• Als Seiana das Triclinium betrat, stellte sie erleichtert fest, dass das Essen noch nicht serviert worden war, sondern die Anwesenden noch bei den Getränken waren. „Salvete“, grüßte sie lächelnd in die Runde, ungeachtet der Tatsache, dass ihr vier der fünf Gesichter unbekannt waren. Allerdings war es nicht sonderlich schwer, die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Schön, dich zu sehen.“ Der Kommentar war an Faustus gerichtet, bevor sie sich an die Fremde wandte, die ihre Tunika trug, und reichte ihr die Hand reichte. „Du musst Valeria sein.“ Sklaven waren im Lauf des Tages bei ihr gewesen und hatten sie im Auftrag ihres Onkels darum gebeten, einige Kleidungsstücke bereit zu legen für eine Verwandte, Valeria. Der Name sagte ihr irgendetwas, und das nicht aus dem Familienstammbaum – sie meinte, ihn irgendwo so schon einmal gehört zu haben, aber sie kam nicht darauf wo, und diese Überlegungen wurden auch beiseite gewischt von dem, was die Sklaven noch über Valeria sagten: dass sie alle verschollen geglaubt hatten. Obwohl allein schon diese Beschreibung Rückschluss geben mochte darauf, dass sie keine leichten Zeiten hinter sich hatte, war Seiana doch ein wenig bestürzt zu sehen, wie dünn, fast schon dürr, ihre Verwandte war. Die Größe an sich stimmte tatsächlich einigermaßen, allerdings saß die Tunika doch eher locker an ihrem Körper. Seiana verbarg allerdings ihre Bestürzung hinter einem Lächeln und grüßte auch die andere Frau, die – der Ähnlichkeit nach zu schließen – die Mutter der beiden Kinder war, die ebenfalls im Raum waren. „Duccia Venusia, richtig?“ Auch ihr reichte sie die Hand, bevor sie sich an beide gewandt vorstellte: „Ich bin Seiana – Faustus’ Schwester.“ Mit einer Kopfbewegung deutete sie zu ihrem Bruder, neben dem sie sich auch niederließ, nachdem sie sich – da Galas gerade nicht in Sicht schien – einen Becher stark verdünnten Wein geholt hatte.

  • Kurz vor seiner Prätur? Valeria staunte erneut. Es gab da so einige, von dem sie nichts wusste, stellte sie zum x-ten Mal an diesem Tag fest. "Herzlichen Glückwunsch", sagte sie einen Moment nach ihrer Befangenheit später und schaffte sogar ein Lächeln. Im Grunde ging es sie ja gar nichts an. Was da vor sehr langer Zeit einmal zwischen Livianus und ihr gewesen war, würde in der Vergangenheit bleiben. Es gab keine Zukunft und auch keinen Grund, alte Suppe wieder neu aufzuwärmen.


    Als Serapio den Sklaven hinaus schickte und der auch gleich Folge leistete, lächelte Valeria ihn dankbar an. Sie freute sich darauf, Mattiacus wiederzusehen. Auf Meridius hatte sie sich eigentlich auch gefreut. Ehe die Gedanken zu Maximian schweifen konnten, machte ihr neuer Großcousin ihr ein Kompliment. Valeria sah an sich und der Tunika hinunter, als müsse sich sich erst davon überzeugen, dass er sie nicht aufzog. Sie hob einen Mundwinkel. Er hatte ja die Tunika gemeint, nicht das, was darin steckte. "Ja, das ist... Also, ich finde sie auch sehr schön. Sie gehört aber nicht mir, sondern ist eine Leihgabe. Von...ähm, Serrana war ihr Name, glaube ich", erklärte sie ihm.


    Das Eintreffen einer weiteren ihr unbekannten Person schob die Frage nach ihrem Verbleib - glücklicherweise! - vorerst auf. Valeria betrachtete die junge Frau. Sie war sehr hübsch und besaß die gleiche Hauttönung wie alle Decimer, die aus Spanien stammten. "Ja, die bin ich", erwiderte Valeria höflich und nickte. Dann, als sich die Fremde vorstellte, machte sie große Augen und sah von Seiana zu Serapio und wieder zurück. "Oh", machte sie und kicherte leise. "Tja dann...danke für die schöne Tunika, die deinem Bruder so gut gefällt."

