Beiträge von Apollonius von Samothrake

    Apollonius lehnte sich zurück und hob erstaunt seine Augenbrauen. "Eine Attäterin?" Was waren das bloß für Zeiten, in denen schon Frauen ausgeschickt wurden, solche Morde zu versuchen? Und dann noch mit einer metallenen Waffe? Apollonius schüttelte verwirrt den Kopf. Waren doch die Waffen der Frauen oftmals Gift gewesen. In Alexandria waren solche Giftanschläge eher üblich und Gifte waren dort auch an jeder Ecke kaufbar, mitsamt der angeblichen Gegengifte.


    Gedankenverloren kratzte sich Apollonius den Bart und bekam einen kleinen Anfall von Heimweh nach Alexandria. Unsinn, dachte er sich sofort, denn dort würde er wohl in den nächsten Jahrzehnten sich nicht mehr sehen lassen können. "In Tarraco hatte ich mit Valeria ein kleines Iatreion eröffnen wollen, welches allgemein der Bevölkerung gegenüber zugänglich sein sollte. Leider wurde uns von der dortigen Verwaltung das Leben etwas schwer gemacht. Aber wäre es vielleicht möglich, hier in Mogontiacum ein solches zu eröffnen. Außerdem würde ich auch gerne Daidalos' Labyrinth, mein Officium Architecti, wieder in Betrieb zu nehmen."


    Bei der Erwähnung der Unterkunft fuhr sich Apollonius nachdenklich über seine gezwirbelte Bartspitze. "Bis jetzt logieren wir noch in einer Taberna. Ich habe meine sechs Sklaven mit dabei. Wäre das ein Problem, wenn ich sie mit hierher nehmen würde?"

    Apollonius griff gezielt in seine Tasche, holte eine kleine Instrumentenrolle hervor, die er auf den Tisch ablegte, und nahm ein kleines Holzdöschen heraus. Dabei hörte er Valeria zu und hob schließlich den Kopf. "Das mit dem Saft der Aristolchia lassen wir lieber mal. Und mit Tausendgüldenkraut meinst Du das Kraut des Chirons?" Apollonius kratzte sich den Bart und nickte leicht. "Hätten wir Hydrablut wäre die Pflanze wohl noch effektiver. Leider habe ich Beides nicht. Aber gut gedacht, Valeria."


    Apollonius öffenete das Döschen in der eine nicht gerade wohlriechende, dunkle Pampe drin war. "Eine Salbe aus Seeigelextrakt. Ich habe den Seeigel, den ich noch aus Hispania habe, vor dem Beifügen gebrannt und dann zerstoßen. Er reinigt insbesondere schmutzige Wunden und hält Fleischwucherungen zurück. Sehr nützlich in diesem Fall, da wir die Wunden nicht wirklich nähen können. In solchen Fällen wuchtert das Fleisch sehr gerne. Aber mit dem Kraut des Chirons wäre auch eine gute Behandlung möglich. Vielleicht können wir auf dem Weg etwas finden davon!" Mit den Worten reichte Apollonius Valeria das Döschen. Dann wandte er sich wieder seiner Tasche zu und holte einen kleinen Mörser hervor. Aus einem Säcklein tat er einige schwarze trockene Klumpen in den Mörser und fing an, die Klumpen zu zerreiben. "Schlafmohn, denn ein guter Schlaf wird ihr wichtige Kräfte zurück geben."


    In jenem Moment trat Quintus wieder herein. Er hatte einige strahlendweiße Leinenlacken in seiner Hand, die er neben Ylwa auf das Bett legte. Er rieb sich fahrig die Hände und sah auf Valeria und auch auf Apollonius. "Kann ich noch etwas tun?" fragte er schließlich, wobei seine Stimme unruhig wirkte.

    Sim-Off:

    *hüstel* Er sitzt doch schon. Aber halten wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten auf. =)


    Apollonius war aufgestanden als Valeria sich erhob. Hatte er doch in letzter Zeit oft genug gemerkt, dass sie gerade bei solchen Bewegungen manchmal Schwindelanfälle bekam. Doch heute war dem nicht so. Er lächelte Valeria ganz kurz zum Abschied zu und wartete bis sie nach draußen lief. Dann wandte er sich wieder Meridius zu und nickte bei seiner zweiten Einladung Platz zu nehmen.


