Beiträge von Apollonius von Samothrake

    Skulpturen? Apollonius dachte kurz über die Bemerkung nach. War doch in jener Nacht und dem Tag die ganze Stadt verschüttet und begraben worden. Und die Villa der Hirschen genauso. Für einen Moment drifteten auch Apollonius Gedanken zum Vesuv. Ein Fluch und ein Segen war er. Hatte er doch gehört, dass man dort im Süden mehrmals im Jahr sogar angeblich ernten konnte. Die Flora und Fauna ist dort bestimmt äußerst interessant, überlegte sich Apollonius. Er sollte vielleicht noch einen kleinen Ausflug näher an den Vulkan wagen. Was hatte ihn Callidus noch mal gefragt? Grübelnd dachte er darüber nach. Irgendwas zu seinen Plänen, oder?


    "Es hängt natürlich von den Wünschen der Senatoren und Kunden ab. Aber man könnte eine Villa unter einem Thema fassen. Nehmen wir mal Apollo. Dann könnte man die verschiedenen Räume mit den verschiedenen Mythen belegen, von der Szene als Amor Apoll mit dem Pfeil traf bis hin zu der Liebe des Apolls zu Daphne. Oder die verschiedenen Liebesgeschichten des Göttervaters. Ganz nach den Wünschen der Käufer!"

    Apollonius nickte zufrieden. Wenn sie noch keine Wünsche genannt hatten, dann war ja noch alles möglich und würde der Planung von Phokas auch nicht widersprechen, der doch ungern etwas an seinen Bauplänen ändern wollte. Ah, da war doch etwas gewesen! Rutschte Phokas deswegen etwas unruhig hin und her? Apollonius kratzte sich den Bart. "Ehe ich es vergesse, Duumvir. Was die Villen angeht, wollte ich noch mit Euch etwas absprechen." Apollonius ließ seine Hand sinken und dachte über Phokas Idee nach. Ihm gefiel sie und zu außergewöhnlich war sie nicht.


    "Ich dachte daran, die Villen mit einem bestimmten Thema zu belegen. Um genau zu sein, Ovid!" Apollonius sah Callidus aufmerksam an. "Um mich noch präziser auszudrücken...wir, also ich und mein Architektursklave Phokas,..." Apollonius deutete hinter sich auf Phokas. "..dachten an die Metamorphosen des Ovids. Ihr kennt doch sicherlich die Villa der Hirschen in Herkulaneum, dem früheren Herkulaneum!" fügte Apollonius an und seufzte schwer. Hatte er doch kürzlich noch die Schriften von Plinius, dem Jüngeren, gelesen, der von dem schrecklichen Ausbruch des Vesuvs vor nur einer Generation.

    Apollonius winkte Phokas ihm zu folgen, was Phokas auch mit eher unwilligem Gesichtsausdruck tat. Apollonius trat hinein und nickte Callidus freundlich zu. „Salve, Duumvir. Nun, es hätte durchaus schneller gehen können. Aber die Wege über die Alpen sind wahrlich kein Vergnügen!“ Apollonius ließ sich gleich auf eine Sitzgelegenheit sinken. Dabei beobachtete er Callidus, als er den Wein einschenkte. Kurz dachte Apollonius darüber nach, ob zu jener Tageszeit der Wein in seinen Ernährungsplan passte. Er nickte langsam. Es kam zwar auf die Art des Weines an, aber ein kleines Schlückchen würde ihm bestimmt sogar gut tun. Er kam sich in letzter Zeit so schrecklich phlegmatisch vor. Mit einer Handbewegung deutet er Phokas, sich im Hintergrund zu setzen.


    Aufmerksam, so aufmerksam wie Apollonius es selten war, hörte er Callidus zu. Er versuchte sich dabei auch gleich die Namen einzuprägen und hoffte, dass ihm dieses Mal sein schlechtes Namensgedächtnis nicht gleich wieder betrog. Vitruv? Zimmeraufteilung? Es war einfach schon zu lange her, dass er darüber etwas gelesen hatte. Aber Phokas würde sich mit Sicherheit da gut auskennen. So nickte Apollonius immer wieder, fuhr sich über seinen Bart und zwirbelte ihn langsam an der Spitze. Apollonius war zwar etwas verwundert, dass er mit der Patrizierin und Senatorin verhandeln sollte, aber er ließ sich nichts anmerken. So nickte er nur und hörte weiter zu. Ob er Fragen hatte? Apollonius dachte darüber nach.


