Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    "Oh sicher, gerne..."


    antworte ich und lächelte ihr zu. Sie warf ihr Haar nach hinten und machte dabei die beabsichtigt gute Figur. Diese Decima-Frauen waren alle gleich, dachte ich. Umwerfend und Männerverzehrend. Bevor ich auch auf diese fliegen würde, beschloss ich, es besser zu lassen. Die anderen beiden hatten mir zuvor kein Glück gehabt. Bei dieser hier würde es vermutlich nicht anders sein.

    Ich erkannte die Dame wieder. Sie war mit den Decima auf dem Schiff im Hafen angekommen. Und in der Tat, nachdem sie sich vorgestellt hatte, waren alle Zweifel verflogen.


    "Salve, Decima."


    grüsste ich sie ebenfalls und nahm dann Platz. Wie kam es, dass ich in dieser Stadt immer und überall auf Decima stieß? Sie musste mit Tertia und Lucilla verwandt sein, und sah natürlich wie diese ebenfalls sehr gut aus. Ich wartete bis sie saß und fuhr dann fort.


    "Ich habe von der Öffnung dieser Schule hier erfahren.
    Ich dachte ich schau einmal vorbei..."

    Ich konnte unschwer erkennen, dass sie unter ihrer Tunika einen göttlichen Körper haben musste. Die zwei Geburten waren ihr jedenfalls nicht anzumerken.


    "Da Du der Fortuna dienst, überlassen wir es der Gottheit. Wir werden sowieso von den Göttern gelenkt. Sollte es also in ihrem Willen liegen, sehen wir uns wieder..."


    Ich lächelte sie an.


    "Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, Matinia."

    Ich erhielt die erhoffte Antwort und war ihr dankbar.


    "Ja, die Arbeit. Es tut mir leid, ich würde am liebsten den ganzen Tag hier sitzen und mich mit Dir unterhalten..."


    sprach ich und lachte.


    "... aber es geht nicht."


    Dann erhob ich mich.


    "Wie wäre es, wenn wir einen Treffpunkt für Morgen ausmachen würden? Oder sollen wir es dem Zufall überlassen?"

    Sie kam auf meinen Vater zu sprechen. Kein gutes Thema, so dass ich nur gedankenverloren mit dem Kopf nickte und nichts weiter dazu sagte. Was sollte ich ihr auch schon erzählen.


    Ich riss meinen Blick aus der Ferne los und blickte zu ihr hinüber. Sie lächelte und schien einen netten Gedanken gehabt zu haben.


    "Ich denke, ich habe meine Frage gefunden."


    sprach ich.


    "Darf ich Dich wiedersehen?"


    Es war direkt. Vielleicht zu direkt, aber als Regionarius hatte ich keine Zeit für lange Geplänkel. Eigentlich sollte ich schon längst wieder in der Arbeit sein.

    Sie schien etwas verlegen worden zu sein. Ich bereute es, dass ich die Frage überhaupt gestellt hatte und räusperte mich.


    "Nun, Du musst hier nichts machen, was Du nicht möchtest. Soviel steht fest. Die Freier können zwar ihre Wünsche äussern, doch Du bist keine Sklavin. Die Absprachen erfolgen im Einverständnis. Du hast das Recht Dich zu verweigern..."


    Ich blickte sie an und legte meine Hand auf ihre Schulter.


    "Und wie ich schon sagte, wenn irgend etwas sein sollte, komm zu mir..."

    Ich hatte von dem Neubau der Schola erfahren und nahm mir vor dem zuständigen Curator einen Besuch abzustatten. So trat ich an diesem Tag in das marmorne Gebäude ein, stapfte durch den langen Gang zum Officium und klopfte an die massive und schwere Türe. Innen hörte ich leise Schritte, welche sich der Türe zu nähern schienen...

    Wie immer war ich von der Arbeit viel zu spät zurückgekehrt, betrat die Insula und grüsste den Hausverwalter. Er nickte mir mit dem Kopf zu, erzählte irgendetwas von einem Streit in der Nachbarschaft und verschwand dann in seiner Wonung, da er etwas zu erledigen hatte.


    Ich nahm die Treppe, öffnete meine Türe und trat ein. Es war dunkel und der Raum lag leer vor mir. Ich tastete mich bis zu einem Licht und steckte es an. Kalter Braten und ein paar Oliven waren mein Nachtmal. Auf die Nachtlektüre verzichtete ich. Ich legte mich zu Bett und dachte nach. Die wogenden Hüften Paulinas gingen mir nicht aus dem Kopf. Und das Gespräch mit Helena im Stadtpark.


    Im Grunde war ich alleine...

    "Sie ist meine kleine Schwester..."


    sprach ich und blickte sie lächelnd an.


    "Wir werden wohl demnächst verwandt sein. Über einige Ecken zwar, aber dennoch verwandt."


    Nachdenklich blickte ich über den Park und dachte nach. Sie war eine reizende Frau aus einem guten Hause. Witwe eines Stabsoffiziers der Legio IX Hispana, Mutter zweier Kinder, wenn mich meine Informationen nicht im Stich ließen, die Tochter des verstorbenen Senators Octavius Anton, adoptiert vom Proconsul der Provincia Hispania...

    Ich nickte mit dem Kopf und betrachtete weiter den Toten. Auch wenn die "Arbeit" dieses Mörders bestialisch war, ging dennoch eine gewissen Faszination von ihr aus. Er schaffte es immer wieder unerkannt zu entkommen.


    "Ja, ist gut..."


    sprach ich beiläufig.


    "... ich werde mich dann melden."

    Auch ich schmunzelte und blickte sie dann an.


    "Doch ich möchte Dich nicht mit meiner Familiengeschichte langweilen. Ich erzähle und erzähle, und von Dir weiß ich so gut wie nichts. Der Proconsul muss Deine Akte entfernt haben, als er Dich adoptierte..."


    Ich zwinkerte ihr zu und hoffte, dass sie es als Scherz verstehen würde.

    Sie blickte mich an. Irgendwie war sie schon krass.


    "Nun, wenn Du schon heute Abend anfangen möchtest, dann kannst Du das tun. Du solltest Dir nur noch ein Zimmer aussuchen, welches Du zu Deinem Standardzimmer machen möchtest. Lass es Dir ruhig so einrichten, wie Du es am liebsten hast. Und lass Dir ein Sortiment an Tuniken und sonstigen Kleidungsstücken geben. Leg Dir ruhig Deinen eigenen Stil zu. Wenn Du lieber die Schüchterne spielen willst, dann tu das. Willst Du lieber die Verruchte sein, dann sei dies. Ich lass Dir freie Hand."


    Ich blickte sie an.


    "Eine Frage noch. Machst Du es auch mit Frauen?
    Oder in Gruppen?"

    Ich hörte den Ausführungen des Priesters zu und nickte mit dem Kopf. Dann bemerkt ich, dass er etwas geschwächt war und gab ihm zu verstehen, dass er sich ruhig setzen könne.


    Nachdenklich trat ich an die Leiche heran. Ich warf einen kurzen Blick auf sie und erkannte, mit welchem Täter wir es zu tun hatten. Auch dieser arme Mensch hatte keine Gesicht mehr. So wie es schien, handelte es sich um den selben Täter. Einzig die Tatsache, dass der Körper nicht nackt, sondern bekleidet war, wich von der bisherigen Praxis ab...