Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

Ich nickte mit dem Kopf und lächelte ein wenig vor mich hin. Er war also mein Onkel, Zufälle gab es, man mochte es kaum glauben.

"Nichts, Centurio, nur so. Commodus war ein fähiger Beamter. Es ist schade, dass er seinen Posten niedergelegt hat. Der Legatus Augusti kann zwar mitunter etwas eigenwillig sein, doch ich an seiner Stelle hätte das nicht gemacht..."

Ich hatte mich immer noch nicht zu erkennen gegeben.

"Wie geht es der Gattin des Commodus? Ich habe die ehrenwerte Dame schon lange nicht mehr gesehen. Und was machen seine Söhne? Sind sie noch bei der Legion?"

Ich nahm erneut einen Schluck von dem Wein.

"Oh, vielen Dank. Doch versorgt ihr erstmal eure Verwundeten."

Die Kunde von der Schlacht um Septimanca war bereits in Tarraco angekommen, auch wenn die Stadtverwaltung den Sieg noch nicht bekanntgeben ließ, in den Tavernen und vor allem im Hafen wussten alle Bescheid.

"Wie ist es Dir dort eigentlich ergangen?"

Ich lehnte mich zurück und sah mein Gegenüber an. Während der Ausführungen nickte ich hin und wieder mit dem Kopf, erwiderte seine Sätze mit einem "Aha" oder "mmm" und trommelte mit meinen Fingern auf die Tischplatte. Dann, nachdem er geendet hatte, rückte ich meinen Stuhl näher an den Tisch heran und beugte mich über ein paar Dokumente.

"Du kommst aus der Gens Prudentia? Ist das so richtig...?"

Mein kleiner Bruder hatte also frei. Man merkte dass der Legatus Legionis nicht im Lager war, damals als ich noch bei der Truppe war, gab es soetwas nicht. Ich lächelte.

"Meine Arbeit?"

Ich nippte an dem Becher und stellte ihn wieder auf den Tisch.

"Ich habe alle Hände voll zu tun. Die Sicherheit auf den Straßen, auf dem Markt, im Hafen... Ist jedoch alles machbar. Das größte Problem sind Sklaven, die entlaufen, sobald sie auf einem Schiff unterkommen sind sie faktisch nicht mehr fassbar."

Ich hielt kurz inne, nahm wieder einen Schluck und stellte den Becher weiter nach links.

"Ich kann unmöglich alle Schiffe durchsuchen lassen. Und selbst wenn, die Hauptstrasse nach Gallien ist auch kaum vollständig überwachbar, schon gar nicht jetzt, wo sich die Legion und die Ala im Einsatz befinden. Mit den wenigen Stadtwachen, die ich habe, ist das ein Ding der Unmöglichkeit..."

Er war also bei der Flotte gewesen, Optio, in der Ausbildung tätig. Wer zum Geier hatte ihn gleich zum Centurio Statorum ernennen müssen? Wenn er zuvor schon Centurio gewesen wäre, oder wenigstens bei den Legionen... So jedoch hatte ich einen Seemann vor mir, der vermutlich bei jedem Schritt auf dem Land wanken würde, als ob er besoffen wäre...

"Bitte setz Dich!"

wies ich ihn an und ging zu einem Schrank, aus welchem ich ein paar Dokumente holte. Ich bereitete sie auf meinem Tisch aus und nahm dann ebenfalls Platz. Meine Augen ruhten auf ihm und nachdem ich so eine Weile gewartet hatte fuhr ich fort.

"Wie kommt es, dass man Dich zum Centurio Statorum ernannt hat? Hast Du irgendwelche Präferenzen? Hat Dich jemand empfohlen? Welche Erfahrungen hast Du vorzuweisen?"

"Mach Du nur Deine Witze."

antwortete ich ebenfalls lachend und nahm einen Schluck von dem Wein. Anerkennend nickte ich dem Wirt zu, der Tropfen war vorzüglich.

"Wein aus Hispania ist einfach der Beste, vor allem die Tropfen aus der Gegend um Tarraco sind sehr gut. Dunkel, nicht zu trocken, und dann dieses Aroma..."

Ich stellte den Becher wieder hin und blickte mich in der Taverne um.

"Und was macht die Arbeit?"

Weing später trat auch ich ein, in civil, und nahm direkten Kurs auf den Tisch, an welchem die Offiziere der Legio IX Hispana zu sitzen pflegten. Es war noch nicht sehr viel los, die Taverne war spärlich besucht, was jedoch auch an der Tageszeit lag. Die meisten Bewohner von Tarraco machten Siesta oder dösten in ihren Büros und Geschäften. Auch wenn es erst Frühling war, die Temperaturen waren gewaltig gestiegen und verhießen, dass es einen wirklich heißen Sommer geben würde.

"Salve, Bruder!"

Ich nickte ihm zu und setzte mich zu ihm an den Tisch, drehte dann meinen Kopf zu dem Wirt, der mich sofort und erkannt hatte und bestellte mit einer Handbewegung zwei Kannen von dem besten Wein, welcher im Hause war.