    So nahm er auf dem weitaus bequemeren Stuhl platz, den die Schwangere nun frei gemacht hatte. Dabei strich er sich sein griechisches Gewand glatt. "Ich denke ein kleiner Aderlass könnte Euch gut tun, Patron. Wann hättet Ihr Zeit dafür?" fragte Apollonius, ganz der Medicus und sein neuer Leibarzt. Und Apollonius wußte, Männer beim Militär konnte wirklich ein Aderlass ab und an nur gut tun, da es ihr cholerisches Temperament etwas zügelte.

    "Edla...umgebracht?" Quintus sah Valeria groß an und etwas ungläubig. Kopfschüttelnd fasste er sich an die Stirn, bei dem Ganzen wohl etwas überfordert. Immer wieder glitt sein Blick besorgt auf Ylwa, deren Wunden wirklich tief und böse aussahen, was wohl an den Dornen der Peitsche lag. Auch ihre Wunde an der Wade, vom Hund in der vorigen Nacht, war noch nicht versorgt worden. Die Laken des Bettes färbten sich schnell rot und auch das Wasser in Valerias Waschschüssel. Quintus blieb stehen und musterte Valeria auch noch mal mit einem verwunderten Blick, als sie Ylwa behandelte.


    "Ja, Caesantus ist mein Bruder. Was sollte er sonst sein...?" murmelte Quintus und setzte sich auf den Bettrand. Er schürzte seine Lippen und sah Valeria musternd an. Nach einer Weil lehnte er sich gegen den Bettpfosten. "Ich war schon seit zwei Jahren nicht mehr hier..." murmelt er, verstummte jedoch bei Valerias Diagnose und Therapie. Er nickte und sprang gleich auf, um nach Tüchern zu suchen. Als er zur Tür lief, prallte er gegen den zurück kommenden Apollonius, der seine alte Ledertasche in der Hand hielt. "Verzeih..." raunte Quintus abwesend und ging an ihm vorbei. Apollonius sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen hinter her und trat dann neben Valeria. Er stellte seine Tasche auf einen Schemel neben das Bett und öffnete. Kurz warf er einen Blick auf die Sklavin und fragte dann leise: "Und, Valeria? Welche Kräuter und Mixturen würdest Du bei so einer Verletzung verordnen, um die Geschwürbildung zu unterbinden?"

    Quintus sah Valeria erstaunt an, als diese ihn zur Seite schob. Besorgter Miene blieb er neben dem Bett stehen und sah auf Valeria und was sie machte. Aus den Augenwinkeln konnte Valeria sehen, dass Apollonius vom Eingang verschwand und wohl den Gang entlang ging. Die Sklavin Ylwa war inzwischen bewußtlos geworden. Quintus nickte langsam. "Ja, sie heißt Ylwa." Seine Stimme klang rau und bewegt als er die Worte sprach. Besorgt schürzte er seine Lippen und schwieg für einen Moment. "Ich...ich war schon seit längerer Zeit nicht mehr hier!" murmelte Quintus etwas planlos.


    Er lehnte sich an den Bettrahmen. "Mein Bruder hat sie immer schon gehaßt. Aber dass er soweit geht..." Quintus sah fassungslos auf Ylwa herunter. "Ich muss einen Medicus holen!" Er seuftzte schwer. "Der nächste Medicus ist erst im Soldatenlager!" Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. "Aber die alte Edla kennt sich damit auch aus." Er richtete sich auf und machte Anstalten nach draußen zu eilen...

    Apollonius blinzelte verblüft und fragte sich, was Valeria wohl alles erzählt hatte. So eine Reise hatte der Medicus wahrlich noch nicht erlebt gehabt. Wieder einmal wurde ihm die wahre Barbarei vor Augen geführt. Er nickte langsam und setzte sich.