  • So langsam füllte sich das Triclinum und die Familie traf mehr und mehr ein. Venusia hatte so die Möglichkeit auch einmal die ganze Familie hier in Roma kennen zu lernen. Kurz konnte sie valeria bestätigen bei der Adoption dabeigewesen zu sein als auch schon eine andere Frau aus der Familie eintrat. Das war also ihre Nichte. Schön diese auch einmal kennen zu lernen. So bestätigte sie also dieser richtig erkannt worden zu sein. Es war wohl wirklich nicht so schwer. Schließlich schlawinerten die beiden Kinder im Raum umher und verieten sie so. Natürlich war es nicht schlimm. Gespannt würde Venusia abwarten ob sich noch mehr Decimer einfinden würden oder das eine Runde mit Damen in der Überzahl bleiben würde.
    "Seiana. Ich freue mich dich kennen zu lernen. Ich habe bisher nur von dir gehört."
    Wie es ihre Art war, lächelte sie freundlich. Venusia hatte sich einen Saft genommen. Noch immer konnte sie dem Wein nichts abgewinnen und verdünnte lieber Saft als Wein.

  • Mattiacus hatte wohl geschlafen und ganz die Zeit für das Abendessen verpasst. Ein Sklave hatte ihm Bescheid gesagt, dass Valeria wieder da war. Schnell eine Tunika und Toga übergeworfen und schon stand er im Triclinum.


    Es hatten sich schon viele Familienmitglieder eingefunden. Nach und nach begrüßte er alle. Bei Valeria blieb er länger.


    "Salve Valeria, wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen." sagte er mit sichtlicher Freude.

  • Ehe Seiana noch etwas erwidern konnte, kam ein weiterer Decimus in den Raum. Valeria erkannte ihn gleich und sprang sofort auf. "Mattiacus!" rief sie, und kurz darauf hatte sie ihn fest umarmt und ließ ihn erst eine Weile später wieder los. "Es tut gut, dich zu sehen! Wie geht es dir?" fragte sie ihn, ungeachtet der Tatsachen, dass sie selbst nicht sonderlich fit aussah. Eigentlich hatte Livianus ihr Mattiacus schicken wollen, aber entweder hatte einer von beiden den Besuch vergessen oder keine Zeit gehabt. Sie selbst fand das nicht weiter schlimm. Eben setzte sie sich wieder.

  • Zitat

    Original von Decima Valeria
    "Es tut gut, dich zu sehen! Wie geht es ihr?"



    "Gut, gut, danke der Nachfrage. Du kennst mich doch, ich bin unverwüstlich. doch wie gehts meiner werten Kollegin?" fragte er mit einem ironischen Unterton und einem schelmischen Grinsen.

  • "Ganz gut, danke der Nachfrage", gab Valeria entspannt zurück und griff wieder nach ihrem Wein. Sie strahlte förmlich. Mattiacus war einer der bisher eher wenigen Verwandten, die Valeria sehr, sehr mochte, auch wenn er oft kurz angebunden war und man ihm ein paar Dinge aus der Nase ziehen musste. ;)

  • Mattiacus schnappte sich ebenfalls einen Wein. Nach ein paar Schlucken musste man ihm in der Regel nichts mehr aus der Nase ziehen.;)
    Ausserdem hatte er nach seinem Nickerchen schon ein wenig Durst.


    Er nahm erstmal einen tiefen Schluck. Ersteinmal ungemischt, damit der bittere Geschmack sein Werk tun konnte. Etwas verzog Mattiacus dabei das Gesicht, sah aber danach wieder ganz munter aus. "Entschuldige, ich bin wohl über den Büchern eingedöst und deshalb nicht pünktlich. Deswegen muss ich mir auch erstmal einen Schluck Wein genehimgen, um überhaupt wach zu werden. Aber den nächsten trinke ich mit dir." sagte er und erhob seinen Becher, damit ein Diener ihn mit Wasser mischen konnte.


    "Auf dich, liebe Valeria!" sagt er in fast feierlichem Ton.

