• Der Besucher wartete nicht lange, denn kaum hatte man dem Senator mitgeteilt, dass ein Annaeus Florus eingetroffen war, machte sich Meridius umgehend auf den Weg. Es traf sich gut, wollte er doch soeben ein Antwortschreiben an Florus aufsetzen und diesem auch bezüglich seines Verwandten Decimus Verus ein paar Worte senden. Dies alles war so jedoch nicht mehr nötig.


    "Salve, Lucius!"


    sprach er, als er das Atrium betrat und auf den Annaeus zuging.


    "Ich bin überrascht Dich hier zu sehen, erhielt ich doch erst gestern einen Brief von Dir. Doch was führt Dich zu mir?"


    schickte er gleich hinterher.


    "Geht es in der Familie allen gut?"


  • Salve Senator, Patronus! Ich bin erfreut, dass du die Zeit gefunden hast, mich zu empfangen. Meiner Familie geht es gut, soweit ich dies im Moment noch beurteilen kann. Ich hoffe, der Deinen auch?


    Wie ich deinen Worten entnehmen kann, ist das Schreiben also angekommen. Genau deswegen bin ich hier.


    Ich empfand es als äusserst unpassend, nur im Abendgrauen einen Breif zu schicken und wollte daher selbst als Bittsteller bei dir vorsprechen.


    Du kennst den Wahlkampf hier in Roma sicherlich bestens und weisst, dass dieser meist die grauen Seiten eines Menschen zu schwarzen Seiten macht und am Ende nichts mehr weiss ist, selbst wenn es so sein sollte. Schlamm wird nach allen Seiten geworfen und da mir sehr viel daran liegt, dass mein Verwandter nicht in Parthien bei den Legionen endet, möchte ich meine Freunde und meine Patron hier gerne auch um Hilfe bitten.

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  • Er hatte also Recht behalten. Es ging um das Schreiben und Florus kam, um über eben dieses zu sprechen.


    "Ich kenne Rom zu genüge und werde sehen was sich machen lässt."


    Er lächelte und fuhr dann fort.

    "Was für ein Mensch ist Modestus?"


    Er hatte den Annaeus noch nie gesehen, zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Den einzigen aus der Familie, welchen er kannte, war Florus.

  • Dafür danke ich dir aus tiefstem Herzen.


    Kaeso Annaeus Modestus ist ein ehrenhafter Mann, der die Interessen einer Gemeinschaft bisher immer über seine eigenen Interessen gestellt hat. Er hat bisher seine Verpflichtungen sowohl als Familienmitglied, als auch als Klient mir gegenüber stets eingehalten. Er hat um die Erlaubnis angefragt, für den Cursus Honorum kandidieren zu dürfen und er hat sie erhalten. Er hat mich gebeten, für ihn ein gutes Wort einzulegen, damit er in den nötigen Ordo Senatorius erhoben wird, und das habe ich damals gerne getan.


    Modestus hat die Geschicke seiner Heimatstadt Mantua geleitet, öffentliche Gebäude errichten lassen, Feiern ausgerichtet und alles über den Cultus Deorum mit dem Segen der Götter gefestigt. Einige Senatoren waren zum Beispiel auch für die Eröffnung des neuen Amphitheaters in Mantua anwesend.


    Ich denke daher, dass er ein sehr guter Kandidat ist.

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  • Die Worte, welche Florus für Modestus fand, waren durchweg positiv. Seinen Ausführungen zu folge, musste es sich bei diesem wirklich um einen geeigneten Mann handeln. Für Meridius also durchaus Veranlassung genug, sich für den Mann im Senat einzusetzen.


    "Das klingt vielversprechend. Ich werde mich im Senat für ihn verwenden."


    Wieder lächelte er.


    "Wie geht es Dir? Das Kommando in Misenum immer noch im Griff?"


    Er wollte nicht sofort mit seinem Anliegen kommen, welches sich erst gestern ergeben hatte. Ein Sklave trat hinzu und Meridius gab ihm zu verstehen, dass er etwas zu Trinken herbeibringen solle.


    "Auch etwas Wein?"

  • Da sage ich nicht Nein, gerne. beantwortete ich erst einmal die letzte Frage.


    Nun, bis jetzt ist alles noch in Ordnung in der Flotte. Ich bin der Meinung, dass sich meine Arbeit nun endlich in die Richtung bewegt, welche sie nehmen sollte. Ich bin ja nicht der operative Anführer der Flotte, sondern eigentlich nur die Kontaktperson nach Rom zum Kaiser. Ich halte meinen Kopf hin für das, was die andern falsch machen :D


    Ich wusste nicht, ob Meridius dies verstehen würde, doch nahm ich es an, denn die Arbeit eines Legatus Augusti Pro Praetore in Germania war zumindest in dieser Hinsicht durchaus mit meiner Aufgabe zu vergleichen.

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  • Der Sklave verschwand um wenig später mit Wein zurück zu kehren. Es war der iberischen Tropfen des Senators aus dem eigenen Anbau vor Tarraco.


