NUPTIAE
Manius Tiberius Durus et Aurelia Flora
NUPTIAE
Manius Tiberius Durus et Aurelia Flora
Eigentlich sollte sie an diesem Tag nervös sein, furchtbar nervös. Wie ein aufgeregtes Huhn herum rennen und alle paar Minuten fragen, ob sie denn hübsch aussah, ob das Kleid auch saß und ob der Schleier sie nicht zu blass machte. Prisca war furchtbar nervös gewesen und unglaublich aufgeregt, es hatte alle Mühe gekostet die Aurelia zu beruhigen und ihr bestimmt tausendmal zu versichern, dass sie wunderhübsch war und ihr Bräutigam froh sein konnte, sie zu heiraten.
Flora hingegen war nicht nervös, oder aufgeregt, sie fühlte vielmehr gar nichts. Vielleicht wäre sie es gewesen, wenn Narcissa bei ihr gewesen wäre. Aber ansonsten war da nichts, vielleicht auch weil sie sich schlicht und einfach damit abgefunden hatte, dass sie einen sehr viel älteren Mann heiraten würde und sie nur wenig gemeinsam hatten. Sie hätte es auch schlimmer treffen können, Tiberius Durus war ihr wenigstens ein bisschen Sympathisch, auch wenn bisher nicht so recht gewusst hatte, was er mit seiner jungen Verlobten anstellen sollte. Sie hätte ihm auch völlig egal sein können, nur das hübsche Anhängsel und die Zuchtstute. Aber so war es zum Glück nicht ganz, er schien ein ehrliches Interesse an ihr zu haben.
Lysandra zupfte noch einmal an ihr herum, über Nacht hatten sich dann doch ein paar vorwitzige Locken aus der komplizierten Frisur gelöst. Die sechs Zöpfe hatte man der Tradition nach schon am Vorabend aufgesteckt, aber letzte Hand konnte man dennoch anlegen. Schließlich sollte sie nicht aufgelöst die Gäste begrüßen. Ebenso wurde noch an der tunica recta, der gelbroten palla galbeata und dem flammeum herum gezupft. Zum Glück ließ ihre Mutter sie kurzzeitig in Ruhe und scheuchte irgendwo in der Villa die Sklaven herum. Wenigstens nörgelte sie dann nicht an Flora herum oder wartete mit unterschiedlichen Vorschlägen auf, wie sie denn ihren Bald-Gemahl im Ehebett glücklich machen konnte. Und dass sie sich keine Sorgen machen sollte, nur weil er Älter war, war er sicherlich noch in der Lage Kinder zu zeugen. Ein Thema dass sie nicht unbedingt mit ihrer Mutter hatte erläutern wollen. Diese sollte ohnehin nicht wissen, dass ihre Tochter nicht mehr ganz so unschuldig war, wie sie tat.
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Im Atrium war alles für den Empfang der Gäste, der Eingeweideschau und der Trauung alles vorbereitet. Sklaven wuselten herum, zupften an den Blumen und den Tüchern und warteten darauf, dass sich so langsam Familienmitglieder und Gäste einfanden. Der Bräutigam fehlte ja auch noch und die Braut war in einem der Zimmer und wartete auf ihren Auftritt.
Liebe Gäste, traut euch ruhig
ZitatOriginal von Aurelia Flora
Ob Flora auch so furchtbar nervös ist, wie ich es war? Wahrlich, diese Frage stellte sich Prisca an diesem Tag nicht nur einmal. Sie war es jedenfalls gewesen! Und ihre Cousine? Flora wäre es mit Sicherheit auch, daran hatte die Aurelia keinen Zweifel. Wobei noch ein weiterer Gedanke ständig duch Priscas Kopf ging und diesen wiederum hätte sie nur allzu gerne verdrängt. Ob Flora auch so glücklich wird, wie ich es bin? Zumindest daran hatte Prisca so ihre Zweifel, wenn sie den Gatten ihrer Cousine in spe näher betrachtete. Sicher! Dieser Tiberer war einer der mächtigten Männer Roms, er war reich, er war bekannt und wurde allseits geschätzt und er ... er war, naja, er war zudem mehr ganz der Jüngste (um es mal vorsichtig zu formulieren).
Und dieser Umstand machte es Prisca nicht unbedingt leichter, heute ihre Aufgabe als pronuba zu erfüllen, obwohl sich die Aurelia natürlich sehr geehrt fühlte und sie absolut stolz darauf war, dieses Amt heute ausüben zu dürfen. Nur ...
Herrje, ich kann ihr doch nicht allen Ernstes ins Gesicht lügen, wie schön die erste Nacht sein wird, wenn ich mir ihren Mann, diesen Greis, dabei vorstelle ... Schuldbewusst biss sich Prisca selbst auf die Zunge für solcherei Gedanken und Vorstellungen. Sie konnte sich natürlich täuschen, nur wie könnte Flora mit so einem Mann glücklich werden? Flora war jung, sie war hübsch, sie war voller Leben! Hingegen der Tiberer, mal ehrlich, er könnte gut und gern ihr Großvater sein und ausgerechnet mit so einem Mann sollte Flora ... Nein! nein, hör sofort auf so zu denken. Flora zuliebe Irgendwie musste sie es schaffen diese Gedanken abzustellen, denn diese Ehe war nun mal beschlossene Sache, egal, ob Flora glücklich werden würde - oder auch nicht. Arme Flora! Wäre dieses Mitleid fehl am Platz? Prisca wusste es ehrlich gesagt nicht, als sie endlich ihr Ziel erreichte ...
