Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    "Kann ich machen, Legatus."


    Ich sah ihn an. Er schien sich um seine Familie wirklich Sorgen zu machen. Und dann machte ich auch noch so einen dummen Scherz bezüglich des organisierten Verbrechens.


    "Legatus, ich habe lange darüber nachgedacht."


    Ich überlegte, wie ich es sagen sollte.


    "Du hast mich bisher immer gefördert, schon in der Legion und ich gehe in Deinem Hause ein und aus. Wenn ich Deine Unterstützung irgendwie wieder gut machen kann, lasse es mich wissen."

    "Ganz gut. Die Arbeit läuft wie gehabt, einige Ermittlungen, aber Tarraco ist sicher. Auch wenn die Informaten hin und wieder melden, dass sich die Verbrecher noch stärker organisieren als bisher. Solltest Du also etwas Geld übrig haben, leg Dir einen bewaffneten Sklaven zu, der auf das Haus aufpasst..."


    Ich zwinkerte dem Legaten zu und griff nach dem Becher Wein.


    "Zum Wohl!"

    Wie wäre


    - ein Medicus? Dort könnte man wie in einem Lupanar auch sein Lebensbalken hochbringen. Und es gebe endlich was auch in dem Bereich zu simmen...


    - ein Badestube? s.o. Mal ganz zu schweigen davon, dass der Staat da über die Thermen auch gewaltig Geld einnehmen würde...

    Ich betrat den Laden und sah mich um. Viel gegangen war in den letzten Monaten hier wirklich nicht. Der Kauf war zu einem günstigen Preis von statten gegangen. Der Besitzer weilte sowieso in Rom und konnte nicht mehr viel mit ihm anfangen.


    Als erstes würde ich wohl einen Barbier auftreiben müssen.

    Ich nahm Platz.


    "Die beiden sind unterschiedlich. Maximian ist begierig zu lernen, er zeigt sich engagiert und wartet wohl schon sein halbes Leben lang darauf in den Legionen des Imperators dienen zu können. Er ist dabei jedoch auch eigensinnig und übereifrig, setzt gerne seinen eigenen Kopf durch. Er hört schlecht zu.


    Romanus, der jüngere Bursche, hingegen kann dem Waffentraining und der körperlichen Ertüchtigung nicht viel abgewinnen. Ich weiß nicht, was er sich für eine Zukunft vorstellt, doch man sollte sich um ihn kümmern."

    Ich betrat das Zimmer und erblickte den Legatus hinter einem Schreibtisch. Seit meinem letzten Vorsprechen hier, hatte sich auch hier nicht viel verändert. Die Arbeit war mit Sicherheit die selbe geblieben und mein Blick glitt kurz durch den Raum über eine der Ablagen, wie sie sie in jedem Arbeitszimmer gab. Römische Architektur war klassisch und wenig variantenreich.


    "Salve, Legatus Legionis!"


    Ich grüsste militärisch und trat dann hinzu.


    "Du hast nach mir rufen lassen, hier bin ich."

    Ich stand etwas abseits und verfolgte das Gespräch zwischen den beiden Männern. Unrecht hatte der Legatus nicht, doch Politik und Nobilität war nie mein Ding gewesen. Sicher, durch meinen Beruf und meinen eigenen Aufstieg zählte ich nun zu den Rittern, doch was die Patrizier betraf waren ihre Probleme mir so fremd wie die Kultur der Ägypter oder Parther. Was scherten mich die Aristokraten? Sie handelten sowieso immer in ihrem eigenen Interesse.


    Ich schenkte mir nach und widmete mich dem Wein.

    Verdammt nochmal! Wo trieb sich mein Scriba wieder herum? Sollte er nicht in meinem Officium auftauchen? Oder wie waren wir verblieben? Ich schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck von dem Wein. Ich würde unbedingt dafür Sorge tragen müssen, dass auch sein Officium um eine Etage nach oben wanderte. Bei den Göttern, es ging nicht an, dass ich mir immer die Füße aus dem Leib rennen musste...

    Ich saß gerade in meinen neuen Officium und überlegte mir, welche Arbeit ich als erstes meinem neuen Scriba aufhalsen sollten, als es an der Türe klopfte, einer meiner Männer eintrat und einen Brief überreichte, welchen er von einem Informaten aus der Regio Hispania Baetica, genauer aus Corduba erhalten hatte. Auch wenn dies nicht mehr mein Zuständigkeitsbereich war, war ich dennoch so schlau gewesen, ganz Hispanien mit Informanten und Spitzeln zu überziehen.


    Interessiert öffnete ich das Schreiben und erstarrte erstaunt. Die Zeilen handelten von allgemeinem Blabla, dann jedoch erzählten sie etwas von Gerüchten, dass eine verbannte Senatorin aus Rom eingetroffen sei, welche Corduba zu ihrem Exilort gewählt habe. Er selbst habe sie noch nicht gesehen, aber die Dienerschaft und die Sklaven kämen ihm bekannt vor. Es seien die selben, welche er vormals am Hofe der Messalina Oryxa zu Tarraco gesehen habe. Wenn es sich also tatsächlich um eine Senatorin handeln würde, könne es niemand anderes als eben jene besagte Messalina sein.


    Ich ließ das Schreiben zu Tisch sinken und dachte nach. Erst vor kurzem war mein Bruder hier aufgetaucht. Messalina wurde verdächtigt. Und nun war sie hier in Hispania - im Exil. Doch warum Corduba? Sie hatte mit dieser Region bisher kaum etwas zu tun. Irgendwas musste sie im Schilde führen.


    Ich beschloss einen Informanten darauf anzusetzen.

    Ich nahm einen Schluck aus meinem Becher und sah sie dann wieder gedankenverloren an.


    "Ich weiß es nicht. Du hattest mir doch vorhin eine Frage gestellt. Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und ich weiß darauf keine Antwort... Das ist alles."


    Wieder nippte ich an dem Wein. Es war gemütlich in dem kleinen Zimmer und für den heutigen Tag hätte ich nur gewünscht mit ihr schlafen zu können und hier zu übernachten. Ich sprach es jedoch nicht aus. Ich hatte seit dem Wegzug von Lucilla keine Konstanten mehr in meinem Leben.

    "Ich rede nicht von einer Willkommensprämie. Ich rede von einer Prämie, die nach einem bestimmten Zeitraum ausbezahlt wird. Das kann man mehrmals machen, also zum Beispiel alle vier Monate und man kann sie staffeln. Man kann überhaupt auch ein gestaffeltes Gehalt aushandeln. Alle zwei Monate eine Gehaltserhöhung um 20 Prozent. Etwas in der Art. Wäre Verhandlungssache."

    Die Ansprache des Legaten war wie immer gut gewesen. Er verstand es mit wenigen Worten die Leute mitzureißen und auf den Punkt zu kommen. Ich hatte folglich selbst mit "Io Saturnalia" geantwortet und hatte mich dann den Weinamphoren zugewandt. Der Falerner war köstlich, und der Lamdwein ebenfalls. Wie mir einer der Gäste verriet musste er aus der hauseigenen Produktion stammen. Er war mild und süß, mit einer besonderen Note. Ich nannte ihn Lucilla. ;)