreicht man die Villa, die direkt auf den Klippen und hoch über dem Meer auf einem Kalkplateau gelegen ist. Hohe Zedernbäume umsäumen die Villa und ein großer Garten verdeckt für den Reisenden in der Ferne das Haus und Anwesen.
Ein zweites Mal glitt ein dezenter Blick (wie sähe es denn aus, wenn jemand Medeia beim Begaffen erwischen würde, selbst wenn sie es im Grunde tat? ) über die Gestalt von Timokrates. Und was sie dort sah, missfiel ihr gewiss nicht. Im Gegenteil, es gefiel ihr sogar außerordentlich gut. Die letzten Reste eines jungen Mannes hatte Timokrates abgestreift und sah dabei nicht nur ausgesprochen gut aus, er hatte das gewisse Etwas, was Medeia schon vor vielen Jahren aufgefallen war. Innerhalb einen Bruchteils eines Momentes gingen Medeia die verschiedensten Gedanken und Empfindungen durch Leib und Geist.
Vorallem kam einen winzigsten Moment lang der Hauch von Bedauern auf, dass sie verheiratet war. Sicherlich, früher hätte sie sich nicht an diesem 'Detail' gestört, hatte es auch nicht bei ihrem ersten Mann, der schließlich auch damit zufrieden war, auf Medeias Tasche zu liegen. Aber sie hatte noch gut Plautius Worte im Ohr, die in verschiedenen Varianten folgende Aussagen beinhalteten. 'Dem breche ich jeden Knochen im Leib, schleife ihn an einem Seil hinter meinem Pferd durch die Stadt, bestreiche ihn mit flüssigem Pech und hänge ihn mit mit den Kopf nach unten an einen Galgen, nachdem er kastriert wurde.' Das waren noch die harmlosesten Versprechen, die einen möglichen Seitensprung von Medeia blühen konnte.
Und solch eine mögliche Gräueltat wollte sie nicht unbedingt Timokrates zumuten. Dennoch bedauerte sie es trotzdem, denn immerhin war sie mittlerweile in dem dankbaren Alter, ab dem sie dererlei wie einen kostbaren und deliziösen Wein genießen konnte. Und es war womöglich auch die Jahre und die Unbedarftheit, die Plautius ihr immer mehr entlockt hatte, die in diesem Bruchteil der Sekunden das kurze Bedauern über die ihr verstellte Möglichkeit zu ihrer Oberfläche trug. „Archiprytanes?“ Medeia lächelte, konnte das Unglauben darüber schnell überspielen. Denn sie wusste, dass Oberflächen einen flüchtigen Beobachter trügen konnte und es bei Timokrates ganz sicher so war. Seine Leichtigkeit vermochte über den Ehrgeiz hinweg zu täuschen. „Dann stehe ich also einem der wichtigsten Männer dieser Stadt gegenüber?“
Es war womöglich die alten Erinnerungen, die bei Medeia zwar mit einem unangenehmen Lebensabschnitt verbunden war, weil er sie sehr kompromittieren konnte, aber dann hatte sie durchaus auch gefällige Andenken an die Jahre, was womöglich der Grund war, warum sie folgendes sprach. „Wenn dem so ist, dann kann ich gar nicht hoffen, ob ich Dir den heutigen Nachmittag stehlen darf?“
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Die sanfte Brise, die über die flache Kuppe aus Kalkstein hinweg strich, zwischen den Blättern der nahen Bäume rauschte, vermochte Medeia einen Moment zu erfrischen und ihr neuen Atem zu schenken. Voll der Neugier spähte sie auf die Tempelanlagen, die mehrere Bauten auch umfassten. Sie wußte aus Schriften, dass dort ein Isis-, Sarapis- und Harpokratesheiligtum lagen und sie war genauso gespannt wie ihr Begleiter auf die Kultstätten. Doch mit einem bedauernden Lächeln auf den Lippen antwortete sie: „Ich fürchte, wir sind wohl um einige Stunden zu spät gekommen um die ganze Pracht der morgendlichen Zeremonie noch zu erfahren. Aber wir können das auch an einem anderen Tag nachholen.“ Erfreut, dass Nikolaos die Initiative übernahm und einen Menschen für die Auskunft suchte, nickte Medeia und strich den hauchdünnen Schleier zurecht, der sie vor der Sonne beschirmte, die ihr schon seit Tagen ziemlich zu schaffen machte.