  • Jetzt waren wir beinahe komplett. Ich begrüßte meine Schwester mit einem breiten Lächeln, erwiderte fröhlich "Dich auch, Schwesterherz!", und genoss es einfach, hier mit der Familie so entspannt zusammenzusitzen. Aber mein Kommentar zur Tunika, der eigentlich nett gemeint gewesen war, traf nicht so wirklich ins Schwarze. "Ach so." Hoffentlich hatte ich Valeria damit jetzt nicht in Verlegenheit gebracht, aber nein, sie kicherte, und ich grinste mit. Meine neugierige Frage war wohl ein bisschen untergegangen, aber ich dachte mir, dass sie es wahrscheinlich nicht jedem einzeln erzählen wollte.
    Auch Onkel Mattiacus erschien, und es war schön zu sehen, wie freudig er und Valeria sich begrüßten. Natürlich hob auch ich meinen Becher, als Mattiacus den Trinkspruch ausbrachte, prostete der verlorenen Cousine zu, und stimmte eifrig mit ein.
    "Auf Valeria!"
    Die Sklaven nahmen unser Zutrinken zum Anlass, jetzt die Vorspeisen zu servieren - die garnierten Eier mit den Kräutern und den bunten Saucen, kleine Spieße mit Muscheln und Garnelen, und dazu frischgebackenes, noch warmes Brot mit Olivenöl beträufelt.

  • Es war Valeria doch etwas unangenehm, dass sie plötzlich wieder in den Mittelpunkt gerückt war. Sie hob verhalten lächelnd ihren Becher und deutete ein Prosten an, dann trank sie einen Schluck und beobachtete Seiana, die bisher sonst nichts weiter gesagt hatte.


    Als die Speisen serviert wurden, beäugte Valeria sie zunächst ohne großen Appetit. Sie ließ sich einen Spieß, etwas Soße und ein Stück Brot auftun und knabberte dann lustlos daran herum. Um von sich abzulenken, warf sie nun Fragen in den Raum. "Was machst du denn beruflich, Serapio? Mir kommt es ein wenig so vor, als würde ich kaum einen aus meiner Verwandtschaft mehr kennen. Kommt ihr aus Tarraco?"

  • Mattiacus nahm noch einen Schluck Wein. Dann kam aber ein Diener auf ihn zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr.


    "Mhm, gut, ich komme gleich." sagte er dann.


    "Ihr müsst mich entschuldigen. Liebe Valeria, es tut mir leid, aber ich muss nocheinmal in den Palast. Es hat mich aber sehr gefreut, dich wiederzusehen, ach komm her..." sagte er und drückte sie ganz fest und freundschaftlich. "Ich hoffe du bleibst jetzt länger in Rom."


    Sim-Off:

    Sorry, muss leider abbrechen und mich ganz schnell wegen des Tribunats nach Germanien ;)

  • Ich hatte richtig Hunger, und belud mir ein Brot mit Eischnitzen, vielen Muscheln, und kleckste reichlich Garum darüber. Darum musste ich erst mal aufkauen, und winkte Matticus nur mit der Hand, als er schon wieder aufbrach, winkte entschuldigend zu meinem Mund hin, als Valeria mir eine Frage stellte.
    "Ich bin Centurio bei den Stadtkohorten", verkündete ich dann, als es mir wieder möglich war. "Zuerst war ich bei der Legio Prima, aber nach dem Krieg wurde ich dann hierher versetzt." Und ich gab auch gleich noch ein bisschen mit meiner Schwester an. "Seiana schreibt für die Acta, und ist eine angehende Gelehrte. Sie war sogar schon am Museion in Alexandria." Ich grinste meiner Schwester zu, die jetzt bestimmt gleich behaupten würde, ich würde übertreiben.
    "Ja, wir kommen aus Tarraco, sind dort aufgewachsen. Woher stammst du denn? Und habt ihr das eigentlich ernst gemeint, mit der Kollegin, eben?" Dann müsste Valeria ja eine Advocatin sein, oder eine Medica. Nicht schlecht.

