Beiträge von Caius Claudius Cunctator

    Cunctator wartete und wartete und wartete und ...


    Na ja, auch das Warten wollte gelernt sein! Wie heißt es doch so schön: die hälfte Zeit seines Lebens wartet der Soldat vergebens und den Rest der Zeit ist er marschbereit!


    Der scriba kam einfach nicht mehr zurück.


    Cunctator überlegte, ob er anklopfen sollte, verwarf aber sein Vorhaben, denn schließlich stand er vor dem officium seines Vorgesetzten. Und seinen Dienstantritt wollte er schon gar nicht mit einem schlechten Eindruck beginnen.


    Folglich wartete er und wartete und wartete ...

    Cunctator erinnerte sich, daß er zwar öfters passiv an Opferhandlungen teilgenommen hatte, eben nur als Zuschauer, aber aktiver Teilnehmer war er nie gewesen.


    Vor seinem geistigen Auge zog so eine Opferhandlung an ihm vorbei: der Opfernde spendet zuerst Weihrauch und Wein auf dem neben dem Altar stehenden, tragbaren Feuerherd ; dann spricht er das Opfergebet, besprengt das Opfertier mit Wein, bestreut es mit gesalzenem Opferschrot und zieht einen Strich mit dem flach gehaltenen Opfermesser vom Kopf bis zum Schwanz des Tieres.


    Und wie war das mit der Tötung? Rinder durch das Beil, Kälber mit einem Messer, Schweine mit einem Stein, Kleinvieh mit dem Messer.
    Das eine wußte er, das andere hatte er gehört.


    So oder zumindest so ähnlich mußte es gewesen sein.


    Und wie sollte nun hier die Tötung ablaufen?


    Cunctator sah zuerst zum optio, dann zum centurio.


    Centurio, auch ich habe noch kein größeres Opfer mit durchgeführt. Aber es ist mir eine Ehre, Dir unter Deiner Anweisung zur Hand gehen zu dürfen.

    Cunctator, in der Interimszeit zwischen Infanterie und Reiterei, nutzte die Stunden. Er hatte dem gaudium mit dem Ochsen belustigt zugesehen und überlegte, ob er nicht an dem Opfer zu Ehren des Mars teilnehmen sollte. Was stünde dem entgegen? Es wäre ein würdiger Abschluß bei der Infanterie und ein von Mars gesegneter Anfang bei der Legionsreiterei.


    So wandte er sich an Priscus:


    Sag` mal, optio Priscus, darf ich an den Opferhandlungen teilnehmen?

    Cunctator stutze. Was war denn das? Wo war er denn hier gelandet? Kein Gruß! Keine korrekte Meldung! Undisziplinierte Ignoranz!


    Gut, der scriba kannte ihn nicht; stünde da nicht die ordnungsgemäße Vorstellung des duplicarius gegenüber. Gut, der scriba war schlecht gelaunt - was jedem Soldaten zusteht - , stünde diesem da nicht ein neues Gesicht gegenüber: und gerade da ist jeder Soldat vorsichtig! Aber nichts dergleichen!


    Was waren das für Zeiten in der ALA II NVMIDIA! Es war eine besondere Ehre, bei den Reitern dienen zu dürfen, egal ob mit oder ohne Pferd, egal ob zu Pferd oder zu Fuß. Man war bei der Reiterei, ohne Wenn und Aber, und einen Reiter erkannte man jederzeit an seiner Disziplin!


    Und das sollte bei der Reiterei der legio anders sein? Cunctator konnte und wollte es nicht glauben. Aber er verdrängte derartige Überlegungen. Noch war er neu hier, noch ...


    Auffallend leise wandte er sich an den scriba:


    Mein Name ist Caius Claudius Cunctator, ich bin duplicarius und somit auch dein Befehlsvorgesetzter. Daß du es anscheinend nicht nötig hast zu grüßen will ich dir nachsehen. Daß du es anscheinend auch nicht nötig hast, dich im Dienst dem Meldewesen entsprechend zu verhalten müssen wir ändern!


    Cunctator wurde lauter:


    Und nun, Herr Kamerad, lüfte deinen Hintern und melde dem tribunus Numerianuns, daß ich mich bei ihm zum Dienstantritt melden möchte. Anschließend erwarte ich deine Meldung, militärisch knapp, wenn ich bitten darf!

    Cunctator hatte seinen Rüstung wieder angelegt und seinen Helm aufgesetzt. So machte er sich auf den Weg zum officium des Kommandanten der Legionsreiterei.


    Der Wachposten sah ihn fragend an.


