Die beiden Contubernia mit Optio Corus marschierten durch die Straße. Im Auftrag ihres Praefecten sollte dieses Gebiet mit einbezogen werden.
"Augen offen halten Männer!“
Die beiden Contubernia mit Optio Corus marschierten durch die Straße. Im Auftrag ihres Praefecten sollte dieses Gebiet mit einbezogen werden.
"Augen offen halten Männer!“
Optio Afer bemerkte den Eimerwechsel und griente. Ihm war es egal, wer den Eimer trug. Gleich darauf wurde er von einem hinzukommenden Vigilus gegrüßt und angesprochen.
"Befehl vom Praefectus. Die Patrouille soll auf dieses Gebiet ausgeweitet werden."
Der Mann zeigte eine Stelle auf dem Plan in seiner Hand.
Optio Afer nickte. Dieses Gebiet befand sich sogar in der Nähe.
"Wir machen einen Abstecher in das Gebiet, was uns der nette Centurio von vorhin als verbotene Zone erklärt hatte."
Optio Afer griente erneut und ging voran.
"In Ordnung, Metellus. Den Eimer nehmen wir mit."
Optio Corus blickte den alten Mann streng an.
"Hier werden zukünftig nur noch zulässige Brennstoffe verbrennt. Wir werden das in Abständen überprüfen kommen. Du hast Glück gehabt, daß bis jetzt nichts passiert ist. Nimm es als Verwarnung. Sollten wir einen erneuten Verstoß feststellen, gibt es eine Geldstrafe."
Darauf drehte sich Optio Corus um. Er winkte seinen Männern, ihm zu folgen.
"Sehr gut, Metellus. Hol gleich mal diesen ganzen Unrat aus der Feuerstelle raus. Nimm einen Haken und paß auf wegen des Funkenflugs."
Auch Optio Corus wollte hier schleunigst weg, doch nicht eher, als bis alles seine vorschriftsmäßige Ordnung hatte.
"Männer, faßt die Haken und zieht den ganzen Unrat raus. Hast du einen Eimer aus Blech, alter Mann? Wir müssen die angekohlten Sachen entfernen. Niemand hat die Zeit, hier Stunden zu warten, bis alles verbrannt ist."
Entschlossen trat Optio Corus an den Herd heran. In den Öffnungen des steinernen Gebildes konnte man gut neben Holz auch stinkende Lumpen und Leder, ja selbst vergammelte Essensreste erkennen. Ekelhafter Rauch stieg den Männern in die Nase.
Unzählige Funken sprangen in regelmäßiger Folge aus den beiden großen Öffnungen des steinernen Herdes. Viele verglühten in der Luft, manche jedoch fielen auf den Boden. Der war zwar aus Stein, doch aufgeschichtetes Holz lag in unmittelbarer Nähe des Herdes.
"Metellus, möchtest du dem Mann hier erklären, was an seiner Feuerung bedenklich ist?"
Optio Corus konnte nur mit dem Kopf schütteln.
"Öllampe? Nein, das wüßte ich." Noch immer blickte der Mann irritiert.
Nun trat Optio Corus heran.
"Es nützt nichts, du mußt uns in dein Haus lassen. Wir sind verpflichtet, etwaigen Brandursachen nachzugehen."
Die Vigiles traten an dem Mann vorbei ins Haus.
"Der Dunst kommt von dort drüben."
Mit der Hand wies Optio Corus in Richtung der Küche. Er hatte bereits eine Vermutung. Sicher wurden dort Sachen verbrannt, die nicht üblicherweise verbrannt werden durften.
Die Wache begleitete den Mann zum Büro des Praefecten.
Wenig später erschien ein alter Mann. Seine Augen waren vom Licht der Öllampe geblendet. Seine Haare vom Schlafen zerzaust.
"Was gibt es denn?"
Optio Corus gab den Männern mit einem Wink zu verstehen, daß sie sich schnellstens zu diesem Haus begeben sollten. Dort angelangt, stutzte er zunächst. Zwar sah er die dicken Rauchwolken aus dem Abzug ziehen, aber sonst gab es kaum einen Hinweis auf ein ausgebrochenes Feuer.
"Nun mal langsam, junger Mann. Laß die Tür ganz und klopf erst einmal an. Noch sehe ich keine Veranlassung, gewaltsam in das Haus einzudringen."
Viele Straßenzüge lagen bereits hinter den patrouillierenden Vigiles, als Optio Corus ein auffälliger Brandgeruch in die Nase stieg. Heißen mußte das nichts. Es konnte auch ein Einwohner feuchtes Brennmaterial verheizen.
"Wir müssen der Ursache des Geruches nachgehen und klären, ob es Grund zur Besorgnis gibt. Eventuell müssen Bürger auch über Brandschutzbestimmungen aufgeklärt werden. Wir schwärmen aus. Wer zuerst die Fährte hat, gibt den anderen bescheid."