Ein Mann mit recht kantigem Gesicht und einer noch viel markanteren, breiten Nase, breiten Schultern, einer mehr gedrungenen Statur, dabei jedoch nicht mehr als 30 Sommer alt, stand ruhig wartend in der Nähe von Medeia und Nikolaos. Seine Arme waren vor dem braungrünen Chiton mit schwarzgoldenen Schlangensymbolen bestickt. Seine braungrauen Augen, die recht friedfertig drein schauten, fingen den Blick von Nikolaos ein. „Kann ich euch helfen?“, fragte er freundlich und mit einem tiefen, sehr tiefen Bariton.
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Olympia spähte auf die Nachricht, die dem Mann gegeben wurde. Doch da sie eh nicht lesen konnte, vermochte sich auch keinen Sinn hinter den Buchstaben zu entdecken. Aufmerksam lauschte sie ihm und wiederholte leise. „Mansio...Zeugma! Das richte ich meiner Domina aus. Danke!“ Wo Zeugma lag, das wusste Olympia auch nicht. Wenn ihr der Postbote gesagt hätte, es läge direkt neben Rom oder in Gallien, sie hätte es wohl geglaubt. „Dreißig? Oh...hm...das sind dann...hm...zwanzig, nein zehn Sesterzen mehr...!?“ Sie lächelte etwas eingeschüchtert und zählte die Münzen ab, die sie dem Mann reichte. „Dann noch den Dank meiner Domina und einen schönen Tag euch noch. Vale!“ Sie lächelte kurz und wandte sich um, um das Officium wieder zu verlassen.
Einige Kinder liefen mit einem ledernen Ball spielend über den grünen Streifen und warfen sich immer wieder das lederne Rund, mehr Oval, zu. Einen nachdenklichen, nicht sonderlich zugeneigten Blick ließ Medeia auf den Kindern ruhen. Als sie ihr fröhliches Gekreische vernahm, schauderte Medeia einen Moment und wandte sich von dem Anblick ab.
Weder war Medeia in der Kunst bewandert zu weben, noch würde sie je in die Aussicht kommen, die Unsterblichkeit zu erlangen, weswegen ihr kaum der Name Penelope gegeben werden könnte, selbst wenn ein Odysseus sich ihr näherte. Gerade wollte Medeia sich wieder in die Sänfte begeben, um den Weg fortzusetzen als ein Geist ihrer Vergangenheit, hunderte, nein tausende von römischen Meilen entfernt von dem alten Leben, vor ihr auftauchte. Und selbst wenn Medeia sich stets damit abplagte eine makellose Fassade all jenen zu offerieren, die sie sahen, so gelang es in solchen Momenten selbst oder gerade ihr nicht.
Ihre Lippen öffneten sich einen Deut und sie holte kurz und tief Luft. Schnellen Blickes versicherte sich Medeia, ob Olympia auch den Neuankömmling sah. Dem war so, denn Olympia, die blonde Sklavin, musterte Timokrates mit unverhohlener Neugier. Also kein Geist, dachte sich Medeia und nach dem Moment der Verblüffung schickte sich Medeia an, ein erfreutes Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Er gelang ihr zwar ganz gut, war aber nicht ganz perfekt. Denn wie immer, alle Menschen, die von ihrer Vergangenheit in Athen wussten, waren nicht gerade willkommene Gäste auf oder vor der Bühne ihres neuen Lebensstückes namens: „Die anständige und ehrenhafte Medeia“ oder „Arsen und Spitzenhäubchen*!“
Schnell ging Medeia in Gedanken die möglichen Namen durch, immerhin war es schon eine Weile her und die Anzahl der besonderen Gäste in ihrer Taberna in Athen nicht gering, wenn auch ausgewählt gewesen. „Chaire, Timokrates. Was für eine Überraschung, Dich in Alexandria zu treffen. Und was für eine Freude!“, heuchelte Medeia nun wieder gekonnt und in alter Manier. Auf die Aufforderung der Umarmung ging sie weder mit Geste noch mit Worten ein. Das mit dem Mädchen nahm Medeia nicht übel, im Gegenteil. Denn letztlich hatte sie schon das dreißigste Lebensjahr erreicht, was sie tief verunsichert hatte und nicht im Mindesten erfreut. Medeia musterte Timokrates dezent von oben bis unten. „Mir scheint, Du bist zu neuem Wohlhaben gekommen. Ist Deine Pechsträhne zu Ende?“
* Denn so manch eine Leiche im Keller wird sich sicherlich auch in Medeias Leben finden lassen.
