Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    Was hatte sie jetzt wieder vor? Hatte sie noch nicht genug? Oder warum diese Zärtlichkeiten? Es konnte doch nicht etwa daran liegen, dass sie mich mochte? Sie war eine Lupa und ich bezahlte sie, und das recht gut.


    "Es wird auch besser so sein. Stell Dir vor, Deine Kunden rennen Dir deine Wohnung ein. Du hättest gar keine Ruhe mehr."


    Ich neigte meinen Kopf nach vorne und küsste ihren Hals.

    Ich erhob mich und ließ mich führen. Wahrscheinlich war es wirlich die beste Idee eine Runde zu schlafen, bis meine Tunika wieder trocken sein würde. Ich ließ mich von ihr in das Zimmer bringen und das Bett zeigen.


    "Es scheint gemütlich hier.
    Hast Du oft Herrenbesuch, hier?"

    "Mmm, hab ich aber keine Lust zu."


    sagte ich und legte meinen Kopf auf die Seite als wollte ich schlafen. In der Tat war ich müde und allzuviel ging bei mir heute nicht mehr. Wenn sie ihren Spaß brauchte, konnte ich ihr heute nicht mehr behilflich sein.


    Dann öffnete ich meine Augen wieder und sah sie an.


    "Gibst Du auf?
    Ich muss Dich das vorher fragen..."

    Sie war echt verrückt. Ich musste lachen.


    "So. Eine angenehme Vorstellung? Ich bin aber kein spanischer Stier der endlos kann. Ich bin nur ein Regionarius."


    Sie sah so schön aus, mit ihren glänzenden Augen und dem dunklen Haar. Ich bewegte meinen Kopf nach vorne und tat so, als würde ich nach ihr schappen.


    "Und jetzt? Was machst du, wenn du mich gefesselt hast? Hängst du mich zum trocknen über den Herd, oder fällt dir was besseres ein?

    "So weit kommt es noch. Ich habe zu arbeiten, auch wenn das oft nicht so aussieht. Ich kann meine Zeit nicht nur mit vögeln verbringen. Das magst du mir jetzt vielleicht nicht abnehmen, aber es ist so."


    Ich grinste.


    "Hast du endlich eine Leine gefunden, oder muss man dir helfen?"

    [Blockierte Grafik: http://img224.imageshack.us/img224/9027/00kanalisation8pu.jpg]



    Es war einer dieser verdammten Tage. Ich war gerade auf dem Weg zum Forum gewesen, als mich einer meiner Männer ansprach und mir mitteilte, dass in der Straße der Taverne "Zum gallischen Hahn" ein Menschenauflauf sei und ich unbedingt hinzu kommen sollte. Er selbst konnte mir nicht sagen um was genau ging, also beschloss ich, mir die Sache selbst anzusehen. Kaum war ich jedoch dort, hätte ich am liebsten meinen Kopf gegen eine der Hauswände gedonnert.


    Eine junge Frau - sie schien Mutter zu sein - schrie und weinte wie am Spieß und erst nach längerem Zureden und Einreden auf die anderen Passanten und Anwohner konnte ich erfahren um was es genau ging. Ihr Sohn, so sagte man mir, sei verschwunden, und einer wollte gesehen haben, wie er hinten an der Casa Fabella in der Nähe des Kontrollhäuschens der städtischen Wasserversorgung gespielt habe. Die Wand des Gebäudes sei jedoch schon seit einiger Zeit marode und es gebe ein Loch dort und er könne bei den Göttern schwören, der Junge sei dahein verschwunden.


    "Wo hinein?"


    fragte ich und der Mann bestätigte es nocheinmal.


    Es half alles nichts. Alle waren davon überzeugt, dass sich der kleine Junge in der Kanalisation befände, die Nachbarn sprachen auf mich ein, die Mutter weinte und sah mich flehend an und ein hinzugetretener ehemaliger Senator verpflichtete sich der Dame, dass er persönlich alle Hebel in Bewegung setzen würde, um den Knaben wieder heil zu ihr zurück zu bringen.