"Ah, da ist sie ja, die Braut und die schönste Frau von Rom!" Mit diesen lockeren und leicht überschwenglich gepsrochenen Worten betrat Prisca schließlich das Zimmer, in dem Lysandra gerade dabei war, letzte Hand an die Braut zu legen. Nicht daran denken! Nicht daran denken!, sagte sich Prisca stur vor während sie ihrer Cousine ein offenes und herzliches Lächeln schenkte: "Du siehst umwerfend aus, Flora! Einer Göttin gleich! Neben dir vermag selbst Venus zu verblassen, wie ein Gänseblümchen neben einer Orchidee!" Wenigstens bei diesen Worten musste Prisca weder lügen, noch sich sonderlich verstellen denn sie fand, dass ihre Cousine wirklich bildbübsch aussah. Bei der nächsten Frage musste sie sich allerdings ein wenig überwinden, in der Hoffnung, ihre wahren Gedanken wenigstens gut zu überspielen: "Wie fühlst du dich Flora? Bist du schon sehr aufgeregt?" Vielleicht hätte sie genau das besser nicht fragen sollen, aber als pronuba blieb ihr nunmal nichts anderes übrig ...
Vielleicht sollte ich mich einfach betrinken..., huschte ihr der Gedanke durch den Kopf, während eine andere Sklavin einen Spiegel hielt, damit sie sich betrachten konnte. Dann würde diese Feierlichkeit hoffentlich schnell vorüber gehen und im Rausch konnte sie die Hochzeitsnacht einfacher über sich ergehen lassen. Nur was würde das für einen Eindruck bei den Gästen hinterlassen? Keinen Guten und das letzte was sie im Augenblick gebrauchen konnten, war ein Skandal. Und es wäre ein Skandal, wenn sie nur im betrunkenen Zustand diese Eheschließung überstehen konnte. Warum nur konnte sie nicht genauso viel Glück haben wie Prisca? Es war einfach nur ungerecht, dass diese so glücklich war und sie selbst nur Mittel zum Zweck war. Wieder einmal verspürte sie einen kleinen Stich Neid, wenn sie an ihre glücklich verheiratete und bis über beide Ohren verliebte Cousine dachte. Ein kleiner Seufzer entfloh ihren Lippen. Du musst heute nur hübsch aussehen und nett lächeln, versuchte sie die niederen Gefühle von Neid und Missgunst zu vertreiben. Wenn es jemand verdient hatte glücklich zu sein, dann Prisca. Nur warum durfte sie nicht glücklich sein, sondern musste als Ersatz-Ehefrau herhalten?
Für ihr Spiegelbild hatte sie keinen Blick. Sie starrte einfach hindurch und nickte abwesend. Lysandra wusste was sie tat und würde aus ihr schon eine perfekte Braut machen, nur konnte die Sklavin aus ihr keine perfekte Ehefrau machen, dass würde sie schon von allein sein müssen. Im Grunde würde sie sich nur vollkommen verstellen müssen und den Hang zu Übermut und Leichtsinnigkeit ablegen. Im Grunde würde sie jemand werden müssen, der sie nicht war. Flora war es gehörig leid den Erwartungen immer wieder gerecht werden zu müssen. Der Drang einfach jetzt weg zu laufen war groß…
Während dieser Gedanke ihr noch im Kopf herum kreiste, trat Prisca ein. Der Gedanke verflüchtigte sich, als sie der Aurelia zu lächelte. Das Lächeln setzte sie mittlerweile automatisch auf, wenn jemand in das Zimmer herein stürmte und danach fragte wie es ihr ging. Wie auf Kommando errötete sie sogar, als sie mit Komplimenten überschüttet wurde. „Findest du?“ fragte sie rhetorisch nach. „Ich bin ein wenig aufgeregt“, gestand sie Prisca, auch wenn das eine glatte Lüge war. Sie war nicht im Geringsten Nervös oder angespannt oder aufgeregt. Sie war innerlich irgendwie Tod… aber das wollte nun niemand von der Braut hören. Man wollte hören, dass sei aufgeregt war und dass sie unsicher war. Man wollte die Braut beruhigen. Hingegen wollte man nicht, dass die Braut eigentlich am liebsten weg laufen wollte. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal einen der mächtigsten Männer Roms heiraten werde…“
"Ja und das finde ich nicht nur, … das sehe ich!", erwiderte Prisca mit einem neidlosen Lächeln. "Und jeder, der nicht mit Blindheit oder Dummheit geschlagen ist, wird dir das Gleiche sagen. ", fügte sie augenzwinkernd an. Die Aurelia stellte sich neben den Spiegel hin und betrachtete einen Augenblick lang kritisch und zugleich zufrieden nickend das "Kunstwerk", welches die Sklavin zurecht gezaubert hatte. Flora gab eine bildhübsche Braut ab, doch irgendwie sah 'glücklich' anders aus. War das ein Wunder? Sicher konnte und durfte man diesen Tiberer nicht allein deswegen verurteilen, nur, weil er alt war und vielleicht wäre er - im Gegenteil - ja ganz nett und zuvor kommend?! Als erfahrener Mann ging er womöglich auch viel einfühlsamer mit seiner Frau um und wusste viel eher, wie er sie zu befried… Halt! Versuchte Prisca da gerade sich Floras Ehemann "schön" zu reden? … Und warum ist Laevina ihm dann einfach so davon gelaufen? Schnell wischte Prisca jeglichen weiteren Gedanken an die andere Cousine wieder beiseite, denn sonst würde sie Flora irgendwann nur noch dafür bemitleiden, dass sie im Grunde für Laevinas Schandtat nunmehr die politischen Bande zu den Tiberen wieder herstellen musste.
"Oh ja! Und als seine Ehefrau wirst du die neue Hausherrin der Tiberer sein! … Du wirst Macht und Einfluss besitzen wie nur wenige Frauen und viele werden dich darum beneiden. Ich hoffe nur du wirst dann mit mir, einer einfachen Senatorengattin, überhaupt noch reden", hakte Prisca deshalb schnell und dankbar auf Floras Bemerkung hin ein, mit dem Versuch durch ausgelassenes Schäkern dem Ganzen doch etwas positives abzugewinnen.