    Salve, ich bin duplicarius Caius Claudius Cunctator und wurde zur Legionsreiterei versetzt. Ich möchte mich bei tribunus Numerianuns zum Dienstantritt melden. Ist er für mich zu sprechen?

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Sehr gut, Claudius!“
    Was gleich bedeuten damit war: Freigang für ihn!


    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es Cunctator nicht so recht mit dem Glauben gehabt. Aber jetzt war er davon überzeugt, daß Stoßgebete zu den Göttern sehr hilfreich waren! Wie sonst hätte da der centurio nichts zu beanstanden gehabt, wo doch die Rüstung des optios eine Offenbarung war!


    Dem Ausgang in die Stadt und dem Besuch seines Pferdes dürfte jetzt nichts mehr entgegenstehen. Cunctator hoffte, daß sein optio der gleichen Meinung war!

    Laut sprach Cunctator den Treueeid mit.


    Seine Gedanken gingen ein Jahr zurück, wie er den Treueeid bei der ALA II NVMIDIA in Confluentes geleistet hatte und wo er anschließend sein Pferd in den Stallungen aufsuchte, um es ein wenig zu bewegen, da die Vierbeiner an diesem Tage "dienstfrei" hatten.


    Nun dachte er an sein Pferd, das in Mantua untergestellt war und das er seit Wochen nicht mehr gesehen hatte.


    Hoffentlich kam bald das erlösende Kommando zum Wegtreten. Alles weitere würde sich dann von selbst ergeben!

    Original von Marcus Flavius Aristides


    „Schon einmal bei einem Appell zu Ehren des Kaisers gewesen, Claudius?“ [/quote]


    Der centurio! Das war doch optio Marcus!


    Cunctator stand wie vom Blitz getroffen. Das war doch optio Marcus, sein Nachbar während des Unterrichts über die Türme vor gut einem Vierteljahr, zu dem er sofort Vertrauen gefaßt hatte. Schlagartig gingen ihm dessen letzten Worte durch den Sinn: "... übrigens, nenn` mich doch Marcus!" Seitdem hatte er ihn nicht mehr gesehen.


    Cunctator verdrängte weitere Überlegungen. Er stand noch immer in Grundstellung und sah dem centurio fest in die Augen als er Meldung machte.


    Zu Befehl, centurio. Im vergangenen Jahr durfte ich als probatus bei der ALA II NVMIDIA an einem Appell zu Ehren des Kaisers teilnehmen.

    Endlich hatte das Warten ein Ende!


    Cunctator legte seine auf Hochglanz polierte Rüstung an, setzte sich seinen Helm mit der sorgfältig gekämmten crista auf und sauste aus der Stube.


    Dann sah er seinen optio. Dann sah er dessen Rüstung. Und als er er die sah, hatte er das Gefühl, daß seine blinkende Rüstung an die blitzende des optios nicht herankam. Jetzt half nur noch ein Stoßgebet an IOM und Mars.


    Optio. Legionarius Cunctator meldet sich zur Stubenkontrolle.


    Nach seiner Meldung reihte er sich ein.

    Cunctator hatte es geahnt: schon auf der Latrine, als das Wasserlassen zu wünschen übrig ließ, wußte er, daß etwas Unangenehmes auf ihn zukommen würde. Ein echter Soldat fühlt so etwas im Urin. Und so war es auch hier!


    Der Ausgang am Abend hatte sich somit erledigt. Ein wenig mulmig war es Cunctator nun doch zumute, zumal er einerseits sein in der Stadt untergestelltes Pferd längere Zeit nicht mehr gesehen hatte und andererseits die Zahlung für Kost und Logie fällig war.


    Cunctator spülte seine Enttäuschung mit ein paar kräftiger Zügen seines Weins hinunter. Dann nahm er sich seine Ausrüstungsgegenstände zur Brust. Seiner Meinung nach waren alle in Ordnung, aber sicherheitshalber putzte er noch einmal alle durch und polierte seine Rüstung ein weiteres Mal.


    Was er auf keinen Fall wollte: vor seinem optio und dem centurio auffallen!


    Cunctator fielen vor Müdigkeit die Augen zu. Der Geländelauf und das anschließende Reinigen, Putzen und Polieren verlangten ihren Zoll. Sorgfältig wurden die Ausrüstungsgegenstände verstaut und dann gab es nur noch eines: Ein Zwiegespräch mit Morpheus.


    Und so kam es auch ...

    Für Cunctator war der Gang zu den Latrinen ein unerläßliches Ritual, das einen Erfolg nicht ausschloß und eine etwaige Kommunikation mit Gleichgesinnten einbezog.


    Wie hatte doch der medicus zuhause immer gesagt: Selbst eine Latrine ist mitunter für die allgemeine Gesundheit und schließlich für das geistige Wohlbefinden förderlich! Und welcher stille Ort mit seiner würzig duftenden Luft ist einem so vertraut wie dieser!


