Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    Ich machte sicher ein nachdenkliches Gesicht.


    "Ach ja, Vater. Er hat ja seinen Posten unbedingt niederlegen müssen."


    Einen weiteren Kommentar ersparte ich mir jedoch, da mein Bruder sowieso wusste, was ich dazu dachte. Nachdem ich das Dokument wieder zur Seite gelegt hatte, lehnte ich mich erneut zurück und verschränkte die Arme hinter meinem Nacken.


    "Sag mal, was machst Du eigentlich die ganze Zeit in Tarraco? Ich meine nach Dienstschluss. Kneipen, Tavernen oder eine Geliebte?"


    Ich hatte keine Ahnung was mein kleiner Bruder so trieb, und bevor ich einen Agenten auf ihn ansetzte, fragte ich lieber selber.

    "Ach, jetzt tu mal nicht so bescheiden Bruder."


    Ich lachte.


    "Als Centurio verdienst Du ja mehr als genug um einen ganzen Harem aushalten zu können. Du kommst ja bei der Truppe eh kaum dazu, das ganze Geld auszugeben. Was machst Du also damit? Verwettest Du alles, oder sparst Du auf ein Landgut?"


    Ich beugte mich wieder nach vorne und machte mir ein paar Notizen:


    Legio IX nimmt Patrouillen in der Stadt wieder auf.
    Patrouillen erfolgen in unregelmäßigen Abständen
    auf unterschiedlichen Routen.

    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und klatschte auf meínen vollen Bauch.


    "Ich war essen!"


    Grinsend fügte ich hinzu:


    "Unten am Forum gibt es ein wirklich vorzügliches Gasthaus in dem man den besten Fisch in ganz Tarraco bekommt. Die Meeresfrüchte sind erste Sahne, nicht gerade günstig, aber wie gesagt, das Beste was es weit und breit gibt. Du kennst doch diesen berühmten Lucullus. Ein Nachfahre von ihm führt den Laden..."


    Decima Lucilla verschwieg ich erst einmal. Ich hatte keine Lust jetzt mit einer Frau zu prahlen, wenn ich noch nicht einmal wusste, ob ich mir überhaupt Hoffnungen machen durfte. Zumal es ein Dienstessen war...

    "Koordinieren?"


    Ich war etwas überrumpelt, konnte ich mich doch nicht erinnern, ob das früher zu meiner Zeit bei der Legio überhaupt koordiniert wurde. Ich trat an meinen Tisch und setzte mich.


    "Mmm, also ich habe alle meine Männer Tag und Nacht im Einsatz. Die Soldaten von der Legio können wegen mir ihre Runden drehen wann immer sie wollen, ist mir eigentlich egal. Je unkoordinierter um so besser. Wenn es keinen festen Plan gibt, sind die Patrouillen nicht berechenbar. So lange die Jungs von der Legio auch nicht meinen Stadtwachen im Windschatten folgen...


    Einzig gemeinsame Aktionen sollten wohl abgesprochen werden. Ansonsten hat die Legio ja sowieso überall den Vortritt."

    ... sollst Du ruhen
    oder tausend Schritte tuen.


    Ich kam fröhlich pfeifend von einem Mittagessen in der Taberna Luculli. Es gab Meeresfrüchte und - was noch viel wichtiger war - SIE. Ich würde mir ersteinmal einen gemütlichen Mittag machen und mich noch ein wenig unten im Hafenviertel umsehen...


    Dann jedoch erblickte ich einen Centurio, der vor meinem Büro herumlungerte und erkannte in ihm, meinen kleinen Bruder.


    "Salve, Bruder! Was willst Du? Wie kann ich Dir helfen?"


    Ich klopfte ihm auf die Schulter und öffnete die Türe zu meinem Büro.

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Sie wartet, bis Balbus bereit ist und verlässt dann gemeinsam mit ihm die Taberna.


    "Ich danke dir für die wunderbare Mittagspause. Und ich bin für ein nächstes mal immer zu haben... ähm,... ich meine damit, für ein nächste mal Mittagessen..."


    Vielleicht würde er das leichte Rot auf ihren Wangen ja der prallen Mittagssonne zuschreiben, die nun auf sie herabscheint...


    Beim Hinaustreten traf uns die Sonne. Es war Mittag und sie stand unmittelbar über uns. Ich musste blinzeln, um Lucilla sehen zu können, so sehr blendete sie mich. Als Lucilla sich verhaspelte, grinste ich nur. Sie schien offensichtlich etwas nervös zu sein.


    "Immer eines nach dem anderen, Lucilla."


    In Gedanken überflog ich jedoch schon meinen Terminkalender bis zu den Iden des Mai nächsten Jahres...

