Beiträge von Cohortes Praetoriae

    Der Mann wurde in die Zelle gestoßen und schlug schmerzhaft mit den Knieen auf dem harten Steinboden auf. Er hörte, wie die Tür mit einem scheppern zugeschlagen und abgeschlossen wurde, dann die spotenden Worte des Gardisten.


    Da saß er nun, in der Zelle. Wie hatte das passieren können? Waren die Verteranen dem Kasier so wenig wert, dass er nun nicht einschritt, wenn sie völlig ungerechtfertigt eingesperrt wurden?


    Er erhob sich seufzend und rieb sich die schmerzenden Kniegelenke, dann sah er sich um. An der der Tür gegenüberliegenden Wand befand sich kurz unter der Decke ein kleines Fensterchen (Es war wirklich sehr klein), durch das spärliches Licht eindrang und die Zelle zwar Dunkel, aber nicht Stockfinster erscheinen ließ. Zumindest, solange draußen noch die Sonne schien.
    An der Wand konnte er ein Strohlager ausmachen, auf das er sich nun setzte. Dann lehnte er sich an die kühle Wand, schloss die Augen und versuchte, nicht an diese Zelle, an diese Situatioen, sondern an die schönen Dinge des Lebens zu denken.

    Der Mann hörte dem Prätorianer zu, doch in ihm stieg Wut auf. Ihm war es unverständlich, wie der Imperator die Germanen in Schutz nehmen konnte. Diese Wilden bedrohten doch seit Generationen die Grenzen des Reiches, und er selbst hatte gegen sie gekämpft: Er wusste doch, dass sie fürchterliche, unmenschliche Krieger waren, die keinen Funken Anstand besaßen.


    Er sprang auf und fuhr den Prätorianer an:
    "Das darf nichtsein, die Germanen sind die Feinde des Imperiums! Du lügst wenn du behauptets dass der Imperator sie schützen wolle, ich weiß es genau: Die Germanen wollen uns vernichten, und sie haben schon damit angefangen! Ihr steckt doch alle mit diesen Barbaren unter eine Decke! Und außerdem ist sogar ein gewählter Magsitrat dieser Meinung, und..."


    Er brach ab als ihm bewusst wurde, dass er sich mit diesen Reden womöglich noch mehr Schwierigkeiten einhandeln würde. So blieb er mit halb geöffneten Mund stehen und schwieg unwillig, bereitete sich jedoch innerlich schon auf das Schlimmste vor.

    Der Alte blickte die Prätorianer unsicher an, es war unschwer zu erkennen dass er sich in seiner Haut alles andere als unwohl fühlte. Von seinem auf dem Forum geleisteten Widerstand war nichts mehr geblieben, er wollte nur noch raus hier und zurück in seine Insula. Aber er war Legionär in den Legionen gewesen, ein Veteran, und er wahrte seine Haltung.

    Die Zuschauer wandten sich von dem Geschehen ab, nachdem sie von dem Prätorianer dazu aufgefordert worden waren. Es schien kein großes Spektakel zu geben, die Reden waren gehalten und außerdem musste man noch den Markt erreichen, nicht dass all die guten Sachen vergriffen wären und man nur noch den schäbigen Rest abbekäme!
    Zurück blieben noch ein paar Jungs, die den soeben hinzugetretenen Urbanen in seiner Rüstung bewunderten und insgeheim von einer Karriere als strahlende Sieger auf den Schlachtfeldern träumten.


    Der Alte hatte mitlerweile seinen Widerstand aufgegeben und sich in sein Schicksal gefügt: Er war zu der Erkenntnis gekommen dass es wohl besser wäre ersteinmal abzuwarten, wer nichts machte machte auch nichts verkehrt...

    Um die kleine Gruppe waren mittlerweile ein paar Bürger stehengeblieben, schauten dem Spektakel teils belustigt, teils zsutimmend, teils ablehnend zu. Einige blieben länger stehen, andere hsateten sogleich weiter. SOlche Szenen waren auf dem Forum nichts ungewöhnliches, regelmäßig versuchte irgendjemand die Aufmerksamkeit auf seienr Meinung nach schlimme Mißstände hinzuweisen. Es brachte Leben in den Alltag.