  • Valeria sah zu Mattiacus, der schwer beschäftigt war. Sie wollte gerade winken und eine Bemerkung machen, als er sie plötzlich drückte und sie ein erstauntes "Huch!" nicht mehr unterdrücken konnte. Kurz darauf war er bereits getürmt und Valeria nahm sich ihren Teller wieder. Im Krieg und jetzt bei den Stadtkohorten also. Valeria seufzte tief und sagte dann: "Warum habe ich überhaupt gefragt? Ich glaube, ich kann mich an keinen Decimus erinnern, der nicht irgendwann mal Soldat gewesen wäre - bis auf Mattiacus." Sie schmunzelte und biss von ihrem Brot ab. Dabei ging ihr Blick hin zu Seiana, für die ihr Bruder gerade sprach. "Oh, tatsächlich? Ich war auch mal am Museion", erwiderte sie. "Ich komme ursprünglich aus Rom, habe aber auch eine Weile in Tarraco gelebt. Und es war tatsächlich ernst gemeint, ja. Sogar in mehrfacher Hinsicht" Valeria lächelte Serapio fröhlich an. "Ich habe, als ich an der Schola Hispania tätig war, eine Ausbildung zum Iatros gemacht." Und Mattiacus hatte ihr vor etlichen Jahren die Prüfung zum Advocatus abgenommen, aber das sagte sie nicht. Sie wollte hier nicht mit Diplomen und Fähigkeiten um sich werfen, denn das hielt sie für unangebracht. "Aber sag, bist du denn auf eigenen Wunsch hierher versetzt worden?" knüpfte sie an. Wenn dem so war, dann hatte er nämlich vielleicht genug von Krieg und Tod im großen Stil, so dass er sich lieber mit Kleindelikten abgab. Und das durfte seine Schwester freuen. Und seine...Frau oder Verlobte?

  • "Ja, da kommt man einfach nicht drumrum." scherzte ich unbeschwert über unsere soldatische Familientradition – auch wenn ich früher damit ein gewaltiges Problem gehabt hatte, aber mittlerweile hatte ich mich ja eines viel besseren besonnen. Inzwischen konnte ich, bei oberflächlicher Betrachtung jedenfalls, einen richtigen Vorzeige-Decimer mimen.
    Dass Valeria auch am Museion gewesen war, und eine richtige Medica, das beindruckte mich schwer. Es war nicht zu fassen, wie klug die Frauen meiner Familie waren – alle, sogar die angeheirateten.
    "Nicht direkt. Mein damaliger Centurio, der hat sich hierher versetzen lassen, und konnte einfach nicht auf seinen Optio, also mich, verzichten." Ich erzählte das schief grinsend, sollte ja nicht zu angeberisch klingen. "Aber ich war ganz froh darüber. Zwar war's schade, die Prima zu verlassen – sie ist nun mal die absolut beste Legion des Imperiums – aber Mantua ist leider ein Kuhkaff. Öder geht's nicht. Das einzig interessante dort ist das Grab von Vergil, und eben das Legionskastell."
    Unwillkürlich irrte mein Blick zu Tante Venusia – denn ihre Pläne bezüglich meiner Zukunft liessen mir das ruhige Kastell im Grünen (Eintritt für Frauen verboten) seit neuestem wieder unheimlich verlockend erscheinen.
    "Da bist du echt viel rumgekommen", meinte ich noch zu Valerias Erzählung, etwas schwärmerisch, denn ich hätte ja so gerne auch mehr von der Welt gesehen, "Was sagt denn dein Mann dazu? Und wirst du jetzt hierbleiben? Ich meine nur, diese Stadt lässt einen doch nie so richtig los, selbst uns zugereiste Provinzler nicht, als gebürtiger Stadtrömer ist das, dieser... Sog, doch bestimmt noch viel heftiger."