    "Nun ich denke, Du hast genug Weisungsbefugnis um die Dinge so zu regeln, wie Du sie für richtig erachtest. Und solange der Kaiser zufrieden ist und die Flotte ihren Auftrag ausführt, dürfte nichts zu befürchten sein."


    Er griff einen Becher und reichte ihn Florus, nahm dann anschließend selbst einen.


    "Wo wir gerade bei der Classis sind. Ich habe einen Verwandten, welcher gerade erst gestern an mich herantrat mit der Absicht eben dieser beizutreten. Er diente vorher in verschiedenen Verwaltungsämtern, dürfte verwaltungstechnisch gut beschlagen sein. Er war aquarius von Rom und magister scrinorium. Decimus Verus ist sein Name. Er dürfte Dir sicher schon einmal begegnet sein."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Könntest Du noch einen fähigen Verwaltungsmann in Deinem Offiziersstab gebrauchen?"

  • Decimus Verus ... Decimus Verus, irgendwo war da etwas, doch konnte ich beim besten Willen nicht mehr sagen was genau.


    Ja, ich glaube, ich bin ihm schon einmal begegnet.


    Welchem Ordo gehört er denn an? Hat er überhaupt die gesetzliche Chance, gleich in den höheren Rängen einzusteigen, oder stammt er aus einem anderen Zweig deiner grossen Familie?


    Diese Informationen waren absolut notwendig. Wenn ich einen Senatorensohn oder so in die Probatio stecken würde, wäre das genauso schlimm, wie wenn ich einen Plebejer gleich ins Tribunat erheben würde.

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  • "Er gehört zur weiteren Familie."


    antwortete Meridius und nahm einen Schluck.


    "Plebejer. Jedoch, wie ich schon sagte, war er bereits in hohen Ämtern tätig. In den meisten Provinzen des Imperiums gehörte er sicher zu den Honoratoren."


    Er wartete einen Moment und sah dann zu Florus.


    "Ich überlasse es Dir, wie Du es handhaben möchtest. Ich denke jedoch, dass man ihn durchaus schon in einen niederen Offiziersgrad einsteigen lassen könnte. Von einem Tribunat war nie die Rede. Setz ihn irgendwo in eines Deiner Büros und wenn er die fehlende Grundausbildung nachgeholt hast, kannst Du ihn ja auf die anderen Soldaten loslassen."

  • Ich denke, eine Lösung in dieser Art sollte möglich sein, Senator.


    Wird er denn bei mir in Misenum vorsprechen oder sich noch hier in Roma mit mir in Verbindung setzen?


    Der Vorschlag meines Patronus war nicht ohne Möglichkeiten. Immerhin würde der Mann seine Probatio nachholen und nebenbei in einfach in einer höheren Lohnklasse einen Bürojob machen. Das war doch sicherlich möglich.

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  • Auf eine positive Antwort hatte er gehofft. Florus hatte ihn nicht enttäuscht. ;)


    "Ich danke Dir, Florus. Er befindet sich noch hier in Rom und müsste sogar in der Casa anwesend sein. Wenn Du es wünschst, kann ich ihn gleich herholen lassen, oder aber er sucht Dich heute in Deinem Quartier auf."


    Er dachte nach. Hatte Florus noch eine Casa in Rom? Soweit er wusste schon. Sicher war er sich jedoch nicht.


    "Bleibst Du längere Zeit in Rom?
    Falls nicht, kann er auch erst in Misenum dazustossen."

  • Meridius nickte. Er würde also Verus anraten, den Praefecten persönlich in seiner Villa aufzusuchen. Dort würden die beiden dann alles weitere zu ihrer beiden Zufriedenheit regeln.


    "Gut, ich werde ihm ausrichten, wo er Dich finden kann."


    Wieder nahm Meridius einen Schluck.


    "Falls Du es einrichten kannst, bist Du aber auch gerne zur cena eingeladen. Es gibt noch massenhaft Reste von der Hochzeit meiner Schwester. Die Sklaven von Germanicus Avarus konnten noch nicht alles wegschleppen, zumal dies dann doch sehr raffgierig aussehen würde. Ich habe zwar keine Ahnung, wer ansonsten noch im Hause ist, aber egal."


    Er lachte.


    "Was macht Die Frau Gemahlin?"

  • Auch ich nahm jetzt einen Schluck.


    Danke für die Einladung. Ich komme ihr gerne nach, zumal ich bis jetzt noch nicht wirklich viele solche Einladungen erhalten habe seit ich in Rom bin.


    Meiner Frau geht es gut, danke der Nachfrage. Ich weiss ja nicht, ob du sie auf der Feier der Aurelier gesehen hast, aber sie war auch dort. In der Zwischenzeit ist sie jedoch wieder nach Mantua zurückgekehrt.

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  • Die Gemahlin des Annaeus hatte er nicht gesehen. Er musste passen. Doch waren auf der Feier der Aurelier auch eine Legion an Gästen geladen gewesen. Der halbe Senat mit Anhang schwirrte dort herum. Es war also durchaus möglich, dass er sie schlichtweg nicht registriert hatte.