    Als der Prätorianer ihn gergiff, war der Alte plötzlich etwas erschrocken darüber, dass die Soldaten anscheinend ernst machen wollten. Doch nachdem er sich von dem ersten Schreck erholt und an die zwei hinzugekommenen Gardisten übergeben worden war, fing er sogleich lautsark an zu protestieren:


    "Hände weg, so lasst doch einen armen alten Veteranen los, ihr Unholde! Ihr macht mir keine Angst! Ich habe jahrelnag treu dem Imperium gedient, und jetzt wollt ihr mich einsperren, nur weil ich die Wahrheit sage! Volk von Rom, wehret den Anfängen! Seht her, wie ich unterdrückt werde!"


    Er versuchte, sich den Griffen der Prätorianer zu entwinden, doch diesen Versuchen war kein Erfolg beschieden.

    Der Alte wich von den zwei plötzlich sehr barsch daherredenden Herren zurück und funkelte sie zornig an.


    "Ihr wollt die Befehle des Kasiers ausführen? Das kann nicht sein, der Kaiser würde nicht diese germanischen Wilden unterstützen! Sie haben tausende römischer Legionäre hingemetzelt und tun es imme rnoch, ich weiß es genau!"


    Während der Mann so herumtobte, verfärbte sich sein Gesicht gefährlich ins rötliche, und seine Adern an den Schläfen traten bedrohlich hervor.


    "Und überhaupt was, wagt ihr es einem Veteranen der Legionen zu drohen! Ich habe schon gegen Barbaren gekämpft, da habt ihr Jungspunde noch mit Holzschwertern Ratten gejagt!" Er trat auf einen Prätorianer zu und zerrte ihn an seiner Tunika, als wole er deren Reißfestigkeit überrüfen. Dann ließ er los, trat einige Schritte zurück, drehte sich ein wenig, versuchte das Forum zu überblicken und die Aufmerksamkeit der anderen Forenbesucher zu erringen, die bis zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Notiz von seinem Disput mit den Tunikaträgern genommen hatten.


    "Hört mich an, Römer: Diese Burschen behaupten, im Namen des Kasiers zu handeln wenn sie verfluchte Barbaren schützen! Das könnt ihr nicht gutheißen, wi ekönnt ihr es zulassen dass die vielen durch Germanenhand getöteten tapferen römsichen Legionäre so schmählichst beleidigt werden? Schande über euch!"

    Als der Prätorianer damit beschäftigt war, das Plakat von der Säule zu reißen, kam ein älterer Herr an dieser Säule vorbei, beobachtete die Handlung des Soldaten kurz und schüttelte den Kopf. Er trat näher an die Säule und erhaschte einen Blick auf das Papier, was dort noch vor einigen Augenblicken in voller Pracht gehangen hatte. Der Alte hatte es schon einmal gesehen, er wusste was dort stand. Und er stimmte mit dem Inhalt voll und ganz überein.


    "Hee, was reißt ihr dieses wichtige Informationsblatt ab? Wisst ihr nicht dass es die Wahrheit ist, die dort geschrieben steht? Nieder mit den Germanen!"


    Der Mann begann, mit den Armen zu gestikulieren und versuchte, die Aufmerksam der Forumsbesucher auf sich zu ziehen.


    "Diese Barbaren haben meinen Sohn und meinen Neffen auf dem Gewissen! Durch Germanenhand starben sie, im Dienste des Kaisers! Ich sage, nieder mit den Barbaren! Rächt die Gefallenen! Römer, hört mich an! Der Aedil sagt nur die Wahrheit über diese Wilden! Und ihr..." ...er zeigte auf den Prätorianer... "..., ihr wollt die Wahrheit vertuschen und die Feinde Roms schützen! Pfui!"

    Ein Optio kam in die Unterkünfte und stattete einigen Contubernia einen Besuch ab.


    "Männer! Fertigmachen zum Ausrücken, es gibt Arbeit. Ihr habt es sicherlich schon gehört, ein Aushang des Aedilis Plebis schlägt momentan ziemlich große Wellen. Und das gefällt weder dem Praefectus noch dem Kaiser."