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  • „Ich freue mich auch, dich kennen zu lernen“, antwortete Seiana Venusia. Dann lächelte sie Valeria zu und wollte gerade erwidern, dass sie ihr gerne die Sachen auslieh, als Mattiacus den Raum betrat und ihre Verwandte begrüßte. Die zwei schienen sich offenbar schon länger zu kennen, und so wartete Seiana ab, während sie sich kurz unterhalten. Bei dem anschließenden Trinkspruch hob auch sie ihren Becher und nickte Valeria kurz zu, bevor sie sich den Vorspeisen widmete, die die Sklaven währenddessen servierten. Mattiacus verabschiedete sich gleich darauf schon wieder, und nun fand auch Seiana die Gelegenheit, erneut ins Gespräch einzusteigen. Sie lächelte etwas verlegen, als Faustus vom Museion sprach. „Na ja, es war eher ein erster Gehversuch. Ich hatte nicht die Gelegenheit, dort dann wirklich anzufangen, obwohl ich es gerne getan hätte. Meine Rückreise nach Rom kam dann dazwischen – allerdings war es für mich schon ein Erfolg, überhaupt die Möglichkeit bekommen zu haben, dass ich dort hätte lehren und lernen können. Was hast du denn am Museion gelehrt?“ Während Faustus und Valeria sich dann weiter unterhielten, lächelte Seiana Venusia zu. „Du wohnst doch in Misenum, nicht wahr? Weißt du schon, wie lange du noch in Rom bleiben wirst?“

  • "Mantua..." wiederholte Valeria und schüttelte dann den Kopf. "Ich glaube, da war ich noch nicht." Zumindest konnte sie sich nicht erinnern. Aber das war ja nichts neues. Über die beste Legion ließ sich streiten. Valeria teilte nicht Axillas Meinung, dass es umso besser war, je mehr Soldaten das Reich vorzuweisen hatte. Insofern war für sie die beste Legion keine Legion. Aber das sagte sie nicht laut, weil sie Serapio nicht vor den Kopf stoßen wollte. Und außerdem war er ja bei den Stadtkohorten, und die rückten im Kriegsfall sowieso nicht mit aus. "Mein Mann?" wiederholte Valeria dann und sah aus, als hätte sie die Frage vollkommen unvorbereitet getroffen. "Ähm." Sie musste schmunzeln und war kurz Venusia einen Blick zu, die sie am nächsten Tag genau deswegen besuchen wollte. "Ich bin nicht verheiratet. Da erübrigt sich die Frage nach der Erlaubnis. Ich habe vor, erstmal hierzubleiben, ja. Aber wie steht es denn mit dir? Du darfst als Centurio doch eine Frau haben, oder?" konterte sie gleich und lächelte zuckersüß hintendrein.


    Sie wandte sich wieder Seiana zu, die eben von ihren Erfahrungen am Museion berichtete. "Ich habe im Iatreion Medizin gelehrt. Zumindest, bis ich das Reisen begonnen habe", erklärte sie ihr. "Was machst du denn jetzt, wo du wieder in Rom bist?" Von ihren eigenen Absichten sagte sie erstmal nichts.

  • Die Anzahl der zum Essen gekommenen Familienangehörigen veränderte sich stetig. Es war nicht immer ein Zuwachs zu verzeichnen, aber im Endeffekt wurden es doch mehr. Das Gespräch mit Seiana konnte sie recht bald fortführen, was sie auch gern tat.
    "Magnus wurde zur Classis nach Misneum versetzt und nun leben wir dort. Allerdings sind unsere Wohnräume nicht zufriedenstellend eingerichtet und ich möchte noch einige Dinge einkaufen. Wie sich herausgestellt hat, werden mich noch einige andere Aufträge etwas länger hier festhalten. Einige Tage werde ich euch noch erhalten bleiben."
    Sie ging davon aus, dass Seiana ihren Beusch nicht als Belastung empfand und sie sich ohne Hintergedanken nach der Dauer ihres Aufenthaltes enkundigte.


    Was sie allerdings von Valeria zu hören bekam, ließ sie doch erstaunt aufschauen und ihren Neffen ganz genau mustern. Vor wenigen Tagen erst hatte er ihr doch auf dem Caelimontium erzählt, dass er nicht heiraten darf und nun meinte Valeria, dass er doch könne. Ganz genau, hatte er seinen Wortlaut noch im Ohr.


