Officium des Praefectus Urbi P.V.S.

  • Dies ist die Amtsstube des Kommandeurs der Cohortes Urbanae
    Potitus Vescularius Salinator





    Der Praefectus Urbi ist der Stadtpräfekt von Rom und Kommandant der Cohortes Urbanae, der Stadtkohorten. Er übt sowohl die oberste Zivil- als auch Militärgewalt in Rom aus und handelt als rechte Hand des Imperators bei der Verwaltung der Hauptstadt und des gesamten Umlandes im Bereich von 100 Km. Er residiert im kleineren Flügel der Castra Praetoriae und ist unter den Reichspräfekten der zweitoberste Rang, formal allerdings der Stellvertreter des Kaisers in der Stadt Rom.

  • Das wichtigste in einem Officium waren eine Kanne voll mit gutem Wein und ein großer Teller angefüllt mit eßbaren Kleinigkeiten. Ganz besonders dann, wenn man gezwungen war, sich mit Berichten zu befassen. Potitus schob sich ein mit herzhaftem Käse und scharfen Oliven belegtes Stück Brot in den Mund. Vinicius Hungaricus hatte anscheinend tatsächlich wenig Elan besessen, sein Amt gewinnbringend zu nutzen. Am Ende hatte er wohl doch nur sein Fähnchen nach dem kaiserlichen Wind gehängt.


    "Vescularianus!"


    Dröhnend donnerte Potitus Stimme durch das Officium und sorgte dafür, daß der Schreiber vor der Tür herein trat.


    "Bring mir den ersten Offizier für den Rapport. Dieses schwammige Zeug nützt mir gar nichts."


    Ganz davon abgesehen, daß Salinator wenig von Lesen und viel mehr von Zuhören hielt.

  • Zuhören können war für einen Mann in seiner Position lebenswichtig. Das hatte Potitus schon früh erkannt, bereits im Kindesalter beim Lesen mancher Biographien oder historischer Ereignisse. Dass man sich dabei das Gehörte auch merken musste, lag auf der Hand. Potitus verließ sich daher nur dann auf Geschriebenes, wenn es denn unbedingt sein musste. Deswegen hörte (im wahrsten Sinne des Wortes hörte) er von seinen Spitzeln interessante Neuigkeiten.


    "Vescularianus!"


    Der angesprochene Schreiber benötigte nur einen Tick länger, als Salinator gewohnt war. Über dieses Versäumnis verzog er etwas säuerlich seinen Gesichtsausdruck.


    "Bring mir einen Centurio... nein, besser einen Optio. Ja, ein junger Optio soll es sein. Keinen grobschlächtigen Kerl, nicht so etwas übertrieben maskulines. Du wirst schon den Richtigen finden."


    Potitus hörte schon nicht mehr, wie der Schreiber das Officium verließ. Die Fingerkuppen beider Hände, die einander berührten, zeugten von den Gedankengängen, denen Potitus innerlich folgte.

  • Gespannt wartete ich auf dem Gang vor dem Officium, während der Gehilfe oder Sekretär des Praefectus hineinging und mich meldete. Ich hatte den neuen Befehlshaber noch kein einziges Mal gesehen, aber es gingen natürlich Gerüchte herum, und in der Acta hatte ich seinen Namen auch schon gelesen. Ein ehemaliger Legatus, und ein mächtiger Mann! Was mochte das bedeuten, dass er mich herbeizitiert hatte... ich hatte keinen blassen Schimmer. Nervös trat ich von einem Bein auf das andere. Bei der Prima war es, wenn ich zum Legaten musste, eigentlich immer auf etwas ungutes hinausgelaufen - ausser beim letzten mal, wohlgemerkt. Aber ich konnte mich nicht erinnern, dass ich mir (in letzter Zeit) etwas hätte zu Schulden kommen lassen.
    Ganz schnell zückte ich nochmal den Kamm, und zog ihn - unnötigerweise - durch meine schon überaus penibel glattgescheitelten Haare. Zu wissen dass meine äussere Erscheinung tadellos war, das gab mir immer ein Gefühl der Sicherheit.
    Als der Gehilfe mich dann hereinwinkte, trat ich schneidigen Schrittes über die Schwelle, nahm vor dem Mann hinter dem Schreibtisch Haltung an und salutierte zackig.
    "Ave Praefectus Urbi! Princeps Prior Decimus Serapio meldet sich wie befohlen."
    Mein erster Eindruck von dem Stadtpräfekten war... 'wuchtig' würde ich sagen. So gross und so massig, nahm er auch körperlich eine ganze Menge Raum ein. Den Rekruten hatte ich gerade neulich erst eingeschärft, beim State die Augen geradeaus zu halten. Mir fiel das in diesem Moment schwer, denn der Praefectus hatte da so einen spiegelnden Lichtreflex auf seiner Glatze, der mich irgendwie irritierte, und ständig meinen Blick anziehen wollte.