Ein lauer Wind vom Meer spielte mit den Blättern eines Maulbeerbaumes, der mitten auf der großen Prachtallee gepflanzt worden war und das schon vor vielen Generationen. Seine Zweige ragten hoch hinauf und seine Blätter schillerten im Lichte der glutheißen Sonne, die erneut mit voller Kraft auf die Stadt herunter schien, die sie zu beschützen schien. Wenn man nach dem Gerede der Priester gehen würde. Eine Sänfte aus dunkelbraunen Zedernholz und mit vielen verschnörkelten Verzierungen schob sich durch die Menschen, die über die Allee flanierten, eilten oder sie lediglich nutzten, um die nächste Gasse zu erreichen. Die von der Sonne dunkel gebrannten Männer an den Stangen der Sänfte verharrten wie auf ein Befehl und setzten neben der Sykomore die Sänfte sanft zu Boden. Ein Marmorbrunnen plätscherte sanft zu den Füßen des Baumes. Die Vorhänge der Sänfte teilten sich und eine junge Frau mit goldblonden Haaren stieg heraus. Ihre lange blaues, aber einfaches Gewand umspielte ihren schlanken Körper, eine blonde Strähne verfing sich in ihrem Gesicht, doch sie strich sie achtlos zur Seite und reichte einer weiteren Person in der Sänfte ihre Hand.
Etwas blass im Gesicht und mit Hilfe ihrer Sklavin entstieg Medeia dem Gefährt, was sie seit einigen Tagen als ihren Besitz, oder mehr das ihres Mannes, wähnte. Zorn blitzte in ihren Augen auf. Der Grund? Unbekannt, doch das Brodeln unter der Oberfläche der rothaarigen Frau schien die Pause bei dem Baum verursacht zu haben. Medeia wandte sich um und ließ ihren Blick über den nahen Alexanderplatz streifen. Ihre Finger streckten sich aus und berührten die rauhe Borke des Baumes. Ihr Kinn hob sich leicht und sie betrachtete das bunte Treiben. „Ich sollte ihn in die Arena geben, wo er eigentlich hingehört.“ Die blauen Augen von Olympia sahen an ihrer Herrin vorbei. „Er hat es nicht Böse gemeint. Es war ein Versehen. Bitte, Domina!“ Medeia presste kurz ihre Lippen aufeinander. „So? Wie kann man im Kauf von einem Haus ein Versehen sehen? Und dann auch noch so ein Haus! Bei den Göttern, genau das wollte ich nicht mehr.“ Olympia senkte ihre Augenlider und schwieg. Aber sie hätte auch nicht mehr zu einer Antwort ansetzen können, denn gerade wollte sich Medeia umdrehen um wieder in die Sänfte zu steigen. Einen Moment lang erblickte Medeia zwischen all den Menschen ein vertrautes Gesicht, doch es war nur ein kurzes Aufblitzen. Medeia umfasste das Holz einer Tragestange und hielt sich daran fest. „Oh, bitte keine Geister wieder. Nicht heute.“, flüsterte sie leise. Doch das Gesicht, was sie eben noch ausgemacht hatte, war ihr wieder aus dem Blick entschwunden.