Ich war etwas überrascht. Der neue Centurio Statorum? Man hatte mir nicht mitgeteilt, dass ein neuer Centurio Statorum bestellt werden sollte, und schon gar nicht hatte man mich gefragt, ob ich mit dem oder jenem einverstanden gewesen wäre. Man setzte ihn mir einfach in mein Büro. Und dann auch noch ein Prudentier...

Sicher, er selbst konnte nichts dafür, doch meine Gefühle waren gespalten, wankten zwischen erfreut und angesäuert. Ich ließ mir davon jedoch nichts anmerken und nahm ihn fest in meinen Blick.

"In welchem Truppenteil bist Du vorher gewesen?"

Mit dieser Frage gab ich mich als Regionarius zu erkennen, denn jeder andere hätte die Frage nicht gestellt.

"Bitte tritt ein!"

Ich machte eine Handbewegung, die ihn aufforderte in mein Büro einzutreten.

Ich wollte soeben den Gruss der Dame erwidern, als ein weiterer Besucher eintrat. Dezent hielt ich mich zurück und schmunzelte in mich hinein. In der Flotte wusste man offenbar nicht, dass man ausserhalb eines Büros wartete, so lange andere innen in geschäftliche Gespräche verwickelt waren. Ich blickte den Hinzugetretenen fragend an und hoffte, dass er schnell zum Punkt kommen würde.

Ich klopfte pro forma an die Türe und trat ein bevor überhaupt jemand darauf antworten konnte. An dem Tisch in dem Zimmer saß eine Dame, vor sich eine Liste, der Tisch war ansonsten leer. Sie schien gerade in Gedanken versunken zu sein, denn sie bemerkte mich offensichtlich nicht. An den Tisch herantretend räusperte ich mich.

"Salve Decima Lucilla. Komme ich ungelegen?"

... als ich aus einem anderen Officium kommend einen Soldaten in mein Zimmer spicken sah. Ich trat von hinten an ihn heran und räusperte mich.

"Salve, kann ich etwas für Dich tun? Der Regionarius ist zur Zeit nicht in seinem Büro."

Ich lachte auf.

"Das ist eine grandiose Idee. Seitdem ich Regionarius bin..."

Ich stand auf und tat etwas geheimnisvoll,

"werde ich in den meisten Tavernen zuvorkommend behandelt. Es ist unglaublich woher überall und plötzlich die guten Weine herkommen und vor allem wie günstig sie sind..."

Ich hatte meinen Bruder erreicht und klopfte ihm auf die Schulter.

"Gut, also dann, morgen Abend."

Ich lächelte.

"Kann ich sonst noch was für Dich tun?"

Also gab es eine Schlacht bei Septimanca. Ich überlegte kurz und rechnete im Kopf, welche Einheiten ich entbehren könnte.

"Mmm, ich könnte Dir achtzig Mann zu Verfügung stellen. Mehr ist leider nicht drin. Die Sicherheitslage ist nach wie vor angespannt, der Legatus Augusti Pro Praetore immer noch gefährdet. Auch wenn eine Centurie der Legion ihn höchstpersönlich bewacht, meine Männer von der Stadtwache sind verstärkt auf Patrouille und ein Sklavenproblem haben wir auch noch. Seitdem immer mehr Schiffe im Hafen anlanden, werden zudem immer mehr Waren und Menschen geschmuggelt..."

Ich hielt inne, hatte er sicher kein Interesse daran, meine ganze Geschichte zu hören.

"Also Du kriegst achtzig Mann."

Dann blickte ich ihn an.

"Hat Dich Vater schon gesehen? Er wird Luftsprünge machen, der alte Mann..."

Ich lachte.

"Du musst unbedingt von der Schlacht erzählen, wenn Du Zeit hast."

Mein Bruder trat ein, in der Rüstung eines Centurios. Ich war sichtlich überrascht, zum einen, dass er hier vor mir und nicht im Feld stand, zum anderen, dass er Centurio geworden war.

"Du hier? Wie kommt es? Und was kann ich für Dich tun, CENTURIO?"

Ich war stolz und konnte meine Freude kaum verbergen.

Ich war gerade in ein paar Dokumente vertieft, als es plötzlich an die Türe klopfte.
Ich legte die Dokumente bei Seite, blickte auf und sprach:

"Herein!"

Ich seh es gerade, oh Vater!
Wie kam ich nochmals zu meinem Namen?

Zitat

Original von Decius Germanicus Corvus
Flavus Cornelius Aemilianus wäre demnach die korrekte Form des gewünschten Namens.

Flavus oder Flavius?

Entfernen? Ich glaubte mich verhört zu haben. Dann dachte ich nach.

"War sonst noch etwas?"

"Vielleicht hat sie mein Büro nicht gefunden. Es ist ja noch neu."

Ich musste lächeln, als ich daran dachte, dass ich am zweiten Tag beinahe ebenfalls mein Büro nicht gefunden hatte.

Ich schüttelte mit dem Kopf. Bei mir hattet sich bisher keine Scriba gemeldet, ja ich wusste nicht einmal, dass man mir eine geschickt hatte.

"Nein, wer hätte denn kommen sollen?"