    Zitat

    Original von Flavian
    Meine Vorstellungen: Erstmal als Civis reinwachsen, späterer Militärdienst nicht ausgeschlossen.
    Ansonsten suche ich hier wirklich meinen Halbbruder. Mein Vater hat mir auf seinem Sterbebett erzählt, dass er während eines Feldzuges eine Frau schwängerte. Jahre später erfuhr er, dass ihm ein Sohn geboren wurde. Da er aber zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet war, verdrängte er dieses Wissen bis auf jenen letzten Tag. Jetzt suche ich diesen Bruder. Andere Verwandtschaft besitze ich nicht mehr.


    Sicher, dass es kein Decima war? Die haben Halbbrüder und Adoptivbrüder und Schwestern und gar Söhne von denen sie nix wissen. Immer wenn ich in deren Casa vorbeisehe, fleucht und deucht es überirdisch. Potenzprobleme haben die sicher nicht! :D


    Ach ja, willkommen in Rom!
    Und willkommen im Namen der Gens Prudentia!

    Sie grinste frech. Ich hatte es genau gesehen. Konnte es sein, dass sie die Schwester von Tertia war? So langsam bekam ich meine Zweifel daran, dass sie tatsächlich bei dieser Tante in Rom gewesen war. Vermutlich hatte sie nicht nur einen Sklaven bestochen, vermutlich umgaben sie ganze Archive voller Geheimnisse...


    "Dein Wunsch ist mir Befehl und Vergnügen zugleich."


    Ich lächelte sie an und winkte den Sklaven herbei.


    "Das mit dem Essen jedenfalls können wir durchaus öfters machen. Die Meeresfrüchte waren vorzüglich, und..."


    ich blickte ihr in die Augen und sprach die Worte langsamer


    "...ich habe Deine Gesellschaft wirklich genossen."


    Bevor sie erneut erröten konnte, erhob ich mich jedoch von meiner Kliene, bezahlte das Essen und den Wein - wobei ich auch den Sklaven mit einem großzügigen Trinkgeld versah, welches man durchaus auch als Schweigegeld deklarieren konnte. Den Ruf welchen ich in Rom genossen hatte, wollte ich um alles in der Welt von ihr fern halten.

    Ich musste schmunzeln. Versuchte sie doch tatsächlich mir die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, dass sie auf einer Kliene lag. Balbus - verantwortlich für die Frauenemanzipation in der Casa Decima. Die eine wurde Vestalin, die andere ein ruchloses Frauenzimmer... ( :D )


    "Wenn Du zu lange in Korbstühlen gesessen hast, bist Du bei mir gerade richtig. Doch ich muss Dich warnen: Den Ruf, den ich früher in Rom genossen hatte, würde ich nicht dem Zensor wünschen. Er wäre morgen ohne Amt..."


    Ich grinste und leerte meinen Becher.


    "So, aber irgendwann sollten wir wohl an die Arbeit zurück. Nicht dass es heißt, die Magistrate von Tarraco würden ihre Arbeitszeit beim Essen und Orgien feiern verbringen...


    Sollen wir, oder bleiben wir noch?


    Oder machen wir gar noch einen arbeitsförderlichen Verdauungsspaziergang?"


    Ich zwinkerte ihr erneut zu, gab mir jedoch Mühe mein Flirten in Grenzen zu halten, da es langsam inflationär wirken musste...

    Sie war um eine Antwort nicht verlegen. Für einen kurzen Moment lief sie zwar etwas rot an, was ihr ausserordentlich gut stand, fing sich dann jedoch wieder und trumpfte kräftig auf. Ich konnte nur ebenfalls schmunzeln.


    "Nun, wenn Du das so siehst, werden wir wohl bald ins Gerede kommen. Anrüchigerweise hast Du gar die Kliene statt dem Korbstuhl genommen. Und richtig kennen tun wir uns auch nicht..."


    Ich blinzelte ihr zu und lachte herzhaft.

    Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen nach ihrer Schwester zu fragen. Ich biss mir auf meine Lippe. Nein, es war überhaupt keine gute Idee gewesen. Ich nahm einen Bissen von dem Honigkuchen und kaute jetzt weniger genüsslich darauf herum.


    "Ach, deine Schwester. Wenn Du es genau wissen willst, ja, wir kennen uns. Ich habe sie ein paar mal besucht und wir hatten uns eigentlich auch gut verstanden. Nur wie Du schon sagtest, sie wollte Vestalin werden..."


    Was sie nun wohl dachte? Ich musste schnell das Thema wechseln. Oder selbst in die Offensive gehen...


    "Darf man erfahren, ob die jüngste Schwester des Maximus Decimus Meridius bereits einen Verehrer hat? Oder gar mehrere? Eine Legion oder zwei?" ( ;) )


    Ich blickte sie mit einem Schalk im Lachen an.

    "Gut, das wäre dann vorerst auch mal alles für heute."


    Ich blickte in die Richtung zum Hafen.