Einem Schloße gleichend thronte der Tempel des Serapis auf einer leichten Anhöhe über all den schäbigen Baracken des Elendsviertels von Alexandria. Auf scharfkantigen, knochenweißen Kalkstein war der majestätische Bau mit Menschenhand erschaffen worden. Seine schlanke, vieleckige Gestalt schien über hundert Fuß* in die Höhe ragen zu wollen, sein weitflächigen Bauten zeugten von großer Pracht und anmutiger Architektur. Medeia blieb ebenfalls vor dem Tor stehen, was ihnen Einlass zu dem eleganten Bau und Heiligtum bieten sollte. Lächelnd betrachtete sie diesen und nutzte den kurzen Moment als Pause, war ihr doch wieder das Atmen schwer geworden bei dem kurzen Stück, was sie zu Fuß laufen mussten.
„Ich habe schon viel von diesem Tempel gelesen. Er soll ein kleines Odem der Baukunst sein. Besonders prägsam soll der Moment sein bei Sonnenaufgang, wo ein einzelner Sonnenstrahl durch ein Fenster in den heiligen Innenhof und auf die Statue des Serapis fällt. So begrüßt der Sonnengott stets an jedem Morgen Serapis und küsst ihn zu Ehren mit seinen goldenen Strahlen. Eine schöne Vorstellung, findest Du nicht auch?“ Medeias Augen leuchteten vor Ergriffenheit schon bei dem Gedanke an jenen Augenblick. Doch alles was Kulte und Glauben anging, vermochte Medeia in wahre Begeisterung zu versetzen. „Darf man das Heiligtum einfach betreten?“ Medeia spähte an dem jungen Mann vorbei und betrachtete die Gewölbe, die in den Bau hinein gearbeitet waren und dem Tempel innen viel Licht spenden sollte.
* Quelle: Aphthonios aus Antiochia
„Oh!“, murmelte Olympia und riss erschrocken ihre blauen Augen auf. In ihrer lebhaften Phantasie stellte sie sich gleich einen der pflichtbewußten Postboten vor, der mit seinem Pferd durch staubige Wüste ritt (denn im Osten musste einfach alles aus Wüste bestehen, wenn es nach Olympias Ansicht gehen würde) und dann von einem heimtückischen Parther hinterrücks überfallen wird. Wie ein Parther aussah, da hatte Olympia nur vage Vorstellungen. Womöglich groß, dunkelhäutig und mit narbiger, schuppiger Haut. Auf jeden Fall sehr fremdartig. Sie nickte artig. „Das verstehe ich natürlich. Meine Domina sicherlich auch. Das ist ja auch schwierig, wenn die Soldaten so mitten am Kämpfen sind und so!“ Auch davon, wie das Leben eines Soldaten aussah, hatte Olympia wenig Vorstellungen. "Man muss schon ganz schön mutig sein, so in die Fremde all die Post zu bringen." So ganz alleine in der Fremde und mitten unter Feinden, Olympia stellte sich das wahrlich schaurig vor und sie bewunderte die Männer, die all den Schrecken auf sich nahmen, sehr. „Dann ist das wohl so gut, wenn Du das so meinst. Du wirst es ja am Besten wissen.“ Sie nickte vertrauensvoll. „Soll ich Dir dann die Gebühr für den Weg von hier nach Rom und dann von Rom zu der Prima bezahlen. Also...ähm...fünfzig oder vierzig Sesterzen?“, etwas ratlos sah die junge Sklavin den Beamten an.
Ein erleichtertes Seufzen löste sich von Olympias Lippen und sie sah den Beamten des Cursus Publicus groß und aufmerksam an. Mit Komplikationen hatte Olympia nicht gerechnet, obwohl sie sich eigentlich gar keine Gedanken gemacht hatte. Nur gefreut, ein wenig in die Stadt zu kommen und womöglich noch mal bei dem Dattelverkäufer vorbei gehen zu dürfen. Denn der Verkäufer war ein fescher junger Mann. Sie sah auf die Briefe und dann wieder zu Mann, schürzte dabei unschlüssig die Lippen. „Ich glaube, meine Domina hat beide Provinzen angegeben, weil sie nicht weiß, wo die Legion momentan rastet oder lagert...oder wie man das auch richtig sagt. Aber sicherlich weiß der Cursus Publicus das doch besser, oder?“, fragte Olympia zaghaft. „Oder soll sie es doch besser über das Lager der hiesigen römischen Legion verschicken?“
Etwas schüchtern hatte sich Olympia, die junge Sklavin von Artoria Medeia, den Weg bis zu diesen Räumlichkeiten erfragt. Mit zahlreichen Schriftrollen in der Hand klopfte sie und trat ein. Scheu sah sie sich um, leckte sich über ihre Lippen und trat schnell an einen Mann heran. „Salve...ähm...Chaire!“, wechselte sie ins Griechische. „Briefe...für....die Legion...“ Eine Falte erschien auf ihrer Stirn. Sie hatte den Text auswendig lernen müssen und bei der Aufregung aber wieder vergessen. Etwas verlegen reichte sie die Briefe weiter. „Sprecht ihr Latein? Oh ich hoffe doch sehr, die Briefe hier sind von meiner Herrin, Artoria Medeia. Sie gehen an zwei Soldaten der Legio Prima in Syria oder wo auch immer sie sind. Und dann noch an den Legaten und an den Praefectus derselben Legion. Ist das möglich oder müssen wir da zum Castell der örtlichen Legion?“, plapperte Olympia schnell los.