Während die Braut sich noch fertig machte, tauchte auch der erste und wichtigste tiberische Gast an der Villa Aurelia Ursa auf. Das letzte Mal, als er diesen Ort betreten hatte, schien ihm unglaublich lange zurückzuliegen - damals war der neue Praefectus Praetorio in sein Amt eingeführt worden, während dieser jetzt bereits schon wieder in die Provinz ging um reich zu werden. Wie er außerdem feststellte, war die Villa inzwischen auch vollendet worden, aber dennoch ganz frisch und neu, sodass es eine wahre Freude war, in sie einzutreten.
Natürlich hatte sich aber auch der alte Tiberier ein wenig zurecht gemacht, um heute die zweite und hoffentlich letzte Hochzeit seines Lebens zu feiern (und die Chancen standen gut, denn die Braut war deutlich jünger als er). Er trug eine seidene, blaue Tunica mit goldenen Blumenornamenten bestickt war, darüber eine schwere, dunkelblaue Toga, deren ähnliche Blumenornamentik mit etwas dunkleren Fäden eingewebt war. Zwar hatte der alte Tiberier mit dem Gedanken gespielt, eine einfache Bürgertoga und die Senatorentunica darunter zu tragen, war von seinem Sekretär Lukios jedoch davon abgebracht worden - das würde seiner jungen Braut sicherlich missfallen. Im übrigen hatte man ihn sorgsam gepflegt, sein ergrautes Haar in Locken gelegt, ihn sauber rasiert, seine Augenbrauen etwas gezupft und seine Hände manikürt. Zuletzt hatte er sogar ein wenig Parfum auftragen lassen.
Derartig vorbereitet verließ er nun seine Sänfte und fragte sich, ob seine Braut schon fertig war oder ob gar bereits Gäste warteten...
Macht und Einfluss...auch wenn es Prisca gut mit ihr meinte, klang es eher so, als würde man versuchen ihr diese Ehe schmackhaft zu machen. Worte mit denen man die Klein-Mädchen-Träume von der wahren Liebe zum Platzen brachte. Die Wahrheit war, sie war ein Schmuckstück, welches man verschenkte um die politischen Bande zwischen zwei einflussreichen Familien zu festigen. In ihrem Fall war es sogar noch mehr. Mit dieser Verbindung wollte man auch den äußert peinlichen Fehltritt ihrer entfernten Cousine beseitigen. Hatte diese doch eben jenen Mann verlassen und Hörner aufgesetzt, den sie nun heiraten würde. Was wohl Laevina dazu bewegt hatte Tiberius Durus weg zu laufen? Eigentlich machte der Tiberier einen respektablen Eindruck, aber wer wusste schon, was hinter den verschlossen Türen vor sich ging. Schließlich hatte jeder seine dunklen Geheimnisse. Oder aber hatte Laevina einfach nur das getan, wonach ihr der Sinn stand. Sich Hals über Kopf verliebt und dann einfach alle Verantwortung von sich geworfen um glücklich zu werden. Wenn dem so war konnte man Laevina nur bewundern, dass diese den Schneid besessen hatte, einfach alle familiären Bande zu kappen. Flora hatte aber nicht vor es der Aurelia gleich zu tun. Auch wenn der Gedanken verlockend war, einfach davon zu laufen.
"Du kannst dir jederzeit einen Termin geben lassen, wenn du mich sehen möchtest", ging sie ebenfalls dankbar auf den Scherz Priscas ein.
Alles war vorbereitet...allles bis auf Cimons Gefühlswelt, die er allerdings gut hinter seiner sklavischen Maske verbergen konnte. Er half dem Majodomus beim 'führen' der Sklaven und koordinieren. Darin war der dunkle Sklave nicht schlecht und die anderen hörten gerne auf den freundlichen Nubier. Er war in der Nähe der Porta, als ein Sklave die Ankunft des Bräutigams ankündigte. Sofort schickte er Soaemus, den jungen Sklaven, der sich normalerweise um die Bewirtung in der Villa mit kümmerte, los. Er sollte der Braut bescheit geben. Cimon selber öffnete die Porta und wartete auf den ehrwürdigen Bräutigam. Der Nubier würde sich ergeben und respektvoll verneigen und ihn mit einer einladenden Geste hinein bitten.
"Salve, ehrenwerter Senator Tiberius Durus, Herr. Domina Aurelia Flora wird in Kürze ins Atrium treten, Herr."
Während Cimon sprach, richtete er sich wieder auf, wobei sein Kopf noch immer ein wenig geneigt war, um seine Ergebenheit zu zeigen. Dabei kamen rasch zwei Sklaven zum Bräutigam. Der eine mit einer Schale Wasser und einem Tuch, die er dem Herren hinhielt, damit der Senator sich würde waschen können, wenn er es wollte. Der andere hatte ebenfalls Wasser und ein Tuch dabei, kniete sich allerdings zu den Füßen des Gastes um ihm diese zu waschen. Ein weiterer Sklave trat heran, um einen Becher m it verdünnten Wein und ein Tablett mit 'Kleinigkeiten' zu reichen. Diese beiden würden den Senator ins Atrium folgen sollte er weiter gehen damit es dem Bräutigam die ganze Zeit ja an nichts fehlen mochte.
Alle Sklaven trugen sehr gute Kleidung, die eher in einem dunkleren Rotton gehalten waren. Cimon bildete nicht in der Farbe eine Ausnahme wohl aber an der Art. Der Stoff schien ein wenig besser noch zu sein. Nicht das er soetwas für sich, für einen Sklaven gewollt hätte, doch Ursus war der Meinung, das die Sklaven nach außen auch den Herren representieren... da hatte er keine andere Wahl gehabt. Und es trug sich auch sehr gut, diese langärmlige Tunike, unter der er eine feine Hose trug. Nur um so all seine unansehnlichen Narben zu verbergen. Er schluckte seine Erinnerung nieder. Schließlich hatte Flora seine Narben nicht als störend empfunden...nein..sie hatte ihn mit allem gemocht, was ihn auszeichnete, was Teil von ihm war... Doch der Sklave wusste das er nichts davon zeigen durfte.