    "Ja, in der Tat, Patron. Es war eine wirklich aufschlussreiche Reise, die wir hatten. Nicht wahr, Valeria?" Er sah zu Valeria und ein Hauch von Besorgnis huschte Apollonius übers Gesicht, als er sie genauer ansah. Ihre Gesichtsfarbe sprach immer noch von den schlechten Zeichen. Aber solche Gefühlsregungen waren nie lange auf Apollonius Gesicht zu sehen, sondern schnell wieder von einer ruhigen Gleichmut und Gelassenheit geprägt.

    Serpens starrte haßerfüllt Valeria hinter her. Es war ihm ins Gesicht geschrieben, dass er Valeria für die Entwicklung verantwortlich machte, da sie sich zuerst eingemischt hatte. Quintus ging auf die Tür der Villa zu und blieb einen Moment vor Publius Domitius Caesantus. Beide straften sich mit kalten Blicken. Dann wandte sich Quintus ab und ging an Caesantus vorbei. Dieser sah ihm kurz hinter her, dann blickte er zu Valeria. Erstaunt sah er an Valeria hoch und runter, ein leichtes Zucken zeigte sich an seiner Augenbraue. Doch lächelte er gleich wieder höflich, wenn auch deutlich reservierter. Apollonius, war hinter Valeria hinterher gegangen und stützte sie nun. Sanft drängte er Valeria auch an dem Patrizier vorbei und hinter Quintus her. Caesantus hinderte Beide auch nicht, sondern trat nach draußen auf den Platz. Stimmen drangen von dort und die Sklavenmenge zerstreute sich, wurden teilweise auch durch die Soldaten weggedrängt.


    Quintus lief durch den Flur hindurch und zu der Tür, die gleich an die Tür zu Valerias 'Gästezimmer'. Mit einem Ellbogen drückte er die Tür auf und trug die junge Frau hinein. Vorsichtig legte er sie auf dem Bett ab. Ylwa stöhnte leise auf und gab einen wimmernden Ton von sich. Hilflos sah Quintus auf die junge Frau herab und sah sich im Raum um. Dann holte er eine Wasserschale und stellte sie auf den Tisch neben dem Bett ab. Etwas unschlüssig sah er auf.

    Apollonius Blick war weiter für einige Sekunden nach innen gerichtet ehe er bemerkte, dass er schon herein gerufen worden war. Schnell sah er noch mal an sich herunter und beäugte skeptisch seine Sandalen. Aber wenn man nicht Hermes hieß, musste man nun mal auf dem dreckigen Boden laufen. Immer wieder sorgte das für einen nicht so guten Eindruck. Seufzend öffnete Apollonius die Tür und trat in das Officium.


    Er schloss die Tür gleich wieder hinter sich und sah in den Raum hinein. Überrascht bemerkte er Valeria. Hatte sie nicht davon gesprochen zu einem Verwandten weiter zu reisen? War ihm schon wieder etwas bei einem Gespräch entgangen? Er nickte ihr lächelnd zu und wandte sich dann an Meridius.


    "Salve Patron. Wie Ihr seht, bin ich für meine neuen Aufgaben angekommen." Dabei musterte er Meridius, ob dieser schon Anzeichen für einen Bedarf seiner Dienste zeigte. Nun, etwas übermüdet und gestresst sah er schon aus, aber das war in dem Posten wohl normal. Auf den ersten Blick sah Apollonius also keinen Handlungsbedarf. Aber ein kleiner Säfteentzug kann nie schaden, dachte er sich. 'Vielleicht ein Aderlass' sinierte er innerlich.

    Der Mann, Quintus, nickte langsam und hörte Valeria zu. Serpens Gesicht verzog sich zusehends und er winkte einen Soldaten her, dem er leise etwas ins Ohr flüsterte. Der Soldat nickte und verschwand in Richtung Villa. Ein leises und schmerzhaftes Stöhnen war wieder vom Holzpfahl zu hören. Quintus runzelte die Stirn und trat plötzlich auf Serpens zu. Mit einem Arm stieß er diesen beiseite und trat auf den Pfahl zu. Dort blieb er für einen Herzschlag wie angewurzelt stehen. Dann zog er schnell seinen Dolch und schnitt der Sklavin die Fesseln ab. Als sie zusammensank, fing er sie auf und hob sie auf seine Arme. Serpens ließ ihn gewähren, aber seine Miene war voller Abscheu und Wut verzerrt.