    Ich sah ihn ungläubig an, dann jedoch wurde es mir schlagartig bewusst, und ehe ich reagieren konnte, wandte er sich zu mir und sprach mich an. "Regionarius!" sagte er und erzählte etwas von Pflichtbewusstsein, "Regionarius, ich erwarte, dass Du selbst, den Jungen suchst. Ich will keine Ausflüchte, ich stehe bei der Dame im Wort." Ich sah ihn nur an und hätte ihn am liebsten gewürgt.


    Es auf einen Mann meiner Stadtwache abzuschieben hätte nichts gebracht. Womöglich hatte sich der Mann ebenfalls verlaufen. Also nickte ich nur mit dem Kopf, gab einem meiner Männer die Anweisung Verstärkung zu organisieren, besorgte mir am nächsten Laden eine Fackel und schlug dann den Weg zu besagtem Häuschen ein.


    Und in der Tat: Die Wand war brüchig, es befand sich bereits ein Loch darin und es war nicht auszuschließen, dass der Knabe darin verschwunden war. Vermalledeiter Crassus, dachte ich mir, für Blüten und Blumen zu Ehren der Augusta hatte er Geld freigeschaufelt, doch die Kanalisation von Tarraco stank hier aus dem Boden und verschlang kleine Jungen.


    Ich blickte zu den beiden Männern, zündete die Fackel an, schloss das Gebäude auf und nahm die schmale Treppe nach unten.

    "Einfach so!"


    sagte ich und stellte den Weinkrug dann ab. Ich blickte zu meiner Tunika und dann fragend zu Livilla. Wenn das heute noch was werden sollte, müsste sie sie langsam aus dem Wasser holen.


    "Eine Frage habe ich noch. Wozu, wenn Du nur einen Fleck beseitigen musst, schmeißt Du die ganze Tunika in den Kessel? Sie wird zigmal so lange brauchen um wieder trocken zu werden..."

    Auch das hatte ich schon gehört, wenn auch nicht so häufig. Eine Frauen blieben bei dem Beruf, weil er ihnen Spaß machte, jedenfalls so lange, bis sie eines Tages schwanger oder krank wurden und ab da an nichts anderes mehr fanden. Wieder andere konnten es ihrem Vater nie verzeihen und flohen in eine Welt, in der sie ausser auf diesem Wege sich sonst nicht zu ernähren wussten.


    Ich nickte mit dem Kopf.


    "Danke."


    sprach ich nur und nahm wieder einen Schluck.

    Ich hörte ihr zu und nickte verständnisvoll mit dem Kopf, als sie mir ihre Geschichte erzählte. Es war oft die selbe Geschichte, ich hatte sie bei Lupas schon oft gehört und doch, für jeden einzelnen war es ein Einschnitt in das bisherige Leben.


    "Und dann? Wie ging es weiter?"


    Ich nahm einen Schluck von dem Wein.

    Ich war ihr für die Decke dankbar. Was interessierte mich an ihr? Ich musste nachdenken. Vieles und nichts. Sie war eine Lupa, eine gute Liebhaberin und was den Sex betraf wirklich begabt. Als Gesellschafterin hatte sie noch zu lernen, doch sie würde es und ansonsten war sie ein nettes Mädchen.


    "Ich weiß nicht. Erzähl einfach das, was du erzählen möchtest.
    Und das andere lass weg."

    Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass Plinius die Namensähnlichkeit benutzt um Caesar in einen Bereich mit aus dem Leib gerissenen Göttern zu setzen. Dass seine Mutter lange nach seiner Geburt noch lebte ist belegt. Und bei allem Respekt, so gut waren die Ärzte sicher nicht. Ich denke der Name Caesar kommt wirklich woanders her, nur woher, das ist eben fraglich.

    http://www.susannealbers.de/Ra…h2/R098kaiserschnitt.html


    http://www.stosius.de/history.htm


    Naja, wie auch immer, wenn Plinius den Namen so abgeleitet wissen will, besagt dies zumindest, dass auch ihm die karthagische Bedeutung fremd ist. Denn sonst würde er einfach diese Geschichte zum Besten geben. Da dies allerdings schon zu seiner Zeit nicht der Fall ist, müssen wir uns wohl auf die Quellen stützen.