Auch sein Halstuch, das farblich gut passte stach ein wenig hervor. Er trug es um dieses Zeichen in seinem Nacken zu verbergen. Ursus hatte es ihm einmal erlaubt diese zu tragen und hatte ihm sogar welche geschenkt. Aber er hatte auch dafür gesorgt, das Cimon sich derartig gedehmütigt fühlte wenn er es nicht trug...dieses Zeichen, er würde es nicht vergessen.
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Soaemus rannte los, kaum das Cimon es ihm aufgetragen hatte und schlidderte fast in den Raum, wo er die Braut vermutete. Erst als er fast mit der Tür in der Hand drinn war, viel es ihm auf...er hatte nicht geklopft. Sofort wurde der junge Mann rot, sah nieder und klopfte gegen das Holz der Tür.
"Domina Flora, Domina Prisca? Senator Tiberius Durus kommt gerade an... Tschuldigung."
Leise hatte er das letzte Wort gemurmelt und hoffte, das die beiden gnädig mit ihm sein würden. Manchmal handelte er einfach bevor er dachte... was ihn nicht selten in Probleme schliddern lies.
ZitatOriginal von Cimon
"Salve, ehrenwerter Senator Tiberius Durus, Herr. Domina Aurelia Flora wird in Kürze ins Atrium treten, Herr."
Während Cimon sprach, richtete er sich wieder auf, wobei sein Kopf noch immer ein wenig geneigt war, um seine Ergebenheit zu zeigen. Dabei kamen rasch zwei Sklaven zum Bräutigam. Der eine mit einer Schale Wasser und einem Tuch, die er dem Herren hinhielt, damit der Senator sich würde waschen können, wenn er es wollte. Der andere hatte ebenfalls Wasser und ein Tuch dabei, kniete sich allerdings zu den Füßen des Gastes um ihm diese zu waschen. Ein weiterer Sklave trat heran, um einen Becher m it verdünnten Wein und ein Tablett mit 'Kleinigkeiten' zu reichen. Diese beiden würden den Senator ins Atrium folgen sollte er weiter gehen damit es dem Bräutigam die ganze Zeit ja an nichts fehlen mochte.
Angesichts des zuvorkommenden Empfangs wusste Durus einen Augenblick nicht, ob er zuerst seine Füße waschen, seine Hände mit Wasser besprengen lassen oder einen Becher verdünnten Wein nehmen sollte. Er entschied sich schließlich zuerst für das Händewaschen, nahm dann Platz um seine Füße von dem kaum vorhanden Schmutz befreien zu lassen (natürlich war er mit der Sänfte gekommen) und genehmigte sich dabei einen Schluck Wein. Dann ging es - gestützt von Lukios und seinem elfenbeinernen Stock mit dem Luchskopf (den die Sklaven für diesen Anlass ebenfalls extra poliert hatten) hinein, um seine Gattin zu erwarten.
ZitatOriginal von Aurelia Flora
"Du kannst dir jederzeit einen Termin geben lassen, wenn du mich sehen möchtest", ging sie ebenfalls dankbar auf den Scherz Priscas ein.
Danke! Das ist zu gütig von dir", gab Prisca grinsend zurück, doch recht schnell wich der Schalk aus ihrem Gesicht und wurde sie wieder ernster. Ihrer Cousine konnte Prisca im Grunde nichts vormachen, dafür kannten sie einander zu gut und insgeheim bewunderte sie Flora für diese Beherrschtheit, mit der sie diese Ehe würdevoll eingehen würde. Daran hatte Prisca keinen Zweifel. Flora würde nicht einfach so davon laufen wie Laevina, die sich nicht weiter darum geschert hatte, was für Auswirkungen ihre Tat auf die Ehre der Familie haben mochte. Flora war anders, sie war stark und sie hatte einen festen Willen (wenn sie wollte). Ob es ihr deshalb leichter fallen würde? Wohl kaum, noch dazu da Narcissa nicht mehr Leben war. Irgendwie hatten die Zwillinge stets zusammen gehört und nun war nur noch Eine von ihnen übrig. Ob es Flora leichter fallen würde wenn Narcissa hier wäre?
Bei all diesen schwermütigen und traurigen Gedanken fiel es wirklich schwer die eigene Stimmung nicht zu sehr sinken zu lassen, denn nichts lag Prisca ferner, als Floras Ehrentag durch ihre eigene Niedergeschlagenheit zu verderben. "Flora ich ... ich denke ich weiß, was du gerade fühlen magst und ich, naja, ... zumindest benimmst du dich nicht so, wie ich es erwarten würde, dass du dich benimmst, wenn du wirklich glücklich wärst", nahm sich Prisca schließlich ein Herz und sprach indirekt all jene Gedanken an, die sie innerlich plagen mochten. "Ich werde jedenfalls immer für dich da sein, auch ohne Termin, das verspreche ich dir, Flora. Als deine pronuba und als deine Cousine Prisca, der du immer so gerne an den Haaren gezogen hast. Erinnerst du dich noch?", gab Prisca ihrer Cousine ein Versprechen an das sie sich immer erinnern würde - egal was auch geschehen würde. Natürlich könnte sie niemals Narcissa ersetzen und das wollte sie auch gar nicht, aber sie wollte Flora zumindest das schöne Gefühl von damals zurück geben, als sie noch Kinder und unzertrennliche Freundinnen gewesen waren.