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  • Vescularianus wurde langsam auf seine nicht zu alten Tage. Das dachte sich Potitus, als er länger als gewohnt auf seine Wünsche warten musste. Die Wartezeit vertrieb er sich mit dem Verzehr von Mostbrötchen, eine illyrische Spezialität, die er während seiner Zeit in dem Kaff genannt Viminacium und später in Sirmium, nicht minder provinziell für seinen Geschmack, kennen gelernt hatte. Potitus liebte süßes Essen und manche lukullische Preziosen mussten extra für ihn importiert werden. Doch das gehörte nicht hierher.


    Potitus nahm einen Schluck Wein, der aus Achaia stammte und natürlich süß war. Vom Aussehen her war der junge Optio perfekt, lediglich die Narbe auf der Wange störte. Doch diese zu erklären würde nicht sein Problem sein.


    "Decimus Serapio also. So so." begann Potitus langsam, denn er wollte sich erst einen Eindruck von dem Optio machen. "Wie lange bist du schon im Dienst der Cohortes Urbanae?"

  • "Ich habe kurz vor den Kalenden des Iunius meinen Dienst hier angetreten, Praefectus, in der vierten Centurie der ersten Cohorte unter Centurio Flavius Aristides", gab ich, strammstehend, wie von der Sehne geschnellt zur Antwort. 'So so?' Worauf würde das hier hinauslaufen?
    "Zuvor war ich bei der Legio Prima, zweite Centurie, erste Cohorte, Praefectus."
    Da war nicht nur der Lichtreflex, zudem meinte ich jetzt auch noch einen Krümel auf dem Gewand des Stadtpräfekten ausgemacht zu haben. Schnell fixierte ich einen kleinen Riss im Putz der Wand hinter dem Schreibtisch, um dem Herrn nicht unziemlich auf die Brust zu starren.

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  • "Legio Prima. Aha." Manches Mal konnte Potitus die Quintessenz der vom Anderen gesprochenen Worten auf eine unangenehme Art wiederholen. Dies diente in den allermeisten Fällen dazu, den anderen zu irritieren und in weiterer Folge zu verunsichern.


    "Optio Decimus." begann Potitus unvermittelt. "Auf deinen Patrouillen, hast du da etwas von einer Sekte gehört, die einen Zimmermann anbeten sollen?"

  • Ob er was gegen die Prima hatte? Welche Legion hatte er nochmal befehligt, gab es da eine Rivalität, eine Feindschaft gar? Ich hatte das Gefühl mich auf dünnem Eis zu bewegen, ohne zu wissen warum, sehr unangenehm das, und seine nächste Frage brachte mich noch weiter aus dem Konzept.
    Einen Zimmermann??!
    "Ähm..." Wollte er sich da einen Spass mit mir machen? "...nein, Praefectus?"
    Dann erst fiel der Sesterz. "Ach, die Christianer-Sekte!"
    Über die hatte ich das in der Tat mal gehört, aber es eher für einen Scherz gehalten. Wobei es ja die verrücktesten Kulte gibt, manche entmannen sich zu Ehren ihrer Göttin, andere machen aus ihren Tempeln Lupanare, die Punier beten einen Schleier an und opfern bekanntlicherweise Kinder... da war es nicht so undenkbar, dass manche Menschen einem Zimmermann huldigten. Vielleicht war das ja auch mehr kosmisch gesehen, oder er war für sie der Schirmherr des Handwerkes oder so...
    "Nun, ich habe von ihnen gehört, Praefectus, Gerüchte eben, aber ich hatte bisher noch mit keinem von ihnen zu tun. Sie machen, jedenfalls öffentlich, keinen Ärger soweit ich weiss. Vor einem Monat etwa gab es einen Vorfall, bei dem ein Miles einer Denunziation, jemand würde in der Öffentlichkeit missionieren, nachging, aber das hat sich nicht bestätigt."
    Davon hatte mir der lange Ruso berichtet. Den Christianern sagte man ja eine kaiserfeindliche Ideologie nach, kein Wunder dass sie sich bedeckt hielten. Obwohl die Gesetze, sie betreffend, eigentlich ziemlich lasch waren...