    „Natürlich muss ich mir erst mal die Örtlichkeiten ansehen. Vielleicht tauchen dann noch mal Fragen auf. Aber das kann ich dann mit dem Magistrat...“ Oh verflixt...schon hatte sein Gedächtnis versagt. „...besprechen!“ Immerhin hatten die Römer eine Fülle von Titeln, die ihm hier halfen. „Aber haben die beiden Senatoren schon Wünsche geäußert, von denen ich wissen sollte?“

    In den frühen Vormittagsstunden kam Apollonius durch die Strassen Roms gelaufen. Er war müde und erschöpft, obwohl er gestern abend schon angekommen war. Aber das ständige Reisen, das Schlafen in Reisetabernae mit schlechten Lagerstätten und Wanzen und Flöhe als nächtliche Besucher machten ihm zu schaffen. Er war nun mal nicht mehr der Jüngste. Aber in einiger Zeit würde er das mit dem Reisen etwas einschränken. Vielleicht sollte er auch etwas kürzer treten was die Arbeit angeht. Kurz sah Apollonius über seine Schulter. Phokas schlurfte hinter ihm her. Auch ihm war das Reisen nicht gut bekommen. Und seine Miene drückte eine tiefe Unwilligkeit aus.


    Apollonius schwieg. Wieviele Stunden hatten die Beiden sich in den letzten Wochen nun gestritten. Inzwischen wechselten sie kein Wort mehr miteinander. Das würde bei den Bauprojekten nicht gerade ein Vergnügen werden. Seufzend lief der Medicus die Treppen zur Curia hinauf und ließ sich den Weg zum Princeps weisen. Dort angekommen nickte er dem Scriba zu.


    "Salve, mein Name ist Apollonius von Samothrake. Ich möchte gerne Aelius Callidus sprechen. Ich glaube, er erwartet mich auch!"

    Es war wieder Marcus, der neben Valeria auf dem Kutschbock saß. Er lächelte sie freundlich und auch aufmunternd an. Dabei wartete er bis auch die Anderen auf die Wägen aufgestiegen waren. Apollonius trat noch mal schnell zu einem der Wägen und hob besorgt ein Tuch. Darunter war ein Kasten zu sehen. Darin waren seine Bienen, die Apollonius hegte und pflegte und jeden Tag mit Honigwasser versorgte. Erleichtert ließ er das Tuch wieder sinken und stieg ebenfalls auf den Wagen.


    In dem Moment trat Caesantus heran. Er schritt mit kühler Miene zu den Wägen, wobei seine Toga um ihn herum rauschte. Er blieb stehen und sah zu Valeria. "Decima Valeria, ich wünsche Dir eine gute und sichere Reise. Mögen die Götter über Dich wachen. Desweiteren richte doch bitte meine Grüsse an den Legaten und Deinem Onkel aus." Es kamen einige Soldaten, gerüstet und gut bewaffnet herbei. Serpens war jedoch nicht unter ihnen. "Meine Männer werden Dich bis nach Mogontiacum begleiten. Vale!" Er nickte ihr knapp zu und wandte sich zum Gehen um. Schnellen Schrittes war er wieder im Haus verschwunden. Marcus sah zu Apollonius, der kurz nickte. Dann trieb Marcus die Maulesel an und die Wägen setzten sich in Bewegung.


    Valeria, Apollonius, die Sklaven und die Soldaten verließen das Landgut wieder, fuhren auch an dem Gekreuzigten vorbei, der am Tage noch scheußlicher wirkte. Besonders die Krähe, die auf seiner Schulter saß und an seinem Gesicht pickte, verstärkte den grauenhaften Anblick noch mehr. Doch schnell ließen sie das Gut, die grünen Felder hinter sich und die Wälder Germania nahm sie wieder in ihre Mitte auf. So ging es weiter Richtung Mogontiacum.

    Quintus sah auf Ylwa und dann wieder zu Valeria. "Gut, dann nehme ich einen Wagen." Er lächelte schief und stand auf. "Könntest Du kurz auf sie acht geben?" Quintus stand auf und verließ den Raum. Apollonius kratzte sich wieder mal etwas zerstreut den Bart und ging zum Fenster, welches er öffnete. Sein Blick ging suchend über den Platz und dann winkte er. Einige Sekunden später kam Brutus an das Fenster heran getreten. "Hol die Wägen vor und spann sie mit den Anderen zusammen an. Wir brechen gleich auf!" Brutus nickte und verschwand wieder vom Fenster. Apollonius schloss das Fenster und drehte sich zu Valeria um. "Es ist auch ganz gut, wenn wir weiterreisen."