Passender Weise fiel ausgerechnet in dieser Sekunde ein Sklave sprichwörtlich "mit der Tür ins Haus" und verkündete prompt die Ankunft des Tiberers. Na bravo!, wie sollte sie ihre Aufgabe als pronuba da auch nur ansatzweise erfüllen können, dachte die Aurelia, wenn sie kaum mehr Zeit zum reden hätten?! Flüchtig warf Prisca dem Sklaven einen prüfenden Blick zu, ehe sie Flora wieder eindringlich - und auf ihre Reaktion wartend - in die Augen sah.
Kurz zeigte sie ein fröhliches Grinsen. Diese liebevolle Frotzelei lenkte sie von den bevorstehenden Ereignissen ab. Für einen kurzen Moment war sie etwas entspannter. Vielleicht eine der letzten Gelegenheiten wo sie einfach mal nur sie selbst sein konnte, bevor man von ihr erwartete dass sie Würdevoll und Zurückhaltend war. Schließlich heiratete sie nicht irgend ein unbedeutendes Licht, nein sie heiratete ja einen der mächtigsten Männer Roms und daran waren, wie so häufig, jede Menge Erwartungen gesteckt. So auch, dass sie sich ihrem Stand angemessen aufführte. Albern durfte man als Mädchen sein, aber nicht als verantwortungsvolle Ehefrau und Hausherrin. Flora musste sich ein schwermütiges Seufzen zurück halten.
Prisca schien ähnliche Gedanken zu haben und sprach diese dann auch aus. Flora wusste nicht. ob sie ihr dafür dankbar sein sollte, oder wütend, denn so ein wenig hatte sie das Gefühl, dass ihre Cousine gar nicht wusste wovon sie sprach. Schließlich war sie glücklich und verliebt. Aber auf der anderen Seite wussten sie Beide was es bedeutete Tochter einer mächtigen Familie zu sein. Ihr Lächeln wurde ein wenig kläglicher. „Ich kann ja schlecht weg laufen…“, versuchte sie es ein wenig zu krampfhaft noch leicht zu nehmen. Schließlich umarmte sie Prisca dankbar. „Ich zieh dir immer noch gern an den Haaren!“ versuchte sie mit einem leichten Scherz den Kloß in ihrem Hals fort zu bekommen.
Ein Sklave platzte ins Zimmer und unterbrach die beiden Aurelia. Es war also soweit, das Lamm sollte zur Schlachtbank… die Braut zum Altar geführt werden. Kurz zog sie eine Grimasse, diese konnte aber nur Prisca sehen. Ein letzter Versuch unbeschwert und albern zu sein.
Mit der Nuptiae von Flora und Durus erlebte die Villa Aurelius Ursus ihr erstes großes Ereignis. Septima hatte zusätzliche Sklaven einstellen lassen, die bereits vor zwei Wochen ihren Dienst angetreten hatten und beim schmücken und säubern der Villa geholfen hatten. Nun standen überall Sklaven bereit, um die Gäste in Empfang zu nehmen.
Klein-Titus war zwischen dem Ankleiden und ondulieren der Haare von ihr gestillt worden und würde nun die nächsten Stunden in seiner Wiege schlafen, bis dass sie sich im Laufe des Tages wieder zum stillen zurück ziehen müsste.
Septima selbst hatte sich perfekt zurecht machen lassen und ihre Haare waren in einer sehr eleganten Art auf den Kopf getürmt. Im Haar trug sie die Libelle – ein Geschenk von Flavius Furianus, den sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, geschweige denn getroffen hatte – so wie kleine, goldene Blumen, welche in dem ganzen Gebilde aus geflochtenen und losen Haaren verteilt waren.
Am Arm ihres Gatten schritt sie anschließend aus ihrem gemeinsamen Cubiculum ins Atrium. Ein strahlendes Lächeln erschien auf dem Gesicht der jungen Mutter, denn ihr Onkel war bereits anwesend und da Durus der Erste Gast an – nach der Braut – in diesem Haus war, wurde er auch entsprechend als Erster begrüsst.
Vor dem älteren Tiberia blieb das Paar stehen. „Salve, Manius.“ Wärme und Anerkennung schwangen in der sanften Stimmen von Septima mit, denn sie hatte den Bruder ihres Vaters in der Zeit ihres Aufenthaltes in der Villa Tiberia in Rom, gut kennen und lieben gelernt. Durus war für sie mehr ein Vater gewesen, als es ihr eigener war. „Es freut mich sehr dich in unserer Villa willkommen zu heißen. Und ich danke dir für die Zustimmung, deine Hochzeitsfeier hier abzuhalten, na ja... zumindest den ersten Teil der Feierlichkeiten.“ Erst im Haus der Tiberia würden die Hochzeitsfeierlichkeiten bis tief in die Nacht ausklingen, während sich das Brautpaar in die eingen Gemächer zurück zog. Selbstverständlich würde Septima ihre lieb gewonnene Freundin Flora und ihren Onkel bis dorthin begleiten, nur leider war es Ursus nicht vergönnt, denn das Pomerium durfte er als Legat der Legio I nicht betreten.
„Bitte, noch hast du die freie Wahl des besten Sitzpatzes.“ scherzte Septima mit einem Lächeln und deutete mit der Hand über das Atrium. Dieses war auf den Steinbänken mit gemütlichen Sitzkissen weich gepolstert und die Korbsessel, so wie weitere Sitzgelegenheiten praktisch im gesamten Atrium verteilt worden. Zwischen den Sitzmöglichkeiten standen überall kleine Tische, auf denen die Gäste ihre Getränke oder das Essen abstellen konnten.
Stolz erfüllte Ursus, als er sah, wie sein neues Heim erstrahlte. Es war ihm wirklich eine Ehre, daß Flora hier mit ihren Hochzeitsfeierlichkeiten beginnen wollte. Nicht nur, weil er so auch eine wunderbare Gelegenheit hatte, das luxuriös ausgestattete Haus der Öffentlichkeit vorzuführen. Nein, es zeigte ihm auch, wie wichtig er ihr war. Denn in der Villa Aurelia hätten sie leider auf ihn verzichten müssen.
