Beiträge von Ancius Duccius Munatianus

    Er wartete, bis man ihm Thunor brachte, der ziemlich störrisch war. Mißbilligend sah er dem Jungen entgegen, der auf das Pferd einschlagen wollte, wofür er, als er ankam eine saftige Ohrfeige kassierte.
    "Wage es nie wieder ein Pferd zu schlagen,"
    zischte Ancius und der Junge zog den Kopf ein und verschwand nach einem Wink. Er hingegen ging zu Thunor, griff ihm in die Zügel und sprach beruhigend auf ihn ein. Dann band er ihn an das Seil, streichelte und klopfte ihm beruhigend den Hals und liess ihn dann los. Er führte ihn ein wenig hinter sich her, machte ihn mit dem Trainingsbereich vertraut, hielt den Großteils des Seiles in der rechten Hand und führte ihn mit der Linken.
    Er ging schneller, begann dann zu laufen. Das Pferd immer hinter sich. Er lief im Zickzack und wurde noch schneller. Dann nach einer ganzen Weile verlangsamte er den Schritt wieder und liess dem Pferd mehr Seil. Er kam in der Mitte an und während Thunor weiter trabte, führte er ihn um sich rum mit dem Seil. So ging es mehrere Runden und dem Pferd schien es zu gefallen.

    Er baobachtete, wie die Jungen die Pferde nach draussen brachten und erhielt das gewünschte Seil. Dann ging auch er hinaus und wartete auf der Koppel, die in zwei Bereiche, einen Größeren zum gemütlichen Grasen und einem Kleinerem zum Trainieren, aufgeteilt war.

    Er bemerkte, dass er beobachtet wurde und sah auf. Dabei sah er eine Frau und er runzelte kurz die Stirn. Ein kurzes, höfliches Nicken und er wandte sich an einen der Stände, wo ein Händler Schriftrollen und Wachstafeln anpries.
    Er konnte ein wenig Latein lesen und fand die Literatur der Römer und Griechen auch durchaus eine gute Sache, wenn auch ihm die Geschichten seines Volkes besser gefielen in vielen Dingen. Jedoch hatte er ein paar Ausschnitte aus der Ilias und der Odyssee gelesen, wenn auch mächtig schwer mit getan, und fand sie interessant.

    Er sah sich um und es gefiel ihm schon, teilweise. War halt nur zu römisch, aber wenn er hier bleiben wollte, würde er sich wohl dran gewöhnen müssen.
    "Ich danke Dir und ja, ich werde mich nun etwas ausruhen. Später, spätestens Morgen kümmere ich mich um die Pferde und werde auch mit Hergen über sie reden."
    Dann verabschiedete er Venusia und legte sich etwas später auf sein Lager, dass er sich am Boden errichtet hatte, statt auf dem Bett. Das war ihm einfach zu bequem nach all den Jahren meistens auf Waldboden oder anderen Böden schlafen.

    Viel für ihn Interessantes gab es hier nicht. So kaufte er nur ein paar frische Äpfel und kaute sie genüsslich, während er über den Markt schlenderte.Eigentlich brauchte er auch nicht viel, brauchte nie viel. Und in der Casa Duccia gab es alles im Überfluß. Naja und er sich so sein weniges Erspartes anguckte, konnte er sich eh nicht viel leisten. Und so schlenderte er ohne viel Federlesen langsam Richtung Ende des Marktes.