Die Briefe waren folgende:
An Lucius Artorius Avitus
Primus Pilus, Erste Cohors, Erste Centuria
Legio Prima
Syria/ Parthia
Mein lieber Neffe,
ihr müsst mittlerweile wie ein gefährlicher Speer tief in das Land der Parther eingedrungen sein und ich weiß nicht, ob Dich dieser Brief jemals erreichen wird. Hier in der Ferne und weit weg von eurer Front erfährt man leider sehr wenig über das, wie es euch ergeht und was Dir und all den anderen Männern widerfährt. Keine Silbe wurde in der Acta geschrieben. Das Ausbleiben von schlechten Nachrichten vermag wenigstens etwas zu beruhigen.
Dennoch muss ich nur hoffen, ob es Dir und Tiberius gut geht. Ich bin mir sicher, Du wirst mir nicht mitteilen dürfen, wo die Legion sich befindet, was im Krieg gegen die Parther geschieht, sind das doch alles Informationen, die wohl in Feindeshand fallen könnte. Dennoch wäre ich froh, sollte ich von Dir von Deinem Wohlergehen erfahren.
Meine Reise nach Ägypten war von einem guten Stern und den Schutze Neptuns begleitet. Ich bin mittlerweile auch einige Wochen in Alexandria und genieße die schöne Stadt. Leider nicht die Arbeit mit dem Museion, aber ich bin zuversichtlich in dieser Hinsicht noch erfolgreich sein zu können. Es ist eine großartige Institution, ein Hort des Wissens, was noch seinesgleichen sucht. Tausende und Abertausende Schriften von genialen Geistern vieler hundert Jahre finden sich auf engsten Raum und selbst wenn ich von morgens bis abends lesen würde, in meinem ganzen bescheidenen Leben könnte ich nur ein Bruchstück davon in mir aufnehmen. Doch ich habe mir vorgenommen, mich redlich zu bemühen.
Mein lieber Lucius, ich bete dafür, dass die Götter Dich gut beschützen. Wenn es etwas gibt, was ich Dir schicken kann oder für Dich zu tun vermag, dann teile es mir doch bitte mit.
In Gedanken an Dich und all der tapferen Männer im Osten
Medeia
Post Scriptum: Momentan wohne ich noch im Gasthaus zum goldenen Ibis an der Agora.
An Tiberius Artorius Imperiosus
Miles der Ersten Cohors, Erste Centuria
Legio Prima
Syria/ Parthia
Mein lieber Tiberius,
ich bin mir sicher, dass die Götter auf einen Mann, der ihnen lange treu und fleißig gedient hat mit besonderer Aufmerksamkeit ihre Gunst schenken. Vielleicht sollte ich mir deswegen auch viel weniger Sorgen machen, aber die Stille, die kaum Neuigkeiten aus Syria zu uns dringen läßt, vermögen diese nicht zu besänftigen. Ich hoffe, Du passt gut auf Deinen Cousin Lucius auf. Lucius' Pflichtbewußtsein, wie es mir manchmal scheint, kann ihn wahrscheinlich zu ähnlichen waghalsigen Taten verleiten, die mein Mann aus purer Freude am Risiko auf sich nehmen würde. Aber bei Dir, Tiberius, weiß ich auch die Tapferkeit mit der Besonnenheit gepaart und ich hoffe, Du passt gut auf Dich und auch auf die beiden anderen Männer in jenem Kriege auf, die mir so sehr am Herzen liegen.