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  • Potitus brach ein Stück seines Mostbrötchens ab und kaute langsam und bedächtig daran. Der Optio kannte also diese Sekte und gehörte nicht dazu. Das war optimal, wenn es wahr war. Wenn es nicht wahr war, der Optio also auch ein Anhänger dieser Christus-Anhänger war, dann würde es Potitus beizeiten schon erfahren.


    "Ich habe andere Informationen." entgegnete Potitus harsch. "Diese Christianer... wie du sie nennst... sollen zu einer großen Untergrundorganisation ausgewachsen sein, trinken Blut und solche Dinge. Aber schlimmer ist: sie reden von einem anderen Reich auf diesem Boden. Ich möchte wissen, was an diesen Erzählungen stimmt."

  • Widerlich! Das mit dem Blut. Und bestürzend, natürlich sehr bestürzend, das Ganze. Ich schlug die Augen nieder bei dem harschen Tonfall des Stadtpräfekten, beschämt die Sache so unbekümmert, so naiv dargestellt zu haben, wo es sich doch anscheinend um ein Problem von gewaltiger Tragweite handelte. Möglicherweise sogar eine Gefahr für Kaiser und Imperium! Ein Mann in der Position des Präfekten war da natürlich unvergleichlich viel besser informiert als ich kleiner Optio. Aber zugleich verspürte ich so ein leichtes, abenteuerlustiges Prickeln bei seinen Worten... schlimme Enthüllungen, aber es klang auch aufregend. Als würden sich da spannende Aufgaben anbahnen, nach dazu hehr, zum Wohl und zum Schutz unseres Staates!
    "Praefectus!", gelobte ich schneidig, ohne Zögern, und reckte voller Tatendrang das Kinn, "ich werde tun was immer Du befielst damit die finsteren Machenschaften dieser Sekte ans Licht gebracht werden!" (Naja, eigentlich war auch so klar dass ich tun würde was er befahl, schliesslich war er der Stadtpräfekt, aber ich sprach diese Worte mit sehr viel patriotischem Eifer.)

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  • Na also, ging doch. Potitus legte sein angeknabbertes Mostbrötchen ab blickte den jungen und nicht so übertrieben maskulinen Optio an. Er gab sich noch zwei, drei Augenblicke, bevor er den Befehl gab.


    "Bring mir Informationen. Ich will wissen, wer ihre Feinde sind, wer ihre Freunde sind, wer sie unterstützt und wer ihnen gar angehört. Ich will wissen, wo sie wohnen, wo sie sich treffen, was sie tun und was sie predigen. Und ich will wissen, wie sie zum Kaiser stehen." Potitus fuhr sich mit der Hand über die polierte Glatze. "Beschatte sie, gehe zu ihren Versammlungen, erschleiche von mir aus ihr Vertrauen. Und nimm dir einige vertrauenswürdige Männer, nicht zuviele. Fragen?"

  • Ein Geheimauftrag! Für mich! Vom Stadtpräfekten persönlich! Wie war ich stolz :] Ohne Zweifel hatte er mich ausgesucht weil ich ein ausgezeichneter Veteran war :] Augenblicklich begannen sich abenteuerliche Szenen vor meinen Augen abzuspielen, wie ich und meine Getreuen durch dunkle Katakomben schlichen, wo in lichtlosen Tiefen unaussprechliche Kulte ihr Unwesen trieben... wilde Verfolgungsjagden... geheimnisvolle schöne Frauen, geheimnisvolle schöne Männer... düstere Verschwörungen und heroische Taten zum Wohle Roms.
    Natürlich war das auch ein Auftrag bei dem man besser nicht versagen sollte.
    "Jawohl Praefectus!" Als er die Hand hob, sah es aus als wolle er den Lichtfleck auf seiner Glatze wegwischen. Ob ich Fragen hätte, hm, ja ein paar. Hoffentlich fand der Präfekt sie nicht dumm. "Darf mein Centurio bescheidwissen worum es geht?" Das wäre sonst schwierig. Ich fragte mich auch, ob diese Sekte womöglich sogar bei uns ihre Spione hatte. "Bekomme ich ein Budget zur Verfügung, falls wir Leute bestechen müssen oder Informationen kaufen? Gibt es Kontaktleute, bei denen wir mit den Ermittlungen anknüpfen können, oder Verdächtige? Und soll ich über unsere Ergebnisse direkt Dir Bericht erstatten, Praefectus?"