Es fiel Optio Corus zunehmend schwer, höflich zu bleiben. Zunächst die wenig nett klingende Anfrage des Offiziers der Cohortes Urbanae. Für ihn sah das nach Kompetenzüberschreitung aus. Die Androhung des Carcers ging aber Optio Corus zu weit. Er selbst war in seinen Worten höflich geblieben. Er versuchte das auch jetzt. Knapp und kalt war trotzdem seine Antwort.
"Laut Dienstplan ist meine Cohors für diesen Stadtbezirk zuständig. Die Nachtpatrouillen obliegen der Zuständigkeit der Vigiles, nicht der Cohortes Urbanae. Die Cohortes Urbanae kann uns jederzeit um Unterstützung bitten, nicht aber unsere Arbeit verbieten. Eine Änderung meiner Dienstaufträge oder dieser Gepflogenheiten nehme ich jederzeit von meinem direkten Vorgesetzten entgegen. Vale."
Optio Corus salutierte und setzte den Weg fort. Seit wann hatte ein Angehöriger einer fremden Truppeneinheit nur weil er einen Rang höher war in dienstfremden Dingen etwas zu entscheiden?
In einem Heben der linken Augenbraue äußerte Optio Corus seine Verwunderung über die Frage. Hatten die Cohortes Urbanae nichts Besseres zu tun, als patrouillierende Vigiles anzuhalten? Weder war Corus zu einer Auskunft verpflichtet, noch fand er die Anfrage besonders höflich gestellt.
Corus bemühte sich freundlich zu klingen. Es war Höflichkeit, die ihn antworten ließ.
"Salve! Dieser Bezirk gehört zum Aufgabenbereich meiner Cohors. Über die genaue Route muß ich keine Auskunft geben. Und was ist euer Weg?"
Die beiden Contubernia kamen in Begleitung von Optio Corus auf dem Forum Romanum an. Nun begann ihre Patrouille mit der systematischen Beobachtung der Gegend und der Menschen.
"Unser Wachgang wird drei Stunden dauern. Dann werden wir von zwei Contubernia abgelöst. Der Treffpunkt ist hier auf dem Comitium, dem Platz vor der Curia."
Der Platz war durchaus besucht. Offenbar hatte jemand Reden auf der Rostra geschwungen. Nun verliefen sich die Menschen. Corus ließ den Blick zum Senatsgebäude schweifen. Es gab keine Auffälligkeiten. Gemäßigten Schrittes zog die Abteilung Vigiles weiter…
Wenn Optio Corus an seine ersten Eindrücke bezüglich der damals neuen Rekruten zurückdachte, stellte er fest, daß auffallend anständige Kerle aus ihnen geworden waren. Dabei hatte Optio Afer nicht oft durchgreifen müssen. Ein paar ernste Worte und zwar genau die richtigen, hatten die Probati belehrt. Nun standen junge Soldaten vor ihm, die nicht nur stramm standen, so als würden sie es seit Jahren tun. Sie waren ganz offensichtlich voller Elan. Den galt es zu nutzen.
"Männer, die erste Patrouille als Vigilus wird euch heute des nachts treffen. Ihr gehört wie ich der Cohors VI an. Der uns zugeteilte Stadtbezirk ist der Palatinum. Ad dextram! Aequatis passibus pergite! Unus - duo - tres - quartuor…"
Die Contubernia marschierten Richtung Haupttor.
Am Tor meldete Optio Corus seine Gruppe zur Nachtpatrouille ab. Erneut erklangen seine Marschiervorgaben. "Aequatis passibus pergite! Unus - duo - tres - quartuor…"
Zu Beginn der Nachtpatrouille waren die Straßen noch belebt. Schnell leerte sich aber die Gegend. An der Grenze zum kontrollierenden Stadtbezirk, wies Optio Corus die Männer an.
"Augen offen halten, Männer. Wir suchen nach Verletzungen der Brandvorschriften, Gefahrenquellen usw. Ich will nicht hoffen, daß wir einer Brandstiftung oder einer fahrlässigen Verursachung begegnen werden, aber auszuschließen ist das nie. Haltet ebenso die Augen offen, was Diebe und Hehler betrifft. Wir laufen im lockeren Verbund."
"Dann richten wir es so ein, daß wir dich hier besuchen. Nun weiß ich ja, wie es dir geht. Wenn du ein Anliegen hast, dann laß es mich wissen. Ich bin in der Vigileskaserne zu finden.“
Corus winkte noch einmal bei der Verabschiedung. Auf direktem Wege kehrte er zu seiner Dienststelle zurück.
Optio Corus betratt die Mannschaftsräume und rieft aus:
"Die beiden ersten Contubernia einschließlich der jungen Vigiles treten vor den Quartieren an.“
Optio Afer ging in seinen Arbeitsraum. Er wollte sich die Ergebnisse der Ausbildung aufschreiben. Sicher konnte für zukünftige Probati der Ablauf verbessert werden.