    Apollonius trat an Vals Seite und nahm sich die Ledertasche, die schon arg ausgebeult war. Etwas später kam auch Quintus wieder hinein. Er nickte lächelnd Valeira zu und beugte sich zu Ylwa herunter. Vorsichtig hob er sich hoch und nahm sie auf seine Arme. Ylwa stöhnte leise auf und schmiegte sich schutzsuchend an Quintus. "Ich danke Dir, Decima Valeria. Ich wünsche Dir noch eine gute Reise und alles Gute für Dich und Dein Kind!" Er lächelte sie dankbar an und wandte sich zum Gehen um. Apollonius reichte Valeria seine Hand, um ihr aufzuhelfen.

    Apollonius Gesichtsausdruck war in dem Moment sehr gemischt. Valeria, die ihn doch mittlerweile recht gut kannte, konnte dort Zustimmung sehen. Er schien dem Patrizier auch nicht sonderlich zu trauen. Aber andererseits wirkte er auch etwas nachdenklich und er wiegte den Kopf hin und her. Quintus brach die Stille, die sich kurz über alle Drei legte. „Ich halte nicht viel von meinem Bruder. Doch eines weiß ich, wenn er sein Wort gibt, kann man sich darauf verlassen. Seine Ehre, so bizarr sie im Moment erscheint, ist ihm äußerst wichtig. Wenn er Dir Begleitschutz angeboten hast, dann meint er es auch so!“ Quintus lächelte leicht und strich Ylwa dabei über die Wange. „Kann ich sie so mitnehmen?“ Quintus sah Valeria fragend an.


    Apollonius schien bei den Worten nicht mehr ganz abgeneigt zu sein. Derweil packte der Medicus die wenigen Sachen wieder in seine Tasche hinein, mitsamt des Seeigelextraktes. Dabei murmelte er leise griechische Worte vor sich hin. Etwas selbstvergessen und nachdenklich.

    Apollonius nickte langsam. „Das ewige Hin- und Herreisen wird mir in meinem Alter langsam auch zuviel. Danach werde ich froh sein, einfach hier in Germania etwas sesshaft und arbeitsam zu werden!“ Apollonius hatte das viele Reisen wirklich satt. Soviel wie in letzter Zeit war er schon Jahrzehnte nicht mehr gereist. Aber das war während der Zeit in Alexandria. In seinen Gedanken vergoldete Apollonius zunehmend die Zeit dort. Vergaß er doch schon, wie oft er sich den Intrigen anderer Gelehrter, Anschwärzungen und andere schreckliche Dinge hatte aussetzen müssen.


    „Gut, dann wende ich mich an den Herren! Hmm...“ Apollonius Denkerfalte zwischen den Augenbrauen war noch da, aber sie half ihm nicht auf die Sprünge. So meinte er schließlich. „...dann werde ich mal meine Sachen herholen.“ Mit den Worten stand der Medicus auf. In seinem Rücken zog es, aber dies schob er nicht aufs Alter. Eher darauf, dass er in letzter Zeit wieder etwas zugenommen hatte. Apollonius sollte wohl wieder mal etwas mehr auf seinen Ernährungsplan achten, so befand er auch selber.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Meridius im Übrigen gibt jede Woche annähernd 1000 Sesterzen seines Gehalts aus, um diverse Angestellte und Klienten, wie Pädagogen, Verwalter, Pferdtrainer, Scribas und Dienstboten usw zu beschäftigen, die allerdings nicht selten das Geld einfach nur einstecken darüberhinaus aber kaum ein Eigenleben entwickeln, was schade ist.


    Öhm...äh! Wie soll ich das verstehen, werter Patron? -.^=)

    Einige Zeit nach dem Gespräch mit Meridius hatte sich Apollonius zu den Räumlichkeiten innerhalb der Regia führen lassen. Interessierten Blickes musterte er den Raum, nickte langsam und wanderte wieder, mit einem nach innen gerichteten Blick, nach draußen.


    Einige Stunden sollten vergehen ehe der Medicus mit seinen Sklaven, Sack und Pack wieder zurückkehrte. Mit einem Winken zeigte er seinen Sklaven die Räumlichkeiten und verschwand wieder. Doch die Sklaven fingen mit ihrer emsigen Arbeit an. Kisten wurden hineingeschleppt, Säcke herangetragen und dann mit dem Einräumen begonnen. Die Männer, die meisten davon doch recht kräftig, räumten Kisten mit Möbeln, Instrumenten, privaten Dingen von Apollonius aus und in Truhen, die sie an den Rand stellten. Einer der Sklaven, ein blonder junger Mann, kletterte auf einen Schemel und hängte über die Tür eine Schrifttafel, in die griechische Buchstaben gemeißelt waren.