    Quintus trat an Valerias Seite und lächelte sie dankbar an. "Ich danke Dir, Decima Valeria." meinte er leise zu ihr. Die junge Sklavin hatte ihr Gesicht in der Brust des Patriziers vergraben und stöhnte gequält vor Schmerzen. Quintus machte Anstalten mit ihr ins Haus zu gehen. Am Eingang stand der Hausherr und starrte voller kalter Verachtung auf die Szene. Quintus hob sein Kinn und erwiderte den Blick selbst abweisend und auch herausfordernd.

    Verblüffung war in dem Gesicht des noch unbekannten Mannes zu sehen. Er sah von Valeria zu Serpens. Als Valeria sich vorstelte, sah er sie an und deutet eine leichte Verbeugung an. "Quintus Domitius Superbus! Decima Valeria? Von der Gens Decima?" fragte er. Serpens blieb stumm und mit verschränkten Armen vor Quintus stehen und schien ihm weiter den Weg versperren zu wollen. In dem Moment trat Apollonius an Valerias Seite und legte ihr einen Umhang um die Schulter. Einer der Sklaven aus der Menge rief auf Latein. "Es ist Ylwa, Dominus!"


    Quintus wurde etwas blasser. "Was?" fragte er. Serpens sah wütend in die Richtung, wo die Worte her kamen. "Nur eine unbedeutende Sklavin, Quintus, nicht Ylwa." Dabei zuckte seine linke Augenbraue. "Komm, Deine Mutter freut sich bestimmt, seinen Sohn wieder zu begrüßen. Das mit der Sklavin ist unbedeutend." Quintus starrte Serpens an. "Geh mir aus dem Weg, Serpens!" sagte Quintus schließlich kühl. Dieser schüttelte jedoch nur stumm den Kopf. "Worum geht es wirklich?" fragte Quintus schließlich Valeria.

    Serpens presste seine Lippen fest zusammen. Sein Gesicht wurde erst weiß und dann knallrot vor Wut. Er atmete gepresst ein und aus und starrte Valeria nun offen feindselig und mißmutig an. Seine Hand ging dabei automatisch an sein Gladius und er erwiderte den Blick starr, wobei es dort wütend loderte. "Ich glaub Dir sowieso kein Wort, dass Du wirklich Meridius Nichte bist. Aber gut, durchaus clever von Dir, Weib. Aber das geht zu weit. Das Mädchen dort ist nicht mehr wert als mein Hund oder einer der anderen Haustiere. Sie war ungezogen, also wird sie bestraft. Findest Du jedoch ein Brandzeichen oder eine Kreuzigung besser?"


    In dem Moment hörte man ein Wiehern und Hufgetrappel näherte sich. "Was ist hier los?" war von Hinten zu hören. Ein Mann kam heran geritten und sprang von einem schwarzen Rappen. Der Mann trug das Kettenhemd eines Soldaten, hatte den Helm jedoch an den Sattel gebunden. Er war großgewachsen, stattlich und mit breiten Schultern. Seine schwarzen Haare trug er kurzgeschnitten und seine markanten und doch angenehmen Gesichtszüge waren glattrasiert. Er sah erstaunt auf die Menschenmenge und verwirrt auf Valeria. Serpens starrte verblüfft auf den Mann und winkte hastig einige Soldaten heran, die vor sich vor dem Pfahl stellten und dem herankommenden Mann so die Sicht auf die Sklavin versperrte. Serpens trat an Valeria vorbei. "Nur eine disziplinarische Maßnahme, Quintus! Du bist also zurück?" fragte Serpens und knurrte die Worte mehr als dass sie eine freundliche Begrüßung wäre. Der andere Mann sah wieder verwirrt zu Valeria. "Wer bist Du?" fragte er sie.