    Er kam wieder in den Stall und beobachtete die beiden jungen Stallburschen, wie sie sich um die Pferde kümmerten. Hier und da fand er, konnten sie das sicher noch besser machen, aber im Großen und Ganzen schienen sie ihr Handwerk halbwegs zu verstehen, wenn auch nicht mit wirklich viel Liebe.
    "He, ihr! Burschen, kommt mal her!"
    Die beiden Jungen sahen sich erstaunt an, kamen dann aber.
    Ja, Herr?
    "Mein Name ist Ancius Duccius Munatianus und ich werde eine Weile Euer Ansprechpartner für die Pferde sein. Wer diesbezüglich bedenken hat, kann gerne mit Hergen reden.
    Ich hab Euch beobachtet und im Groben und Ganzen macht Ihre Eure Arbeit gut, aber da gibt es einiges, was man verbessern kann und das werdet Ihr lernen!"
    Und dann hielt er ihnen einen einstündigen Vortrag über Pferde und Pferdehaltung, zeigte ihnen Dinge anhand von Beispielen an den Pferden und vieles mehr. Den Jungen schwirrte am Ende der Kopf und er grinste innerlich. Tja, als er noch bei den Ampsivariern gewesen war, hatte man ihn selten von den Pferden wegbekommen, der Unfreie, der sich um sie gekümmert hatte war verdammt geschickt gewesen. Und auch bei den Jüten hatte er noch einiges gelernt. Und viele andere Dinge auch. Auch die lange Suche hatte da viel zu getan. Er saugte Wissen und zu lernendes wie ein Schwamm in sich auf. Zumindest, solange es ihn interessierte. Und Pferde und einige andere Dinge interessierten ihn sehr.
    "Und nun ab mit Euch! Bringt die Pferde raus, gönnt ihnen Auslauf und besorgt mir ein langes Seil! Ich will mit Thunor arbeiten."

    Nachdem er sich zwei Tage eingelebt hatte in der Casa und die meiste Zeit mit den Pferden mittlerweile zubrachte, beschloss er ein wenig die Stadt zu erkunden und kam so auch zum Marktplatz, wo er sich ein wenig umsah. Mogontiacum war nicht unbedingt als klein zu bezeichnen, aber er hatte, auf seiner langen Suche, auch schon Größere gesehen, Dennoch war er nicht wenig beeindruckt und sah sich alles genauestens an. Auch war er neugierig, was so an den Ständen angeboten wurde.

    Er streichelte den Jährling sanft hinter dem Ohr.
    "Mh, Dich muss man wohl richtig aufpäppeln, was? Du vermisst wohl wen?"
    Er sprach sehr sanft mit dem Pferd und zärlich strichen die Hände über das Fell.
    "Das bekommen wir schon wieder hin, was?"
    Er lächelte und nach einer Weile, beinahe hätte er Venusia vergessen, sah er wieder zu ihr.
    "Ich denke, ich werd mich hier zurechtfinden. Was ist mit dem Rest des Anwesens? Ich würde es gerne noch kennen lernen, ehe ich ich um die Pferde kümmere."

    Er betrachtete den Hengst eingehend und nickte.
    "Ja, das fehlt ihm wohl. Habt Ihr eine Koppel?"
    Dann schaute er in die Box daneben und da lag ein schwacher Jährling.
    "Was ist denn mit ihm?"
    Fragte er besorgt und geht auf ihn zu, untersucht ihn leicht und spricht sanft.
    "Er ist ja ganz schwach. Wie heisst er?"

    Er schaute sich alle Pferde in Ruhe an und blieb kurz bei ihrem stehen.
    "Wie heisst es?"
    Sie unterhielten sich kurz über das Tier, ehe er weiter ging und vor einer Box stehen blieb, in dem ein junger Hengst stand, der alles andere als glücklich aussah.
    "Na Du, Du scheinst ja hier nicht so Deinen Spaß zu haben, mh?"
    Sanft näherte er sich dem jungen Tier, dass ihn mit angelegten Ohren musterte und zurückwich.
    "Ist ja gut,"
    sprach er sanft.
    "Ich tu Dir nichts."
    Er drehte sich zu Venusia um.
    "Wie heisst er?"

    Er musste leise lachen und sah sie an, als sie ihn scheinbar erstaunt ansah.
    "Ich dachte eigentlich, dass Du los sagen würdest. Aber wenn Du meinst..."
    Ein sanftes, fast schelmisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
    "Lass uns keine Zeit verlieren. Ich denke, die Pferde freuen sich, wenn sie Gesellschaft bekommen, oder?"