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  • Wenn Potitus über die Phantasien des jungen Optios vor ihm gewusst hätte, hätte er ihn wahrscheinlich ausgelacht. Solche Abenteuer würden wahrscheinlich nur Speculatores erleben und selbst dort nur einer von hundert. Aber da er es nicht wusste, lachte er auch nicht.


    "Kein Wort zu niemandem! Vergiss das nie, Optio." Was Potitus jetzt allerdings relativieren musste. "Du berichtest mir persönlich und nur mir. Dein Centurio ist mir egal." Er wusste nicht einmal, wer eigentlich der Centurio vom jungen Optio war und es interessierte ihn auch nicht weiter. Solche Fragen sollte der Optio allein lösen. Die des Geldes hingegen sah er ein, wenn auch nur ungern, denn im schlimmsten Ernstfall könnte man eine Verbindung zu ihm herleiten, die er nicht wollte. "Wenn es unbedingt sein sollte, kannst du damit die Informationen kaufen." Mit diesen Worten kramte er bei sich ein wenig herum und warf dem Optio einen Beutel mit Geld zu. "Das sollte fürs erste reichen. Die Kontaktleute musst du selber suchen. Viel Erfolg." Und genau den erwartete Potitus.

  • "Jawohl Praefectus!" schmetterte ich, und fing gerade noch den Beutel auf. (Wäre auch echt peinlich gewesen wenn er runtergefallen wäre.) "Danke Praefectus!" Stramm wartete ich auf die Erlaubnis zum Wegtreten, dann salutierte ich noch einmal zackig, wandte mich um und marschierte hinaus. Der Beutel war schwer. Im Vorzimmer liess ich ihn unter der Tunika verschwinden, um bei den Kameraden keine Neugierde zu erwecken, dann verliess ich, bis zum Bersten von Tatendrang erfüllt, die Principa. Dass der Praefectus mir diesen diffizilen Auftrag überantwortet hatte, schmeichelte mir wirklich, oh ja, und es war eine grossartige Gelegenheit sich auszuzeichnen, vor diesem mächtigen Mann! (Oder zu scheitern... Aber nein.)
    Jetzt brauchte ich erst mal eine Basis, für diese Unternehmung, eine Kommandozentrale sozusagen - da würde wohl der alte Lagerraum neben unserer Baracke herhalten müssen, der wurde zur Zeit eh nicht gebraucht - und ein paar Getreue...

  • Mitnichten hatte Potitus das Klopfen überhört, noch war er ins Morpheus' Armen entschwunden. Im Gegenteil: er hatte bewusst den Klopfenden warten lassen, dies sollte dem Ankommenden (so in Salinators Vorstellung) Demut vor seinem Amte lehren.


    Er lies daher noch ein paar Augenblicke verstreichen, das enErgische Klopfen half dabei den Ankommenden nur wenig sondern verstärkte diesen von Salinator gewünschten Effekt nur, dann erst kam das für den Ankommenden wohl erlösende Wort.


    "Intra!"

  • Sim-Off:

    Hmpf, das hätt ich jetzt auch geschrieben... :fad:


    Ah der Olde war ja doch anwesend und sogar verfügbar. Nicht das Sedulus ihn eventuell noch bei einem SchLäferstündchen gestört hätte, denn das wollte er nun wirklich nicht...


    So öffnete Sedulus die Tür des Officiums und trat mit einem kargen Salvete! ein.
    Noch bevor er sich vorstellte mußterte kurz er den Mann vor sich.


    Ich bin Senator Quintus Germanicus Sedulus. Man sagte mir Lucius Minicius Natalis würde sich von seinem Amt als Curator operum publicorum zurückziehen. Ich bin nun hier, um mich für das Amt zu bewerben.

  • Potitus fuhr sich mit einer Hand über die blankpolierte Glatze und sah sich den Senator zunächst nur kurz und ohne großes Interesse an. Offensichtlich war der Germanicus kein Senator prätorischen Ranges, erst die wurden für Salinator wahrhaft bemerkenswert.


    "Das ist richtig, das ist richtig." antwortete Potitus mit kaum verhohlenes Desinteresse. "Du willst dich also bewerben. Was hast du vorzuweisen?

  • Ich habe bei den CU gedient. Ich verließ die Cohortes Urbanae im Range eines princeps prior und entschloss mich den Cursus Honorum zu beschreiten.
    Wärend meines Vigintivirates war ich tresvir capitalis. Dannach ging ich als Tribun für zwei Jahre nach Germanien zur Legio II Germanica Fidelis Constans und für ein weiteres Jahr als Quaestor pro praetore.


    Antwortete Sedulus kurz und bündig.

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