    "Nun, Du kannst ihr ja dann sicher Grüße ausrichten, wenn Du wieder heimkehrst."


    Meridius reichte seinen Becher dem Sklaven, winkte aber ab, als jener nachschenken wollte. Fürs erste hatte er genug und der Tag war auch noch lang.


    "Wie fandest Du die Feier der Aurelier? Man hätte meinen können, sie streben das Amt des Consuls an. Für meinen Geschmack schon fast etwas übertrieben. Aber das müssen sie ja selber wissen. Hatte nicht schon Crassus den Hang zum Großen? Ich bin mir nicht mehr sicher..."


    Aurelius Crassus. Es war nicht mehr sicher, ob Florus ihn kannte.


    "Aurelius Crassus. Ein verstorbener Senator.
    Er war quasi enger Mitarbeiter in der factio aurata..."


    fügte er hinzu.

  • Du wirst mir hoffentlich verzeihen, Senator, wenn ich dir antworten muss, dass mir der Name im Moment keine Erinnerung hervorruft. Ich war aber auch nie so nahe am Senat wie im Moment, ausser in meiner Amtszeit als Volkstribun, und mit der Factio Aurata hatte ich noch weniger zu tun.


    Ein weiterer Schluck brachte meinen Becher schon in den Bereich, der generell als halbleer bezeichnet wurde.


    Die Grüsse an meine Gattin werde ich gerne ausrichten.


    Die Feier war für meinen Geschmack einiges zu gross. Das Schauspiel war nicht ganz das, was ich von einer traditionellen Gens gewohnt bin, und irgendwie hat die Durchmischung der Gäste nicht so recht funktioniert. Doch das Essen war aussergewöhnlich gut, das muss ich zugestehen.

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  • Das Essen war in der Tat nicht schlecht gewesen. Das Schauspiel indess hatte er verpasst, mit Absicht, stand er doch lieber etwas abseits und beobachtete das Geschehen drum herum.


    "Von dem Schauspiel bekam ich wenig mit. Um was ging es überhaupt?"


    Er sah Florus fragend an. Theater... Wann hatte er sein letztes besucht. Er wusste es nicht mehr. Seitdem Iulia schwanger geworden war, hatten sie immer weniger gemeinsame Auftritte in der Öffentlichkeit. Und zumindest ins Theater ging er ungern ohne Iulia. Er liebte es ihre Reaktionen auf das Schauspiel zu beobachten. Mehr noch als das Theaterstück selbst. Bei Wagenrennen indess war es genau umgekehrt. Dort brauchte er seine volle Konzentration. :D

  • Nun ja, ich weiss nicht, ob du das als Verlust empfinden musst. Im Wesentlichen wurde die ganze Familie der Aurelier auf die Schippe genommen plus noch einige Senatoren sonst.


    Es soll ein modernes, ganz neu geschriebenes Stück gewesen sein. Aufgeführt wurde es von den Sklaven der Aurelier und dies wirkte sich offensichtlich auch auf die Qualität aus.


    Es war eher derb als lustig, Andreia empfand es gar als geschmacklos, da sie aus der griechischen Kultur kommt, in welcher man nicht über seine eigene Familie lacht.


    Doch auch für mich war es jenseits der üblichen Grenze. Auf diese Art würde ich mich niemals in einem Theaterstück wiedererkennen wollen.

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  • Meridius hatte also nichts verpasst. Er war zwar der Kunst generell aufgeschlossen, doch wenn sich modernes Theater über die Aurelier lusitg machte, war das ihre Sache, nicht die seine. Zumal die Pointen vermutlich nur von den Aureliern und ihren Klienten zu verstehen waren. Aussenstehende hatten - so wie Florus - dabei wenig zu lachen.


    "Nunja, jedem das seine und den Aureliern das ihrige."


    Meridius schmunzelte.


    "Hat sich eigentlich etwas aus dem Gespräch über die Academie ergeben? Ich sagte das nicht nur aus einer Laune heraus. Ich persönlich denke, dass Du der geeignete Mann bist, um Macer zur Hand zu gehen. Zudem täte es der Academie gut, oben einen drin zu haben, der nicht immer nur alles aus dem Blickwinkel der Legion betrachtet."


    Als ehemaliger Statthalter von Germanien, wusste Meridius, wie wichtig Auxilia und Classis sein konnte. Der Limes und der Rhenus ließen sich nur mit ihrer Hilfe verteidigen. Die Legionen schlugen zwar die Schlachten auf dem Feld, doch die kleinere Drecksarbeit wer machte diese? Die Auxilia.

  • Ja, ich denke schon, dass man das so bezeichnen könnte. Auf jeden Fall habe ich ein Angebot, eine Vorlesung zum Examen Secundum zu leiten, nach den Wahlen, versteht sich.


    Ich denke als, dass Senator Macer durchaus auch von meinen Fähigkeiten weiss.

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