    Cunctator war bisher der Meinung, daß sich Offiziere nicht hier hin "verirren" würden, mußte sich aber eines Besseren belehren lassen. Und stand da nicht mit Kreide auf der einen Seite "Nur für Offiziere" ge-schrieben und hatte dort nicht ein anderer - oder vielleicht doch derselbe - hingekritzelt "Für alle anderen culi"?


    Nach getaner Arbeit nahm sich Cunctator einen Schwamm säuberte seinen Allerwertesten und stand sichtlich erleichtert auf. Nachdem er keine Bekannten sah und auch nichts Interessantes zu hören war, ging er wieder in Richtung Unterkünfte.


    Sim-Off:

    culus (A ... h) ist auch eine Beleidigung, aber nicht Aschermittwoch!

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus


    Gute Leistung, Kameraden! Ich bin sehr zufrieden mit euch. Legt die Rüstungen ab und dreht noch zwei oder drei Runden locker um die Baracke zum Auslaufen. Und danach macht ihr euch und eure Rüstungen sauber. Mal schauen, ob der Centurio sauberen Legionären heute abend Ausgang gewährt. Wegtreten!


    Der Geländelauf war etwas schweißtreibend, aber irgendwie fühlte sich Cunctator erleichtert, zumal der optio zufrieden war.


    Cunctator machte sich auf den Weg zu seiner Unterkunft. Er legte die Rüstung auf seine Liege und löschte seinen Durst. Dem Rat des optio folgend lief er noch ein paar Runden zur Entspannung um die Baracke.
    Anschließend machte er sich frisch und begann, seine Rüstung mit aller Sorfalt zu reinigen. Als sie wieder auf Hochglanz poliert war, aß er ein wenig Fisch und einen Kanten Brot und trank ein paar Schluck von seinem Wein.


    Gestärkt wartete Cunctator auf den optio und darauf, daß der centurio heute abend Ausgang gewährte. Vielleicht schaffte er es doch noch, nach seinem Pferd in der Stadt zu sehen.

    Endlich! Wie eine Fata Morgana tauchte in der Ferne das castellum der Leg I auf.


    Cunctator spürte seine Beine nicht mehr. Diesen Zustand kannte er. Wenn er sich einmal eingelaufen hatte, trugen sie ihn automatisch voran. Und jetzt erst recht, denn nun kam die Vorfreude auf den Feierabend, wie auch immer der aussehen mochte.


    Cunctator straffte seinen Körper. Wenn es an den Wachposten am Tor vorbeiging, dann sollten sie es sehen:


    Hier kamen sie, die legionarii centuriae Prisci!

    ... und sie liefen und liefen ...


    ... und es gab keinen mehr, der noch unterscheiden konnte, ob das Nasse, das an seinem Körper herunterlief, Regen, Schweiß oder beides zusammen war.


    Aber eines wußten sie genau und sie wollten es ihrem optio beweisen: schlapp machen wollte keiner, durchhalten wollten alle!


    Sie, die legionarii centuriae Prisci!

    Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    CCC, dein Postfach ist voll. Die Frage ist, ob du diese Mitteilung hier überhaupt liest.


    Habe die Mitteilung "auf Umwegen" gelesen. Bitte um Entschuldigung, soll nicht wieder vorkommen!

    Mag sein, daß der Regen und die hinzukommende perspiratio sensibilis (... rinnen muß der Schweiß ...) den Männern ein wenig zu schaffen machten, an Schwäche zeigen oder etwa Aufgeben dachte keiner.


    Und daß der Feierabend mit Reinigung und Pflege der Ausrüstung ausgefüllt war, damit hatte sich Cunctator längst abgefunden. Wen kümmerte es da, ob die Rüstung leicht, mittel oder stark verschmutzt war!


    Aber die kleine laudatio optionis spornte die Legionäre an und so liefen sie weiter, an ihrem optio vorbei, gerade so, als wollten sie an ihm vorbeidefilieren.

    Mit einem Mal war der Funke des Gesangs auch auf Cunctators Kameraden übergesprungen. Daran änderten selbst Regen und
    nicht gerade für einen Geländelauf wünschenswerte Wegverhältnisse etwas.


    "Ob`s stürmt oder regnet,
    ob die Sonne uns lacht.


    Der Tag glühend heiß
    oder eiskalt die Nacht.


    Bestaubt sind die Gesichter,
    doch froh ist unser Sinn.


    Wir sind Legionäre der Prima,
    wir sind und bleiben die wir sind!"


    Jawohl, singen konnten wir ... und wie!