Mit der schönsten Frau des Imperiums an seinem Arm, begab sich Ursus ins Atrium, denn es war ihnen mitgeteilt worden, daß Durus bereits eingetroffen war. Septima begrüßte ihren Onkel sogleich überaus zärtlich. Sie liebte ihn unübersehbar wie einen Vater und so ließ Ursus ihr für diese Begrüßung einige Augenblicke Zeit, bevor auch er den Bräutigam begrüßte. "Sei uns willkommen in unserem Haus, Durus. Auch ich möchte Dir noch dafür danken, daß die Feierlichkeiten hier stattfinden können." Er unterstrich die Worte seiner Frau mit einer einladenden Geste. "Bitte, nimm doch Platz. Einen wunderbaren Tag habt ihr gewählt, die Götter scheinen euch sehr gewogen zu sein." Natürlich würde erst das Opfer zeigen, ob dem auch wirklich so war. Aber Ursus konnte sich kaum vorstellen, daß es da zu Schwierigkeiten kommen würde. Nicht bei einem Mann wie Durus, der dem Dienst für die Götter in seinem Leben so viel Platz eigeräumt hatte.
"Ah, die Hausherren!"
begrüßte Durus Ursus und Septima mit einem Strahlen. Seine Nichte sah wunderbar aus und auch Ursus wirkte in seiner Toga so schick, dass der alte Tiberier sich in diesem Augenblick kaum vorstellen konnte, dass er auch häufig Panzer und Mantel trug.
"Ich habe zu danken, dass ihr uns euer Haus zur Verfügung stellt. Und natürlich, dass du extra für diese Feier zu uns kommen konntest."
Nach diesem kleinen Begrüßungsritual nahm Durus einfach auf dem nächstbesten Bänkchen Platz, um sein Bein zu schonen - er würde es für den Brautzug noch dringend benötigen und selbst wenn sein Medicus ihm verschiedene Medikamente und Tinkturen gegeben hatte, um es möglichst standfest zu machen, wollte er das Schicksal nicht zu sehr herausfordern.
ZitatOriginal von Aurelia Flora
Ebenso schnell wie das fröhliche Grinsen erschienen war, war es auch wieder aus dem hübschen Gesicht ihrer Cousine verschwunden. Ach wenn ich sie doch nur irgendwie aufmuntern könnte, verzweifelte Prisca innerlich fast daran, dass ihr nichts Rechtes einfallen wollte mit dem sie Floras Stimmung heben könnte. Ihre mitfühlenden Worte erzielten jedenfalls nicht den gewünschten Effekt und wenn Prisca ehrlich zu sich war, dann würde sie an Floras Stelle wahrscheinlich sogar wütend reagieren. Ja, warum trifft es ausgerechnet mich? Warum muss ich diesen Mann heiraten, den ich nicht liebe, nicht lieben kann, hätte Prisca laut ausgeschrien wenn sie dieses Los getroffen hätte. Aber das hatte sie ja nicht. Im Gegenteil … Wie gut ich es doch erwischt habe mit meinem Liebsten! Und Flora? Ist es nicht ungerecht, dass ich so glücklich sein darf und sie nicht. Ob sie mich deshalb hassen wird? Sie bedeutet mir doch so viel, plagten die Aurelia mittlerweile sogar ein schlechtes Gewissen und die Angst, sie könnte Floras Freundschaft für immer verlieren, nur, weil sie es besser getroffen hatte.
Doch dann umarmte ihre Cousine sie spontan und Prisca tat es ihr sofort nach. "Oh Flora.. Fest hielten sie einander und ungewollt musst Prisca kichern, ob dieses vagen Versuches eines Scherzes. "Ich warne dich! Wehe, du ziehst mich an den Haaren so wie früher. Ganze Büschel hast du mir damals ausgerissen, du du ... ", tat sie gespielt empört und löste die Umarmung soweit, dass sie sich in die Augen blicken konnten. Da zog Flora kurz eine Grimmasse und Prisca musste erneut schmunzeln. "Na gut. Du darfst einmal ziehen, wenn du dich dann besser fühlst. In Ordnung?!", begann sie spontan wieder zu scherzen und hielt Flora auch schon die linke Wange hin, an der eine eingedrehte Locke ihres schwarzen Haares herab hing. "Aber bitte nicht meine ganze Frisur zerstören, ja", fügte sie noch bittend hinzu während sie den Sklaven und seinen Auftrag, die Braut zu holen, vorerst ignorierte. Schließlich hatte Flora zu entscheiden wann sie gehen wollte und Prisca würde sie keinesfalls dazu drängen.
Für einen Moment waren sie doch glatt wieder die albernen kleinen Mädchen die sich auf dem Landgut irgendwo hinter den Ställen versteckten und sich kichernd Geheimnisse erzählten. Flora mochte ihre Cousine beneiden, aber sie hassen, niemals! Sie hätte auch wütend werden können, aber die Aurelia hatte sich schnell besonnen und in Erinnerung gerufen, dass ja Prisca an den Umständen keine Schuld trug. Schließlich hatte Prisca sich ebenso dem Willen der Familie zu beugen, wie sie es tun musste. Nur das Prisca eine ordentliche Portion Glück gehabt hatte. Darum beneidete sie Prisca, dass diese einfach Glück gehabt hatte. Zumal es ihre Cousine auch nicht gerade einfach gehabt hatte, besonders weil Corvinus zunächst gegen die Verbindung mit dem Flavier gewesen war und Prisca darüber Kreuzunglücklich. Flora hatte Liebesbotin für Prisca gespielt. Nicht nur weil es ein gehöriger Spaß war sich über den Willen ihres Verwandten hinweg zu setzen, sondern auch, weil sie gewollt hatte, das Prisca glücklich wurde. Zumal Prisca genau dasselbe für sie machen würde.
