Nun stand Cunctator vor dem officium praefecti.
Noch war Zeit einen anderen Weg einzuschlagen.
Doch es gab kein Zurück. Cunctator wußte, wohin er gehörte.
Fest klopfte er an die Tür.
Beiträge von Caius Claudius Cunctator
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Cunctator kam zum officium des praefectus. Er klopfte und nach einem
"Herein" wandte er sich an den scriba.Ich bin Caius Claudius Cunctator. Ich habe ein sehr wichtiges Anliegen,
mit dem ich mich nur an den praefectus persönlich wenden kann.
Wie sieht es aus? Könntest du mich bei ihm anmelden oder ist der
Zeitpunkt ungünstig? Soll ich vielleicht noch einmal vorsprechen? -
Cunctator fühlte, daß ihn der decurio erkannt hatte. Wie sonst wäre
es möglich gewesen, an einer Wache ohne weitere Fragen vorbeizu-
kommen?Er nahm sein Pferd am Zügel und nahm instinktiv - ihm kam gar nicht
zum Bewußtsein, daß er eigentlich Zivilist war - Grundstellung ein.Ich danke dir, decurio Honorius.
Dann strebte er zielsicher der principia zu.
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... langsam näherte sich Cunctator dem castellum der ALA II.
Er ließ sein Pferd die Zügel aus der Hand kauen und hing seinen Ge-danken nach. Vor seinem geistigen Auge zogen die Ereignisse der
vergangenen Monate und vor allem der letzten Tage vorbei. Tief
steckte die schreckliche Auseinandersetzung mit seinem Vater, die
zu einem endgültigen Zerwürfnis führte, in ihm. Das war also der von
ihm nicht gewollte Bruch mit dem Elternhaus, vielleicht sogar mit der
Heimat.Jäh wurde Cunctator aus seinen Gedanken gerissen, als er von einem
Wachposten angerufen wurde.Ich bin Caius Claudius Cunctator. Ich habe ein Anliegen, das ich nur dem praefectus vortragen kann. Da ich den Weg kenne, bitte ich Dich mich passieren zu lassen. Könnte ich währenddessen mein Pferd dort drüben anbinden?
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Nachdem alle ordnungsgemäß und vollzählig auf dem alten Pfad ange-kommen waren, sah Cunctator zu Lucanus.
Was meinst Du, Luc? Für`s erste Mal was das doch eine tolle Sache und
die Kameraden halten sich prima!
Dann sah er zum decurio. Noch immer was seiner Miene nichts zu ent-
nehmen! -
Cunctator sah hinter sich. Alles lief wie am Schnürchen.
Er sah zum decurio. Dessen Miene konnte er nichts entnehmen.
War doch alles, zumindest einigermaßen, richtig? -
Cunctator tat wie ihm befohlen. Er drückte die Schenkel fester an sein
Pferd. Ohne besonderen Befehl fiel auch die rechte Hälfte hinter ihm
in eine schnellere Gangart.
Cunctator achtete darauf, daß sich die Formation nicht auflöste. Er sah
mehr nach hinten als nach vorne. Wie gut, daß er sich auf sein Pferd
verlassen konnte!
Es mußte einfach klappen! -
Cunctator sah nach links zu Lucanus und zu Romanus. Die Linie, die sie
bildeten, war sehr gut. Und auch die Nachfolgenden hielten sich für
das erste Mal erstaunlich gut. Fragt sich nur, wie das der decurio be-
urteilen würde! -
Cunctator sah sich die "Formation" in Ruhe an. Er war der Überzeugung,
daß für einen probatus noch nicht der Zeitpunkt gekommen war, zu
kommandieren oder gar zu befehlen. Wozu auch? So etwas endete
meistens in einem gaudium maximum, an dem Kameraden und Vorge-
setzte ihre Freude hatten.
Cunctator wartete ab. Noch mußte er lernen! -
Cunctator las die Fragen erst einmal durch, dann noch ein Mal. Dann
schnaufte er tief durch.Wird wohl etwas dauern, bis die alle beantwortet sind ... und das auch
noch schriftlich!Er suchte sich einen Platz am Fenster aus und begann mit der Beant-
wortung.Eigentlich waren die Fragen gar nicht so schwer: Da waren die Fragen,
die nur eine Antwort zuließen. Und diese Antworten waren nur ein oder mehrere Begriffe, zu denen weitere Ausführungen oder Erläu-
terungen nicht verlangt wurden.Die Finger der rechten Hand waren steif, als Cunctator sein Schreib-
gerät zur Seite legte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann
er das letzte Mal so viel an einem Stück geschrieben hatte.Er sah den Bogen noch einmal kurz durch und gab ihn ab, nicht ohne
vorher ein Stoßgebet zu den ewigen Göttern zu schicken. -
Cunctator sah zu Romanus.
Jawohl! Der decurio hat völlig recht. Der Zusammenhalt ist wichtig,
wenn nicht sogar entscheidend.
Also noch einmal! Du wirst sehen, die Kameraden schließen sich an!
Und das nächste Mal schließen wir uns ihnen an! -
Cunctator überlegte:
Ein Tag Sonderurlaub wäre nicht schlecht!
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Cunctataor sah sich die hohen Offiziere an und sinnierte:
Sehen eigentlich auch wie Menschen aus!
Hoffentlich sind sie es auch! -
Cunctator nahm die gewohnte Grundstellung ein.
Decurio! Es gibt die rechteckige, rautenförmige sowie die keilförmige
Formation. Hinzukommen enge und weite Aufstellungsvarianten. -
Auch Cunctator fand sich befehlsgemäß auf dem Reitplatz ein.
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Auch Cunctataor eile in voller Montur zum Appellplatz.
Keine Fragen! Befehl ist Befehl!
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Cunctator war mit Romanus mitten in den "Kampfhandlungen".
Fast hätte er vor lauter Eifer den neuen Befehl des decurio überhört.
Schwitzend wandte er sich an Romanus.
Kämpfen einstellen, Rom! Gehen wir auf die Pfähle los!
Cunctator nahm sein Holzschwert, ging auf den Pfahl in der Mitte zu und begann, gezielt auf ihn einzustechen.
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Cunctator nickte Romanus zu.
Deinen Vorschlag, Rom, die Schläge mit einem Partner zu üben und so-mit dem decurio zu zeigen, was wir bei Alienus gelernt haben, finde ich
gut.Was soll da noch der Holzpfahl?
So, Rom, auf geht`s! Erst ich, dann Du, dann umgekehrt.
ICTUS LATUS >>> AbwehrICTUS RECTE >>> Abwehr
ICTUS SCAEVUS >>> AbwehrICTUS LATUS >>> Abwehr
ICTUS RECTE >>> AbwehrICTUS SCAEVUS >>> AbwehrWas meinst Du, ob der decurio mit unserem "Zusammenspiel" zufrieden
ist? -
Cunctator brachte sein Pferd im Laufschritt in die Stallungen zurück,
brachte seine Ausrüstung in Ordnung und sauste zum Trainingsplatz.Er salutierte vor dem decurio und bevor der noch etwas sagen konnte,
hatte sich Cunctator dem schimpfenden Romanus angeschlossen.Hör`auf zu schimpfen, Rom, ich bin doch schon da!