Aber wahrscheinlich kämpfst Du auch mit den alltäglichen Pflichten eines Soldaten. Wie diejnigen des Erbauen von Marschlagern, wie ihr mir in der kleinen Taberna in Mantua berichtet habt. Und auch mit dem täglichen Marsch, den vielen Gefahren, die euch stets belauern. Ich bete jeden Tag für euch, dass die Götter euer Schwert führen und euch vor jeglichen heimtückischen Angriffen der Parther warnen.
Mein Schiff ist schon lange sicher in Ägypten angekommen und ich beginne mich in dieser großartigen Stadt einzuleben. Kluge Geister, aber auch starrsinnige alte Griechen haben sich hier versammelt, besonders im großen Museion. Und so vergeht kein Tag, der mich langweilen könnte. Nur die Sorge um Dich, Lucius und Camillus ist der einzige Schatten in dieser Zeit.
Tiberius, ich wünsche Dir den Segen und den Schutz der Götter herbei und ich werde für Dich beten.
Deine Tante
Medeia
An Marcus Decimus Livianus
Legatus der Legio Prima
Legio Prima
Syria/Parthia
Salve Patron,
stets deuten die Auguren den Flug der Vögel günstig für das Vorhaben in dem feindseligen Parthia, auch die Priester entdecken nur gute Zeichen in den Innereien der Opfer und meine größte Beruhigung ist, dass einer der fähigsten Feldherren des Imperium die Legion, in der mein Mann dienen darf, anführt. Natürlich vermag das allerdings eine törichte und besorgte Frau, wie ich es nun mal bin, doch nicht zur Gänze zu beruhigen, aber wenigstens die nagenden Sorgen zu besänftigen. Ungeachtet bete ich jeden Tag für den Sieg durch die Legionen des Kaisers, durch Deine Legion und all dieser tapferer Männer, die sich in die Fremde und das Land der heimtückischen Parther begeben haben, um das Imperium und unsere Grenzen mutig zu verteidigen.
Meine Wege haben mich mittlerweile nach Ägypten geführt. Im Auftrag der Schola werde ich das große Museion genauer inspizieren. Sonderlich einfach ist die Aufgabe nicht, denn es gibt keine schlimmeren Sturköpfe als alte Griechen, die sich bevormundet fühlen. Da ist jede Rede auf der Rostra von Rom ein Spaziergang dagegen. Aber dennoch bietet Alexandria viele aufregende Facetten und ganz besonders die schönste und vielseitigste Bibliothek der Welt. Doch auch wenn ich im fernen Ägypten bin und meine morgendliche Aufwartung genauso unmöglich sein wird wie zwischen Rom und Mantua, möchte ich Dir versichern, dass ich stets bereit bin, Dir in organisatorischen oder anderen Belangen behilflich zu sein. Nur ein Brief genügt dafür.
Werter Patron, ich bin mir sicher, dass meine Verwandten unter Deinem Kommando in guter Hand sich begeben haben und dass Du die Truppen zu einem großen Sieg führen wirst. Doch ich werde trotzdem dafür beten, dass die Unsterblichen und die Segensspender stets an Deiner Seite sein mögen und für einen großen Sieg sorgen.