„Eigentlich muss ich dir an den Haaren ziehen“, drohte sie lachend an. „Niemand darf hübscher wie die Braut sein!“ verkündete sie. Prisca schien darauf nichts entgegen zu setzen haben und forderte sie sogar auf an den Haaren zu ziehen. Ganz leicht zupfte sie an der besagten Strähne. Plötzlich war der Tag doch nicht mehr ganz so düster. Vielleicht sollte sie einfach die Feierlichkeiten zu ihren Ehren genießen und den Rest auf sich zukommen zu lassen. Unglücklich zu sein, nur weil sie das Schicksal nicht ändern konnte, würde die Dinge auch nicht ändern. „Außerdem schuldest du mir noch etwas wegen diesem Feuerschlucker!“ lachte sie und spielte diesmal auf die Hochzeit ihrer Cousine an. „Was ist eigentlich aus diesem Kerl geworden?“ schmunzelte sie und überlegte, ob sie ihren Bräutigam noch ein wenig länger warten lassen konnte. Sie entschied sich das unvermeidliche noch ein kleines bisschen weiter hinaus zu zögern. "Wir kommen gleich!" scheuchte sie den Sklaven dann erst einmal hinaus.
Die Sklaven warteten die Entscheidungen der Herrschaften jeweils ab und sorgten dafür, das genügend Getränke und 'Kleinigkeiten' zur Verfügung stehen würden. Die beiden, die dem Bräutigam zugeteilt waren, bemerkten, das dieser lieber sitzen wollte. So sorgten sie dafür, das dies auch so lange wie dieser es wünschte auch so bleiben mochte. Die anderen Sklaven verteilten sich taktisch im Raum um so gut und unauffällig auf die Wünsche der Gäste eingehen zu können. Dies würde irgendwann schwieriger werden... doch sie waren gut verteilt und hatten, dank Cimon, ausgiebig geprobt.
Sobald der Hausherr und seine Frau auftauchten, zuckte Cimon leicht, beobachtete die anderen Sklaven und nickte zufrieden, als diese für das leibliche Wohl der beiden sorgten. Dabei waren die Getränke das Erste und danach folgte ein Tablett, das herangebracht und gehalten wurde, sodass sich jeder nach belieben würde bedienen können.
Cimon grüßte beide mir einem ergebenen Nicken, hielt sich ansonsten aber so unauffällig, wie seine Erscheinung dies noch zu ließ.
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Soaemus wusste nicht was er tun sollte. Dann sah er den Blick von Domina Prisca und zuckte. Der Sklave war starr vor Angst und wartete ab, ob er wieder würde gehen dürfen, ohne das es Ärger gab... Domina Flora machte es deutlich und er zuckte erneut...dann verneigte er sich und rannte fast schon hinaus. Die Tür ging etwas lauter zu...dann wieder auf mit einer sehr erführchtigen schnellen Entschuldigung... rasch, aber diesmal leise schloss er sie wieder...in der Hoffnung das er schnell genug war, um keinen zu großen Ärger zzu bekommen.
Nervös rannte er zu Cimon um ihm mit wenigen Worten zu sagen, das die Braut gleich kommen würde. Dabei überschlug sich seine Stimme und der Nubier wartete ruhig ab. Dann nickte er und schickte Soaemus lieber in die Küche...der junge Mann war zu nervös als dass er sich direkt um die Gäste kümmern sollte. Er hatte bereits recht wage das Erscheinen dewr Braut angekündigt...zumindest dem Bräutigam gegenüber... nun entschied der Nubier das er deswegen nicht bei dem Gespräch der Herrschaften stören wollte. Allerdings suchte er, sobald er das erste Anzeichen für den Auftritt der Braut erkennen mochte, kurz den Blickkontakt seines Herren, in der Hoffnung, das dieser sein wissendes Nicken richtig verstand. Dabei deutete Cimon unauffällig in die Richtung aus der Flora kommen würde.
Seine Gedanken gingen dabei im Chaos umher... in einem Chaos das er nicht zeigte. Aber auch nicht verstand. Würde sie wohl mit diesem Mann glücklich werden? Cimon wünschte es ihr von ganzem und blutenden Herzen.
Bis zu jenem Augenblicke da Sciurus ihm die Einladung zur Eheschließung zwischen Tiberius Durus und Aurelia Flora hatte vorgelesen, hatte Gracchus weder gewusst, dass Aurelius Ursus in Rom mittlerweile eine eigene Villa besaß, noch dass Tiberius Durus neuerlich war verlobt gewesen - doch waren weder diese Tatsachen verwunderlich, noch dass Gracchus von beidem nichts wusste, so dass ihn der Gedanke daran nur kurzzeitig hatte irritiert. Selbstredend war es ihm nicht nur Pflicht zu dieser nuptiae zu erscheinen, sondern gleichsam eine große Ehre - Freude indes weniger, was jedoch nicht dem Ereignis an sich oder den daran Beteiligten war geschuldet, sondern einzig der Tatsache, dass er Feierlichkeiten solchen Ausmaßes generell nicht mochte, da ihm stets zu viele Menschen anwesend waren. Weiters bedingte ein solcher Anlass das gemeinsame Auftreten mit seiner Gemahlin Antonia, was er zwar einerseits schätzte, da sie in ihrer makellosen Perfektion und anmutigen Schönheit seine eigenen Makel problemlos überstrahlte, was ihn jedoch handkehrum stets in Verunsicherung und Hader stürzte, da er sich seiner eigenen Unzulänglichkeiten in Gegenwart ihrer Makellosigkeit nur allzu bewusst war. Seit einigen Jahren schmückten sie sich zu solchen Gelegenheiten zudem auch noch mit ihrem Sohn Minor, dessen Perfektion in Gracchus' Augen der seiner Mutter nachstrebte, ob dessen es ihm stets große Freude war, ihn stolz der Welt zu präsentieren - jegliche etwaige Schwächen an ihm dabei großzügig übersehend. So kam es auch an diesem Tage, dass die kleine Familia Flavia Graccha die Villa Aurelia Ursa erreichte - ohne den letzten Zuwachs jedoch, nicht nur da die Tochter den Eltern ein wenig unliebsam war, da sie vielmehr auf einen weiteren Sohn hatten gehofft, sondern auch, da Flamma ohnehin noch viel zu jung war, um sie zu solcherlei Festivität zu begleiten. Galant half Gracchus seiner Gemahlin aus der großen, flavischen Sänfte, welche sie den kurzen Weg von der heimischen Villa her hatte getragen, rückte noch einmal die goldfadenumsäumte, umbrafarbene Toga zurecht, welche er über einer dunkelapricotfarbenen Tunika trug, deren Ränder mit goldfarbenen Stickereien waren geziert, und achtete hernach darauf, dass auch Minor an seiner Seite stand, um sodann die aurelische Villa zu betreten. Zweifelsohne hatte Ursus' Gemahlin bei der Ausstattung der Räumlichkeiten ihre Hand mit im Spiel gehabt, war die Villa doch überaus geschmackvoll eingerichtet - ein Umstand der besonders auffällig war, da bisherig nur wenige Gäste anwesend und somit die Sicht auf das Interieur ungetrübt war. Augenscheinlich waren die Flavier überaus zeitig eingetroffen, was zweifelsohne auch daran lag, dass Gracchus während seiner zurückliegenden Amtzeit als Praetor ein gewisses Maß an Pünktlichkeit sich wieder hatte aneignen müssen.