    Instinktiv riß der Mann mit der Peitsche die Lederschlinge herunter, so dass die Peitsche an Valeria vorbei saußte. Erschrocken musterte er Valeria. Serpens starrte sie für einen Moment ungläubig an. Langsam sah er an Valeria hoch und runter und musterte ihren Aufzug. Dabei wanderte seine Augenbrauen hoch. Ein spöttisches Lächeln erschien um seinen Mund. "Die Sklavin ist geflohen. Sie kann froh sein, dass mein Herr sie nicht kreuzigen lässt, wie es sein Recht wäre. Und jetzt, Nichte des Decimus Meridius, tritt zur Seite. Weißt Du nicht, dass Du kein Recht hast, Dich einzumischen?"


    Ein Tuscheln und Raunen ging durch die Sklaven rund um Valeria. Sie sah auch die Sklaven von Apollonius, die am Rand standen. Marcus lächelte ihr zu, schien jedoch auch ein wenig besorgt um Valeria zu sein. Die Sklavin hing schlaff am Pfahl und schluchzte leise vor sich hin. Das Blut lief ihr langsam über den Rücken. Doch ihr ganzer Leib war von blauen Flecken verziert, die teilweise schon älter waren. Auch war sie recht dünn, aber nicht so mager, wie manche anderen Sklaven, die Valeria umgaben.

    "Valeria! Das geht doch nicht..." hörte Valeria noch Apollonius hinter sich. Doch dann war sie schon im Flur, ehe der Medicus richtig reagieren konnte. Doch sie hörte, wie Schritte ihr folgten. Die Flure lagen still vor Valeria. Sie waren mit schönen Mosaiken auf dem Boden und Fresken an den Wänden verziert. Die schmerzhaften Schreie führten Valeria auf den Platz vor die Villa, wo sie schon gestern angekommen war. Schon an der Tür, die weit offen stand, sah Valeria auf dem Platz einen Menschenauflauf stehen. In der Mitte war ein hölzerner Pfahl aufgestellt. Daran war die junge Frau von gestern nacht angebunden. Sie war vollkommen nackt, immer noch etwas schmutzig und blutige Striemen zierten ihren Rücken.


    Ein großgewachsener Mann stand hinter ihr. In seiner Hand hielt er eine dornenbesetzte Peitsche. Damit holte er aus und schlug wuchtig auf den Rücken der Sklavin. Ihre Haut riß an der Stelle auf und sie schrie laut. Ihr ganzer Körper spannte sich an und sackte wieder zusammen. Neben der Sklavin stand Serpens, der mit verschränkten Armen und verschlossenem Gesicht das Ganze zu überwachen schien. Einige Soldaten standen auf der Rückseite der Sklavin und behielten die Sklaven, die dort standen, genau im Auge. Einige hatten auch ihre Schwerter blank gezogen. Die Sklaven starrten teilweise stumm und apathisch auf die Auspeitschung. Einige aber auch haßerfüllt. Zwei Männer hielten eine junge Frau fest, die heftig schluchzte und immer wieder versuchte sich zu befreien, um zu der Sklavin am Pfahl, wie schon letzte Nacht, zu stürzen. "Zehn!" ertönte leise von Serpens. "Weiter!" befahl er dem Auspeitschenden. Der nickte und hob wieder die Peitsche.

    Apollonius folgte der Wache durch die Flure. Vor der Tür nickte er dem Wachmann noch einmal zu und wandte sich dann dem Eingang zu. Apollonius blieb für einen Moment schweigend dort stehen, dachte ein wenig über den Schritt in einen neuen Abschnitt seines Lebens nach. Nach einigen Sekunden hob er seine Hand und klopfte gegen die Tür. Dann wartete er ruhig und mit einem Blick, der eher nach innen gerichtet war.

