ZitatAlles anzeigenOriginal von Faustus Decimus Serapio
“Es tut mir leid, aber...“ betreten sah ich zu Boden. Dass ich meine Schwester da enttäuschen mußte, tat mir in der Seele weh. Es war vielleicht nur ein kleiner Wunsch... aber dass die Hochzeit für Seiana eine bedrohliche Sache war, das hatte ich nicht übersehen können, und sie da irgendwie, und wenn es nur mit einer Speerspitze war, unterstützen zu können, hätte mir viel bedeutet. Und auch das archaische daran hätte mir gefallen. Aber nein. Da war ich in zwei Feldzügen gewesen und konnte ihr das nicht bieten.
“Wir hatten gar keine Hastae in Parthien, nur Pilae. Also, wir Legionäre nicht, bei den Hilfstruppen schon. - Ich glaube, der Brauch kommt aus der Zeit vor Marius.“
Aus der Zeit, als die Hasta noch zur normalen Legionärsbewaffnung gehört hatte, bevor sie vom moderneren Pilum verdrängt worden war.
“Mein Pilum habe ich noch. Aber da kann ich auch nicht beschwören, dass ich jemanden damit getötet habe. Man wirft die Dinger als Salve wie... ein großer Schwarm, da kann man nicht so genau sehen welches wo runterkommt, und wenn der Feind Schilde hat, landen sie eher dort, ist ja auch so gedacht... und die Parther hatten meistens welche, bis auf die ganz lumpigen Truppen. Hm...“
Ich grübelte angestrengt, an den Türrahmen gelehnt. Hatte ich jemals wen mit dem Pilum direkt getötet? Parthien war seltsam in meiner Erinnerung, manches überklar, anderes völlig nebulös. Meine Gedanken waren träge, aber dann kam mir doch eine Eingebung, ich blickte auf und schlug Seiana vor:
“Ich könnte mein Gladius zur Hasta umschmieden lassen!“
Keine Hastae in Parthien. Seiana nickte nur leicht auf diese Information hin, hatte sie doch im Grunde nichts anderes erwartet nach der ersten ablehnenden Antwort – Spontaneität war wirklich nichts, was sie weiter ausbauen sollte. Sie hörte ihrem Bruder zu, als dieser laut überlegte, und bemühte sich, ihr Lächeln beizubehalten. Es half ja nichts, wenn er keine gehabt hatte. Eine geeignete Hasta würde sich schon finden lassen, um sie zu frisieren, es musste nicht eine sein, die ihr Bruder geführt hatte. Mit der ihr Bruder getötet hatte.
Sie nippte an ihrem Weinbecher und wartete im Grunde nur darauf, dass Faustus sich endgültig zurückzog, als er doch noch etwas sagte. Seiana sah auf, und in ihren Augen glomm ein leiser Hoffnungsschimmer auf. Es sollte eine Hasta sein, und mit ihr sollten Feinde getroffen worden sein. Keiner sagte etwas davon, wann das Ding genau zur Hasta wurde, oder was es vorher gewesen war. Und selbst wenn: das ging ja niemanden etwas an. Auch wenn sie sich da die Dinge ein wenig… nun ja, zurechtbogen – den Traditionen wurde mit so einer Lösung sicher ausreichend Genüge getan, fand sie. „Das… würdest du das tun? Ich meine, brauchst du dein Gladius nicht noch? Oder willst es aufheben?“