    Ein ältlicher Sklave mit verkniffener Miene sah sich eher stirnrunzelnd um, räumte aber auch ein. Schriftrollen wanderten durch seine Hände und er kümmerte sich liebevoll um die Papyri, die er nacheinander in ein Papyrusregal räumte, was kurz zuvor aufgebaut wurde. In dem Moment kam Apollonius wieder hinein. In seinen Armen trug er liebevoll eine Kiste aus der es brummte und summte. Diese Kiste stellte er ganz vorsichtig am Fenster ab und zog ein Stück Stoff herunter, was er an einer Seite der Kiste befestigt hatte. Selig lächelnd sah er durch die Glasscheibe, die er vor langer Zeit in Rom erworben hatte. Dahinter war ein kleiner Bienenstock zu sehen. Wie um seine Bienen zu beruhigen, tätschelte Apollonius den Deckel des Kastens. „Brutus! Befestige den Kasten vor dem Fenster. Schließlich müssen sie doch bald frische Luft schnuppern. Außerdem kümmere Dich doch um die Bienenkästen auf dem hinteren Wagen!“


    Der kräftige Sklave, der angesprochen war, nickte knapp und trat an ein Fenster. Er öffnete es und holte etwas Werkzeug herbei. Nach einigem Werkeln und Klopfen konnte er dort den Kasten mit den Bienen befestigen, unter Apollonius ständig wechselnden Anweisungen und aufmerksamen Augen. Schließlich sollte die Glasscheibe zum Fenster zeigen. Wollte doch Apollonius aus sicherer Distanz weiter seinen Bienenstamm beobachten, die immer noch aufgeregt im Bienenstock umhersummten. Als alles fertig war, schloss Apollonius das Fenster und nahm eine kleine Kordel, die mit einer Öffnung an der Kiste verbunden war. Vorsichtig zog er daran und das Loch öffnete sich. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Bienen ihren Stock vorsichtig verließen, um die neue Umgebung zu erkunden.

    „Herodes?“ Ein leicht amüsierter Gesichtsausdruck zeigte sich bei Apollonius. Was für ein Name! Sicherlich hatten die Meisten keine Ahnung, was für ein Hintergrund sich mit dem Namen verband. Apollonius kratzte sich den Bart und dachte kurz über Verschiedenstes nach. Zum einen über hebräische Traditionen und ihre Überlieferungen, mit denen er sich mal vor vielen, vielen Jahren beschäftigt hatte. Zum anderen brachte es ihn auf ganz andere Gedanken, wie Tempelbau der Hebräer, Tempelbau der Griechen und Römer. Auch über den Brand des großen Tempels von Jerusalem. Seine Gedankensprünge konnte er zwar nicht ganz nachvollziehen, aber es war wie eine Erleuchtung. Ja, jetzt wusste er wieder, was er noch anbringen wollte. Schrecklich, wenn Apollonius das vergessen hätte!


    „Des Weiteren kann es durchaus sein, dass ich in nächster Zeit noch mal nach Italia muss. Zum einen liegt es daran, dass ich vor vielen Monaten mit Aelius Callidus den Bau einiger Villen in Misenum ausgemacht hatte. Das war bevor ich Euer großzügiges Angebot erhalten hatte. Und mein Wort in dieser Hinsicht zählt für mich durchaus. Des Weiteren würde ich dann auch meine Dissertationsangelegenheit in Rom kurz klären wollen. Aber ich denke, dass sich das Ganze nicht sehr lange hinziehen wird.“ In dem Moment war Apollonius sich jedoch nicht sicher, ob es das war, was er eigentlich noch ansprechen wollte. Eine kleine Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen als Zeichen seiner Verwirrung. „Die Pläne bezüglich des Tempelbaus...habt Ihr sie hier, Patron? Dann könnte ich sie mir gleich mal ansehen!“ Beziehungsweise Phokas, fügte Apollonius im Geiste an.

    Auf Valerias Frage erntete sie verwirrte Blicke von sowohl Quintus als auch Apollonius. Es war dann jedoch Apollonius, der sie beantwortete. „Natürlich ist es von niederen Trieben bestimmt, wenn man so mit seinen Sklaven umgeht, Valeria. Aber sie sind nun mal Sklaven! Für viele sind sie nicht mehr als Besitz! Nicht dass ich soetwas tun würde!“ Apollonius hob entschuldigend seine Arme. Dann kratzte er sich den Bart und seufzte tief.