Eine Hochzeit! War es nicht immer wieder ein wundervolles Ereignis? Sicher, für das Ehepaar oftmals nicht, besonders in jenen Kreisen, in denen sich die flavische Familie bewegte. Schließlich fand man hier nicht, wie beim Pöbel in letzter Zeit so in Mode, durch Liebe zueinander, sondern durch die nüchternen, kühlen Überlegungen der Familienoberhäupter. Dennoch, für die Gäste war es herrlich. Die Dekoration, die Kleider der anderen Gäste, der ein oder andere Fauxpas bei der Wahl der Frisur bei den Damen.. ja, Antonia fühlte sich heute, als könne sie jeden Tag eine solche Feierlichkeit besuchen. Morgen konnte dies natürlich wieder gänzlich anders sein, die Claudia war da sehr flexibel.
Da Tiberius Durus ein guter Freund ihres Gatten war, verstand es sich von selbst, dass die gracchische Familie sich heute hier einfand. Spontan sagte der Name seiner Verlobten Antonia zwar nichts, konnte sich nicht entsinnen, ob sie sich jemals begegnet waren, doch spätestens heute würde sich das wohl ändern. Es wäre nicht weiter verwunderlich, mit Frauen, die das Potential hatten jünger und schöner zu sein als sie selbst versuchte die Patrizierin sich nicht allzu oft zu umgeben. Einerseits um nicht noch depressiver zu werden, als sie es ohnehin schon war, andererseits um ihren Gatten nicht auf den dummen Gedanken zu bringen, eine jüngere Frau stünde einem Politiker viel besser zu Gesicht, ganz gleich welcher noblen Familie die bereits vorhandene Gemahlin stammte. All das war bereits des Öfteren vorgekommen.
Doch dies waren nicht die Gedanken, die Antonia im Kopf umhergingen, als sie sich von ihrem Gatten und ihrem Sohn, beide vereint in der flavischen Perfektion, in die Villa geleiten ließ. Vielmehr sah sie sich mit dem geübten Blick einer römischen Matrone um, die gierig neue Ideen aufsaugte für den Fall, dass sie bald wieder gebeten wurde als pronuba zu dienen.
Onkel Manius würde nun heiraten. Die kleine Caerellia hatte bisher noch keine Bekanntschaft mit der Aurelia machen dürfen und war doch durchaus gespannt. Allerdings überwogen die Ereignisse der letzten Tage doch die aktuellen Anspannungen, denn schließlich war sie zu einer Vestalin ernannt worden. Wie profan diese Wortwahl doch wirkte. Vielmehr wurde sie 'erhoben', aus dem Status eines einfachen Menschen heraus. So jedenfalls war es der jungen Tiberia so vorgekommen, als sie durch die Weltgeschichte gegondelt wurde, um den Kaiser kennenzulernen und diesem präsentiert zu werden.
Kurzum: Sie hatte es geschafft das erste Mal auf einer Hochzeit sein zu können. Ein Ereignis, das sie in ihrem eigenen Leben niemals würde genießen können. Oder war sie doch ganz froh darum? Sie hatte eigentlich auch gar keine Lust eines Tages eine gute und brave Ehefrau zu sein. Natürlich war Caerellia weitab von dem Gedanken der Emanzipation - diesen gab es quasi nicht. Aber als Vestalin war sie doch etwas freier in der Hinsicht ihrer Gedanken und ihrer Meinung. Zwar musste sie viele Pflichten erfüllen und noch viel mehr lernen - und doch war sie irgendwie frei. Dass dies absolut nicht den Tatsachen entsprach, war der Tiberia zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs bewusst. Sie lebte erst einen Tag im Atrium Vestae und sie musste ihre vollen Fertigkeiten im Kulleraugenmachen ausschöpfen, um herkommen zu dürfen. Aber schließlich durfte sie.
So war sie von einem Liktor begleitet in der prachtvollen Villa angekommen, in der Onkel Manius heiraten würde. Möglichst wenig reden, würdevoll auftreten. Immerhin war sie nun kein einfaches Mädchen mehr. Sie trug komplett dunkelblaue Kleidung die lediglich mit einem weißen Gürtel abgegrenzt wurde. Und so schritt die kleine, schüchterne Tiberia durch die Menge...
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