Seiana hatte sich kurz mit dem Aurelier unterhalten und der Gruppe, zu der sie getreten war, aber obwohl sie gelernt hatte, derartige Unterhaltungen zu führen, lag es ihr nicht besonders. Sie freute sich auf den späteren Abend, wenn hoffentlich die ersten höflichen Plänkeleien anderen Themen Platz gemacht haben würden, wenn man den ein oder anderen besser kennen gelernt hatte. Ihr Problem war, dass sie einfach noch niemanden hier kannte. In Tarraco wäre dies anders gewesen, aber dorthin zurück wollte sie ohnehin nicht – nein, sie war fest entschlossen, das Beste aus dem zu machen, was sie hier hatte. Sie musste nur ein paar Leute kennen lernen.
Als sie sich ins Triclinium zum Essen begaben, verteilten sich die Gäste auf die Liegen, die für sie bereit standen. Der Maiordomus hatte dafür gesorgt, dass die Frauen beieinander saßen, vermutlich im Hinblick darauf, dass sie im Anschluss an das Essen ohnehin erst mal alleine sein würden, während die Herren sich zurückziehen würden. Gleichzeitig waren sie nahe genug bei Meridius und einigen anderen, um sich an deren Gesprächen ebenfalls beteiligen zu können. Seiana ließ sich auf ihrer Kline nieder und erwiderte das Lächeln ihres Onkels, als dieser kurz zu ihnen sah, und hörte interessiert, was er dem Aurelier zu sagen hatte. Dann wandte sie sich an die beiden Aurelierinnen. „Ich freue mich, euch beide kennen lernen zu können – ich bin erst seit kurzem in Rom und kenne noch recht wenige hier. Gibt es interessante Ecken, die ihr mir empfehlen könnt?“