    Quintus strich derweil Ylwa eine Haarsträhne zurück und zuckte gleichmütig mit der Schulter. „Es gibt hier in der Nähe ein kleines Dorf, ein germanisches Dorf. Ich kenn dort einige Leute sehr gut. Ich werde mit Ylwa dort erst mal hingehen. Und was danach ist? Ich weiß es noch nicht. Nur, dass Ylwa jetzt frei sein wird.“ Quintus lächelte leicht und schien nicht sonderlich darüber bekümmert zu sein, dass er gerade rausgeworfen wurde. Eher das Gegenteil war der Fall. „Und Du? Wirst Du das Angebot von meinem Bruder annehmen? Ich würde es tun, denn er hat Recht. Germania ist kein ungefährlicher Ort.“

    "Nun, es ist nicht der Umstand, dass Du nach Germania reist. Es ist der Umstand, wie Du reist, was mich verwundert, Decima Valeria!" Quintus sah sie noch mal verwirrt an. Doch dann kamen Schritte näher und Quintus Bruder, Publius Domitius Caesantus, trat in den Türrahmen. Sein Gesicht war von mühevoll beherrschter Wut geprägt. Sein Blick glitt von der Sklavin zu Quintus und dann zu Valeria. Seine Nasenflügel bebten leicht und er trat in den Raum hinein. Schweigend stand Publius für einen Moment dort still. Dann sagte er leise und sehr kalt. "Decima Valeria, ich tue es als eine Verwirrung Deines Zustandes ab, dass Du Dich in meine Belange eingemischt und die Gastfreundschaft, die ich Dir angeboten habe, so mit Füßen getreten hast. Aber vielleicht verstehst Du, dass ich um den Hausfrieden willen, Dich doch bitten möchte, meine Villa zu verlassen. Natürlich begleitet Dich ein Trupp meiner Soldaten gerne bis zu Deinem Ziel. Germania ist kein friedfertiges Land, wie sehr es auch verkündet wird!"


    Publius wandte sich zu Quintus. "Und Du verschwindest von hier!" Quintus starrte seinen Bruder finster an. "Ich gehe nicht ohne Ylwa!" Publius winkte genervt ab. "Nimm sie mit, aber lass Dich hier nicht mehr blicken!" Publius wandte sich wieder Valeria zu und deutete eine höfliche, wenn auch etwas brüske Verbeugung an. "Ich werde Dich bei deiner Abreise noch mal verabschieden. Vale!" Genauso brüsk wandte sich Publius ab und ging schnellen Schrittes und mit rauschender Toga aus dem Zimmer.

    „Nun, ich meinte nicht unbedingt jemand so wichtigen!“ Apollonius schüttelte den Kopf. „Eigentlich hatte ich an einen Sklaven von Euch gedacht, der mir die Örtlichkeiten zeigt. Damit ich mich schlichtweg nicht verlaufe.“ Apollonius lächelte für den Bruchteil einer Sekunde verlegen. So verwirrend wie die neue Umgebung für ihn war, hielt er es nicht für abwegig, dass er öfters mal in abgelegenen Gassen landete.

    Quintus seufzte und nickte langsam. „Ja, es ist immer heikel, wenn es um Besitz anderer geht. Aber...“ Er zögerte und strich Ylwa eine Strähne zurück. Ylwa stöhnte vor Schmerzen. Doch dann beugte sich Apollonius zu Quintus rüber und reichte ihm das Gefäß mit dem Mohn. „Gebt ihr das zu trinken. Sie kennt Euch ja wohl besser!“ Quintus sah auf und musterte den Medicus. Schließlich nickte er langsam und nahm das Gefäß entgegen. Vorsichtig hob er Ylwas Kopf ein wenig an, so weit es die Lage erlaubte. Leise flüsterte er einige Worte zu ihr. Es klang nach germanisch, was Quintus sprach. Und er sprach es fließend und ohne lateinischen Akzent. Ylwa öffnete flatternd die Augen. Sie sah Quintus erst verständnislos an, dann huschte ein tief erleichterter Ausdruck über ihr Gesicht. Sie murmelte etwas. Quintus nickte und lächelte sie recht liebevoll an. Dann setzte er das Gefäß an ihre Lippen. Gehorsam trank Ylwa den Mohnsaft. Mit dem Daumen strich Quintus ihre etwas Saft vom Mundwinkel und legte ihren Kopf wieder sanft auf das Kissen zurück. Ylwa seufzte tief auf und schon nach kurzer Zeit war sie hinweg entschlummert. Für eine Weile betrachtete Quintus die junge Frau.


