An einem frischen Morgen kam Imperiosus in den Tempel. Er hatte einige Münzen, Obst, Weihrauch, Wein und eine Taube dabei.
Mit einer unglaublichen Ruhe ging er zu der Mercuriusstatue und küsste jene voller Ehrfurcht.
Langsam packte er die Gaben aus und legte sie sorgsam auf den Boden.
Der Altar war vor ihm.
Die Kohlen glühten schon, als er den Weihrauch auf sie legte und ein wohlrichender Durft die Halle füllte.
Nun nahm er das Obst und verbrannte dies ebenfalls. Dann schüttelte er den Wein in einen Oculus. Alles ohne ein Wort zu sagen. Doch dann legte er sich seinen Zipfel über den Kopf und versank in sich.
"Mein Mercurius, mein Geleiter. Ich rufe dich an, rufe dich als Überbringer der Seelen an. Ein Familienmitglied wurde von uns gerissen, so höre mich an Mercurius, führe ihn gut hinunter, passe auf ihn auf in der Unterwelt. Lass die Seele ihre Ruhe finde, o Mercurius. Hebe die schützende Hand über Tiberius Iulius Marius. So jung ist er von uns gegangen, passe auf ihn auf."
Dann legte er still ein paar Münzen in den Oculus, welcher neben ihm stand.
"Diese Münzen gib dem Fährmann, behalte einige für dich. Doch geleite ihn, Mercurius, geleite ihn sicher mein Herr."
Und mit dem letzten Wort wandte er sich nach rechts ab.
Noch immer in Kontemplation versunken trat Imperiosus aus dem Tempel. Die Taube in dem Käfig schien unruhig zu zappeln. Vorsichtig streichelte sie Imperiosus und öffnete die kleine Tür des Käfigs.
Er nahm die weiße Taube heraus und sprach leise zu ihr.
"Taube, du Tier unserer Ahnherrin Venus. Taube, du so rein und unschuldig. Fliege davon, ich schenke dir die Freiheit. Schenke dir die Freiheit wie auch der Seele meines lieben Verwandten jene geschenkt wurde. Fliege davon in die Lüfte, genieße dein junges Leben. Ein Anderer konnte es nicht mehr."
Traurig ließ er sie los und sie schwang sich sofort in die Lüfte. Imperiosus beobachtete sie noch lange, sehr lange, bis sie eins mit dem Himmel wurde und verschwand.
Mit ruhigem Schritte ging er wieder in den Tempel und widmete sich der Arbeit.