In tiefer Ergebenheit
Artoria Medeia
An Camillus Matinius Plautius
Praefectus Castrorum Legio Prima
Legio Prima
Syria/ Parthia
Mein liebster Camillus,
Wochen sind ins Land gezogen, die Sonne geht täglich unter und wieder auf als ob die Welt sich der Normalität hingeben darf, als ob nicht im fernen Osten die Schwerter gekreuzt werden und viele tapfere Männer um einen schweren Sieg kämpfen müssen, damit Rom sicher und weiterhin mächtig die Welt regieren kann. Und jeder Tag lastet schwerer auf meiner Seele, denn ich vermisse Dich sehr und sehne mich nach Dir. Wenn ich des morgens an dem Meer von Ägypten entlang gehe und auf die Morgenröte schaue, frage ich mich, wie es Dir wohl ergehen mag in dem Moment. Ob Du gezwungen vom Krieg den Dir verhassten Morgen ertragen musst? Und auch zu jeder anderen Minute denke ich an Dich und kann auch die Sorgen, die auf meinem Gemüt drücken, nicht verbannen. Selbst wenn ich weiß, dass die Götter auf Deiner Seite und der Deiner Männer sein werden, so ist die Gefahr stets da und die Unsterblichen doch manchesmal launenhaft. Doch jeden Tag bete ich an dem kleinen Schrein des Gasthauses, wo ich untergekommen bin um Dein Wohl und den Schutz der Götter für Dich.
Womöglich zu Deiner Beruhigung kann ich Dir jedoch sagen, dass ich gut in Ägypten angekommen und wohlauf bin. Die Reise war nicht unangenehm, sogar recht erholsam. Wenn ich auch nie wieder eine Schiffsreise unternehmen möchte, egal wie friedlich das Meer sich zeigt. Scheinbar leide ich nun doch unter der Seekrankheit. Doch ich möchte Dich nicht mit derartigen belanglosen Dingen langweilen. Ich habe in einem Gasthaus namens 'Im goldenen Ibis' an der Agora von Alexandria im Augenblick eine annehmliche und komfortable Unterkunft gefunden. Doch ich hoffe bald hier in Alexandria ein schönes Anwesen zu erwerben. Die Stadt ist großartig, mein Liebster. Ein schlagendes pulsierendes Herzen in dieser so fremdartigen Provinz voll der Wunder und Gegensätzlichkeiten. Wie sehr ich mich darauf freue, sie mit Dir gemeinsam erkunden zu können. Und wie sehr ich mich danach sehne, endlich wieder mit Dir vereint zu sein.
Leider sind die Griechen an dem Museion, insbesondere der oberste Bibliothekar, nicht von einer angenehmen Art und Weise, die meine Arbeit hier einfacher machen. Sie scheinen genauso verbohrt und eigensinnig wie die Männer meiner Heimat zu sein. Doch es wäre gelacht, wenn ich nicht auch mit diesen alten Knochen noch fertig werden würde.
Die Nachrichten aus dem Osten und dem Reich der Parther treffen nur spärlich ein, tröpfelnd und sehr mager. Selbst die Acta weiß wenig im Moment zu berichten, scheinbar ist der Fluss an Neuigkeiten sehr mager selbst zu der großen Informationsquelle des Imperiums. Gewiss wirst Du Dir denken können, dass gerade dies meine Sorgen nicht zu mindern weiß. Wie geht es Dir, mein Geliebter? Steht es gut um Dein Wohl und Deine Gesundheit? Bitte schreibe mir doch bald, um mich von den quälenden Zweifeln zu befreien, die mich von jedem Sonnenaufgang bis Untergang in meinen Gedanken begleiten und selbst in meine Träume verfolgen.
Ich bete für Dich und bitte die Götter inständig darum, Dir ihre Gunst und Schutz zu gewähren.
In Liebe
Medeia
Post Sriptum: Liebster, ich habe Dir anbei die neuesten Actaausgaben mitgeschickt, nebst einiger Schriften, die ich hier in Alexandria für Dich erworben habe. Ich hoffe, dass sie Dir die Abenden in der Fremde etwas erhellen mögen.
Normale Gebühr bezahlt. Sollte mehr anfallen, dann werde ich das noch zusätzlich überweisen.
Kläffende Hunde balgten sich nur einige Schritt entfernt um die Reste, die die Frau in einem hohen Bogen aus dem Fenster geworfen hatte. Ein alter Mann schlurfte langsam die Straße entlang. Auf seinem Rücken trug er einen großen geflochtenen Korb voll mit Holzresten. Sein Stöhnen, was er kurz von sich gab, als er eine kurze Pause von sich gab, war deutlich zu vernehmen. Doch schon einen Moment später setzte er sein Schlürfen fort und wischte sich mit seiner von Arbeit breiten Hand über die faltige und verschwitzte Stirn. Medeias Augen ruhten einen Augenblick auf dem alten Ägypter ehe sie abermals Nikolaos ein Lächeln schenkte. Sinnend betrachtete sie den jungen Mann vor sich als ob sie sein Anliegen, seine Frage nach ihrem Gasthaus erst überdenken wollte. Doch mehr war es etwas anderes, was Medeia sich fragte, ein gewisses Déjà-Vue, was sie erfasste und eine Erinnerung aus einer weit vergangenen Zeit an Licht zerren wollte.