    Erst dann hob er seine Augen und sah zu Valeria. „Du bist Priesterin?“ Verblüffung huschte über sein Gesicht und er betrachtete sie aufmerksam. „Du bist schwanger, die Nichte des Legaten der Provinz und Priesterin! Warum bist Du hier, mitten im Nichts der Welt?“ Er sah sie bei den Fragen einfach nur verwundert an, insgesamt wirkte er jedoch erschöpft, mitgenommen und verwirrt.

    Quintus sah Valeria einen Moment unschlüssig an. Er blieb starr am Bett stehen und sah auf die Sklavin herunter, die sich auf dem Bett wälzte und unruhig leise Worte von sich gab. Schließlich gab er sich jedoch einen Ruck und trat auf die andere Seite des Bettes. Dort setzte er sich auf die Bettkante und griff nach der Hand von Ylwa. Traurig und besorgt strich er ihr über die Handkuppe. Dann beobachtete er Valerias tun.


    Apollonius derweil reichte Valeria nur die Sachen, die sie zum verarzten brauchte. Anscheinend wollte er die Versorgung der Sklavin ihr überlassen. So blieb er auch schweigend im Hintergrund, während sein Blick ab und an verwundert zu dem Patrizier ging. Der schwieg ebenso für einen Moment. Doch dann schien es als ob Quintus weiter verlegen wurde und den Drang bekam, etwas erklären zu wollen. So hob er den Blick und sah Valeria an. „Ich glaube, es sind schlechte Zeiten, in denen Du meine Familie kennen lernst. Mein Bruder ist zwar ein arroganter Dreckskerl, aber grausam war er eigentlich früher nicht gewesen. Und ich glaub, er wollte sich bloß an mir rächen.“ Quintus lächelte Valeria an. „Ich danke Dir, dass Du so mutig eingeschritten bist.“

    "Unkonventionell?" Apolllonius nickte langsam und überlegte sich schon, wie er Phokas wieder besänftigen konnte. Vielleicht sollte er mal versuchen etwas freundlicher zu seinem Sklaven zu sein. Aber dieser machte es ihm auch sehr schwer. Jedes Gespräch lief einfach auf einen Streit hinaus. Aber ohne Phokas wäre er bei solchen architektonischen Dingen doch aufgeschmissen. Aber er nickte noch mal. "Das kann ich natürlich machen!"


    Nachdenklich strich sich Apollonius übers Kinn. War da noch etwas, was er besprechen wollte? Eigentlich schon, aber er hatte es schon wieder vergessen. Wahrscheinlich fiel es ihm wieder ein, wenn er auf dem Gang stand. Das Alter...Apollonius seufzte kurz deprimiert. In den letzten Monaten fühlte er sich immer älter. Fing das erst bei den Worten von Valeria in der Gladiatorenschule an? Er zuckte mit der Schulter und zwang seine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt zurück. "Hättet Ihr vielleicht jemanden, der mich zu dem Valetudinarium, durch die Stadt und den verschiedenen Örtlichkeiten führen kann?"

    Nachdenklich zwirbelte Apollonius seinen Bart. Er dachte darüber nach, ob er seine Bienen erwähnen sollte. Schließlich gehören diese ebenfalls zu seinen wichtigen Forschungsobjekten und Apollonius war sich sicher, dass er einem großen Rätsel auf der Spur war. Und die Bienen würden ebenfalls mit Apollonius in die Regia einziehen. Doch im nächsten Moment und bei Meridius nachhallenden Worten vergaß er das wieder. "Das mit dem Valetudinarium werd ich sicherlich nutzen. Ich glaube auch, dass einer der beiden Iulianer, die ich in Tarraco ausgebildet habe, hier dient. Iulius Raeticus, wenn ich mich nicht irre." Er dachte kurz drüber nach und nickte dann, sich selbst damit bestätigend.


    "Und was Daidalos' Labyrinth angeht. Die meiste Arbeit wird sowieso von meinem Sklaven Phokas erledigt. Er hat ein besseres Händchen für Casa und Tempel als ich es habe, Cursus hin oder her." Apollonius ließ seinen maltretrierten Bart los. "Ein Tempelbau? Und wem zu Ehren, wenn ich fragen darf?"