Legio XV Apollinaris
Die Legio XV Apollinaris war eine römische Legion, deren Geschichte von der späten Republik bis weit in das 4. Jahrhundert reicht. Das Wappentier der XV. Legion war vermutlich ein Greif. Der Beiname Apollinaris bedeutet 'dem Apollo geweiht'. Dies bezog sich auf den Gott Apollo, der als Siegbringer in der Schlacht von Actium galt, an der auch diese Legion teilnahm. Außerdem war Apollo eine Familiengottheit Octavians (dem späteren Kaiser Augustus), des Siegers von Actium.
Gegründet wurde die Legio XV Apollinaris im Jahr 53 v. Chr. Julius Caesars Krieg in Gallien war auf dem Höhepunkt und er stellte die neue Legion als Verstärkung seiner bereits beträchtlichen Streitmacht auf. Nach dem Sieg in der Schlacht von Alesia (52 v. Chr.) war der Widerstand der Gallier nach langem Ringen endgültig gebrochen und die römische Militärpräsenz konnte verringert werden. So überwinterte die XV. Legion bereits um den Jahreswechsel 51/50 v. Chr. in Aquileia (in der heutigen italienischen Provinz Udine) um anschließend in das kampanische Capua verlegt zu werden, wo sie Gnaeus Pompeius Magnus unterstellt wurde. So kam es, dass sie an der Schlacht von Pharsalos für Pompeius und den Senat teilnahm und nicht auf Seiten des Siegers dieser Schlacht, Julius Caesar, der sie fünf Jahre zuvor hatte ausheben lassen.
In den Jahren 41 oder 40 v. Chr. ließ Octavian die Legion neu Strukturieren und eventuell gehörte sie zu dem Aufgebot der Triumvirn Marcus Antonius, Aemilius Lepidus und Octavian in der Schlacht von Philippi, bei der die Anführer der Mörder Julius Caesars, Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus, nach zähem Ringen endgültig besiegt wurden. Es wird vermutet, dass zumindest Teile der Legion 35 v. Chr. unter dem Befehl von Marcus Vipsanius Agrippa an der Seeschlacht von Naulochus teilnahmen. Ebenso ist ihre Beteiligung am Illyrischen Feldzug 36 bis 33 v. Chr. wahrscheinlich. Wie bereits weiter oben erwähnt, nahm die Legion dann im Jahr 31 v. Chr., zum Lager Octavians gehörig, an der Schlacht von Actium teil, in deren Verlauf Marcus Antonius und Kleopatra VII. Philopator besiegt wurden und in deren Folge Octavian den Bürgerkrieg endgültig für sich entscheiden konnte.
Zwischen 27 und 19 v. Chr. war die XV. mit der Niederschlagung von Aufständen der Asturer, Cantabrer und Lusitanier befasst. Sie gehörte auch zu jenem Aufgebot, mit dem Tiberius 6 n. Chr. gegen König Marbod aufmarschierte, und dass er später stattdessen im Pannonischen Aufstand (6 bis 9 n. Chr.) einsetzten musste. Ab 39 oder 40 n. Chr. lässt sich das Legionslager von Carnuntum (im heutigen Niederösterreich) belegen, dass nachweislich von der XV. Legion errichtet wurde.
63 n. Chr. stand die Legio XV Apollinares unter dem Kommando des Legatus legionis Marius Celsus und gehörte zur Armee des Gnaeus Domitius Corbulo, mit der er gegen Armenier und Parther zu Felde zog und den Euphrat überschritt.
67 n. Chr., als der Aufstand in Iudaea begann, war der spätere Kaiser Titus ihr Kommandeur. Folglich gehörte sie im Vierkaiserjahr 69 n. Chr. auch zur Fraktion von Titus’ Vater Vespasian. Bis 71 n. Chr. war sie anschließend im Jüdischen Krieg involviert, bevor sie an ihren alten Garnisonsstandort Carnuntum zurückkehrte. Nachgewiesen ist, dass sie dort ein neues Legionslager aus Stein errichtete. Höchstwahrscheinlich nahm sie zwischen 86 und 92 n. Chr. an den Donaukriegen Domitians gegen die Daker, Germanen und Sarmaten teil, sowie an Trajans zwei Feldzügen gegen die Daker (101 und 105 n. Chr.).
Unter dem Befehl von Lucius Flavius Arrianus bekämpfte sie 135 n. Chr. gemeinsam mit der Legio XII Fulminata erfolgreich die einfallenden Alanen in Kappadokien. Zwischen 162 und 166 n. Chr. führte Lucius Ceionius Commodus Verus das Kommando über eine römische Strafexpedition gegen die Parther, die 161 n. Chr. römische Territorien überfallen hatten. Eine Beteiligung der Legio XV an diesem Feldzug, in dessen Verlauf auch die parthische Hauptstadt Ktesiphon erobert wurde (165 n. Chr.) gilt als wahrscheinlich. 33 Jahre später wurde Ktesiphon ein zweites Mal von den Römern eingenommen (Ende 197 oder Anfang 198 n. Chr.) als Kaiser Septimius Severus erneut einen erfolgreichen Krieg gegen die Parther führte (195, sowie 197 und 198 n. Chr.). Die Erfolge in Parthien, die jedoch nicht allumfassend waren, da ein weiterer Vorstoß gegen Hatra scheiterte, ließ der Kaiser anschließend auf seinem Thriumphbogen des Septimius Severus verewigen, der noch heute auf dem Forum Romanum in Rom bewundern werden kann.
Zumindest Teilverbände der Legio XV dürften auch in den Markomannenkriegen eingesetzt worden sein, die unter Kaiser Marcus Aurelius etwa 172 bis 174 n. Chr. stattfanden. Als sich 175 n. Chr. der syrische Stadthalter Avidius Cassius gegen Marcus Aurelius erhob, blieb der kappadokische Stadthalter Martius Verus, und mit ihm die Legio XV kaisertreu, wofür sie den Titel Pia Fidelis (die Pflichteifrige und Treue) verliehen bekam.
In der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts kam die Legion dann vor allem in der Grenzsicherung und Provinzverteidigung zum Einsatz. Sie dürfte dann zu den römischen Verbänden gehört haben, die Kaiser Gallienus unter den Oberbefehl von Septimius Odaenathus stellte und mit denen dieser zwischen 260 (oder 259) und 267 n. Chr. gegen die Sassaniden kämpfte und einen Großteil des zuvor verloren gegangenen Mesopotamien zurück eroberte.
Durch das überlieferte Itinerarium Provinciarium Antonini Augusti ist die Existenz der XV. Legion und ihre weitere Stationierung in Salata bis weit in das 4. Jahrhundert hinein belegt. Zum letzten Mal wird sie in der am Ende des 4. Jahrhunderts entstandenen Notitia Dignitatum erwähnt.