    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio auf dem Caelimontium
    "Ach, liebe Tante..." stammelte ich dann mit aufgerauhter Stimme, "... darüber mache ich mir noch gar nicht so viele Gedanken... weißt du, ich fühle mich noch viiiel zu jung, um Vater zu werden... und ausserdem, als Soldat, da darf ich doch gar nicht heiraten! Hat ja auch seinen Grund, schließlich ist unsere Arbeit nicht ungefährlich."
    Ja, das Ehe-Verbot, eines der Dinge die ich am Soldat-sein am höchsten schätzte. Freude Ich machte Hundeaugen, zuckte die Schultern, wie jemand, der sich mit etwas unausweichlichem abgefunden hat, und stellte fest:
    "Tja, so sind nun mal die Gesetze. Da hat man ab-so-lut keine Chance."


    Es war natürlich nun klar, dass Venusia überaus gespannt auf die Antwort wartete.

  • "Da hast du absolut nichts verpasst." bekräftigte ich noch, zum Thema Mantua. "Ähm, hab ich gerade Grab gesagt, ich meinte natürlich das Geburtshaus." Dass ich mich da versprochen hatte, das lag sicher an der Grabesruhe, die in Mantua herrschte.
    Oh, Valeria war gar nicht verheiratet. Wie ungewöhnlich! Ich sah sie verblüfft an, und wunderte mich wirklich, denn sie wirkte doch sehr nett, patent und gar nicht zänkisch. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen wie es kam, dass so eine Frau keinen Mann gefunden hatte!
    Aber ich nickte nur, und zügelte meine Zunge, um nicht zu fragen "Wieso?"
    "Das freut mich", meinte ich ehrlich, als sie erklärte, erst mal bleiben zu wollen, und dachte so bei mir, wie schön es doch war, wenn die Familie beisammen war.


    Aber dieser trauliche Gedanke verblasste sogleich wieder, angesichts von Valerias aalglatter Gegenfrage. Wieder konnte ich nicht umhin, betreten zu Venusia hin zu sehen. Warum nur sah sie nicht ein, dass ich ein ganz schlechter Kandidat zum Ehestiften war? Und warum hatte sich wohl Mattiacus so fix wieder aus dem Staub gemacht? Bestimmt hatte er die Gefahr gewittert. Und warum sah Tante Venusia eigentlich so streng zu mir hin?! Ob sie sauer war, dass ich ihr meine imaginäre Freundin noch nicht vorgestellt hatte? So schnell konnte sich die gemütliche Familienrunde in ein Tribunal verwandeln.
    "Nein, als Centurio fällt man auch noch unter das Ehe-Verbot." erklärte ich Valeria, gewillt diese Frage ganz auf der theoretischen Ebene zu behandeln. "Ich denke, das kommt daher, dass man, obwohl man Offizier ist, aus der Mannschaftslaufbahn stammt. Und es ist ja auch sinnvoll, schließlich trägt man genausoviel Risiko wie, nein sogar eher mehr Risiko, als ein Miles gregarius. Ausnahmen werden nur äußerst selten gemacht. Erst ab dem Rang eines Praefectus Castrorum darf man dann heiraten."
    Und damit widmete ich mich lieber wieder eifrig dem Essen, und hoffte, dass das leidige Thema in dem Austausch zwischen den gelehrten Damen einfach untergehen würde.

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  • Serapio schien sich plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu befinden. Zumindest sahen ihn Venusia und Valeria interessiert an, und zumindest Valeria machte ein bedauerndes Gesicht. "Da entgeht der Damenwelt ja noch eine Weile was, vermute ich. Aber ich bin zuversichtlich, dass du irgendwann befördert wirst. Wie lange warst du nun schon Centurio, sagtest du?" erkundigte sie sich ganz arglos, da sie lieber über ihn als über sich selbst sprach und schließlich nicht wusste, dass er das Thema am liebsten sofort in der Versenkung verschwinden lassen wollte. Sie biss ein Stückchen von ihrem warmen Brot ab und betrachtete ihn dann wieder aufmerksam. "Als nächstes würdest du doch Praefectus Castrorum werden, oder?" Vielleicht konnte man da ein wenig nachhelfen, wenn der arme Kerl doch so gerne heiraten wollte. Valeria hatte da vollstes Verständnis für. "Wer ist denn eigentlich die Glückliche?"
    Dass Serapio doch etwas überrascht war, dass sie selbst nicht verheiratet war, bemerkte sie natürlich. Aber sie machte es wie er und sagte dazu nichts.