    "Du bist neu in der Truppe, und Dich kennt man wahrscheinlich kaum. Ausserdem kennst Du Dich mit Schiffen aus. Ich denke es wäre keine schlechte Idee, wenn Du Dich mal im Hafen ein bisschen umschaust und einfach Eindrücke sammelst. Wer von wo kommt, und wo hin will, wer was wieviel geladen hat, ob es Besonderheiten gibt, Verdächtiges, was auch immer...


    Schau Dich einfach um, gib Dich nicht zu erkennen, aber erfinde auch keine extra-blöde Tarnung, denn schließlich wirst Du in Zukunft noch öfters im Hafen auftauchen und als Centurio Statorum dort unten auch bald bekannt sein, wie der Arsch der bekanntesten Hure Roms..."

    "Ich bin sein Sohn."


    sagte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, kurz und schmerzlos. Es war vermutlich der kürzeste Satz den ich bisher an diesem Tag gesagt hatte.


    "Weißt Du eigentlich wie es Deiner Schwester geht und was sie macht?"


    fragte ich anschließend um das Thema zu wechseln, denn ich hatte das Gefühl, dass wir schon genug von mir geredet hatten. Dabei interessierte ich mich vornehmlich für sie und ihre Lebensgeschichte, die meine war mir ja schon bekannt.

    Sie sah mich direkt an. Ich konnte nicht verhindern sie ebenfalls anzusehen.


    "Aufregend ist sie nicht immer. Aber zweifelsohne oft gefährlich."


    Ich leerte meinen Becher und winkte den Sklaven herbei um uns Kuchen zu bestellen. Er nickte mit dem Kopf und kehrte wenig später mit einer ganzen Auswahl an leckersten Kostbarkeiten wieder. Nachdem ich meine Wahl innerlich schon getroffen hatte, war ich gespannt, welchen Kuchen sie für uns beide auswählen würde...

    Ich musste lächeln. Sie schmeichelte mir. Auch wenn ich es im Allgemeinen nicht mochte, wenn andere mir schmeichelten, bei ihr machte es mir nichts aus. Ihre dunklen Haare und ihr bronzefarbender Teint...


    "Ich danke Dir, für Dein Vetrauen! Für das erste würde mir es jedoch reichen, wenn während meiner Amtszeit in Tarraco kein weiterer Legatus im Gesicht verletzt wird..."


    Ich nahm einen Schluck und stellte den Becher wieder ab. Meinen Teller hatte ich in der Zwischenzeit unmerklich gelehrt. Nur die Schalen und Muschelhülsen einiger der leckeren Speisen lagen noch auf ihm.


    "Das Essen war wirklich vorzüglich. Ich denke soetwas könnten wir ruhig öfters machen, wenn es nur ein Sprung vom Verwaltungsgebäude bis hierher ist...


    Möchtest Du noch etwas? Vielleicht einen Kuchen? Ich habe mir sagen lassen, dass sie hier auch vorzüglichen Kuchen anbieten..."

    "Ja, da trifft Theorie auf Praxis. Doch was machst Du theoretisch, wenn Du einem Attentat auf der Spur bist, und bei den Ermittlungen zufällig Zeuge wirst, wie die Bande der Attentäter - sagen wir - einen Durchschnittsrömer, einen Peregrinus, oder gar Sklaven über die Klinge springen lässt? Wenn Du wegen diesem eingreifst, enttarnst Du Dich. Die zwei drei kleinen Fische werden vielleicht verhaftet, aber Du erfährst nie, welcher große Hai dahinter steckte... Ach was rede ich, die ganze Arbeit ist einfach nur schmutzig. Achte einfach nur darauf, dass Du dabei nicht dreckig wirst. Das ist das wichtigste..."


    Ich blickte ihn an.


    "Überleben und nicht dreckig werden. Verstanden?"

    In ihrer Stimme klang wirklich etwas Besorgnis mit. Etwa um mich? Ich fühlte mich für einen Moment geschmeichelt, schob es dann aber auf die Tatsache, dass das Attentat ja jemanden betroffen hatte, der ihr zumindest familiär sehr nahe stehen musste.


    "Nein, ich habe noch keine Spur. Nicht einmal richtige Anhaltspunkte. Den ehemaligen Proconsul konnte ich noch nicht befragen, denn er befindet sich in Rom. Der damalige Offizier, der das Attentat vereitelte steht zur Zeit im Feld und ist ebenfalls nicht erreichbar. Weitere Zeugen gibt es meines Wissens nicht, der Attentäter selbst ist tot, der neue Legatus Augusti weiß so viel wie ich, und mein Vorgänger auf meinem Posten befindet sich längst auf seinem Altersruhesitz am Comer See. Nicht gerade die besten Ausgangsbedingungen..."


    Ich musste lachen. Es machte mir Spaß mich mit ihr zu unterhalten. Ich hob den Becher.


    "Auf uns beide! Auf eine gute geschäftliche Zusammenarbeit!"