    Er zog den Aushang, den er vom Praefectus erhalten hatte, hervor und zeigte ihn den Acht in dieser Stube versammelten Miles.


    "So sieht das gute Stück aus, und wie ihr lesen könnt, kommen die Germanen dabei nicht so gut weg. Warom und Wieso der Wisch hier ausgehängt wurde ist völlig egal, aber er soll auf Geheiß von ganz oben unverzüglich aus den Straßen Roms verschwinden. Ihr marschiert in Zweiergruppen und teilt ein Viertel unter euch auf: Ihr übernehmt Capitolium und Forum. Abmarsch."


    Dann verließ er die Stube, die eben noch gemächlich herumwerkelnden Milite nun sehr geschäftig zurücklassend, und wiederholte seine Ansprache in der nächsten Stube und der bernächsten und so weiter, bis er sämtliche Stadtviertel durch seine Männer abgedeckt wusste.

    Während die Turmae der Equites Singulares ihre Aufstellung auf dem freien, für das Reiterspektakel hergerichteten Platz beziehen, gibt der Praefectus den Infanteriekohorten ein Zeichen. Daraufhin wenden die Infanteristen und bewegen sich schweigend, mit starren Gesichtern und im Gleichschritt auf die Ränder des Platzes zu. Während sich je eine Centurie an die Flanken der Ehrentribüne neben die dort wartenden Equites der Ehrenwache begibt und ebenfalls den Part einer Ehrenwache übernimmt, marschieren die restlichen Centurien zur Gegenüberliegenden Seite und stellen sich in perfekten Karrees am Rand des Platzes auf. Crassus ritt mit seinen Stabsoffizieren ebenfalls an den Rand und stellte sich vor den Soldaten auf. Als er sein Pferd gewendet hat und nun der Ehrentribüne genau gegenübersteht, stehen die Prätorianer auf der Stelle Still und wenden sich wie ein Mann ebenfalls der Tribüne und damit ihrem Kaiser sowie ihrem scheidenden Praefectus zu.


    Durch das Erscheinen der Praetorianer senkt sich eine ehrfurchtgebietende Atmosphäre über das Marsfeld, und das vor wenigen AUegenblicken noch ohrenbetäubende Gegröle verringert sich nach und nach zu einem immer schwächer werdenden Gemurmel, bis es fast ganz erstirbt. Die Ruhe ist fast unnatürlich, und die Augen des Volkes liegen voller Erwartung auf dem Praefectus und den Praetorianern.


    Schließlich, nach einer für die Zuschauer elend langen Wartzeit hebt Crassus den Arm und gibt das Zeichen an den Befehlshaber der Reitereinheiten: Die Reiterschau kann beginnen!

    Die Prätorianer marschierten mit festem Tritt weiter, die Straßen waren weiterhin gesäumt von begeisterten Volksmassen: Niemand wollte sich dieses großartige Spektakel entgehen lassen.


    Dem Praefectus hoch zu Roß folgten seine Stabsoffiziere, ebenfalls zu Pferde. Dann kamen die Standartenträger, gefolgt von einer Abteilung der Equites Singulares. Anschließend kamen die Prätorianerkohorte, allesamt schön und fürchterlich anzublicken in ihren schwarzen Rüstungen... ein Hauch von Faszination, gepaart mit Gefährlichkeit ging von ihnen aus. Abgeschlossen wurde die gesamte Marschkolonne von einer weiteren Turma der Equites Singulares, die jedoch ihrerseits in sehr respektvollem Abstand von unmengen an Schaulustigen verfolgt wurden. Die Menschen wollten den Sodlaten auf das Marsfeld folgen, viele hofften noch einen guten Platz zu ergattern um dort das Ende der Parade miterleben zu können.


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    [SIZE=7]*Etwaige ABweichungen zur Historie sind beabsichtigt, Beschwerden werden leider nicht entgegengenommen :D*[/SIZE]


    Die Kolonne verließ das Forum Romanum, bewegte sich über die breite Via Flaminia und bog schließlich nach links in Richtung des Campus Martius ab. Schon von weitem konnten die auf dem Campus versammelten Volksmassen und Würdenträger das energische Stampfen der Truppen vernehmen, und die Aussicht, dass die Parade bald eintreffen würde stachelte die Schalustigen an: Sie jubelten vor erwartungsvoller Freude aus allen Kehlen, sie konnten es kaum erwarten endlich der Garde ansichtig zu werden.