Doch ehe dieser Gedanke sich den Weg an die Oberfläche ihres Geistes bahnen konnte, neigte sie leicht den Kopf. „Aber natürlich gestatte ich Dir die Frage. Ich bin erst seit einigen Tagen hier in Alexandria. Was auch leider der Grund ist, warum ich mich derart verlaufen habe.“ Mittlerweile hatten sich auch wieder ihr Gefolge, bestehend aus ihrer Sklavin Olympia und ihrem Zwergensklaven Pumilus, bei ihnen eingefunden. „Ich gastierte zur Zeit im Goldenen Ibis an der Agora. Womöglich ist Dir das Gasthaus ein Begriff? Aber ich gedenke, in nächster Zeit mir ein Anwesen in oder um Alexandria zu erwerben. Je nachdem, welches häuslichen Bauten hier komfortabler und gut bewohnbar sind.“ Ihr Blick schweifte kurz zu den herunter gekommenen Häusern. „Ein Viertel kann ich zumindest schon ausschließen. Egal welcher prachtvolle Tempel und großartige Bibliothek hier auch liegen mag, so ist es eine Perle, die vor Säue geworfen wurde, wenn Du mir diesen Vergleich gestattest.“
Ihren törichten Sklaven, Pumilus, der ganz zerknirscht und kleinlaut hinter ihr stand, würdigte Medeia keines Blickes mehr. Auch Olympia schien stilles Mäuschen hinter ihrer Herrin zu spielen. „Und habe keine Sorge, als aufdringlich empfinde ich Deinen Vorschlag nicht. Im Gegenteil, es freut mich sehr, nach so vielen Jahren fern von Achaia einem gebildeten und derart höflichen Athener wieder begegnen zu dürfen. Viel zu selten hab ich die Sprache meiner Heimat in letzter Zeit vernehmen dürfen.“ Auch Medeia, selbst wenn sie gepflegte Worte nutzte, gebrauchte stark den attischen Dialekt, den man nicht so einfach abstreifen konnte, entstammte man doch der Stadt Athen. Doch der Vorschlag von Nikolaos war eine formidabler Einfall, wie Medeia befand. Denn länger wollte sie sich in dem Elendsviertel nicht aufhalten. Zum einen, weil ihr der Geruch missfiel, die Gefahr überfallen zu werden, aber auch weil sie das Elend abstieß. So neigte sie abermals zustimmend den Kopf. „Ich gebe Dir Recht, suchen wir den Weg zu dem Stern des Wissens in diesem doch unwirk- und unwirtlichen Viertel.“, sprach Medeia und trat den Gang an, den Nikolaos jedoch anleiten musste, denn immerhin hatte Medeia weiterhin keine Ahnung, wo sie eigentlich waren und wo die Bibliothek lag.
Der Film wird sich wahrscheinlich doch an das Buch halten, oder? Und das Buch (obwohl der Autor wohl ein Historiker ist) ist ja auch sehr..."frei" interpretiert und etwas mit Klischee belastet. Spätestens als das Superschwert des Julius Caesar auftaucht Was soll man dann außer einem reinen Unterhaltungsfilm erwarten?
Ich werde ihn mir sicherlich baldigst anschauen Ich fand King Arthur auch unterhaltsam, genauso wie Gladiator oder Exkalibur. Geschichtstreue ist da doch egal, hauptsache man hat einen Film, der Laune macht. Genauso geht man ja auch nicht in einen Superheldenfilm und sagt: Also wie unsinnig, so was kann doch ein normaler Mensch nicht. Und von solchen Filmen darf man auch kein historientreuen Ablauf erwarten.