  • „Medizin am Iatreion?“ Seianas Augenbrauen rutschten ganz leicht nach oben, teils ein wenig überrascht, teils anerkennend. „Ich habe erst vor kurzem eine Taberna Medica übernommen. Wenn du Zeit hast, kannst du gerne einmal vorbei sehen und meine Angestellten unter die Lupe nehmen“, lachte sie leise. Dann verklang das sachte Geräusch, als Valeria nach dem fragte, was sie hier tat. „Nun, ich… kümmere mich augenblicklich in erster Linie um meine Geschäfte. Wie gesagt, die Taberna Medica ist noch neu, für mich zumindest, da gibt es einiges in das ich mich einarbeiten muss. Und dann wären da noch zwei andere, die derzeit zwei andere, deren Hauptgeschäfte in Alexandria laufen, die ich nach Rom verlagern möchte – einen davon hatte ich dort gegründet, da muss ich hier erst mal geeignete Räumlichkeiten finden…“ Und dann musste sie überlegen, ob sie die Filialen in Alexandria überhaupt behalten wollte, aber das hatte noch Zeit. „Das lastet mich momentan ziemlich aus. Ich hatte überlegt, an der Schola tätig zu werden – ich habe aushilfsweise bereits für sie gearbeitet. Aber im Augenblick sehe ich nicht, wie ich die Zeit dafür aufbringen soll.“ Und sie wusste auch nicht, wie es in Zukunft werden würde. Immerhin hatte sie vor zu heiraten, und wer wusste schon, was danach alles auf sie zukommen würde. Und wenn es nur das war, dass sie tatsächlich so bald schwanger wurde, wie Caius es wohl gerne hätte… Nein, es war besser, sich nicht zu viel aufzuhalsen, wenn sie sich nicht sicher war, dass sie es schaffen konnte. Dann lächelte sie Venusia zu, als diese auf ihre Frage antwortete. „Ich kann nicht beurteilen, wie die Einkaufsmöglichkeiten in Misenum sind – aber ich kann mir gut vorstellen, dass es in Rom weit besser aussieht.“ Auch wenn sie persönlich eher der Auffassung war, dass weniger Auswahl letztlich mehr war. Es war nicht unbedingt so, dass sie Einkaufen hasste. Nicht, wenn es zielgerichtet, effizient und in kurzer Zeit erledigt war. „Schön, dass du noch ein wenig bleibst. Vielleicht ergibt sich dann noch die ein oder andere Gelegenheit, dass wir uns näher kennen lernen.“


    Bei dem folgenden Thema warf Seiana dann Faustus einen kurzen Seitenblick zu, bevor sie eine der Muscheln aß. Die Erinnerung an ihr Gespräch im Stall hätte es nicht gebraucht, um ihr klar zu machen, dass Faustus das Thema nicht unbedingt angenehm war – sie kannten sich einfach zu gut, und ganz davon abgesehen war dieses Thema wohl kaum einem Mann angenehm, der keine Freundin vorzuweisen hatte, wenn ihn seine Familie danach fragte. Wie sie jetzt allerdings reagieren sollte, um ihn aus der Schusslinie zu bringen, war Seiana völlig unklar. Sie könnte versuchen, das Thema auf sich und ihre Hochzeit zu lenken, aber das… passte einfach nicht. Ihr fiel nichts ein, wie sie das so hinbekommen könnte, dass es elegant wirkte und nicht plump – oder gar aufmerksamkeitsheischend. Und davon mal ganz davon abgesehen war Faustus nach wie vor nicht gut auf dieses Thema zu sprechen. Und dann sprach Valeria eine Frage aus, die Seiana tatsächlich überraschte. „Die Glückliche?“ wiederholte sie in fragendem Tonfall. So wie die andere Decima ihre Frage formuliert hatte, klang es nach einer Tatsache, dass Faustus eine Freundin hatte – oder vermutete sie das einfach nur? Ohne in diesem Augenblick daran zu denken, dass bereits Valeria und Venusia zu Faustus sahen, warf sie ihm nun auch einen fragenden Blick zu.

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