    Und endlich, da bogen die Sodlaten um die letzte Biegung, und man sah den Praefectus auf seinem Pferd, wie er erhobenen Hauptes voranritt, man sah die prächtig gerüsteten Eqites Singulares. Und schließlich tauchten auch die Fußsoldaten im Blickfeld der Versammelten auf... es konnte sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, dann würden die Gardisten den Campus Martius erreichen, um schließlich an der Ehrentribüne vorbeizuschreiten.

    Der Centurio nickte zur Begrüßung und nahm dann die Gästeliste in Empfang, überflog sie kurz und legte sie neben sich auf den Schreibtisch.


    "Gut, die Towachen werden entsprechende Anweisungen erhalten. Aber natürlich werden wir die üblichen Sicherheitsvorkehrungen treffen. Gibt es sonst noch etwas?"

    Des Centurios Blick glitt von Quarto zu Severus, verharrte einige Augenblicke auf diesem und richtete sich wieder auf den Magister Domus Augusti.


    "In Ordnung, ich werde meinen Männern entspechende Instruktionen erteilen."


    Er zog eine Schriftrolle aus einem Stapel und notierte sich dort etwas. Dann rolte er das Schriftstück zusammen und legte es an seinen angestammten Platz zurück.


    "Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"

    Durch Meldereiter wurde die wartende Parade auf dem Forum Romanum darüber informiert, dass der Kaiser nun endlich auf der Ehrentribüne auf dem Marsfeld Platz genommen hatte. Nun, wo jeder, aber vorallem auch die höchsten, Ehrengäste anwesend war, stand dem Start der Parade nicht mehr im Wege. Caecilius Crassus, der neue Praefectus Praetorio, gab seinen Stabsoffizieren ein Zeichen, sodass sie sich hinter ihm in einer Linie formierten. Dann ließ der junge Praefect seinen Blick ein letztes mal über die Prätorianer schweifen, bevor er sich und sein Pferd herumdrehte, sodass er nun in Marschrichtung stand, Haltung annahm und sein Schwert in die Höhe streckte. Er holte noch ein mal tief Luft, senkte sein Schwert bedächtig und begann gleichzeitig langsam loszutraben. Schön langsam, sodass jeder Soldat genug Zeit hatte selber loszulaufen und auch genug Zeit hatte, um in den Gleichschritt miteinzusteigen.


    Die Parade hatte nun offiziel begonnen und marschierte im Gleichschritt vom Forum Romanum zum Marsfeld. Die Menge am Strßenrand tobte und jubelte den Männern zu....

    Der Centurio schaute von seiner Arbeit auf und spitzte ungläubig die Ohren. Was musste er da hören? Eine verschollene Sklavin?


    "Eine Sklavin ist euch abhanden gekommen?"


    Er dachte angestrengt nach. Er kannte keine Sklavin mit Namen Ioanna... das war aber auch etwas zu viel verlangt, er konnte doch nicht alle Sklaven im Palast beim Namen kennen...


    "Seit der Germanienreise ist sie verschwunden, sagst du? Tja nun, ich werde meine Männer befragen und darüber in Kenntnis setzen dass diese Sklavin gesucht wird. Aber wenn du Sie nicht gesehen hast, dann hört sich das für mich danach an dass sie sich in Germanien auf Nimmerwiedersehen abgesetzt hat..."


    Sollte das der Fall sein, so würde das wohl einige ernste Konsequenzen für die Soldaten der damaligen Eskorte haben, aber darüber wollte er sich vorerst keine Gedanken machen.

    Nach insgesamt einer Woche waren die grössten Arbeiten erledigt. Auch der Blumennapper, der sich als altes Waschweib herausstellte, war gefasst worden und der Garten erblühten in neuer Pracht.
    An der Mauer und dem Aquädukt trockneten nun die frisch gemachten Stellen in der Sonne und schon in wenigen Tagen würde man nicht einmal erahnen können, was hier getan wurde.


    Die Soldaten zogen ab und ein Bericht wurde erstellt.