    Apollonius kniff die Lippen zusammen, so fest, dass sie ganz blutleer wirkten. Die Nacht hatte er wirklich nicht geschlafen, aber dass ihm seine eigenen Sklaven so einen Ärger machten, hatte er nicht mit gerechnet. Sein Blick ging zu der Tür und er seufzte leise. "Die Sklavin von gestern wird ausgepeitscht!" antwortet er Valeria. Es machte ja keinen Sinn, Valeria anzulügen. Doch hoffte der Medicus, dass sie trotzdem liegen blieb.


    Wieder drang ein gequälter Schrei, voll des Schmerzens. Nun war zwischen den einzelnen Schreien auch ein Wimmern und ein lautes Flehen zu hören. Leto war einen Schritt zurück getreten und sah weiß und blass auf den Boden, zuckte bei jedem Schrei jedoch heftig zusammen. Immer mal wieder ertönten hastige Schritte durch die Flure der Villa und erneut ein herzzerreißender Schrei.

    Verblüfft blinzelte die junge Sklavin als Valeria nach ihrem Namen fragte. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie senkte verlegen den Blick. "Leto, Domina!" erwiderte sie leise. Sie blieb an der Seite von Valeria stehen und sah sie unter gesenkten Augenliedern an. Draußen war das Klappern von Hufen auf Kiesweg zu hören und dann ein leises Wiehern. Auch das tiefe Lachen eines Mannes und Schritte. Doch dann nur das Gackern von einigen Hühnern und Kühen, die in der Ferne entlang getrieben wurden.


    Die Tür ging auf und Apollonius trat in das Zimmer hinein. Apollonius hatte leichte Augenränder und schloss hinter sich die Tür. Langsam ging er auf das Bett zu und setzte sich neben Valeria. Automatisch griff er nach ihrem Handgelenk und tastete wieder ihren Puls. "Guten Morgen, Valeria." Er musterte Valeria aufmerksam und ließ wieder ihre Hand los, damit Valeria weiter frühstücken konnte. "Sehr gut! Ich seh schon, Dein Appetit ist zurück gekehrt." Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die friedliche Idylle, die die Sonne und das Gackern der Hühner vorgegauckelte hatte. Und wieder schrie jemand draußen. Leto riss erschrocken die Augen auf und biss sich ängstlich auf die Lippe.

    ...hatte sich auch Apollonius den Weg zur Regia durchgefragt. Seine Sklavenbande, die nicht mit Valeria mitgereist waren, hatte er in der letzten Taberna zurück gelassen. Außerdem hatte er sein letztes sauberes und ordentliches Gewand angezogen, womit er sich nun der Regia näherte.


    Apollonius trat auf die Wache zu und nickte leicht. "Salve, mein Name ist Apollonius von Samothrake. Ich würde gerne den Legaten Decimus Meridius sprechen. Ich bin sein Klient!"





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    Warme Sonnestrahlen fielen auf Valerias Gesicht und wärmten ihre Haut. Schritte waren im Zimmer zu höhren, dann ein leichtes Quietschen und das Klappern von Holz. Die Schritte nährten sich schließlich auch Valerias Bett. "Guten Morgen, Domina!" wurde sie begrüßt. Eine junge Frau stand neben Valerias Bett und stellte ein Tablett mit Frühstück neben ihr ab. Etwas ungewöhnlich sah es schon aus, da das römische Frühstück eigentlich recht karg war. Aber Valeria sah dort warmen Gerstenbrei mit Honig, Eier, etwas geräuchertes Fleisch und Brot. Außerdem einige geschälte Äpfel, diie wohl über den Winter gelagert wurden.


    Die junge Frau hatte goldbraune, langes Haar, was sie zu einem Zopf nach hinten geflochten hatte. Sie trug eine Sklaventunika und sah Valeria schüchtern an. Ihr Latein war jedoch recht gut und nur von einem Hauch von Akzent geprägt. "Ich hoffe, ihr habt Hunger, Domina!" fragte sie freundlich. "Habt ihr gut geschlafen?" fragte sie und sah sie sehr besorgt, aber freundlich an. Draußen zwitscherten einige Vögel und die üblichen Geräusche arbeitender Menschen war zu hören. Blauer Himmel blitzte durch die Fenster und versprach einen schönen Tag.