Beiträge von Quintus Caecilius Metellus Varro

    „Herr! Siehst du es? Da, hinter der Landzunge, dass muss Carthago Nova sein!“


    „Ja, dass ist es! Kaum einen halben Tag seit dem Ruf ‚Land-in-Sicht’ und schon treffen wir auf unser Ziel. Bei Mercurius, ich bin schon ein guter Navigator, was Ion?“


    „Für einen Römer, Herr, dass ja.“


    „Deine Zunge wird dich noch einmal in die Unterwelt ziehen, ich sag´s dir. Zeit die Männer aufzuscheuchen.


    ALLE MANN AUF DECK UND ZWAR PLÖTZLICH. GEBT MIR ACHT DAS UNSER SEGEL NICHT KILLT! ICH WILL DA ANSTÄNDIG REIN KOMMEN, HÖRT IHR!
    Ion: Drei Strich Backbord.“

    VI. Eintrag


    AUF SEE,
    ANTE DIEM IV KAL DEC DCCCLV A.U.C. (28.11.2005/102 n.Chr.)
    XVIII. Tag auf See. Wir haben die Küste Africas hinter uns gelassen und befahren das offene Mare Ibericum. Nichts als Wasser umgibt uns, seit ich auf Höhe der Hafenstadt Cartennae Kurs Nord-West befohlen habe und das ferne Land hinter der Kimm verschwunden ist. Die Sicht ist diesig und regelmäßige Schauer lassen uns kaum noch eine trockene Faser Stoff am Leibe tragen. Aber der Wind ist stetig und mäßig. Ich lasse zwei Mann am Bug nach Land Ausschau halten. Nicht mehr lange, und Hispania muss in Sicht kommen und dann bald auch Carthago Nova.


    VARRO

    V. Eintrag


    AUF SEE,
    ANTE DIEM X KAL DEC DCCCLV A.U.C. (22.11.2005/102 n.Chr.)
    Tag XII. Ein starker Küstenwind treibt uns vorwärts, dass es eine Lust ist. Die ungläubigen Einheimischen nennen ihn wohl ‚Atem des Baal’. Ich habe Ion, meinem Steuermann, einen zweiten Mann mit an die Ruderpinne gegeben, denn das Schiff auf Kurs zu halten kostet viel Kraft und ein Querschlagen wäre bei dieser Brassfahrt äußerst gefährlich.
    Zu Mittagsstunde passieren wir Hippo Regius, das bereits an der Küste Numidias liegt.


    VARRO

    IV. Eintrag


    AUF SEE,
    ANTE DIEM XI KAL DEC DCCCLV A.U.C. (21.11.2005/102 n.Chr.)
    Elfter Tag auf See. Nachdem wir glücklich zur Küste Africas gekommen sind und nach kurzem Aufenthalt in Clupea (Africa Proconsularis), wo wir nur einen kleinen Teil der Ladung gelöscht und frisches Wasser aufgenommen haben, sind wir seit gestern früh wieder auf See. Zuerst nahmen wir Kurs Nordost, um dann auf Kurs Nord zu ändern.
    In ruhiger, stetiger Fahrt haben wir bis heute zur Mittagsstunde bereits Carthago und Hippo Diarrhytus passiert und konnten, nachdem letztgenannter Hafen achteraus unter Kimm ging, auf Kurs Nordwest wechseln.
    Ich bin entschlossen, unsere Fahrt bis Carthago Nova ohne weiteren Landgang zu bestehen.


    VARRO

    III. Eintrag


    AUF SEE,
    ANTE DIEM XVI KAL DEC DCCCLV A.U.C. (16.11.2005/102 n.Chr.)
    Sechster Tag auf See. Ungünstiger Wind hat uns im Schatten der Küste Sicilias festgehalten. Bei kabbeliger See sind zwei Amphoren unseres Wasservorrats zerbrochen. Kein Grund, schon jetzt einen Landgang bei ungünstigem Wetter zu versuchen. Gegen Abend dreht der Wind und ich lasse wieder das Segel setzen. Die Möglichkeit darf nicht verstreichen, jetzt den Sprung über das offene Meer zu wagen, auch wenn jeder Seemann diese Fahrt so spät im Jahr zu Recht fürchtet. Mögen uns gute Winde rasch nach Africa tragen.


    VARRO

    II. Eintrag


    AUF SEE,
    ANTE DIEM XVIII KAL DEC DCCCLV A.U.C. (14.11.2005/102 n.Chr.)
    Wir sind den vierten Tag auf See und Neptun meint es gut mit uns. Seit unserem Auslaufen aus Ostia haben wir überwiegend achterlichen Wind und machen ständig 3 Knoten Fahrt. Im Norden sind die Ausläufer eines Sturms zu erahnen, doch wir erleben nicht mehr als eine leicht kabbelige, aufgeraute See. Unsere Etmale sind jeden Tag kaum geringer als 80 römische Meilen. Erst jetzt, wo wir die Nordküste Sicilias erreicht haben, hat der günstige Wind etwas nachgelassen. Zur heutigen Mittagsstunde werden wir trotzdem schon auf Höhe Panhormus stehen. Der Kurs ist West.


    VARRO

    Nach dem Befehl „Los die Leinen.“, stemmten sich vier Männer mit langen Stengen gegen die Pier. Mit vor Anstrengung roten Gesichtern machten sie die Pegasus frei. Dann kamen die Riemen und es war eine mühselige Plackerei, dass schwerfällige, zum Segeln gemachte Boot aus dem Hafen zu bringen. Als sie endlich die Insel passiert hatten, die dem Hafen vorgelagert war, erlöste sie eine leichte Briese, die das Segel blähte. Die Pegasus nahm Fahrt auf.
    „Kurs Süd-Süd-West!“, gab Varro den Befehl, als genug Geschwindigkeit für Ruderwirkung erreicht war. Sein letzter Blick galt dem Hafen von Ostia, der hinter ihnen nun stetig kleiner wurde.

    I. Eintrag


    OSTIA, ANTE DIEM IV ID NOV DCCCLV A.U.C. (10.11.2005/102 n.Chr.)
    Nach mehrwöchiger Reparaturzeit ist die Pegasus wieder seeklar. Es wurden alle Planken unterhalb der Wasserlinie erneuert und der Rumpf komplett kalfatert. Dazu kommen eine neue Maststenge und ein neues Hauptsegel. Die Ladung ist bereits gestaut und wir nehmen heute den letzten Proviant und Frischwasser an Bord. Mit einsetzender Ebbe laufen wir morgen früh aus. Ich hoffe auf Mercurs Gunst und das uns Neptun mit seinem Zorn verschonen wird.


    VARRO