    Wie logisch ist also der Elefant?

    Jetzt ging das Thema deffinitiv zu weit. DARÜBER wollte ich mit Sicherheit nicht sprechen. Weder über die Geschichten, die in Rom, Missenum oder Ostia gelaufen waren, und schon gar nicht über die beiden Decima-Schwestern in die ich mich verkuckt hatte.


    "Ich denke dieses Thema lassen wir.
    Ich hab eh schon zu viel geredet. Erzähl du mal was..."

    Ich musste schmunzeln.


    "Ich weiß es nicht. Tarraco ist zwar kein kleines Nest, aber im Vergleich zu Rom... Ich fühl mich wohl hier und kann mein Leben einigermaßen Gestalten. Es redet mir niemand rein."


    Sie hatte eine nette Art Fragen zu stellen.


    "Was macht meine Tunika?"

    Nunja, Plinius ist aber Plinius. Wenn er das so sagt, wird es so sein!


    Zitat

    Nach dem römischen Schriftsteller Plinius leitet sich der Name "Caesar" wohl vom Partizip Perfekt des lateinischen Wortes caedere (ausschneiden), caesus (geschnitten), ab. Im Kontext des römischen Gesetzes lex reginus oder rex caesarea, nachdem schwangeren Frauen, die während der Geburt verstarben, das Kind aus dem Leib geschnitten werden sollte, wird der Name als "der aus dem Mutterleib Geschnittene" interpretiert. Dies hat allerdings wenig mit der daraus hervorgegangenen Lehnübersetzung Kaiserschnitt gemein, denn dieser Eingriff hatte weniger das Ziel, das Kind zu retten, als vielmehr es getrennt von der Mutter begraben zu können. Es ist also anzunehmen, dass ein früher Vorfahre Gaius Iulius Caesars mit einem solchen Eingriff in Verbindung stand und sich daraus der Name ableitet. Das Suffix -ar- ist jedoch sonst im lateinischen Namenskontext völlig unbekannt. Eine weitere Herkunftsmöglichkeit stellt das Partizip Perfekt Passiv caesum von caedere (fällen, niederhauen, töten) dar.

    Ich schüttete hier mein Innerstes aus, und sie war rotzfrech. Nunja, ich war selbst schuld, warum musste ich auch eloquent sein, nur weil wir miteinander geschlafen und etwas Spaß gehabt hatten. Ich sah sie schräg von der Seite an, bemerkte dann aber, dass sie lächelte. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal bemerkt, was sie gerade gesagt hatte.


    "Ich danke dir für die Anteilnahme. Aber ich war schneller, das war meine einzige Lebensversicherung."


    Ich grinste.

    Ich nickte mit dem Kopf. In der Tat war mein Körper nicht übel. Ich hatte aber auch klange daran gearbeite und viel trainiert. Schon als Junge.


    "Die Legion ist hart. Doch ich konnte durch meine Herkunft schon als Unteroffizier anfangen. Ich habe es schnell verstanden mich aus dem Gröbsten herauszuhalten und Feinde hab ich mir nie gemacht. Und als ich dann Tribun war und die Legionskavallerie befehligte, verstand ich es rechtzeitig auf meine jetzige Stelle zu wechseln. Das war noch bevor der Feldzug gegen die Rebellen in Uttarae stattfand. Du siehst, ich war nie in Gefahr. Und wenn dann erst in neuerer Zeit als Regionarius. Man muss höllisch aufpassen. Erst vor ein paar Wochen hätte mich fast einer abgestochen..."


    Ich dachte an die Ereignisse in der Insula Galina.